Der Gardist (II) von Dara Drachenkind

Am nächsten Morgen räkelte sich Hauptmann Selan genüsslich in seinem Bett. Was für ein verrückter Traum war denn das gewesen?! Ein Drache, der Gardist werden wollte! Das war ja nicht zu glauben! Leise vor sich hinlachend schwang er seine Beine aus dem Bett und reckte sich gründlich. Er wandte sich zum Fenster, um einen Blick auf den Übungsplatz der Garde zu werfen und um die letzte Müdigkeit durch die kalte Morgenluft zu vertreiben.
Alles schien in bester Ordnung zu sein bis auf...
Bis auf den Drachen, der fröhlich mit dem Schwanz wippend mitten am Übungsplatz saß und mit vergnügter Mine dem Treiben zu seinen Füßen zusah.
Selan krallte sich mit den Händen in die Fensterbank und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den Drachen. Es war kein Traum gewesen! Da saß wirklich dieser Drache auf seinem Übungsplatz! Mit einem lauten Krachen ging er zu Boden. Das Ganze war einfach zuviel für ihn! Das konnte doch nicht sein! Er hielt sich den Kopf, den er sich am Bett angeschlagen hatte, und rappelte sich auf. Vielleicht träumte er?? Aber dafür tat sein Kopf zu weh.
Als er wieder zum Fenster blickte, starrte ihn ein frisch vergnügtes Drachenauge an. "Seid gegrüßt, werter Hauptmann! Habt ihr gut geruht? Ich wollte mich nur vergewissern wie euer wertes Befinden ist, da ich ein lautes Geräusch aus eurer Kammer vernommen habe."
Selan starrte sprachlos in das Auge, das vor dem Fenster schwebte, und versuchte zu verstehen was gerade geschah. Langsam stand er ganz auf und rieb an der wunden Stelle am Kopf. "Das wird wohl eine Beule werden" dachte er zusammenhangslos.
Da ihm der Blick des Drachen unangenehm war, blickte er an sich herunter, um nicht in das überdimensionale Auge starren zu müssen. Heiß schoss ihm das Blut in das Gesicht als er feststellte, dass er noch immer unbekleidet war. Er stand tatsächlich nackt vor einem Untergebenen und noch dazu vor einem Drachen!!
Unsicher griff er nach hinten, um sich mit Hilfe eines Lakens zu bedecken. Mitten in der Bewegung hielt er inne. Was tat er da? Drache hin oder her, dieser Rekrut war sein Untergebener und obendrein war das hier sein Privatraum! Die Schamesröte ging übergangslos in die Zornesröte über. Der Neue hatte ohne anzuklopfen, Fenster hin oder her, sein Hochheiligstes entweiht! Dieses Zimmer war alles was er an Freiheit und Selbstbestimmung noch hatte! Hier hatte keiner einzutreten oder ins Fenster hineinzulugen!
"Rekrut Darsenson, was fällt dir ein, unaufgefordert in den Raum des Hauptmanns hineinzusehen! Hat dir deine Mutter kein Benehmen beigebracht? Runter mit dir und 50 Liegeschtütz!" fuhr Selan den Drachen wutentbrannt an.
Das Drachenauge schien schuldbewusst zusammenzuzucken und verschwand aus dem Fenster. "Tut mir leid"  klang die Stimme des Drachens zu ihm herauf.
"Sir, wenn ich bitten darf! Das macht 20 Liegestütz mehr, ja!!!" schrie der Hauptmann dem Drachen nach.
Nachdem die Wut verraucht war stieg Panik in Selan hoch. Er hatte gerade einen Drachen angeschrieen!! Was, wenn dieser jetzt Amok lief? Mit zitternden Beinen ging er auf das Fenster zu und blickte hinunter auf den Hof. Er konnte nicht glauben was er da sah!
Ein junger Gardist erklärte scheinbar dem Drachen, was Liegestütze waren, und der Drache versuchte sie nachzumachen.
Langsam war sich Selan immer sicherer, dass das Ganze nur ein Traum sein konnte! Nur in einem Traum konnte es geschehen, dass ein Drache Liegestütze pumpte! Der Anblick eines Drachens, der Liegestütze machte, war irgendwie zu irreal und zu komisch, um wahr sein zu können.
Aber wenn es kein Traum war...
