Durch das geöffnete Fenster drang fröhliches Vogelgezwitscher
und die ersten Strahlen der Frühsommersonne liebkosten Thrinidates
Gesicht. Doch wurde diese friedliche Morgenidylle durch ein lautes Rauschen
empfindlich gestört.
Thrinidates war sofort hellwach und übellaunig sprang er aus
dem Bett. Er erkannte dieses Geräusch und schon stieg ihm auch der
charakteristische, schwere Geruch eines Drachens in die Nüstern.
Doch als er an das Fenster trat, sah er nur noch die gewaltige Drachensilhouette
am Horizont verschwinden.
Zornig stapfte Thrinidates auf und streckte seine Hände aus,
von denen blaue Lichtbögen und kleine Feuerbälle sprangen.
"Du elender Dieb! Lass Dich bloß nicht noch einmal erwischen!
Das sind meine Erdbeeren! Hast Du verstanden, Du missratene Kreatur? Meine
Erdbeeren!"
Kopfschüttelnd wandte sich Thrinidates ab und trat an den großen
Spiegel, während er überlegte, in welche Robe er für diesen
Tag schlüpfen wollte.
Wie alle Geschöpfe des Pferdegeschlechts war auch Thrinidates
ziemlich eitel, zumal es sich bei ihm nicht um ein schlichtes Einhorn,
sondern um einen anthropomorphen, gehörnten Pegasus, im Volksmund
auch Alicorn genannt, handelte.
Thrinidates war eine beeindruckende Erscheinung: Sein Fell war von
kräftiger brauner Färbung, seine seidige Mähne und auch
seine Fesselbehaarung jedoch waren hellbraun wie Milchkaffee. Von gleicher
Färbung war auch der Stirnstern aus dessen Mitte das einzelne, zur
Spirale gewundene Elfenbeinhorn steil herausragte. Seine grünen Augen
waren trotz fortgeschrittenen Alters immer noch tief und klar und die einzelnen
Federn seiner prächtigen Schwingen, die von der Färbung und Musterung
an Bussardschwingen erinnerten, saßen immer noch fest und in perfekter
Ordnung.
Thrinidates war Meistermagier und gehörte nach wie vor dem
Magischen Zirkel an, doch hatte er schon seit einigen Jahren die praktische
Magie aufgegeben, um sich ausschließlich seinem Hobby, der Gärtnerei,
zu widmen.
Der prachtvolle Garten rund um sein Anwesen war sein ganzer Stolz
und vor allem das große Erdbeerfeld, auf dem er nur die edelsten
und kostbarsten Erdbeersorten anbaute, deren Wohlgeschmack landauf, landab
legendär war, war sein Heiligtum.
Natürlich konnte Thrinidates niemals so viele Früchte
selbst verzehren, wie hier wuchsen und daher machte es ihm auch nicht das
Geringste aus, wenn sich Kinder oder vereinzelte Wanderer, die es durch
Zufall auf sein Grundstück verschlagen hatte, an den Erdbeeren und
auch an dem anderen Obst, das er in seinem Garten anbaute, labten.
Doch im Falle des Drachens verhielt es sich anders. Während
jeder bei der Erdbeerernte äußerst behutsam mit den Pflanzen
umging, zumal jeder um deren enormen Wert wusste, richtete der Drache mit
seinen gierig rupfenden Pranken und seinem vor Freude schlagenden Schweif
einen großen Schaden auf dem Erdbeerfeld an.
Auch heute bot sich dem Alicorn erneut ein Bild der Verwüstung,
als er in den Garten getreten war, um den vom Drachen angerichteten Schaden
zu begutachten und - soweit möglich - mit einem kleinen Zauberspruch
zu beheben.
Frustriert und wütend schnaubte Thrinidates auf. Diese Arbeit
würde ihn mindestens den ganzen Vormittag kosten und zum wiederholten
Male fragte er sich, weshalb dieser Drache so versessen auf Erdbeeren war.
Ausgerechnet Erdbeeren. Drachen sollten sich an Kühen gütlich
tun oder an Pferden. Oder an Rittern und Jungfrauen! Aber doch nicht an
Erdbeeren.
"So kann das nicht weitergehen", knurrte Thrinidates und machte
sich eine geistige Notiz, nach getaner Gartenarbeit in seiner umfangreichen
Bibliothek nach einer Schutzmöglichkeit für seine Erdbeeren zu
suchen. Vielleicht würde er einen geeigneten Drachenabwehrzauber finden,
denn selbstverständlich wollte er, dass für andere möglichen
Gäste weiterhin ein freier Zugang zu seinen Erdbeeren gewährleistet
war.
***
Die Thermiken waren äußerst günstig und dem Drachen
genügten nur wenige, kraftvolle Flügelschläge, um geschwind
wie ein Pfeil hoch in der Luft voranzukommen. Petrion war mit sich zufrieden,
auch wenn es diesmal etwas knapper gewesen war als sonst. Diesmal hatte
ihn offensichtlich der Zauberer, dem das herrliche Erdbeerfeld gehörte,
gesehen und auch wenn der Drache nicht verstanden hatte, was genau ihm
das Alicorn da nachgerufen hatte, die blauen Blitze, die nach seinem Drachenschweif
gegriffen hatten, waren deutlich genug gewesen.
Ach, der alte Klepper soll sich nicht so anstellen, dachte
sich Petrion und leckte sich die Lippen, immer noch den wunderbaren Geschmack
von Erdbeeren in seinem Maul. Übermütig flog er ein großes
Looping. Erdbeeren! Was gab es auf dieser Welt besseres als Erdbeeren -
sah man einmal von seiner wunderbaren Gefährtin Orolyth ab.
Er liebte sie von ganzem Herzen und teilte mit der prachtvollen
Erddrachin seine versteckte Höhle im Hochgebirge.
Das einzige Problem war, sie billigte seine Schwäche für
Erdbeeren in keinster Weise. Ein ordentlicher Drache hatte dafür zu
sorgen, dass sich in seiner Höhle Gold und wertvolles Geschmeide befand,
nicht aber seine Kräfte für die Suche nach Erdbeeren zu verschwenden.
Daher behielt er seine regelmäßigen Ausflüge zu
dem Erdbeerfeld für sich. Für Orolyth handelte es sich um tägliche
Kontrollflüge, die ihr Gefährte unternahm, um das riesige Revier
auf eventuelle Gefahren abzusuchen, denn in ihrem Leib trug sie die gemeinsame
Frucht ihrer Liebe zueinander.
Um zumindest so zu tun, als ob er auf einem solchen Rundflug wäre,
überflog Petrion einen kleinen Weiler und den dahinter anschließenden
Wald, doch es gab keinerlei Anzeichen einer drohenden Gefahr. Kein Ritter
oder Drachentöter war seiner Gefährtin oder ihm auf der Spur
und die Menschen in diesem Weiler hatten sich mehr oder weniger an die
Gegenwart der Drachen gewöhnt.
Instinktiv achteten Petrion und Orolyth stets darauf, jede Konfrontation
mit den Menschen zu vermeiden und in der Regel hielten sie sich von ihnen
und ihren Behausungen fern.
Doch nun drangen der Klang einer Laute und fröhliches Gekicher
an sein empfindliches Drachengehör.
***
"... und mit viel Getöse fuhr der Huf in sein Gekröse.
Somit die Moral von der Geschicht’: Wilde Hengste zähmt man
nicht."
"Der arme Ritter", kicherte die junge Frau und lehnte ihren Kopf
an die Schulter des fahrenden Sängers, der sorgfältig sein Instrument
beiseite legte.
"Mir hat aber die andere Geschichte von seinem Kampf mit dem furchtbaren
Drachen besser gefallen", stellte die andere Frau fest und kuschelte sich
ebenfalls an den fahrenden Künstler.
Zufrieden lächelnd lehnte er sich zurück und zog die beiden
Mädchen mit sich.
Es war für ihn ein überaus erfolgreicher Tag gewesen.
In dem Weiler hatte er als Entgelt für seine Darbietungen, einige
Lieder, Balladen und Tratsch und Klatsch aus fernen Städten, seine
Vorräte auffüllen können und zog nun weiter auf seiner Wanderschaft.
Die beiden Schwestern waren ihm nachgelaufen und wollten bei einem vertraulichen
Picknick noch eine kleine Zugabe haben.
"Nun", lächelte er und strich der einen Frau eine blonde Haarsträhne
aus ihrem Gesicht, "das waren zwei Episoden aus dem viel besungenen Leben
dieses edlen Recken. Natürlich werden nur die Heldentaten des Ritters
Georg besungen, vor allem sein Sieg über den gewaltigen Lindwurm.
Aber wie Ihr jetzt wisst, hatte er auch einige Fehlschläge einzustecken.
Oder sollte ich sagen Tiefschläge?"
"Solange nicht Dein kleiner Ritter von einem Pferdehuf getroffen
wurde", kicherte die erste Maid und beugte sich nach vorne. Die Nachmittagssonne
beschien ihren üppigen Busen.
Anzüglich lächelnd strich sie mit zarter Hand über
sein Beinkleid aus dünnem Stoff, während das andere Mädchen
kichernd die verspannten Muskeln des Barden massierte.
Auch sie hatte einiges zu bieten und ihre prallen Brüste sprengten
beinahe das schon ein wenig abgetragene Mieder.
"Als ich das letzte Mal nachgeschaut habe, war noch alles in bester
Ordnung", grinste der Sänger und überließ sich nun ganz
den geschickten Händen seiner Bewunderinnen. Schon bald bedeckte nur
noch ein dünnes Hemd seine Männlichkeit, die deutlich sichtbar
nach einer bestimmten Form der Zuwendung verlangte.
