Geschichten der legendären Welt Rim von Frederic
Leveralit, das Buch des Kalites
2. Eine lange Reise

Nachdem wir ungefähr drei Kilometer zurückgelegt hatten öffneten wir die Schriftrolle und lasen:
Ich weihe euch nun in eure Aufgabe ein.
Sie unterliegt höchstem Vertrauen.
Ihr seid angewiesen, mit Niemandem darüber zu reden.
So setzte sich der Text noch einige Zeilen weit fort, die von Geheimhaltung und dem Vertrauen, das er zu uns habe, handelten, bis es interessant wurde:
Es handelt sich um keinen Schatz in dem Sinne, sondern nur um ein Buch.
Aber um ein extrem mächtiges und magisches Buch.
Ich bin momentan der einzige Mensch auf Viran, der seinen Aufenthaltsort kennt.
Trotzdessen gibt es viele Magier, die es nur zu gern in die Finger bekommen wollen, deswegen musste ich sicher gehen, dass niemand erfährt, dass ich weiß, wo es sich befindet.
So obligt es euch, meinen Freunden, es nun für mich zu finden, viel Glück.
Unten war noch eine äußerst detailierte Karte angefügt, die ich ausführlich studierte.

Schnell fand ich den Punkt, an dem wir uns befanden, ungefähr drei bis vier Kilometer östlich von Nord-Burgendorf. Unser Ziel lag im äußersten Südosten der Karte, wir waren also auf dem richtigen Weg. Es handelte sich um ein Verlies und um es zu erreichen, mussten wir den Zerben-Wald durchqueren, was nicht gerade einfach werden würde, da in ihm Drow und, was besonders gefährlich war, auch noch Keeper leben. Keeper sind kleine Wyrm-ähnliche Wesen, die auf zwei Füßen gehen und grünliche Schuppen haben. Es gab aber keinen anderen Weg, der uns nicht mindestens einen Monat Fußmarsch mehr gekostet hätte. Ohne lange zu warten, machten wir uns sofort auf den Weg nach Zerben-Wald.