Selan mochte sich die Konsequenzen gar nicht ausmalen. Es wäre wohl das Beste alles so anzufassen als wäre alles wahr.
Nachdem der Hauptmann sich ein reichliches Frühstück genehmigt hatte, machte er sich auf, um nach seinen neuen Rekruten zu sehen. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er heute was im Magen brauchen würde, um die Aufgaben zu erfüllen, die auf ihn warteten.
Sich die letzten Krümel aus dem Gesicht wischend überlegte er sich, was wohl als erstes zu tun wäre. Der Neue bräuchte eine Uniform, Schuhe, ein Schwert und natürlich eine Unterkunft.
Egal wie unsinnig eine Waffe sein würde, Selan war sich sicher, dass der König auf alles bestehen würde. Und mit der Vollmacht des Königs, die er auf dem Schreibtisch gefunden hatte, würde das Ganze schon irgendwie lösbar sein. War in Träumen nicht alles möglich?
Mit sicherem Schritt betrat er das Übungsfeld und trat dem zerknirscht wirkenden Drachen entgegen. "Nun, Rekrut, habt ihr darüber nachgedacht, was ihr falsch gemacht habt?"
"Ja, Sir! Gardist Ankes war so freundlich mir zu erklären was mein Fehler war. Sir!" gab der Drache militärisch knapp zurück.
Selan nickte knapp. "Komm, Rekrut, wir müssen deine Ausrüstung besorgen. Ich glaube, wir beginnen mit der Uniform." Der Hauptmann wandte sich dem verlegen wirkenden Ankes zu. "Da du dich schon so gut mit unserem neuen Rekruten angefreundet hast, wirst du dich um die Fragen des Neuen kümmern. Und geh zum Tischler und sag ihm, er soll am Hof eine Unterkunft für den Drachen vorbereiten. Mit genau der vorgeschriebenen Einrichtung! Hast du mich verstanden?"
Ankes nickte nur knapp und machte sich auf.
Selan sah ihm mitleidig nach. Er hatte dem jungen Gardisten wirklich keine leichte Aufgabe übergeben. Aber Ankes hatte Mut bewiesen, als er mit dem Drachen gesprochen hatte, obendrein war er der noch hoffnungsvollste Nachwuchs der Garde.
"Nun gut, machen wir uns auf." Mit forschem Schritt ging er voran, der Drache schlich ihm vorsichtig nach, um ja nichts kaputt zu machen.
Beim Schneider angekommen klopfte Selan an und betrat ohne auf eine Antwort zu warten einfach den Raum.
"Guten Morgen, Kasner! Ich hab Arbeit für dich! Wir haben einen neuen Rekruten und der braucht eine Uniform. Nur gibt’s da ein Problem, der wird wohl nicht in die Standard-Uniform passen." Selan strahlte seinen Freund mit einem irren Grinsen an.
"Wo ist denn derjenige, der das Pech hat, in deine Einheit gesteckt worden zu sein? Du weißt doch ganz genau, dass ich die Maße brauche! So dick oder groß wird er schon nicht sein, dass er nicht durch die Tür kommt." Der Schneider reckte den Kopf, um an Selan vorbei nach draußen zu schielen.
"Hmm, du weißt nicht, wie recht du hast, alter Freund! Komm einfach mal mit nach draußen!" Mit diesen Worten zog der noch immer grinsende Selan den Schneider am Ärmel nach draußen.
Kasner war zwar eindeutig verwirrt, ließ es jedoch mit sich geschehen. Selan schien ja am Vortag einen Schnaps zuviel getrunken zu haben oder er hatte endgültig die letzte Tasse im Schrank verloren... So irre grinsen hatte er ihn noch nie erlebt...
Draußen angekommen klappte dem Schneider die Kinnlade nach unten. Er rieb sich die Augen und starrte auf den Drachen. "Hab ich gestern zuviel von dem guten Beerenbrand getrunken?", fuhr es ihm unwillkürlich in den Kopf. "Aber da sieht man doch normalerweise weiße Mäuse oder rosa Elefanten, aber einen Drachen?" Wieder rieb er sich die Augen, aber der Drache weigerte sich zu verschwinden. Unsicher blickte er zu seinem Freund Selan, der ihn schadenfroh anstrahlte.