Das war das Schöne am Leben eines fahrenden Sängers. Zwar
war er die meiste Zeit auf staubigen Straßen unterwegs und musste
oft mit leerem Magen sein müdes Haupt zur Ruhe betten, aber dafür
ergab es sich immer wieder, dass man von verbotenen Früchten naschen
konnte.
Es dauerte nicht lange und gedämpfte Geräusche von Lust
und Leidenschaft vermischten sich mit dem Surren von Insektenflügeln
und dem allgegenwärtigen Vogelgezwitscher.
Niemand achtete auf den Punkt hoch oben im wolkenfreien Himmel,
der ein großer Vogel hätte sein können, der seine Kreise
zog, und weder Barde noch Mädchen kamen auf die Idee, dass ihre Unterhaltung
belauscht und ihr Treiben beobachtet worden waren.
"Gekröse? Was mag das sein? Gekröse - dieses Menschenwort
habe ich noch nie gehört?"
Das prachtvolle Geschöpf, das am Himmel seine Kreise zog, verlagerte
sein Gewicht nach vorne und suchte den Platz unter sich nach einer für
die Landung geeigneten Stelle ab.
"Es ist sicherlich das Beste, wenn ich diesen Mann direkt befrage.
Mit Sicherheit wird er mir Auskunft darüber geben. Oh, was machen
die denn da?"
Die angsterfüllten Schreie der fliehenden Mädchen wurden
durch das donnernde Rauschen schlagender Schwingen verschluckt.
"So wartet doch, ich tu Euch hübschen Maiden nichts, ich will
diesem Mann doch nur eine Frage stellen", rief das gewaltige Geschöpf,
das gerade vor den Augen der entsetzten Menschen gelandet war.
Doch die beiden Mädchen waren, nackt wie sie gerade waren,
bereits im Wald verschwunden.
"Was... wer... Hilfe!"
Der ebenfalls unbekleidete Barde war aufgesprungen und schlug mit
zitternden Armen ein Kreuz. Im Gegensatz zu den beiden Mädchen hatte
er die drohende Gefahr jedoch viel zu spät bemerkt.
"Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich will Dir kein Leid
zufügen. Ich wollte Dir nur eine einfache Frage stellen. Wenn ich
Dich eben bei einer bestimmten Tätigkeit gestört haben sollte,
bitte ich Dich um Verzeihung."
Dem Drachen war selbstverständlich bereits der Geruch der Liebessäfte
in seine empfindlichen Nüstern gestiegen und er tat sein Bestes, einen
möglichst unschuldigen Gesichtsausdruck zur Schau zu stellen.
Der Barde errötete vor Scham und wagte es nicht, sich zu bewegen.
Obwohl er nun völlig unbekleidet da stand, zitterte er mit Sicherheit
nicht vor Kälte.
Vor ihm stand das prächtigste und wohl auch tödlichste
Geschöpf, das man sich vorstellen konnte. Natürlich waren die
Lieder und Geschichten, die er zum Besten gab, voll von Drachen und Drachentötern,
doch hatte er nie zuvor ein solches Wesen gesehen.
"Ich... ich...", mehr brachte er immer noch nicht hervor und der
Drache blickte mitleidig auf ihn herab.
Sein gewaltiger Leib war von silbernen Schuppen ummantelt, seine
Brust und sein Bauch wurden durch hellere, sich überlappende Hornplatten
bedeckt, die härter waren als Titan und sich doch geschmeidig weich
anfühlten.
"Oh, Du zitterst. Aber ich sehe schon, Dir ist kalt - hier!"
Mit einer spielerischen Bewegung seines Schweifes schob der Drache
das Gewand, das achtlos zur Seite geworfen war im Rausch der Leidenschaft,
dem Barden vor die Füße.
Den Drachen nicht aus den Augen lassend und weiterhin mit hochrotem
Kopf, bückte sich der Sänger und schlüpfte eilig in die
Hosen.
"Verzeih bitte, ich war unhöflich und habe mich noch nicht
vorgestellt. Du kannst mich Petrion nennen", fuhr der Drache mit der recht
einseitigen Konversation fort. "Und ich habe die Ehre mit...?"
"A... Angelo Anselmo von der Fuchsheide", brachte der Barde mit
Mühe hervor.
"Ich werde Dich einfach Angelo nennen, wenn es Dir recht
ist", erwiderte der Drache freundlich und setzte sich vor dem Menschen
auf die kräftigen Hinterbeine. Seinen geschuppten Schweif schlang
er sorgfältig um sie herum und brachte seine große Schnauze
auf Augenhöhe mit dem Menschen.
"Wie gesagt, ich bitte Dich um Verzeihung, wenn ich Dich gestört
haben sollte. Ich wollte Deine Paarung mit diesen hübschen Maiden
nicht vorzeitig beenden."
Das Gesicht des Sängers war nun dunkelrot vor Scham geworden.
"Das braucht Dir nicht peinlich sein. Wenngleich ich sagen muss,
dass die Vereinigung von Euch Menschen, zumindest soweit ich das nun beobachten
konnte, lange nicht so anmutig ist wie die von uns Drachen und die Größe
Deiner Männlichkeit nicht einmal an die von Hengsten, von denen Du
zuvor so schön gesungen hast, heranreicht. Könnt Ihr Menschen
Euch wirklich vermehren auf diese Art und Weise? Aber egal, ich schweife
ab. Ich wollte nur eines von Dir wissen: Was ist das Gekröse, von
dem Du eben gesungen hast?"
"Wie bitte?"
Der Barde konnte es nicht glauben. Vor ihm saß ein leibhaftiger
Drache, der ihn mit einem einzigen Schlag seiner Pranke zerquetschen mochte
wie eine Laus und eine ganze Stadt mit dem legendären Feueratem dem
Erdboden gleichmachen konnte, und dieser Drache fragte ihn, Angelo, den
fahrenden Sänger, was das Wort Gekröse bedeutete.
Trotz seiner Angst konnte sich der Barde ein Lächeln nicht
verkneifen: "Das ist nicht Euer Ernst, oder?"
"Wieso nicht?" fragte Petrion ein wenig verletzt. Er hasste nichts
mehr, als sich in irgendeiner Form zu blamieren und offensichtlich hatte
er eine nach Menschenmaßstäben dumme Frage gestellt.
"Ich habe noch nie zuvor dieses Wort vernommen. Ist das eine Schande?"
"Nein! Nein, bitte macht Euch da keine Sorgen."
Allmählich hatte Angelo seine Fassung wieder gewonnen. Sein
Beruf als fahrender Sänger erforderte des Öfteren diplomatisches
Geschick, da es immer wieder zu brenzligen Situationen kam. Eifersüchtige
Ehemänner oder besorgte Väter, zum Beispiel. Oder Drachen, die
nach Gekröse fragten.
"Es ist nur eine sehr ungewöhnliche Frage, aber ich kann Euch
das gerne erläutern. Habt Ihr mein Lied über den Ritter Georg
gehört?"
"Genau aus diesem Grund frage ich ja", entgegnete der Drache und
schnaubte seinen warmen Atem in das Gesicht des Sängers. "Wobei ich
festhalten möchte, dass das Erschlagen von Drachen keine Heldentat
ist, die es zu besingen gilt."
"Nun ja, das ist aber das, was mein Publikum hören möchte",
rechtfertigte sich Angelo. "Die Menschen lieben Geschichten über wilde
Kämpfe zwischen blutrünstigen Drachen und wackeren Rittern. Aber
nun lasst mich erklären, was mit dem Begriff Gekr... - was schnüffelt
Ihr, mit Verlaub, so ungebührlich an meiner Tasche herum?"
"Oh? Ungebührlich?"
Nun stand dem Drachen die Verlegenheit deutlich ins Gesicht geschrieben.
"Mir stieg nur dieser herrliche, verführerische Duft in die
Nüstern und ich fragte mich, von woher..."
"Welcher Duft? Ich bin ein fahrender Sänger und führe
nichts von materiellem Wert bei mir. Zumindest kein Gold oder Geschmeide,
also nichts, was für einen Drachen von Interesse sein könnte."
"Was hast Du denn in Deinem Beutel?"
Petrion kümmerte sich im Augenblick nicht darum, dass seine
Frage eben ausgesprochen unhöflich war.
"In meinem Beutel? Darin befindet sich nichts weiter als von mir
gesammelte Walderdbeeren, die..."
"Erdbeeren!" rief Petrion erfreut aus und trommelte mit seiner Schweifspitze
auf den Boden.
"Meinst Du, Du könntest mich noch einmal... nur einmal daran
schnuppern und vielleicht..."
Die Gier stand dem Drachen deutlich ins Gesicht geschrieben und
der Barde fügte sich seinem Schicksal. Solange dieses Wesen nur seine
Erdbeeren verspeisen wollte...
"Bedient Euch bitte, Herr Drache", lud Angelo den Drachen ein.
"Ich danke Dir von Herzen. Und nun erkläre mir, was das Gekröse
sein soll."
***
Kleine Staubwölkchen wirbelten unter seinen Schritten auf, als
er die gewundene Steintreppe in das Kellergewölbe hinab stieg.
Ich muss mir wirklich einmal die Zeit nehmen, hier gründlich
sauberzumachen, dachte sich Thrinidates, als er zum wiederholten Male
niesen musste, weil ihm der Staub in die Nüstern gestiegen war.
