Nachdem wir ungefähr drei Kilometer zurückgelegt hatten
öffneten wir die Schriftrolle und lasen:
Ich weihe euch nun in eure Aufgabe ein.
Sie unterliegt höchstem Vertrauen.
Ihr seid angewiesen, mit Niemandem darüber zu reden.
So setzte sich der Text noch einige Zeilen weit fort, die von Geheimhaltung
und dem Vertrauen, das er zu uns habe, handelten, bis es interessant wurde:
Es handelt sich um keinen Schatz in dem Sinne, sondern nur um
ein Buch.
Aber um ein extrem mächtiges und magisches Buch.
Ich bin momentan der einzige Mensch auf Viran, der seinen Aufenthaltsort
kennt.
Trotzdessen gibt es viele Magier, die es nur zu gern in die Finger
bekommen wollen, deswegen musste ich sicher gehen, dass niemand erfährt,
dass ich weiß, wo es sich befindet.
So obligt es euch, meinen Freunden, es nun für mich zu finden,
viel Glück.
Unten war noch eine äußerst detailierte Karte angefügt,
die ich ausführlich studierte.
Schnell fand ich den Punkt, an dem wir uns befanden, ungefähr
drei bis vier Kilometer östlich von Nord-Burgendorf. Unser Ziel lag
im äußersten Südosten der Karte, wir waren also auf dem
richtigen Weg. Es handelte sich um ein Verlies und um es zu erreichen,
mussten wir den Zerben-Wald durchqueren, was nicht gerade einfach werden
würde, da in ihm Drow und, was besonders gefährlich war, auch
noch Keeper leben. Keeper sind kleine Wyrm-ähnliche Wesen, die auf
zwei Füßen gehen und grünliche Schuppen haben. Es gab aber
keinen anderen Weg, der uns nicht mindestens einen Monat Fußmarsch
mehr gekostet hätte. Ohne lange zu warten, machten wir uns sofort
auf den Weg nach Zerben-Wald.
Ohne große Zwischenfälle erreichten wir den Wald schon
nach drei Tagen Fußmarsch, aber als wir dann davor standen, überkam
mich Furcht. Ich bin ein großer Barbar, habe schon in unzähligen
Schlachten gekämpft, aber irgendetwas machte mir Angst, eine Aura
des schieren Bösen waberte wie Nebel um den Wald. Es gab kein Zurück,
nun mussten wir ihn durchqueren, wir waren schon so weit gekommen, der
Rückweg hätte uns mindestens zwei Wochen gekostet, also atmete
ich tief ein und wir schritten los.
Auch nach vier ereignislosen Stunden war meine Angst noch immer
nicht verflogen und so beschlossen wir unser Lager fürs erste hier
aufzuschlagen. Als wir fertig waren, dämmerte es bereits, meine Nerven
waren zum zerbersten gespannt und meine Sinne überdurchschnittlich
geschärft durch die Angst, die mich gefangen hielt.
Plötzlich spürte ich eine dunkle Präsens mitten unter
uns.
"Serbian, bleib ganz ruhig stehen und sag mir, ob du auch etwas
spürst!"
"Du siehst Gespenster, Meldon."
"Nein! spürst du es denn nicht?"
Wischh.
"Arghh!" Serbian fiel auf die Knie, eine klaffende Wunde war auf
seinem Arm zu sehen.
"Sei ganz still, Serbian, ich bitte dich!"
Scht...
Ich hörte ihn sich bewegen.
Wamm - Mein mächtiges Schwert durchtrennte seinen Rumpf
ohne größere Probleme.
Es war ein Alp, der uns angegriffen hatte, jetzt, wo das Blut aus
seinem Körper rann, begann er, sichtbar zu werden.
"Ich danke dir, mein Freund, diesmal wäre ich alleine draufgegangen,
Meldon!"
"Du warst aber nicht alleine, Freund. Kommst du mit deinen Wunden
alleine klar?"
"Sicher!"
Ich untersuchte den Leichnam und fand einen schönen Dolch,
noch immer mit Serbians Blut beschmiert. Im Hintergrund konnte ich ihn
Heilungsformeln murmeln hören, meine Angst war noch immer da, aber
sie hatte uns gerettet und so akzeptierte ich sie und versuchte ruhig zu
bleiben.
"Lass uns schlafen gehen, Serbian!"
Und so beschlossen wir zu ruhen, aber meine Angst lies mich früh
erwachen und so wanderten wir weiter!
Nach nicht allzu langer Zeit kamen wir an eine große Burg,
hier einfach mitten im Wald lag sie zwischen den Bäume gebettet. Sehr
seltsam und so groß wie sie war hätte man sie auch von außerhalb
des Waldes sehen müssen. Aber wir wollten keine unnötigen Gefahren
eingehen und beschlossen, um die Burg herum zu gehen, aber es ging nicht.
Sobald wir ungefähr hundert Meter entfernt waren war sie plötzlich
wieder vor uns. Wir hatten keine Wahl und so betraten wir die Burg.
Eine neue Welle der Angst überkam mich.
Wir kamen in einen großen Vorsaal mit prunkvollen Gemälden
an den Wänden und nur einer Treppe, die nach oben führte. Wir
erklommen sie und standen vor einer großen gußeisernen Tür,
wir öffneten sie und traten ein. Vor uns erstreckte sich ein anscheinend
ewig langer Korridor, was aber viel interressanter war, war dass Fackeln
an den Wänden hingen, die alle brannten. Etwas musste also hier wohnen.