"Siehst du, Kasner, was unser, genauer gesagt dein, Problem ist? Das dort drüben ist unser Neuzugang Dranar Darsenson und er sprengt sozusagen die übliche Uniform, obwohl er gut in Form ist. Laut Dekret des Königs muss er aber eine Uniform bekommen."
"Er muss was! Schau doch mal hin, Selan, er ist ein D R A C H E! Der braucht keine Rüstung geschweige denn eine Uniform, er hat Schuppen!!" Der Schneider schüttelte verzweifelt seinen scheinbar verrückt gewordenen Freund.
Selan blieb gelassen. "Der König hat direkt darauf bestanden, dass der Drache alles bekommt, was ein normaler Gardist auch hat. Hier schau, das Dekret des Königs mit seiner eigenen Unterschrift!" Selan fischte das Dokument aus seiner Jacke und hielt es einem Freund vor die Nase.
Der starrte sprachlos auf das Papier unter seiner Nase. Dass der König Regelversessen war, war ihm nicht neu, aber so? Eine Gardeuniform? Wie sollte er auf den Drachen so ein Rüschen geschmücktes Etwas schneidern? Hatte sich der König denn keine Gedanken gemacht wie er das machen sollte?
"Ist der König jetzt..." bevor Kasner den Satz zu Ende sprechen konnte hielt ihm Selan den Mund zu. Es war gefährlich den König in der Öffentlichkeit zu kritisieren.
Der Schneider räusperte sich und strich seine Kleider glatt und lugte zum Drachen hinauf. "Na das wird ein Stück Arbeit! Aber der Befehl des Königs wird natürlich sofort erfüllt..."
Kasner drehte sich um. "Kommt raus, ihr Faulpelze, ich brauch euch zum Maße nehmen und nehmt mir ja eine Leiter mit!" schrie er durch die offene Tür nach seinen Gehilfen.
Leises Gerumpel war zu hören "Wasn? Wozu brauchen wir eine Leiter? Wo bist du, Meister?" Der verschlafen wirkende Geselle drehte sich fragend im Raum um.
"Hier heraußen, Balta! Nimm die anderen auch mit und vergiss die Leiter nicht!!" Kasner schüttelte ungeduldig seine Hand und starrte zum Drachen hinauf. Er würde eine Schiffsladung Stoff brauchen, um diesem Rekruten eine Uniform zu schneidern. Er schüttelte den Kopf, der König hatte Vorstellungen! Womöglich sollte er es noch bis morgen fertig haben...
Endlich kamen seine Gesellen aus der Werkstatt getorkelt und starrten entsetzt zum Drachen auf, der noch immer geduldig da saß.
"Mei...Meister da st...steht ein Dra...Drache!" stammelte einer seiner Gesellen.
"Ja, ich weiß, und dieser Prachtkerl braucht eine Uniform! Also steht da nicht rum und haltet Maulaffen feil!"
Verwirrt starrten die Gesellen von ihrem Meister zum Drachen. Aber wenn der Schneider sagte, dass der Drache eine Uniform benötigte, sollte es wohl so sein... Kasner verstand keinen Spaß wenn es um Arbeit ging und bevor die Gesellen sich den Zorn ihres Meisters zuzogen...
Mit entschuldigendem Nicken stellte Balta die Leiter an die Vorderpfote des Drachens an.
"Meister, die Leiter ist zu kurz..."
"Hmm, da hast du recht... Geh rüber zum Stallmeister, der hat die längste Leiter hier. Aber beeil dich und halt deinen Mund über unseren neuen Freund hier!" Der Schneider versuchte seine zitternden Knie zu überspielen. Wenn seine Jungs mitbekämen, dass er Angst vor diesem Untier hatte, wären seine Gesellen auf und davon.
"Hauptmann Selan, Sir! Darf ich sprechen?" Der Drache schlug seine Hacken zusammen wobei die Leiter scheppernd zu Boden fiel. Sofort zuckte der Drache zusammen und blickte schuldbewusst auf alle herab.
"Was denn, Gefreiter?" Selan legte seinen Kopf in den Nacken, um zu den Drachen aufzusehen.
"Sir, ich wollt nur vermelden, dass ich nicht auf eine Uniform bestehe, Sir. Mir würde ein Wappenrock reichen. Es sei denn, ich beleidige mit meiner Blöße euer Gefühl für Anstand, Sir. Aber bei den Geschlecht der Drachen ist es recht unüblich Kleidung zu tragen, darum wusste ich auch erst nicht, was euer Ungemach hervorgerufen hat, als ich heute in eure Kammer lugte, Sir!" Der Drache blickte verlegen auf seine Krallen hinunter, die sich tief in den Kies gegraben hatten.