Die Suche in seiner Bibliothek war erfolglos gewesen, aber ihm war
eingefallen, dass er irgendwo in seinem Keller noch einige alte Folianten
aufbewahrte. Er war überzeugt davon, dass er dort fündig werden
würde.
Etliche Stufen und Niesanfälle später stand er fluchend
vor einem Berg an Gerümpel und irgendwelchem Tand, das er in all den
Jahren achtlos in den Keller geworfen hatte. Und irgendwo dazwischen sollte
sich eine Truhe mit den Folianten befinden.
Seufzend entzündete er mehrere Lichter, um den Raum zu erhellen,
und machte sich an die Arbeit. Wie so oft schon haderte er dabei mit seinem
Schicksal: Zwar war Thrinidates ein Meistermagier, aber es gab genau eine
Art von Zauber, die er niemals beherrscht hatte und auch niemals mehr beherrschen
würde: Ein Zauberspruch, der einem dabei half, Ordnung zu halten.
"Dieser elende Drache", schnaubte Thrinidates, "Statt dass ich in
der Sonne draußen bin bei meinen Pflanzen, muss ich mich hier im
Kellergewölbe schinden. Und warum? Nur damit ich meine Erdbeeren vor
seiner Gier schützen kann. Aber das wird er mir teuer bezahlen, das
schwöre ich, so wahr ich Thrinidates, der Meistermagier bin. Oh, was
haben wir denn da..."
Aus einem Stapel alter Zauberumhänge zog er eine hölzerne
Truhe, deren Schloss bereits durchgerostet war. Vorsichtig öffnete
er sie und holte drei in Leder gebundene Folianten heraus.
"Da sind sie ja. Die gesammelten Zaubersprüche der berüchtigten
Hexe Cruella de Firgh!"
Nur allzu gut erinnerte er sich noch an das magische Duell, das
er mit ihr vor vielen Jahren ausgetragen hatte. Sie hatte ihn damals in
eine tödliche Falle gelockt und das Duell entschied über Leben
und Tod.
Als er sie schließlich besiegt hatte, hatte er alle ihre Zauberutensilien
vernichtet, um die Welt vor ihrer bösen Magie zu schützen - nur
diese drei Folianten hatte er aufbewahrt, als Trophäe sozusagen.
Behutsam blätterte er durch die brüchigen Seiten und tatsächlich
war ihm das Glück hold. Bereits im ersten Buch in einem der ersten
Kapitel hatte er gefunden, wonach er gesucht hatte.
"So, mein geschuppter, gieriger Freund!" rief Thrinidates und stürmte
die Treppen hinauf in sein Arbeitszimmer. Vor ihm lag eine Menge Arbeit
und er musste bis zur nächsten Vollmondnacht damit fertig sein - also
in ein paar Stunden.
***
Das Gebräu blubberte graubraun vor sich hin, ab und an zerplatzte
eine entstehende Blase.
Es stank buchstäblich zum Himmel.
Thrinidates rümpfte die Nüstern und kratze nachdenklich
seinen Hornansatz.
"Irgendwas stimmt da nicht. So kann ich das nicht auf das Feld ausbringen.
Das stinkt wie Gülle und niemand würde sich den Erdbeeren auch
nur nähern. So habe ich mir deren Schutz vor dem Drachen auch nicht
vorgestellt", murmelte das Alicorn und wandte sich erneut der aufgeschlagenen
Seite mit dem Rezept zu.
Er las laut die einzelnen Zutaten vor:
"Schusternägel - sind drin. Fellhaare eines bei Vollmond mit
einer Silberkugel erlegten Werwolfs - passt. Fünf Esslöffel Olivenöl
- habe ich auch reingetan. Saft von einem Kilo katalonischer Orangen -
auch drin. Nunja, nicht aus Katalonien, diese Orangen sind mir zu teuer.
Aber die aus meinem eigenen Garten sollten es doch eigentlich auch tun...
Acht Maß Drachenbannkugeln. Habe ich auch reingetan. Oh... ich habe
die Erdbeeren vergessen. Gut, das ist schnell korrigiert."
Thrinidates nahm den Topf mit dem Trank vom Feuer und eilte hinaus
in seinen Garten. Es war bereits später Nachmittag und er würde
sich beeilen müssen: Der Trank musste ausgekühlt sein und dann
mittels einer magischen Handspritze über dem Feld im silbernen Schein
des Vollmondes ausgebracht werden. Zum Glück deutete alles auf einen
wolkenlosen Nachthimmel hin.
Schlagartig nahm der Trank eine transparente Färbung an und
auch der entsetzliche Gestank war verschwunden, als Thrinidates die Erdbeeren
in pürierter Form dem Gebräu hinzugefügt hatte.
Er wartete geduldig, bis der Trank soweit ausgekühlt war, dass
er ihn in seine Gartenspritze - er hatte diese vor einigen Jahrzehnten
von einem reisenden Magier im Morgenland für ein geringes Entgelt
erworben - füllen konnte.
Immer wieder ging er im silbernen Mondlicht die einzelnen Reihen
des Erdbeerfeldes entlang, hüllte jede einzelne Pflanze ein in dem
feinen Sprühnebel. Dabei murmelte er wiederholt in einem monotonen
Singsang die Worte Cambiate Ladronem Dragonem Fragole.
Wenn der diebische Drache sich noch einmal an seinen Erdbeeren gütlich
tun wollte, würde dieser sein spezielles blaues Wunder erleben - oder
sollte man besser sagen rotes Wunder?
Mit einem zufriedenen Grinsen brachte Thrinidates noch den letzten
Rest des Zaubertranks aus. Heute würde er endlich wieder in Ruhe schlafen
können ohne befürchten zu müssen, dass der Drache seine
Erdbeerpflanzungen noch einmal verwüsten würde. Sollte es der
Drache dennoch versuchen, nun, man würde sehen...
***
Petrion erwachte grummelnd, als der Morgennebel seine kalt-feuchten
Finger nach seinem Schuppenleib ausstreckte. Missmutig richtete er sich
auf und schüttelte sich. Wie er die Vollmondnächte hasste. Zum
einen konnte er da nie richtig schlafen und zum anderen hatte er dann -
fiel er schließlich doch noch in den Schlaf - meist ausgesprochene
Albträume.
Diese Nacht war sein Traum besonders bizarr gewesen: Lianenartige
Schlingpflanzen hatten sich um seinen Leib geschlungen und ihn bewegungsunfähig
gemacht, während eine schwarze und eine weiße Ratte, beide weitaus
größer als Ratten gemeinhin waren, abwechselnd an seiner Schweifspitze
genagt hatten.
Außerdem hatte sein Bauch die ganze Nacht über rumort
und wenn er es genau bedachte, so rebellierte es immer noch in seinem Magen.
Die Kuh, die er noch kurz vor dem Schlafengehen geschlagen und verzehrt
hatte, konnte es nicht gewesen sein. Die war, soweit er es beurteilen konnte,
jung und zart im Fleische gestanden. Es gab eine Erklärung für
sein Unbehagen, aber das wollte er sich nicht eingestehen. Und selbst wenn:
Das bisschen Magengrimmen war ein Preis, den er gerne für den
Genuss von Erdbeeren bezahlte. Abgesehen davon war es gar nicht erwiesen,
dass es da überhaupt einen Zusammenhang gab.
"Autsch!" entfuhr es ihm und er rieb sich seinen Bauch.
Sehr eilig verließ er die Höhle.
Als er endlich fertig war mit dem, was er so dringend hatte erledigen
müssen, trottete er zu dem nahe gelegenen Bach, um seinen Durst zu
stillen und sich zu erfrischen.
In großen Schlucken soff er gierig das frische Wasser und
betrachtete nicht ohne Stolz sein Spiegelbild auf der Wasseroberfläche.
Er war in der Tat ein prächtiger Drache und stand in der Blüte
seines Lebens. Sein Körper strahlte Kraft und Ausdauer aus.
Er dachte an seine Kämpfe zurück, die er vor nicht allzu
langer Zeit ausgefochten hatte mit anderen männlichen Drachen. Er
war daraus als Sieger hervorgegangen, klar und strahlend, und hatte auf
diese Weise das Herz seiner großen Liebe errungen. Kurz darauf hatten
sich die beiden zurückgezogen und in einem wilden Flug sich ihrer
Leidenschaft zueinander hingegeben. Sie würden vereint sein, für
immer mit ihren Leibern und mit ihren Herzen.
Mitten in diese süßen Gedanken platzte das erneute Grollen,
das seinem Magen entsprang.
"An Deiner Stelle würde ich das nicht tun", ließ sich
unmittelbar darauf eine vertraute Stimme vernehmen, als Petrion einen weiteren
Schluck Wasser zu sich nehmen wollte.
Der Drache hob sein stattliches Haupt und blickte geradewegs in
die funkelnden Augen seiner Liebsten.
"Orolyth", murmelte Petrion verlegen. Er hatte sich schon gefragt,
wo sie nur stecken würde - der Platz neben ihm in seiner Höhle
war heute Morgen leer gewesen.
"Nun, endlich aufgewacht, Du Faulpelz?"
Ihre Schuppen waren wie goldener Wüstensand und ihre Augen
glichen flüssigem Bernstein. Sie trat an ihren Liebsten heran, um
ihren schlanken Kopf an seiner Brust zu reiben.
"Du weißt doch, wir haben eine weite Reise vor uns. Es wird
höchste Zeit, einen geeigneten Platz für das Nest zu finden.
Ich spüre schon deutlich, dass es schon sehr bald so weit sein wird,
mein geliebter, starker Petrion. Aber so wie es aussieht, hast Du Dich
gestern wieder einmal hoffnungslos überfressen. Mit was diesmal?"