Wir wanderten den Korridor entlang und kamen nach einiger Zeit wieder
an eine Tür. Mit lautem Knarren stieß ich die Tür auf und
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Ein gigantischer Drache stand mitten in dem erstaunlich großen
Saal. Ich hatte schon vieles gesehen, aber dieses Tier rang mir große
Ehrfurcht ab. Jeder hat in seinem Leben Geschichten über Drachen gehört,
aber keine Geschichte, und sei sie noch so gut erzählt, kann beschreiben,
was man empfindet, wenn man einem dieser Tiere gegenüber steht!
Es hatte bläulich glänzende Schuppen und war von erstaunlicher
Größe. Sein Körper war schlank, sein Kopf mit mehreren
Hörnern bewehrt und seine Klauen sahen scharf wie Sichel-Klingen aus!
"Seid gegrüßt, Abenteurer, was verschlägt euch in
die erstaunlichen Gefilde meiner Wenigkeit?"
Die Pracht des Tieres verschlug mir die Sprache und nur langsam
kam sie wieder:
"Wir wollten diesen Wald durchqueren, aber eure Burg war nicht passierbar."
"So wie es auch gedacht ist, Abenteurer, schließlich braucht
man auch mal ein wenig Abwechslung, wenn man an die 3.000 Jahre alt ist,
und ihr seid mir scheinbar gut für ein wenig Abwechslung geeignet."
"Wie meint ihr d..."
Grooaaaaar - Der Drache schüttelte den Kopf in kreisenden
Bewegungen und plötzlich tauchten vor uns an die zehn Keeper und bestimmt
zwanzig Drow auf.
Serbian reagierte sofort und murmelte "audeas valeret", meine Muskeln
wuchsen und auch ich selbst wurde bestimmt um 40-50 cm größer.
Ein grünlicher Schimmer legte sich über meinen ganzen Körper
und schützte mich wie eine Rüstung.
Ich griff an. Mit zwei gewaltigen Hieben lagen die ersten drei Drow
tot am Boden. Und auch Serbian blieb nicht untätig, er schwang seinen
neuen Stab und Blitze zuckten über die Gegnerhorden, was einen Drow
sofort tötete und alle anderen schwächte. Zwei weitere fielen
unter meiner Klinge.
Dann hob Serbian seinen Stab hoch in die Luft und murmelte "carpet
gladius pessima datum", da er sah, dass meine Kräfte langsam wieder
abebbten.
Wammm, ein Blitz zuckte zu mir und schlug in das Schwert
ein. FISCHHHH - Ich schwang das Schwert mit aller magischen Macht,
die mir noch von dem Zauber blieb, Blitze zuckten in einem gehörigen
Radius um das Schwert und wer noch nicht durch den Schlag starb, fiel den
Blitzen zum Opfer! Insgesamt raffte es noch einmal acht Drow und drei Keeper
dahin, doch ich schrumpfte wieder auf normal Größe und auch
der Trick mit dem Blitz stand fürs Erste nicht mehr zur Verfügung.
Sechs Drow und sieben Keeper standen, wenn auch leicht verletzt, noch kampfbereit
da.
Ich stürzte mich auf die restlichen Drow und schwang mein Schwert
so stark ich konnte, und auch wenn ich schon einige Wunden zugefügt
bekommen hatte, schien es, als ob ich gute Chancen hätte. Serbian
sprach die Angriffszauber, die ihm noch zur Verfügung standen, und
ich schaffte es tatsächlich, einen Drow nach dem anderen niederzumetzeln.
Zum Schluss war ich schwer verwundet und Serbian hatte seinen kompletten
Zaubervorrat erschöpft, aber es war noch ein Keeper übrig. Gemeinsam
stürzten wir uns auf den verbleibenden und halbtot schafften wir es
tatsächlich, diesen Kampf zu überstehen.
"Hahahahahahahahahahah, ich danke euch, das war wirklich äußerst
unterhaltsam und da ihr überlebt habt, gewähre ich euch zu passieren.
Ach ja ich kann außerdem Gedanken lesen und selbst wenn ihr noch
völlig geheilt wärt könntet ihr mich wahrscheinlich nicht
einmal verwunden" -----
Plötzlich befanden wir uns auf der Lichtung, auf der wohl das
Schloss gestanden haben musste. Serbian heilte uns beide, was angesichts
unseres Zustandes verständlicherweise einiges an Zeit in Anspruch
nahm und so verschwamm der Himmel bereits zu einem herrlichen Rot und wir
schlugen wieder einmal unser Lager auf.
Am nächsten Tag erwachten wir erst spät und ich stellte
erleichtert fest, dass meine Angst verschwunden war! Wir wanderten weiter
und äußerst erleichtert kamen wir nach weiteren fünf Stunden
Fußmarsch endlich an das Ende des Waldes. Endlich wieder Tageslicht
ohne Bäume, und der Duft von taufeuchtem Gras tat gut nach diesen
aufregenden Erlebnissen! Mein Kopf brummte noch ein wenig, denn auch wenn
die Heilformeln meine Wunden geheilt hatte, spürte ich noch immer
einen heftigen Schlag, den mir einer der Keeper genau auf den Kopf verpasst
hatte.
Wir mussten weiter, und so schauten wir ersteinmal auf die Karte.
Wir mussten nur noch eine Schlucht am Kalsiefes-Gebirge durchqueren und
dann sollten wir vor dem Eingang des betreffenden Verlieses stehen. Also
wanderten wir los und außer drei bis vier kleineren Angriffen durch
Meritiden-Späher verlief die Reise weiterhin relativ ereignislos.
So standen wir zwei Tage später vor dem Eingang des Verlieses.
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