Die verwirrten Blicke der anderen ignorierend seufzte der Hauptmann auf. "Nein, Gefreiter, deine Blöße stört mich nicht im Geringsten. Gewisserweise bist du mit deinen Schuppen bekleidet. Doch wir Menschen finden es störend nackt gesehen zu werden oder wenn unsere Privatsphäre nicht respektiert wird. Nackte Drachen finden wir jedoch völlig unanstößig. Und keiner bezweifelt hier, dass du keine Uniform nötig hast. Seine Majestät wünscht jedoch, dass du alles bekommst, was ein normaler Gardist besitzt, das schließt Uniform, Schuhe, Schwert und eine vorgeschriebene Unterkunft mit ein. Und der Wunsch seiner Durchlaucht ist hier in Velanien Befehl. Und, Darsenson, merk dir eins, einem Befehl muss immer Folge geleistet werden, egal wie unsinnig er ist. Das ist eines der ersten Dinge, die du lernen musst."
"Aber was ist mit Ehre? Und mit Heldenmut? Mit Widerstand gegen Irrsinn und Grausamkeiten?" Der Drache wirkte eindeutig verwirrt.
Selan meinte seine eigene Stimme in der Antwort des Drachens zu hören, als er noch jung und idealistisch gewesen war. Es war kaum zu glauben, er fühlte Gemeinsamkeit mit einem Drachen!! "Glaub mir, du wirst bald erkennen, dass diese Dinge nur in den Liedern der Barden Bestand haben..." Er bemerkte selbst wie verbittert er klang.
"Ich glaube fest daran, Sir! Und nichts in dieser Welt kann meinen Glauben daran zerstören! Und mir dünkt, tief in eurer Seele seid ihr euch auch gewahr, dass es nicht die Wahrheit sein kann!" Der Drache senkte seinen gigantischen Kopf und blickte mit seinen unendlich tiefen, violetten Augen in die des Hauptmannes. Nach einigen atemlosen Momenten hob er seinen Kopf wieder und nickte, als hätte er die Bestätigung gerade in Selans Augen wahrgenommen.
Verwirrt den letzten Hauch der Benommenheit, der Selan nach dem Blick des Drachen erfüllt hatte, abschüttelnd blickte er dem jungen Gesellen entgegen, der die lange Leiter hinter sich herschleifte. Irgendwie hatte er das Gefühl als wäre etwas in seinem Herzen aufgetaut und als könnte er freier atmen.
"Das ist die Größte, die er hat! Aber er hat gesagt, du sollst sie nicht versaufen oder gegen deinen Beerenbrand eintauschen!" verkündete der Geselle lauthals, so dass der halbe Hof alles hörte.
Der Schneider zuckte zusammen und das Gesicht lief ihm rot an. Musste dieser Narr denn so laut rumposaunen? Seine Liebe zu dem edlen Brand war sowieso immer einen Lacher wert.
"Jetzt gib sie schon her und sei gefälligst still!" fauchte er übellaunig, riss dem Gesellen die Leiter aus der Hand und wuchtete sie hoch und lehnte sie gegen den Drachen.
"Wenn du es uns nun erlaubst, würden wir dich nun gerne vermessen", schrie er zum Drachen hinauf.
Selan tippte ihm an die Schulter. "Du, er ist vielleicht groß, aber nicht taub..."
Das Gesicht des rundlichen Schneiders wurde noch eine Spur roter. "Also, Drasenson, wenn es dir nichts ausmacht, beginnen wir jetzt."
Der Drache nickte nur und ließ die stundenlange Tortur über sich ergehen.
"Ich glaub, in zwei Wochen sollte ich fertig sein. Immerhin steht in deinem tollen Dokument, dass du keine Kosten scheuen sollst, also kann ich ruhig ein paar Näherinnen suchen, die mir helfen, oder?" wandte sich der heftig atmende Schneider an seinen Freund.
"Ich denk, das geht so in Ordnung!" stimmte Selan knapp zu und wandte sich zum Gehen.
"Ich glaub, die Stiefel müssten sich noch ausgehen..." murmelte er vor sich hin als er mit dem Drachen den Platz überquerte.