"Ich werde einen Nistplatz für uns finden und ich werde für
Dich das Nest mit den funkelnden Sternen des Himmels schmücken, meine
geliebte Orolyth", versprach der männliche Drache mit zärtlicher
Stimme und überhörte geflissentlich ihre spitze Frage. Liebevoll
leckte er die Schnauze seiner Gefährtin, doch die Drachin war viel
zu klug und zu erfahren, als dass sie sich auf diese Weise hätte ablenken
lassen.
"Du hast wieder zu viele Erdbeeren genascht, ist es nicht so? Und
nun säufst Du den Bach leer. Nicht sehr klug, weißt Du das?"
"Aber ich..."
"Ich habe Dir schon so oft gesagt, Erdbeeren sind keine geeignete
Nahrung für ein ausgewachsenes Drachenmännchen. Zumal ich nun
auf Deine Kraft und Stärke angewiesen bin. Ihr Götter! Wie kann
man nur so verantwortungslos und dumm sein?"
Sie gab ihm einen zwar immer noch spielerischen, aber doch auch
nachdrücklichen Hieb mit ihrer Tatze auf seine Schnauzenspitze.
"In diesem Zustand willst für mich die Sterne vom Himmel holen?
Deinen Bauch zerreißt es beinahe und abgesehen davon bist Du ohnehin
zu faul, Deine Schwingen zu strecken. Und da sprichst Du davon, des Nachts
zu den Sternen zu fliegen? Wo hast Du diesen Unsinn überhaupt aufgeschnappt?"
"Ich hatte vor kurzem eine sehr interessante Begegnung mit einem
fahrenden Sänger und eine sehr wohlschmeckende obendrein", erklärte
Petrion, froh darüber, dass er nun nicht weiter mit dem leidigen Thema,
dass Erdbeeren nichts für ausgewachsene Drachen seien, behelligt wurde.
"Wohlschmeckend? Du hast doch nicht etwa..."
In Orolyths Augen stand blankes Entsetzen geschrieben.
"Nein! Nein! Nicht, was Du denkst!" rief Petrion aus und versuchte
seine Gefährtin zu beschwichtigen.
"Ich schwöre Dir, ich habe ihm kein Leid angetan. Wir haben
uns nett unterhalten und er hat lediglich seine Erdbeeren mit mir geteilt."
"Schon wieder Erdbeeren! Und er hat sie mit Dir geteilt, so nennst
Du das also", grollte Orolyth und drückte eine Krallenspitze in Petrions
weiches Bauchfell.
"Ich kenne Dich doch. Genommen haben wirst Du sie diesem Menschen.
Erst stiehlst Du sie aus den Gärten dieses Erzmagiers und nun raubst
Du auch noch einen wehrlosen Sänger aus. Wahrlich, einen prächtigen
Gatten habe ich mir da in mein Nest geholt!"
"Nein, wirklich, er hat sie mir von sich aus gegeben und..."
"Ja, nachdem Du ihm wahrscheinlich keine Wahl gelassen hast, Du
alter Gierschlund."
Petrion seufzte. Weshalb glaubte ihm seine Gefährtin nicht?
Er unternahm noch einen zaghaften Versuch: "Schatz, ich habe ihn nur gefragt,
was er in seinem Beutel bei sich führte, da mir dieser herrliche Duft
in die Nüstern gestiegen ist. Und als ich ihn dann darum bat, an dem
Beutel schnuppern zu dürfen, hat er sie mit mir bereitwillig geteilt.
Er hätte es ja auch ablehnen können."
Orolyth versetzte ihrem Gefährten einen weiteren Hieb, der
nun so gar nichts Liebevolles mehr hatte.
"Und Du meinst, er hätte das wirklich getan? Ein Mensch, der
zu einem Drachen aufblicken muss, vor allem wenn es sich um ein solch stattliches
Exemplar wie Dich handelt, würde dem Drachen dann einen Wunsch abschlagen?"
Petrion ließ den Kopf hängen, als er erkannte, dass es
für ihn heute mit Sicherheit keinen gemütlichen, ruhigen Morgen
geben würde.
Orolyth war auch noch lange nicht fertig mit ihrer Standpauke.
"Du dummer, erdbeersüchtiger Gatte. Dein nahezu krankhaftes
Verlangen nach Erdbeeren wird noch einmal Dein Untergang sein und überhaupt..."
Den Rest hörte Petrion schon nicht mehr. Er hatte sich mit seinen
Hinterbeinen kraftvoll vom Boden abgestoßen und stieg mit kraftvollen
Flügelschlägen immer höher.
Weibchen! Wissen wenig, plaudern viel, dachte er sich und
war zuversichtlich, dass sich seine Gefährtin in ein paar Stunden
wieder beruhigt haben würde.
Nun war nicht nur Petrions Magen verstimmt.
"Ich und erdbeersüchtig, die hat doch einen Klopfer... Was
weiß denn schon ein Weibchen von meinen Bedürfnissen", grummelte
er vor sich hin, als er hoch am Himmel seine Bahnen zog.
Er achtete gar nicht darauf, in welche Richtung er flog, doch als
er eine prachtvolle Gartenanlage mit Gewächshäusern und zahlreichen
Feldern und Beeten unter sich auftauchen sah, blitzten seine Augen gierig
auf und seine Laune besserte sich schlagartig.
Er verlagerte sein Körpergewicht ein wenig und ging in einen
langsamen Sinkflug über.
Er erkannte sehr wohl das dazugehörige Anwesen und für
einen kurzen Augenblick dachte er an jene Lichtblitze, die nach seinem
Schweif gegriffen hatten. Doch das Verlangen nach den verbotenen Früchten
war größer als jede Vorsicht oder gar Vernunft.
Mit seinem scharfen Drachenblick konnte er genau erkennen, dass
wieder zahlreiche Erdbeeren gereift waren und auf ihre Ernte warteten.
Und Petrion war sich sehr wohl jener Tatsache bewusst, dass es sich bei
diesen Erdbeeren um die wohl exquisitesten Früchte im ganzen Land
handelte.
Ein gutes Stück von Thrinidates Anwesen entfernt landete Petrion
und legte sorgfältig seine Flügel an. Voll freudiger Erwartung
näherte er sich dem Ziel seiner Begierde, immer wieder vorsichtig
in die Luft schnuppernd und lauschend, ob sich der Besitzer nicht irgendwo
versteckt hielt. Aber es schien alles in bester Ordnung; offensichtlich
war Thrinidates ausgegangen. Nun, ein Meistermagier hatte sicherlich zahllose
Verpflichtungen und Petrion ging davon aus, dass er sich ungestört
den Bauch voll schlagen konnte. Sollte der Zauberer wirklich unverhofft
auf der Bildfläche erscheinen, nun, Petrion würde sich blitzschnell
in die Lüfte erheben und dann konnte man immer noch sehen.
Mit geblähten Nüstern den herrliche Duft des göttlichen
Obstes aufnehmend, stand Petrion am Rande des Erdbeerfeldes. Er ergötzte
sich noch ein wenig an dem Anblick. Sein Schweif peitschte in freudiger
Erregung, als der Drache schließlich sein Haupt senkte und mit spitzen
Krallen die erste Frucht pflückte, freilich dabei versehentlich die
Erdbeere mitsamt dem Grün ausreißend.
***
"Das ist doch wohl der Gipfel der Unverfrorenheit!" rief Thrinidates
aus, als er in der Ferne eine Silhouette ausmachte und recht bald schon
darin einen Drachen erkannte, der Kurs auf sein Anwesen genommen hatte.
"So unverschämt, so tolldreist kann doch nicht einmal ein Drache
sein", wunderte sich das Alicorn und lief in sein Arbeitszimmer.
Insgeheim bewunderte er aber den Drachen. Zu schade, dass dieser
Drache so sehr irregeleitet war von seiner perversen Gier nach Erdbeeren.
Thrinidates griff nach einem kleinen Tiegel auf einem der Arbeitstische
und gab etwas von einer gallertförmigen, geruchslosen Masse, die die
Farbe von Hafergrütze hatte, in seine Hand. Langsam verrieb er die
Substanz zunächst in seinem Gesicht und verteilte sie auch auf seinem
restlichen Körper.
Die Wirkung trat beinahe augenblicklich ein: Die Konturen des Alicorns
begannen zu verschwimmen und er war kaum mehr von seiner Umgebung zu unterscheiden.
Thrinidates war stolz auf diese seine Erfindung: Zwar hatte er in all den
Jahren keinen wirksamen Unsichtbarkeitszauber gefunden, aber die von ihm
entwickelte Chamäleoncreme tat genauso gut ihren Zweck und hatte sich
in Magierkreisen zu einem wahren Verkaufsschlager entwickelt. Sie hatte
noch einen anderen entscheidenden Vorteil: Sein eigener Körpergeruch
wurde vollständig unterdrückt, so dass ihn nicht einmal Wölfe
aufspüren konnten.
Derart präpariert trat er in den Garten und beobachtete in
einer Mischung aus brodelndem Zorn, schelmischer Vorfreude und auch Ehrfurcht
den ungeladenen Gast bei seinem Festmahl.
Erdbeere um Erdbeere wanderte in den Drachenschlund und viele Pflanzen
fielen Pranken und Zähnen und einem um sich schlagenden Schuppenschweif
zum Opfer.
