"Bringt sie in eins der Gastgemächer, ein Heiler soll sich
um sie kümmern und der Drache soll auch sofort versorgt werden."
Kajlo war besorgt, die beiden sahen ziemlich mitgenommen aus. Unschlüssig
hielt er das Buch in der Hand. Mit einem kurzen Blick nach oben, verließ
er den Übungsplatz und machte sich auf in seine Räumlichkeiten.
Yaa folgte dem Heiler ins Gastgemach und begutachtete die Fremde
neugierig. Er hatte sie noch nie gesehen und das bedeutete, dass sie von
weit her kommen musste, denn Yaa kannte eigentlich alle Drachenreiter aus
dieser Region, schließlich wurden die meisten hier ausgebildet. Das
machte ihm jetzt schon etwas Sorgen, ein Drachenreiter aus einer anderen
Region, der bis hierhin kommt? Er musste unbedingt mit Kajlo darüber
reden.
Mein Freund, anscheinend scheint dich dieses Buch doch irgendwie
erreicht zu haben. Gut. Ich habe schreckliche Nachrichten. Die Dunklen
sind gesichtet worden, sie werden wohl in zwei Tagen hier sein.
Es ist soweit, wir können es mit bloßen Augen sehen,
wie sich am Tage der Horizont verdunkelt und eine Kampfplattform wie ich
sie noch nie gesehen habe, es macht mir Angst.
Da du dieses Buch jetzt liest werden wir wohl verloren haben,
es tut mir leid. Bereite dich gut vor, schone die Kampfdrachen und die
Reiter. Wir waren schwach, doch ich glaube, ihr könntet sie aufhalten.
Pass gut auf Jim auf und gib ihm endlich das Amulett des Schicksals, die
Zeit ist reif, dass er mit uns in den Kampf zieht, um uns zu rett...
So schnell er konnte, rannte Kajlo aus seinem Gemach, rannte Yaa
über den Haufen, der gerade zu ihm wollte und blieb erst wieder vor
Feriandor stehen.
Beende den Kampf der Drachen. Sofort. Es gibt Probleme.
Nach dem Kampf:
Kajlo läutete die Glocke, ein Zeichen, dass sich alle versammeln
sollten. Die Drachen, die gerade noch gekämpft hatten, landeten sanft
auf dem Platz und machten es sich einigermaßen gemütlich. Aus
allen Ecken des Horsts kamen die Leute herbei, es war eine ziemlich energiegeladene
Spannung und alle unterhielten sich gedämpft. Warum war der Kampf
abgebrochen worden?
"Ruhe!"
Kajlos Stimme bebte.
Mit einem Male war nichts mehr zu hören, man hätte fast
meinen können, dass die Leute aufgehört hätten zu atmen.
"Ich habe gerade die Nachricht erhalten, dass unser Grenzposten
von den Dunklen geschlagen worden ist und dass sie hierher unterwegs sind."
Die Versammelten rumorten.
"Ruhe!!"
Nur langsam kehrte wieder Stillte ein.
"Wir müssen jetzt einen ruhigen Kopf bewahren. Ich weiß
leider nicht, wie viel Zeit uns noch bleibt, deshalb schlage ich vor, unsere
Kampfplattform umgehend in die Luft zu erheben. Yaa wird sich darum kümmern.
Die anderen bitte ich auf Alarmbereitschaft zu gehen, das heisst: Jeder
wird ab jetzt seine Waffen immer bei sich tragen, ihr werdet euch nie zu
weit von euren Drachen entfernen und schont eure Kräfte. An die
Drachen: Regeneriert euch solange ihr noch die Möglichkeit habt. Draew,
du machst den Kundschafter, sobald du irgendwas verdächtiges siehst,
kehre sofort zurück!
So, und nun macht euch bereit, es geht aufwärts."
Die Gruppe löste sich auf, jeder machte sich nun auf seine
Art und Weise bereit.
Yaa hatte verstanden. Schnell wie der Wind lief er zur einzigen
Tür des Horstes, die verschlossen war. Er nahm den Schlüssel,
den er als Anhänger umhatte, und öffnete das ganz spezielle Schloss,
geschmiedet aus Zwergenstahl. Yaa zog die Tür auf, dahinter befand
sich nur Schwärze.
"Fumare!"
Auf einmal wich die Dunkelheit und ein sanftes Licht, das von Yaa
ausging, erhellte die Umgebung, eine Wendeltreppe fing direkt vor seinen
Füßen an mörderisch steil hinab zu gehen, doch das schien
Yaa nicht zu stören. So schnell er konnte, ohne sich den Hals zu brechen,
sprang er die Treppe regelrecht hinab. Kurze Zeit später war er unten
angelangt und stand vor einer massiven Eisentür ohne Schloss und ohne
Klinke.
Halluzination, war eine tolle Idee von Treverios; nur wer wusste,
dass dort keine Tür war, konnte durch, und so schritt Yaa einfach
in den nächsten Raum, mitten durch die Tür. Er passierte noch
ein par Gänge, dann war er am Ziel. Er war in einem Raum voller Knöpfe
und Hebel angelangt, außerdem war ein Panoramafenster zu sehen, doch
dahinter war Erde.
Yaa zog an zwei Hebeln und drückte den größten Knopf
von allen.
Unter Jims Füßen begann die Erde zu beben. Erschrocken
machte er einen Ausfallschritt, um nicht zu stürzen. Was geht denn
jetzt ab? Er war eigentlich immer noch viel zu fertig vom Test, um einen
klaren Gedanken zu fassen, trotzdem schaute er einmal in die Runde, um
zu sehen, ob die anderen das Beben auch gespürt hatten, doch die anderen
machten nicht gerade einen erschrockenen Eindruck. Aber komischerweise
hielt sich jeder irgendwo fest. Aus reiner Vorsicht suchte sich auch Jim
etwas stabiles an dem er sich festhielt.
Keine Sekunde zu früh.
Die Erde bebte wieder, doch dieses Mal bebte sie nicht nur stärker,
sondern sie bewegte sich auch!
Was Jim nicht sah war, dass rund um den Horst und seinen Vorplätzen
und Übungsplätzen die Erde riss und tiefe Spalten entstanden.
Der ganze Horst erhob sich in die Luft.
"Was ist denn jetzt los??"
Jim schrie, denn auf einmal war neben dem Beben auch ein solcher
Lärm, dass er sich fast selbst nicht verstand.
Unsere Kampfplattform wird vorbereitet, deshalb ist es auch gerade
so laut, wir heben ab.
Irgendein Drache hatte telepathisch Kontakt zu Jim aufgenommen.
Der sah nun entsetzt, dass es stimmte:
Der ganze Horst war auf einer Kampfplattform!
Nachdem sich die Plattform komplett von der Erde gelöst hatte,
hörte es schlagartig auf zu beben und die Geräuschkulisse nahm
deutlich ab. Alle Personen in Jims Blickfeld ließen ihre Haltegelegenheit
los und gingen ihrer Wege.
Jim stand auf einmal alleine auf dem riesigen Übungsplatz.
In der Ferne sah er wie sich einer der Drachen wieder erhob und
der Sonne entgegen flog.
Anfangs-Story und 11. Kapitel: © Florian
Großmann
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