Auch der Schuster war entsetzt über den Drachen, aber Befehl war Befehl und er bemühte sich die nötigen Maße für die Schuhe zu nehmen. Ständig murmelte der hagere Mann Unverständliches in seinen langen Bart und schüttelte seinen Kopf. Auch er rechnete mit ungefähr zwei Wochen, da es lange dauern würde genügend Leder für dieses Paar Schuhe zu besorgen.
"Ahhhh, das war heute aber anstrengend!" Selan reckte seine Schultern. Aber wir haben es für heute geschafft! Morgen müssen wir dann noch zum Waffen- und Rüstungsschmied. Und dann steht deiner Grundausbildung nichts mehr im Wege. Nur wie ich einen Schwertpartner für dich finden soll... Aber darüber machen wir uns Gedanken, wenn es so weit ist. Ich hoffe, dir macht es nichts aus diese Nacht noch unter freien Himmel zu verbringen. Ich denke nicht, dass deine Unterkunft schon fertig sein sollte."
"Habt Dank, werter Hauptmann, Sir! Ich geruhe meist unter dem Sternenhimmel zu nächtigen und lege keinen Wert auf ein Dach über dem Kopf. Aber ich denke, seine Gnaden wünscht ebenfalls, dass ich in einer Unterkunft nächtige, so will ich mich daran gewöhnen." Der Drache nickte zu Selan hinunter.
Nicht zum ersten Mal bemerkte er die recht veraltete Sprechweise des Drachens. Aber das war wohl nicht verwunderlich, wer wusste schon wann dieser Drache auf die Welt gekommen war? Jetzt war Selan auch klar, warum der Brief so altertümlich verfasst worden war. Er beschloss den nächsten Brief, der in einem so veralteten Deutsch verfasst worden war, einfach verschwinden zu lassen. Wer wüsste, was als nächstes in die Garde aufgenommen werden wollte...

Am Übungsplatz der Garde angekommen seufzte Selans angesichts des Chaos, das herrschte. Ankes stritt scheinbar mit dem Tischler. Er hatte schon befürchtet, dass Ankes das nicht hinbekommen würde. Wer glaubt denn schon einem Gardisten, dass man eine Unterkunft für einen Drachen bauen sollte? Mit forschem Schritt ging er auf die beiden Streithähne zu.
"Gibt es ein Problem, Elan?" Mit künstlich freundlicher Stimme wandte sich der Hauptmann an den Tischler.
"Ein Problem? Ein Problem? Dein dressierter Affe hier gibt meinen Leuten Befehl ein Ungetüm zu bauen, das mir keiner zahlen wird! Du und deine Witzbande im Narrenkostüm könnt mich mal! Wer auch immer diese Schnapsidee hatte, ist ein noch größerer Narr als ihr!" 
"Ich versteh euer Problem nicht, werter Herr. Habt ihr etwas gegen die Befehle des Königs einzuwenden?" Mit breiten Grinsen hielt Selan das Schreiben des Königs unter die Nase des Wutschnaubenden.
Langsam wandelte sich das Gesicht des cholerischen Tischlers von knallrot zu schreckensbleich.
"Soll ich seiner Majestät ausrichten, dass ihr seine Befehle für Schnapsideen erachtet?" Selan konnte nicht widerstehen, dem eingebildeten Kerl eines auszuwischen. Zu oft hatte er sich schon dessen raue Scherze über sich ergehen lassen müssen.
Der Schreiner schüttelte nur den Kopf.
"Ich würde euch raten sorgfältiger mit euern Worten zu sein. Und jetzt würde ich euch empfehlen am Drachen dort drüben Maß zu nehmen." Mit lässiger Mine deutete er zu Darsenson hinüber.
Dem Tischler fiel nun alles hinunter, als er endlich den Drachen bemerkte. Nach Luft schnappend ging er zu Boden, deutete auf den Drachen und gab unverständliche Laute von sich.
Lachend wandte sich Selan ab, dieser Traum war wirklich einmalig! Er hoffte sich morgen noch erinnern zu können.
 

© Dara Drachenkind
Vor Verwendung dieser Autoren-EMail-Adresse bitte das unmittelbar am @ angrenzende "NO" und "SPAM" entfernen!
.
Und schon geht's weiter zum 3. Teil...
.
www.drachental.de