Welch eine unbändige Kraft, was für ein prachtvolles
Geschöpf, dachte sich Thrinidates und wie so oft schon in seinem
Leben wünschte er sich, ein solch prächtiges Wesen zum Gefährten
zu haben - oder zumindest als Zauberlehrling oder auch als Gehilfen. So
ein Drache konnte schließlich sehr nützlich sein: Mit seiner
Körperkraft könnte er schwere Gegenstände bewegen - genau
das richtige, wenn es darum ging, beispielsweise einen Keller zu entrümpeln.
Darüber hinaus besaßen Drachen einen ausgeprägten Geschäftssinn,
den sich Thrinidates, der nicht nur diese Chamäleoncreme produzierte
und vertrieb, sondern auch magische Beratungsleistungen für jeden,
der Rat suchte, anbot - gegen ein entsprechendes Entgelt, versteht sich
-, zu Nutzen machen würde. Zu guter letzt könnte so ein Drache
auch ohne weiteres die Stelle eines Wachhundes einnehmen: Allein schon
die imposante Größe des Drachens könnte mögliche Eindringlinge
von seinem Grundstück fernhalten.
Thrinidates seufzte, wohl wissend, dass sich sein Traum in dieser
Richtung wahrscheinlich niemals erfüllen würde, und widmete sich
wieder seiner Vorfreude auf das, was nun mit dem frechen Erdbeerdieb passieren
würde. Die Beschreibungen in dem alten Buch waren so ungenau gewesen
und die Illustrationen so sehr verwaschen, dass er keinerlei Vorstellung
davon hatte, wie sich das ausgebrachte Mittel nun tatsächlich auf
den Drachen auswirken würde.
Seinen Appetit schien es jedoch schon einmal nicht zu zügeln...
***
Rote und violette Blitze fuhren rings um ihn hernieder, pastellfarbene
Explosionen vor seinen Augen blendeten ihn und sein hämmerndes Herz
drohte zu zerspringen. Er hatte die Orientierung verloren - hoch, tief,
oben und unten. Hektisch schlug er mit seinen Schwingen, doch er fiel in
eine wirbelnde Spirale aus Rot, Rosa und Weiß. Die Luft um ihn herum
roch fruchtig und er schmeckte Erdbeeren und verzehrendes Feuer. Sein Fall
war ungebremst, die Farben wogten, ein Rausch der Sinne - bis ihn irgendwann
wohlige Wärme umgab und er in einem Meer aus pinkfarbenen Schleiern
trieb.
Stöhnend trat er mit seinen Beinen in die Luft und irgendwann
meldete ihm sein Unterbewusstsein, dass er gar nicht abgestürzt war,
sondern er auf festem Boden lag - auf dem Rücken mit ausgebreiteten
Schwingen, nicht gerade eine übliche Schlafstellung eines Drachens.
Doch Petrion konnte nicht die Energie aufbringen, sich in eine bequemere
Position zu bringen. Eine bleierne Müdigkeit drückte ihn nieder
und wie ein Blitz in der Nacht durchzuckte ihn die Erkenntnis, dass er
sich kurz nach dem Verzehr der Erdbeeren unendlich müde und schlapp
gefühlt hatte und ihn seine Flügel kaum noch in der Luft halten
wollten. Doch schon im gleichen Augenblick, als er darüber nachdenken
wollte, war er schon wieder eingeschlafen.
"Krah!" "Krah!" "Krah!"
Petrion öffnete langsam die Augen. Er hatte keine Ahnung, wie
lange er geschlafen hatte, doch der Lärm sich zankender Krähen
weckte ihn.
"Was zum..."
Er brach ab und schloss rasch seine Augen, als das helle Sonnenlicht
ihn blendete.
Langsam öffnete er sie wieder und sah aus seinen Augenwinkeln
heraus hastige Bewegungen und Geflatter. Offensichtlich war eine Horde
Krähen, warum auch immer, in seine Höhle eingefallen - nur dass
er sich nicht in seiner Höhle befand.
Brennender Durst quälte ihn. Brust und Bauch juckten ihm und
er bemerkte gar nicht, dass er sich ohne Unterlass kratze. Aber am allerschlimmsten
war der stechende und hackende Schmerz, den er an seinem Schweifende verspürte,
da wo sein Schuppenschwanz auslief zu einer eleganten Quaste, wie sie sonst
nur Löwen haben.
Er hatte sich eben nicht getäuscht: Er befand sich nicht in
seiner Höhle, sondern lag - immer noch auf seinem Rücken - irgendwo
im Freien, wie es sich anfühlte, auf einem Acker. Ärgerlich verscheuchte
er mit einer Bewegung seiner Tatze einige Krähen, die unruhig und
mit flatternden Flügeln auf seinem Bauch herumhopsten. Allmählich
klärte sich auch sein Blick und er richtete sich auf, als ihn erneut
eine Welle des Schmerzes von seiner Schwanzspitze her durchlief.
Entsetzt brüllte er auf, als er die Ursache des Schmerzes sah.
Die Krähen sprangen laut protestierend von ihm weg, als er sich hastig
aufrichtete - nur, um sich wieder auf seine Schweifspitze zu stürzen.
"Das ist ein Albtraum!" rief er entsetzt und schlug mit seinem Schweif
um sich, der so gar nicht mehr wie ein Drachenschweif aussah.
Statt des Schuppenschwanzes spross aus dem Schweifansatz eine Art
dicker, grüner, biegsamer Stängel, von dem in regelmäßigen
Abständen Blätter herauswuchsen. Am Grauenvollsten jedoch war
das Schweifende: Anstelle der ehemals prachtvollen Schwanzquaste lockte
eine beinahe kürbisgroße, vollreife Erdbeere mit ihrem leuchtenden
Rot die Krähen an, die gierig mit scharfen Schnäbeln darauf einpickten.
Petrion wurde rasend vor Schmerz und entsetzt stellte er fest, dass
jedes Mal, wenn die Krähen die Frucht an seinem Schweifende zerhackt
und verschlungen hatten, die Erdbeere auf wundersame Weise sofort wieder
nachwuchs.
Gehetzt blickte sich Petrion um und stieß einen Feuerstrahl
nach dem anderen gegen seine gefiederten Peiniger aus. Doch die Krähen
ließen sich nicht im Geringsten davon beeindrucken, zu sehr lockte
die sich immer wieder erneuernde, pralle Beere.
Wasser! Ich muss ins Wasser. Hoffentlich träume ich das
nur, dachte sich der Drache und setzte sich in Bewegung. Mittlerweile
wusste er, wo er sich befand. Von seiner Höhle war er immer noch ein
gutes Stück entfernt und auf dem Weg dorthin würde er an einem
kleinen See vorbeikommen.
So gut es ging, stieß er sich mit seinen Hinterbeinen ab und
mit mühsamen Flügelschlägen - die aufdringlichen Krähen
weiterhin im Schlepptau - erreichte er endlich das Linderung verheißende
Gewässer.
Doch als er sein Spiegelbild in der stillen Wasseroberfläche
erblickte, hallte sein schmerzerfüllter Schrei der Verzweiflung über
den See: Nicht nur war sein Schweif zu einer Erdbeerranke und seine Quaste
zu einer Erdbeere geworden. Seine ehemals undurchdringbare Vorderpartie
schimmerte im gleichen leuchtenden Rot wie die Frucht an seinem Schweifende.
Als er mit einer Tatze vorsichtig über seine Brust strich, spürte
er deutlich jene für die Erdbeerfrucht so charakteristischen, kleinen,
gelbgrünfarbenen Samennüsschen.
Er tauchte seinen Kopf in das eiskalte Seewasser, in der Hoffnung,
dass er dadurch aus dem furchtbaren Albtraum erwachen würde. Doch
es war bittere Realität.
Verzweifelt wehrte er erneut die lästigen Krähen ab.
"Was mach ich denn nur?" rief er in das Krähengekrächze.
Petrion konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen. Dennoch war
ihm klar, dass er nicht in diesem Zustand bleiben konnte. Abgesehen von
den Schmerzen, die das Angeknabbertwerden verursachte, jedes Geschöpf
im ganzen Land würde sich über ihn lustig machen. Petrion, der
Erdbeerdrache - oder Schlimmeres.
Er brüllte schmerzerfüllt auf, als erneut seine Quastenerdbeere
von den Krähen zerpickt wurde, und zog sich in das Wasser zurück.
Unter enttäuschtem und entrüstetem Gezeter zogen die gefiederten
Plagegeister schließlich ab. Doch Petrion hatte nicht vor, den Rest
seines Daseins in diesem See zu verbringen. Aber ihm war bewusst, dass
er sofort wieder zahlreiche Peiniger, die ihn vernaschen wollten, am Hals
haben würde, sobald er nur einen Schritt auf das trockene Ufer machte.
Nur seine Schnauzenspitze schaut aus dem Wasser, als er angestrengt
nachdachte. Es war offensichtlich, was passiert war. Seine Vorliebe für
Erdbeeren hatte ihn in diese missliche Lage gebracht. Wahrscheinlich hatte
dieser Zauberer, dem das prachtvolle Erdbeerfeld gehörte, die Früchte
irgendwie verflucht. Was läge also näher, als diesen Zauberer
aufzusuchen und ihn zu bitten - nein, zu zwingen, schließlich war
Petrion ein prachtvoller Drache - diesen Fluch von ihm zu nehmen. Doch
Petrion verwarf diese Idee sofort wieder. In dieser Erdbeerdrachengestalt
würde er kaum den Magier beeindrucken, geschweige denn einschüchtern
können. Aber um Hilfe zu bitten, kam ebenfalls nicht in Frage. Dazu
war der Drache zu stolz.
