Eylons Abenteuer von Rawbot
Eine Geschichte irgendwo auf Íja Macár...
Blut im Wald (Teil 2)

Der Schrei klang menschlich und sofort drehte sich Eylon nach dem Geräusch um. Er meinte zu ahnen, wo es herkam und brach sich seinen Weg durch das Unterholz.
Der Kampf tobte auf einer größeren Lichtung. Fünf weitere Echsen kreisten die zwei Speerträger, den Riesen, den vollgerüsteten Söldner, die sich alle um den Fürsten von Derensberg gescharrt hatten, immer weiter ein.
Eine von den Echsen war größer und hatte eine Art Kamm auf seinem Schädel. Eylon hob seine Arme und stieß einzelne Schreie aus. Die größere der Echsen sah sich um und die Augen von Eylon und die Augen der Echse begegneten sich. Er hätte schwören können, einen Anflug von Verachtung ihm gegenüber in diesem Blick zu sehen.
Der Kopf des Großen schwang herum und schien den anderen kleineren Echsen in ihrer anscheinend aus Brüllen und Keifen zu bestehenden Sprache Befehle zu geben. Dann wandte sich der Große um und kam auf Eylon zu gestampft. Und genau das wollte Eylon.
Aus Respekt vor dieser großen Gestalt, die Eylon beinahe um einen Kopf überragte, trat er ein, zwei Schritte zurück. Die Bestie stand nun etwa zwei Schritte von ihm entfernt und baute sich zu seiner vollkommenen Größe auf, indem es die Beine durchstreckte. Jetzt überragte die Bestie Eylons auch schon recht hochgewachsene Gestalt um zwei, drei Köpfe. Um dem Monstrum in die Augen blicken zu können, musste er hochschauen.
Es sank wieder in die gewohnte Haltung zusammen und dann begann der Angriff.
Mehr durch Vorahnung als durch richtige Wahrnehmung konnte Eylon den ersten Schlag noch abwehren, dann prasselten weitere Schläge auf ihn ein. Nur mit Mühe und Not konnte er diese Schläge abwehren und jedesmal wurde die Gefahr größer, daß ihm das Schwert aus den Händen glitt. Schliesslich stolperte Eylon unter einem schweren Schlag und ging in die Knie. Die Schläge hörten auf. Er schaute nach oben. Beinahe majestätisch schaute die Echse auf ihn herab. Es hob langsam seinen rechten Arm um damit auszuholen.
Eylon rollte sich unter dem Monstrum weg und kam direkt auf die Beine. Das Monster schien beinahe zu lächeln, als ob es sich freue, noch weiter mit seinem Opfer spielen zu können.
Er hob das Schwert erneut dem Monster entgegen.  Dieses beäugte die Waffe kurz und machte dann wieder einen Schritt auf Eylon zu, dann noch einen. Und noch einen. Eylon konnte sich nicht darauf konzentrieren, den Kampf zu führen. Es war, als ob dieser Blick, den die Echse ihm zuwarf, ihm jegliche Fokussierung auf alles entzog. Sein Kopf war leer, keinen vernünftigen Gedanken konnte er fassen. Jeder Versuch, die Erinnerung an die Bewegungen, welche die Wächter ihm und den anderen Jungs damals beigebracht hatten, um sich gegen die Chrúms zu wehren, entglitt ihm wie ein Fisch, den man versucht, mit der Hand zu fassen.
Eylon musste sich befreien, von allen verwirrenden Gedanken, die ihm nun durch den Kopf gingen. Er schrie. Ein Schrei der Befreiung sollte es sein. Er bekam aber nichts ausser einem lauten Krächzen zustande. Die Echse schlug zu. Sie traf Eylon mit der Knochensense zwischen Hals und Schulter und risse eine blutige Wunde, die ihn zu Boden riss. Er stöhnte vor Schmerz auf und versuchte sich erneut wegzurollen, doch ein Fuß der Echse versperrte ihm den Weg. Ein weiterer Fuß stand in der entgegengesetzten Richtung. Eylon war zwischen dem Monster eingekeilt. Am Boden liegend, wehrlos. Die Echse hob ihren rechten Fuß, um ihn Eylon ins Gesicht zu donnern. Sekunden blieben ihm. Eylon drehte sich um seine Achse und warf seine Kraft gegen das linke Bein des Monsters. Der Fuß, der Eylon den Tod beibringen sollte krachte daneben, aber trotz allem geriet die Echse nicht einmal ins Wanken. Wenigstens war Eylon jetzt nicht mehr eingeklemmt und konnte sich so befreien und in die Höhe stemmen. Allerdings hatte er sein Schwert beim Sturz weggeschleudert, so daß er nun ohne Waffe dem Monster gegenüberstand. Mit aller Bosheit, die das Monster aufbringen konnte, wand es seinen Blick auf Eylon. Es war wütend, in Rage, dergestalt, dass es ihn nun töten würde, so schnell es eben ginge.
Verzweifelt schaute Eylon sich nach einer Waffe um. Ganz in der Nähe, vielleicht zehn Schritt entfernt, lag der Bidenhander eines Söldners. Ein kurzer Hechtsprung mit Rolle hätte ihn dorthin bringen können. Allerdings schien die Echse seine Blicke bemerkt zu haben, denn es hatte sich anscheinend auf eine Sprung von Eylon vorbereitet. Die Beiden belauerten sich. 
