Drachenfrau von Georg B. Mrozek 

Am Morgen hört' ich, wie jäh Stimmen brachen.
Um Mittag dann gingst du von hier.
Am Abend sah ich einen Himmelsdrachen.
Und in der Nacht kam er zu mir. 
Er flüsterte ein Lied in fremden Sprachen:
"Ich nehm' dich mit weit fort von hier
zu einem Ort in mir, an dem wir Sachen machen,
die tief verborgen ruhn in dir." 
Ich durfte im dunkeln Feuer entfachen,
durfte spielend in Spiegel sehn,
sah darin Liebe, sah beide uns lachen,
konnte endlich Freiheit verstehn. 
Und ewige Treue wir uns versprachen,
tanzten befreit durch helle Nacht,
mit Messern in unsere Herzen stachen,
bis neues Leben war erwacht. 
Am Morgen stieg ich aus rauchendem Rachen.
Um Mittag dann kamst du hierher.
Am Abend sah ich nicht den Himmelsdrachen,
doch seinen Kuss, den gabst DU mir.


© Georg B. Mrozek
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