Es musste eine andere Möglichkeit geben. Und was noch viel
wichtiger war, seine geliebte Orolyth durfte ihn unter gar keinen Umständen
in dieser lächerlichen Gestalt sehen.
Doch wie es der Zufall so wollte, vernahm er just in diesem Augenblick
die kraftvoll tönende Stimme seiner Gefährtin.
"Petrion! Wo steckst Du denn? Ich warte schon seit Stunden auf Dich.
Petrion? Bist Du am Ende wieder auf der Suche nach Erdbeeren? Du nichtsnutziger,
verfressener..."
"Ich bin hier, hier im See", rief Petrion Orolyth zu, als er sie
hoch über ihm im Himmel kreisen sah.
"Im See? Um diese Zeit?"
Orolyth faltete nach ihrer Landung ordentlich ihre Flügel zusammen
und setzte einen besonders strengen Blick auf, als sie an das Ufer trat.
"Bequemt sich mein Gatte jetzt endlich, sein Bad zu beenden?" fragte
sie spitz.
"Ich... ich kann nicht", erwiderte Petrion zerknirscht.
"Was soll das heißen: Du kannst nicht?"
"Das heißt", klagte der geplagte Drache, "dass ich nicht aus
dem Wasser kommen kann. Zumindest nicht jetzt, so lange es hell ist."
Orolyth kniff ihre Augen zusammen und setzte sich auf ihre Hinterbeine,
ihren Schweif wickelte sie mit äußerster Sorgfalt um sie herum.
Die Schweifspitze klopfte auf den Boden, für Petrion das sichere Anzeichen,
dass seine bessere Hälfte nicht mehr sehr viel Geduld aufbringen würde.
"Was ist das nun wieder für eine Spinnerei? Hast Du nun nach
Deiner übermäßigen Erdbeerlust auch noch einen Badefetisch
entwickelt?"
"Nein, so kann man das nicht nennen", schüttelte Petrion den
Kopf.
Kleine Wellen plätscherten sachte an das Ufer, als er sich
näher heran schob, dabei immer darauf bedacht, dass nur sein Kopf
aus dem Wasser ragte.
"Mir reißt gleich der Geduldsfaden! Wenn Du nicht augenblicklich
herauskommst und Dich wie ein erwachsenes, verantwortungsbewusstes Drachenmännchen
benimmst, dann..."
"Schon gut!" lenkte Petrion seufzend ein und richtete sich langsam
auf. "Aber bitte, erschrick nicht und vor allem, bitte keine Vorwürfe."
"Um Himmels Willen! Petrion! Wie schaust Du denn aus?"
Petrion stand da wie der sprichwörtlich begossene Pudel und
bot wirklich einen erbarmungswürdigen Anblick, als das Wasser von
seinem entstellten Körper tropfte. Das Grünzeug, das einst sein
stolzer Schuppenschweif gewesen war, war vom Wasser aufgeweicht - nur die
übergroße Erdbeere war geradezu eine Einladung und prompt hatten
sich auch schon wieder die Krähen und auch andere Vögel gierig
darauf gestürzt.
Resigniert zuckte der Drache mit seinem botanischen Körperanhängsel
und stöhnte gequält auf, als die Frucht erneut zerpickt wurde.
Doch die Vögel blieben unbeeindruckt und erst als Orolyth drohend
auf sie zusprang, erhoben sie sich zeternd.
Der Blick der Drachin durchbohrte Petrions Herz und er ließ
seinen Kopf und seine Flügel noch tiefer hängen, die Standpauke
erwartend, die auch prompt begann:
"So. Offensichtlich hast Du nun ja Deinen Preis bezahlt für
Deine krankhafte Erdbeersucht. Wie oft habe ich Dir gesagt..."
"Das hilft doch jetzt auch nichts mehr, geschehen ist geschehen",
wagte Petrion zu unterbrechen und fragte sich zum wiederholten Male, weshalb
Drachenweibchen immer mit diesem ominösen hättest Du bloß
oder ich habe es Dir doch gleich gesagt anfingen, nachdem
bereits ein Unheil eingetreten war - darin standen sie in Nichts den Menschen
nach, die in diesem Unfug wahre Meister waren.
Orolyth knurrte verärgert ob dieser unqualifizierten Unterbrechung
und fuhr fort:
"Und wie gedenkst Du nun, auf Jagd zu gehen? Wie willst Du Dich
unbemerkt der Beute nähern, wenn Du künftig als fliegender Obstkorb
einen lärmenden Vogelschwarm nach Dir ziehst und am Boden auch noch
anderes Getier anlockst? Einen Hirschen wirst Du aber nicht anlocken, das
verspreche ich Dir. Und wie willst Du dann genügend Nahrung für
mich und unser Junges heranschaffen? Ich werde bald gar nicht mehr jagen
können, wenn der Zeitpunkt gekommen ist."
Wie zur Bestätigung ihrer Worte knabberten nun einige Ratten
an Petrions Schwanzspitze und die Krähen, zusammen mit ein paar Amseln
und Spatzen, fühlten sich ebenfalls wieder eingeladen.
Schmerzerfüllt brüllte Petrion auf, als die scharfen Rattenzähne
in ihrer Gier auch noch in andere Körperpartien schlugen, und
was noch schlimmer war: Ameisen und anderes Getier krochen über seinen
erdbeerartigen Bauch. Nur mit Mühe konnte Petrion dem Drang widerstehen,
ins Wasser zurückzukehren. Doch Orolyth hatte offensichtlich sein
Vorhaben erraten und grollte: "Also, wie soll es nun weitergehen? Du kannst
nicht den Rest Deines Lebens im Wasser verbringen."
Erneut half sie ihm dabei, die Plagegeister abzuwehren und sagte
dann: "Wir kehren in Deine Höhle zurück. Und dann erzählst
Du mir genau, was passiert ist. Ich frage mich, warum ich überhaupt
bereit bin, Dir zu helfen. Jedes vernünftige Drachenweibchen würde
sich sofort von so einem törichten, verantwortungslosen Drachenmännchen
trennen. Und nun komm, worauf wartest Du? Willst Du hier etwa Wurzeln schlagen?"
Orolyths Äußerung war gar nicht so falsch gewesen: Als
Petrion seinen Schweif bewegen wollte, stellte er entsetzt fest, dass tatsächlich
wurzelartige Auswüchse sich mit dem Boden zu verbinden begannen. Zwar
waren diese Wurzeln nur fadenartig, doch musste der Drache tatsächlich
etwas Kraft aufwenden, um die ungewünschte Verbindung mit dem Boden
zu lösen.
"Das kann ja heiter werden", knurrte Orolyth und stieß sich
ohne ein weiteres Wort vom Erdboden ab, ohne einen weiteren Blick zurückzuwerfen.
Petrion folgte ihr schließlich in einigem Abstand.
***
Gierig riss Petrion Fleischfetzen aus der von Orolyth geschlagenen
Kuh.
Der Flug zu seiner Höhle war der reinste Spießrutenlauf
gewesen - sogar in die Höhle hinein waren die Plagegeister dem Drachen
gefolgt.
Schließlich hatte Orolyth, eine äußerst praktisch
denkende Drachin, über Petrion eine Art Schutzdach aus Steinen und
Holz errichtet, so dass kein Tier mehr, abgesehen von Insekten, die Erdbeerquaste
erreichen konnte. Von Vorne sah es so aus, als ob Petrion in der Höhle
eingezwängt sei, ähnlich einer zu fetten Maus, die in ihrem eigenen
Mauseloch stecken geblieben war.
Orolyth beobachtete ihren Gemahl mit zusammengekniffenen Augen.
"Du brauchst nicht glauben", stellte sie klar, "dass ich Dich nun
durchfüttern werde und zusehe, wie Du hier schließlich bewegungslos
immer fetter wirst, bis Du wirklich fest steckst. Ich überlasse Dir
diese Beute nur deshalb, weil ich viel zu weichherzig bin. Erzähle
mir nun genau, was passiert ist."
Petrion blickte auf und seufzte. Vor diesem Augenblick hatte er
sich gefürchtet, denn nun musste er zugeben, dass er wider besseres
Wissen zu dem Erdbeerfeld zurückgekehrt war, um erneut von den verbotenen
Früchten zu naschen.
Orolyths Schweif peitschte wütend hin und her. Sie war aufgesprungen,
sobald Petrion mit seinen Ausführungen an der Stelle angelangt war,
als er sein Heil in der Flucht in das kühle Nass gesucht hatte.
"Und Du wagst es, Dich hier von mir füttern zu lassen und Dich
im Selbstmitleid zu suhlen? Du hättest schon längst bei diesem
Zauberer sein können."
"Das verstehst Du nicht!" rief Petrion verzweifelt. "Er wird mich
bestrafen wollen, weil ich seine Erdbeeren gepflückt habe."
"Ja, und? Das würde Dir nur Recht geschehen. Aber nach der
Bestrafung würde er vielleicht den Fluch von Dir nehmen."
"Ich kann das nicht!"
"Was kannst Du nicht? Zu ihm hingehen und ihn um Verzeihung bitten,
mit dem Ziel, dass er den Fluch von Dir nimmt? Das sollte wohl in Deiner
Situation nicht zu viel verlangt sein."
"Nichts da!" rief Petrion trotzig und Drachenstolz glomm in seinen
Augen.
"Ich bin ein Drache! Drachen fragen nichts und sie erbitten auch
nichts. Sie nehmen sich, was sie wollen."
"Ach, wirklich?" entgegnete Orolyth spitz und zuckte verächtlich
mit ihren Flügeln.