Eylon zählte die Sekunden, drei, zwei, eins, und er sprang. Ebenso schnellte die Echse nach ihm, doch Eylon rollte sich ab und kam knapp vor der Zweihänder zum stehen. Er griff danach und bekam es zu fassen. Da die Echse allerdings bereits hinter ihm zum Schlag ausholte, war er genötigt sich erneut nach vorne zu rollen. Er kam auf die Beine und hievte das Schwert in die Höhe. Die Echse schien das kaum zu beeindrucken. Eylon schwang den Zweihänder ein paarmal um das Monster nicht näherkommen zu lassen, doch es bewegte sich in seine Richtung.
Eylon umrundete die Echse, um nicht mehr mit dem Rücken zum Baum stehen zu müssen. Mit seinen roten, tief bösen Augen fixierte die Echse ihn, verfolgte jede seiner Bewegungen. Er beschloss, nun anzugreifen. Eylon machte einen Ausfall, wobei er das Schwert über dem Kopf schwang, kam aber sofort in aufrechte Position zurück. Das Monster war ausgewichen und kam weiter auf ihn zu. Wieder und wieder schwang er den Zweihänder, doch die Echse parierte entweder oder wich aus. Eylon wurde offensiver und versuchte in die Nähe des Monsters zu gelangen. 
Doch auf einmal langte die Echse nach der Klinge und fasste sie. Eylon bemühte sich, die Klinge wieder zu befreien, doch mit einem eisernen Griff hielt die Echse die Klinge fest. Dann hob es ihre rechte Hand und schmetterte sie auf die Klinge. Sie zerbrach etwa im oberen Viertel. Beinahe grinsend schaute die Echse Eylon wieder an und warf die nutzlose Spitze weg. Es schien sich nun vollkommen sicher zu fühlen, denn es hatte keinerlei Abwehrhaltung mehr.
Eylon nutzte diesen Fehler aus und rammte die trotz allem immer noch scharfe Klinge in die Seite der Echse und sprang daraufhin zurück. Sofort rammte er die abgebrochene Spitze in die Magengegend des Monsters, holte erneut aus und lies die Klinge auf die Schulterpartie  des Monsters niederfahren. Die Echse wurde dadurch auf die Knie gerissen. Eylon trat einen kleinen Schritt von ihr weg. Die Echse hob den Kopf und das Gesicht, das Eylon sah, war nicht mehr das der blutrünstigen Laufechse, es war ein müdes Gesicht, das nun seine Form von Erlösung erwartete.  Eylon beschloss nicht ganz ohne einem Hintergedanken, dem Wesen diese Erlösung zu geben. Er holte mit seinem Schwert aus und hieb der Echse den Kopf von den Schultern.
Das Wesen kippte zur Seite. Eylon hob den Kopf auf, streckte ihn in die Höhe und brüllte den Echsen zu. Er schrie nichts besonderes, nur ein Brüllen, das die Echsen von ihrem eigentlichen Ziel ablenken sollte. Und er hatte Erfolg.
Drei der vier Echsen waren noch am Leben, dafür mussten aber auch der vollgerüstete Söldner und die 2 Speerträger ihr Leben lassen. Der Riese hielt zwei Echsen mit seiner Keule in Schach, während der Fürst Elgiór von Derensberg heftig mit der dritten Echse rang.
In einer kleinen Kampfpause zwischen dem Fürsten und der Echse brüllte jene ihren beiden Mitstreitern anscheinend einen Befehl zu, der zur Folge hatte, das diese beiden von dem Riesen abließen und nun auf Eylon zugestürmt kamen.
Mit einem gebrüllten "So nicht, ihr götterverdammten Viecher!!" stürzte der Riesen ihnen nach. Eylon ließ den Kopf der Echse fallen und machte sich auf den Ansturm der Monster bereit.
Dieser kam heftiger als erwartet und obwohl sich der Riese um eine weitere Echse kümmerte, hatte Eylon alle Konzentration nötig, die Schläge, die in einer nicht enden wollenden Anzahl auf ihn herab prasseln zu schienen, abzuwehren.
Der Riese aber hatte leichtes Spiel mit der Echse und erschlug sie mit seiner Keule. Sofort kam er Eylon zu Hilfe und so musste auch diese Echse ihr Leben lassen.
"Was ist mit dem Fürsten?" fragte Eylon noch vollkommen ausser Atem und unter Schmerzen.
Sofort wandte sich der Blick des Riesen auf den Kampf zwischen der Echse und dem Fürsten von Derensberg. Sie konnten nur noch zuschauen, wie dieser unter einem heftigen Schlag der Echse seine Arme hängen lies. Dies nutzte die Echse sofort aus und lies ihre Kralle auf den Kopf des Fürsten niederfahren, so dass in einem Schwall von Blut der Helm davon flog. Zugleich rammte die Echse dem Fürsten ihre andere Kralle derart Fest in dessen Kettenhemd, dass dieses durchbrochen wurde und die Kralle tief in die Seite des Kriegers eindrang. 
Eylon war zwar entsetzt und wollte dem Fürsten zu Hilfe kommen, aber der Riese war schon aufgebrochen. Und Eylon war schwach, hatte nach seinem eigenen Empfinden schon viel Blut verloren. 
Zuviel vielleicht, denn langsam begannen Sterne vor seinen Augen zu tanzen. Immer schneller wurde sein Blickfeld von dem Weiß eingeengt und er wusste, würde er nicht kämpfen, würde er abgleiten in die Ohnmächtigkeit.
Und er verlor den Kampf.
 
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Gespannt warten wir auf die Fortsetzung...
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Denkt bitte daran: auch diese Geschichte nimmt am Drachentaler-Wettbewerb teil.
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