"Schau Dich doch nur an, Du wahrlich stolzer Drache. Glaubst Du
wirklich, dass irgendwer vor Dir in Deiner gegenwärtigen Verfassung
Respekt hat? Denke an die Vögel, die draußen auf Dich warten."
"Trotzdem, ich werde mich niemals soweit erniedrigen, dass ich diesen
Zauberer um etwas bitte. Zumal der nicht einmal ein Drache ist, sondern
nur ein Pferd."
"Offensichtlich aber ein mächtiges Pferd, wenn es zu solchen
Zaubereien in der Lage ist. Abgesehen davon ist das kein Pferd sondern
ein Alicorn. Sag mir nicht, mein dummer Gemahl, dass Du noch nie zuvor
von dem mächtigen Magier Thrinidates gehört hast."
"Und wenn schon. Ich werde nicht zu ihm hingehen. Irgendwie werde
ich schon klarkommen."
Auch Petrion konnte ungeheuer stur sein.
Statt einer Antwort brachte Orolyth schnuppernd ihre Schnauzenspitze
an die rote, fleischige Brust ihres Gemahls und schnurrte leise: "Doch,
ich muss zugeben, so Erdbeeren duften wirklich herrlich. Allmählich
kann ich Deinen Appetit auf diese Früchte verstehen."
Petrions Schmerzensgebrüll hallte ihr noch in den Ohren, als
sich Orolyth in die Luft geschwungen hatte. Sie hatte herzhaft in die erdbeerartige
Brust ihres Gemahles gebissen und ein Stück herausgerissen. Genau
wie die Frucht an Petrions Schweif schloss sich diese Wunde sofort wieder.
Er wird schon noch zur Vernunft kommen, dachte sie sich,
als sie davonflog. Ich hoffe nur, dass er das bald tut. Denn ich liebe
ihn trotz allem.
***
Der Regen prasselte unbarmherzig hernieder und Petrion tat sich,
wie schon so oft in den letzten Tagen, selber leid.
Natürlich hatte seine Gemahlin Recht gehabt: Seine Erdbeergestalt
war alles andere als förderlich für seinen Jagderfolg. Sobald
er seine Höhle verließ, hatte er einen Krähenschwarm im
Schlepptau und deren Gekrächze vertrieb jedes potentielle Beutetier
in weitem Umfeld.
Sein Magen knurrte erbarmungswürdig, die Kuh, die ihm Orolyth
vor gut einer Woche überlassen hatte, war seine letzte ordentliche
Mahlzeit gewesen. Wurzeln und Rinde waren einfach keine adäquate Nahrung
für einen Drachen - nicht einmal Erdbeeren waren in der Nähe
seiner Höhle zu finden. Selbstverständlich kamen die Erdbeeren
aus dem Zaubergarten des Alicorns auch nicht mehr in Frage. Unter keinen
Umständen wollte er dem Magier begegnen, denn er konnte sich nicht
sicher sein, welches Unheil ihn dort noch über den Fluch hinaus erwarten
würde.
Plötzlich schreckte Petrion auf: Der Wind wehte ihm den durchdringenden
Geruch von Schweiß, Angst und nassen Haaren an seine Nüstern.
Prüfend hob der Drache seine Schnauze in die Luft und genau in diesem
Augenblick vernahm er eine markante Stimme, in der ein Hauch von Unsicherheit
mitschwang.
"Erdbeeren! Frische Erdbeeren!"
Petrion war wie elektrisiert. Er hatte die Stimme sofort erkannt.
Sie gehörte einem fahrenden Händler, der sich selbst als Lieferant
des Unmöglichen bezeichnete.
Seit wann verkauft der Lieferant des Unmöglichen so etwas
Profanes wie Erdbeeren? wunderte sich Petrion und leckte sich die Lippen.
Bisher hatte jener doch nur selbstgebraute, freilich nicht wirksame Zaubertränke
verkauft und war das, was die Menschen als einen Quacksalber bezeichneten.
Eigentlich spielte das aber keine Rolle, dem Drachen knurrte der
Magen und der schiere Gedanke an Erdbeeren ließ ihm das Wasser im
Maul zusammenlaufen. Hastig durchsuchte er seine Höhle nach einigen
Goldmünzen, fand diese aber nicht auf die Schnelle.
Aber das war ihm egal. Er würde den Menschen in seine Höhle
führen, damit er sich selbst ein Stück aus dem wertvollen Drachenschatz
aussuchen konnte - natürlich nur, wenn die Erdbeeren den hohen Qualitätsansprüchen
des Drachens genügten.
"Erdbeeren, frische Erdbeeren. Erdbeeren aus dem fernen Mediterranea."
Unermüdlich rief der Mann und schwang in seiner rechten Hand
eine kleine, verbeulte Glocke, während er seinen Verkaufswagen über
den holprigen Waldboden schob.
Die Geschäfte liefen schlecht und normalerweise hätte
er niemals diesen Weg durch den Wald genommen - schließlich gab es
beunruhigende Gerüchte über einen Drachen, der hier hausen sollte
und arme, wehrlose Händler zu überfallen pflegte. Aber ihm war
zu Ohren gekommen, dass irgendwo in diesem Wald eine versteckte Siedlung
lag, in der man Erdbeeren über alles schätzte und diese buchstäblich
mit Gold aufwog. Er hatte sich auf den Verkauf von Obst umstellen müssen,
da man ihn in den umliegenden Ortschaften als Scharlatan entlarvt hatte
und ihn verjagte, nachdem man ihm seine sogenannten Zaubertränke abgenommen
und vernichtet hatte. Frisches Obst konnte er schließlich ohne größere
Probleme aus Gärten zusammenklauben.
Das Geräusch brechender Zweige ließ ihn im Glockenschwingen
innehalten. Doch noch bevor er seinen Kopf in die entsprechende Richtung
wenden konnte, schoss aus dem Unterholz ein gewaltiger Schatten auf ihn
zu und dessen Gebrüll ließ ihn vor Schreck erstarren. Mit gewaltigem
Getöse kippte der Wagen zur Seite und die Erdbeeren kullerten über
den Waldboden!
"Oh ja! Erdbeeren! Heute ist mein Glückstag", vernahm der Händler
und jetzt erst erkannte er den gewaltigen Drachen, der sich an den verstreuten
Früchten gütlich tat.
"Hey, das sind meine Erdbeeren. Die kannst Du nicht so einfach vertilgen",
rief der derart Überfallene erbost, als er seine potentiellen Tageseinnahmen
im Maul des Drachens verschwinden sah.
"Abgerechnet wird später, mein Freund", knurrte Petrion gierig
schmatzend. Sein Schweif peitschte vor Aufregung und Freude hin und her.
Endlich konnte er seinen Magen füllen.
"Ich habe in meiner Höhle jede Menge Goldschätze, davon
kannst Du Dir später nehmen, was Du willst", fauchte er und verschwieg
klugerweise, dass es sich um die Schätze seiner Gemahlin handelte.
Er selbst hatte niemals etwas für Gold oder ähnlichen Tand übrig
gehabt.
"Gold sagtest Du?"
Die Augen des Menschen blitzten gierig auf. Etwas Besseres konnte
ihm gar nicht passieren, schließlich galten Drachen stets als unermesslich
reich.
"Ja, Gold", grunzte Petrion und verschlang gierig die restlichen
Erdbeeren. Akribisch leckte er auch noch die Körbe aus.
Als der Drache seinen Hunger gestillt hatte - zum Glück hatte
der Händler bisher noch keine Erdbeeren verkauft gehabt und dessen
Warenlager war reich gefüllt gewesen - setzte er sich auf seine Hinterbeine
und blickte zufrieden auf den Erdbeerlieferanten herab.
"Verzeih bitte, falls ich Dich erschreckt haben sollte. Aber mein
Magen knurrte und Erdbeeren kann ich einfach nicht widerstehen. Doch nun
folge mir in meine Höhle, damit ich Dich angemessen für Deine
Früchte entschädigen kann - Autsch!"
Petrion hatte vor lauter Freude über die unverhoffte Erdbeermahlzeit
die Quälgeister, die mittlerweile seine ständigen Begleiter geworden
waren, vergessen. Doch nun hatten die scharfen Krähenschnäbel
erneut die Quastenbeere zerpickt.
Der Händler warf einen erstaunten Blick auf Petrions Schweifspitze
und jetzt erst fiel ihm auf, dass dieser so gar nicht dem entsprach, was
er über diese Wesen bisher gehört hatte.
"Was ist denn mit Dir passiert? Du siehst ja schrecklich aus? Sind
das meine Erdbeeren gewesen? Denn falls Du auf Erdbeeren allergisch sein
solltest, kann ich Dir einen Trank geben, den ich zwar momentan nicht bei
mir habe, aber wenn Du mich im Voraus bezahlst, kann ich Dir gerne einige
Flaschen davon zukommen lassen."
"Nicht allergisch", seufzte der Drache. "Aber das ist eine lange
und tragische Geschichte. Ich erzähle sie Dir auf dem Weg zu mir,
wenn Du sie hören möchtest."
"Aber gerne doch", entgegnete der Mann.
Zwar hatte er noch keine konkrete Vorstellung, aber die Geschichte
eines Erdbeerdrachens, oder was auch immer dieses Geschöpf war, würde
sich mit Sicherheit auf irgendeine Weise als profitabel erweisen.
"... und schließlich habe ich Deinen Ruf gehört", schloss
der Drache seine Erzählung, gerade als sie die Drachenhöhle erreicht
hatten. "Und da sind wir schon. Suche Dir aus, mein Freund, was immer Dir
gefällt."
Das ließ sich der verschlagene Händler nicht zweimal
sagen und schon nach kurzer Zeit kehrte er mit einem wunderschönen
goldenen, über und über mit funkelnden Edelsteinen besetzten
Pokal zurück.
"Darf ich den hier haben?" fragte der Händler mit unterwürfigem
Blick.
"Den?" Petrion kniff die Augen zusammen. "Das ist das Hochzeitsgeschenk
von Orolyths Vater. Und außerdem, ist dieser Pokal nicht etwas zu
groß und schwer für Dich? Deine edle, zierliche Gestalt erweckt
nicht den Anschein, im Umgang mit so großen Dingen geübt zu
sein. Erlaube mir, Dir einen kleineren, jedoch nicht minder wertvollen
Kelch zu geben."
"Nein, nein, ich bin durchaus in der Lage, diese Bürde zu tragen,
noch dazu, wenn es sich um ein Stück von solch ausgesuchter Schönheit
handelt."
Petrion nickte stumm und seufzte: "Nun denn, wie Du willst."
Ausgerechnet dieser Pokal. Wie sollte er das nur seiner Gemahlin
erklären. Andererseits, er hatte dem Mann ja angeboten, dass sich
dieser nehmen könne, was er wollte. Und die Ehre eines Drachens verbot
es, sein Wort zu brechen.
Zufrieden und schwer beladen machte sich der Händler auf den
Weg zurück zu seinem Wagen. Er stöhnte und ächzte unter
der Last seiner Entlohnung, schließlich war der Pokal beinahe so
groß wie er selbst, und schon bald trat ihm der Schweiß auf
die Stirn. Niemals aber hätte er vor dem Drachen zugeben können,
dass dieser Pokal zu schwer und zu groß für ihn war. Menschliche
Gier war zuweilen unermesslich.
Schon bald stolperte er durch den Wald und verfluchte seine eigene
Maßlosigkeit. Seine Arme und sein Rücken schmerzten und bis
zu seinem Wagen war es noch weit. Er wunderte sich, dass der Drachen ihn
aus so großer Entfernung überhaupt hatte hören können.
Als seine Beine nachgaben und er der Länge nach auf den matschigen
Waldboden hinschlug, beschloss er, den Pokal irgendwo zu verstecken und
den Wagen herzuholen.
***
"Ah, endlich hört der Regen auf!" rief der fahrende Sänger
erfreut und packte seine Fiedel aus seinem Rucksack aus.
Schon seit Tagen versuchte er, für eine neue Ballade eine Inspiration
zu finden und so wie die Sonnenstrahlen durch das nasse Blätterdach
der Bäume brachen, dachte er, würde ihm schon bald das Schicksal
eine passende Idee bescheren. Eine Melodie hatte er bereits vor Tagen gefunden,
allein der Text fehlte ihm.
Er spielte gerade die Anfangsakkorde auf seinem Instrument, als
sein Blick auf einen umgestürzten, verwaisten Verkaufswagen fiel.
Der weiche Waldboden war von Spuren durchfurcht. Offensichtlich hatte ein
schwerer Kampf stattgefunden.
Der Barde legte seinen Rucksack und seine Fiedel ab und blickte
sich ängstlich um.
"Hallo? Ist da wer?" fragte er und blickte sich um.
War da nicht ein leises Wimmern und Stöhnen aus dem Unterholz
zu hören? Es klang beinahe wie Mist, der verdammte Drache hatte
Recht gehabt. Er ist wirklich viel zu groß für mich. Aber ich
musste ihn unbedingt haben. Das hab ich nun davon.
Der Barde war aufs Höchste erstaunt, als im nächsten Augenblick
eine völlig verstörte und ermattete Gestalt mit zerrissenem und
besudeltem Gewand vor ihm stand.
"Was ist denn mit Dir passiert, mein Freund? Ist das Dein Wagen
dort? Bist Du von Banditen überfallen worden?" fragte er besorgt und
blickte sich ängstlich um, ob nicht vielleicht hinter dem nächsten
Busch eine Horde wilder Räuber hervorspringen würde.
"Nein, nein, keine Räuber", keuchte der Mann. "Es war ein Drache.
Er..."
Doch hier verstummte der Händler, denn er wollte auf keinen
Fall jemandem etwas von dem prachtvollen Pokal, den er von dem Drachen
bekommen hatte, erzählen.
Er überlegte kurz und fuhr fort.
"Es war ganz furchtbar. Wie eine Furie ist dieser Drache über
mich hergefallen und er hat mir alles geraubt, was mit Wichtig gewesen
ist. Er hat all meine Habe genommen, obwohl ich mich nach Leibeskräften
gewehrt hatte. Ich habe um mich geschlagen, nach ihm geschnappt, laut um
Hilfe gerufen, doch er war so viel größer als ich, so dass er
mich schließlich hochgehoben und in seine Höhle verschleppt
hatte. Nur durch eine List konnte ich ihm entkommen. Wer weiß, was
er mir sonst noch angetan hätte!"
"Ein Drache sagst Du?" fragte der Barde erstaunt.
Es war das erste Mal, dass ihm eine solche Geschichte zu Ohren gekommen
war. Schließlich galten Drachen als ehrenwerte und überaus friedfertige
Geschöpfe, die nur im Falle eines Angriffs zu solchen Zornausbrüchen
neigten.
"Wie sah er denn aus?"
In Anselmos Kopf nahm eine bestimmte Idee immer mehr Gestalt an:
War das Ganze nicht ein wundervolles Thema für eine Ballade, eine
Moritat?
"Wie er aussah? Ein wahrer Alptraum. Eine Chimäre. Und doch,
würde man ihn sehen, würde man nicht glauben wollen, um welche
Bestie es sich handelt."
"Inwiefern?"
"Nun, er war zwar ein stattlicher Drache, doch hatte ihn wohl ein
Zauberer verwünscht, so genau weiß ich das auch nicht, woher
sollte ich auch, aber dieser Drache sah irgendwie aus wie eine zu groß
geratene Erdbeere. Zumindest hatte er eine Art Schwanzquaste, die wie eine
Erdbeere aussah."
"Wie eine Erdbeere?" In dem Barden keimte ein Verdacht auf.
"War der Drache vielleicht silberfarben, wobei Bauch und Brust etwas
heller waren?"
"Silberfarben war er wohl, aber seine Brustpanzerung, wenn es denn
eine war, leuchtete rot und erinnerte ebenfalls an eine Erdbeere. Geduftet
hat er verführerisch, das gebe ich zu, aber ansonsten war es eine
mordlüsterne Bestie, wie sie nur aus den tiefsten Höllengründen
entsprungen sein konnte. Ein wahrer Alptraum, der mich mein Leben lang
verfolgen wird. Nie wieder werde ich den Anblick von Erdbeeren ertragen
können ohne an die schrecklichsten Momente meines Lebens in den Klauen
dieser Bestie denken zu müssen. Es war einfach furchtbar. Ich kann
gar nicht sagen, was er mit mir..."
Hier sank der Händler schluchzend in die starken Arme des Barden,
der ihn geistesgegenwärtig auffing.
"Nun beruhig Dich erst einmal. Ich werde Dich in das nächste
Dorf bringen, wo Dir sicherlich ein Heiler helfen kann, das schreckliche
Geschehen zu verarbeiten. Mein Gott, was musst Du gelitten haben."
Besorgt schüttelte der Barde seinen Kopf, doch eigentlich hatte
er einen Grund zum Jubeln: Das Schicksal hatte ihm in der Tat eine Inspiration
beschert, nämlich in Form dieses Unglücksraben.
Anselmo hatte bereits einen Titel für diese Moritat: Der
Erdbeerdrache.
Freilich musste er nun dieser Geschichte genauer auf den Grund gehen,
denn seine Erfahrung hatte ihn gelehrt, fahrenden Händlern nicht so
ohne Weiteres Glauben zu schenken, neigten sie doch alle zu Übertreibungen
und farbenprächtigen Ausschmückungen.
Er war sich sicher, dass es sich bei diesem Drachen um jenen gehandelt
hatte, er ihn vor einiger Zeit nach dem Gekröse befragte, doch auch
wenn der Drache geradezu versessen auf Erdbeeren gewesen war, so strahlte
er doch jene drachentypische Würde aus, die die geschilderte Untat
beinahe unmöglich erscheinen ließ. Aber wieso sollte dieser
Drache nun wie eine Erdbeere aussehen?
"Und Du meinst, der Drache sei von einem Zauberer verhext worden,
mein Freund?" fragte der Barde mit zunehmendem Enthusiasmus.
"Ich glaube schon, denn wie sonst sollte ein Drache wie eine Erdbeere
aussehen? Das wäre ja absurd. Sehe ich so aus, als ob ich mir so etwas
ausdenken könnte? Und um auf Deine Frage von eben zurück zu kommen.
Bitte lass mich hier nur ein wenig ausruhen. Ich denke, ich komme dann
auch alleine zurecht. Ich muss nur das schreckliche Ereignis noch ein wenig
verdauen. Wenn Du vielleicht etwas zu trinken für mich hättest?"
Als sich der Barde zum wiederholten Male vergewissert hatte, dass
der Händler wirklich keiner Hilfe bedurfte, verließ er ihn eiligen
Schrittes.
Ihm war nur ein einziger Magier bekannt, der einen solch kraftvollen
Zauber wirken konnte, und den würde er nun aufsuchen. Vielleicht würde
ihm dieser erzählen, was es mit diesem Erdbeerdrachen auf sich hatte.
© Peter
Lässig
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