Ohne große Zwischenfälle erreichten wir den Wald schon nach drei Tagen Fußmarsch, aber als wir dann davor standen, überkam mich Furcht. Ich bin ein großer Barbar, habe schon in unzähligen Schlachten gekämpft, aber irgendetwas machte mir Angst, eine Aura des schieren Bösen waberte wie Nebel um den Wald. Es gab kein Zurück, nun mussten wir ihn durchqueren, wir waren schon so weit gekommen, der Rückweg hätte uns mindestens zwei Wochen gekostet, also atmete ich tief ein und wir schritten los.
Auch nach vier ereignislosen Stunden war meine Angst noch immer nicht verflogen und so beschlossen wir unser Lager fürs erste hier aufzuschlagen. Als wir fertig waren, dämmerte es bereits, meine Nerven waren zum zerbersten gespannt und meine Sinne überdurchschnittlich geschärft durch die Angst, die mich gefangen hielt.
Plötzlich spürte ich eine dunkle Präsens mitten unter uns.
"Serbian, bleib ganz ruhig stehen und sag mir, ob du auch etwas spürst!"
"Du siehst Gespenster, Meldon."
"Nein! spürst du es denn nicht?"
Wischh.
"Arghh!" Serbian fiel auf die Knie, eine klaffende Wunde war auf seinem Arm zu sehen.
"Sei ganz still, Serbian, ich bitte dich!"
Scht...
Ich hörte ihn sich bewegen. 
Wamm - Mein mächtiges Schwert durchtrennte seinen Rumpf ohne größere Probleme.
Es war ein Alp, der uns angegriffen hatte, jetzt, wo das Blut aus seinem Körper rann, begann er, sichtbar zu werden.
"Ich danke dir, mein Freund, diesmal wäre ich alleine draufgegangen, Meldon!"
"Du warst aber nicht alleine, Freund. Kommst du mit deinen Wunden alleine klar?"
"Sicher!"
Ich untersuchte den Leichnam und fand einen schönen Dolch, noch immer mit Serbians Blut beschmiert. Im Hintergrund konnte ich ihn Heilungsformeln murmeln hören, meine Angst war noch immer da, aber sie hatte uns gerettet und so akzeptierte ich sie und versuchte ruhig zu bleiben.
"Lass uns schlafen gehen, Serbian!"
Und so beschlossen wir zu ruhen, aber meine Angst lies mich früh erwachen und so wanderten wir weiter!
Nach nicht allzu langer Zeit kamen wir an eine große Burg, hier einfach mitten im Wald lag sie zwischen den Bäume gebettet. Sehr seltsam und so groß wie sie war hätte man sie auch von außerhalb des Waldes sehen müssen. Aber wir wollten keine unnötigen Gefahren eingehen und beschlossen, um die Burg herum zu gehen, aber es ging nicht. Sobald wir ungefähr hundert Meter entfernt waren war sie plötzlich wieder vor uns. Wir hatten keine Wahl und so betraten wir die Burg.
Eine neue Welle der Angst überkam mich.
Wir kamen in einen großen Vorsaal mit prunkvollen Gemälden an den Wänden und nur einer Treppe, die nach oben führte. Wir erklommen sie und standen vor einer großen gußeisernen Tür, wir öffneten sie und traten ein. Vor uns erstreckte sich ein anscheinend ewig langer Korridor, was aber viel interressanter war, war dass Fackeln an den Wänden hingen, die alle brannten. Etwas musste also hier wohnen.
Wir wanderten den Korridor entlang und kamen nach einiger Zeit wieder an eine Tür. Mit lautem Knarren stieß ich die Tür auf und ----------------------------------------
Ein gigantischer Drache stand mitten in dem erstaunlich großen Saal. Ich hatte schon vieles gesehen, aber dieses Tier rang mir große Ehrfurcht ab. Jeder hat in seinem Leben Geschichten über Drachen gehört, aber keine Geschichte, und sei sie noch so gut erzählt, kann beschreiben, was man empfindet, wenn man einem dieser Tiere gegenüber steht!
Es hatte bläulich glänzende Schuppen und war von erstaunlicher Größe. Sein Körper war schlank, sein Kopf mit mehreren Hörnern bewehrt und seine Klauen sahen scharf wie Sichel-Klingen aus!
"Seid gegrüßt, Abenteurer, was verschlägt euch in die erstaunlichen Gefilde meiner Wenigkeit?"
Die Pracht des Tieres verschlug mir die Sprache und nur langsam kam sie wieder:
"Wir wollten diesen Wald durchqueren, aber eure Burg war nicht passierbar."
"So wie es auch gedacht ist, Abenteurer, schließlich braucht man auch mal ein wenig Abwechslung, wenn man an die 3.000 Jahre alt ist, und ihr seid mir scheinbar gut für ein wenig Abwechslung geeignet."
"Wie meint ihr d..."
Grooaaaaar - Der Drache schüttelte den Kopf in kreisenden Bewegungen und plötzlich tauchten vor uns an die zehn Keeper und bestimmt zwanzig Drow auf.
Serbian reagierte sofort und murmelte "audeas valeret", meine Muskeln wuchsen und auch ich selbst wurde bestimmt um 40-50 cm größer. Ein grünlicher Schimmer legte sich über meinen ganzen Körper und schützte mich wie eine Rüstung.
Ich griff an. Mit zwei gewaltigen Hieben lagen die ersten drei Drow tot am Boden. Und auch Serbian blieb nicht untätig, er schwang seinen neuen Stab und Blitze zuckten über die Gegnerhorden, was einen Drow sofort tötete und alle anderen schwächte. Zwei weitere fielen unter meiner Klinge.
Dann hob Serbian seinen Stab hoch in die Luft und murmelte "carpet gladius pessima datum", da er sah, dass meine Kräfte langsam wieder abebbten.
Wammm, ein Blitz zuckte zu mir und schlug in das Schwert ein. FISCHHHH - Ich schwang das Schwert mit aller magischen Macht, die mir noch von dem Zauber blieb, Blitze zuckten in einem gehörigen Radius um das Schwert und wer noch nicht durch den Schlag starb, fiel den Blitzen zum Opfer! Insgesamt raffte es noch einmal acht Drow und drei Keeper dahin, doch ich schrumpfte wieder auf normal Größe und auch der Trick mit dem Blitz stand fürs Erste nicht mehr zur Verfügung. Sechs Drow und sieben Keeper standen, wenn auch leicht verletzt, noch kampfbereit da.
Ich stürzte mich auf die restlichen Drow und schwang mein Schwert so stark ich konnte, und auch wenn ich schon einige Wunden zugefügt bekommen hatte, schien es, als ob ich gute Chancen hätte. Serbian sprach die Angriffszauber, die ihm noch zur Verfügung standen, und ich schaffte es tatsächlich, einen Drow nach dem anderen niederzumetzeln. Zum Schluss war ich schwer verwundet und Serbian hatte seinen kompletten Zaubervorrat erschöpft, aber es war noch ein Keeper übrig. Gemeinsam stürzten wir uns auf den verbleibenden und halbtot schafften wir es tatsächlich, diesen Kampf zu überstehen.
"Hahahahahahahahahahah, ich danke euch, das war wirklich äußerst unterhaltsam und da ihr überlebt habt, gewähre ich euch zu passieren. Ach ja ich kann außerdem Gedanken lesen und selbst wenn ihr noch völlig geheilt wärt könntet ihr mich wahrscheinlich nicht einmal verwunden" -----
Plötzlich befanden wir uns auf der Lichtung, auf der wohl das Schloss gestanden haben musste. Serbian heilte uns beide, was angesichts unseres Zustandes verständlicherweise einiges an Zeit in Anspruch nahm und so verschwamm der Himmel bereits zu einem herrlichen Rot und wir schlugen wieder einmal unser Lager auf.

Am nächsten Tag erwachten wir erst spät und ich stellte erleichtert fest, dass meine Angst verschwunden war! Wir wanderten weiter und äußerst erleichtert kamen wir nach weiteren fünf Stunden Fußmarsch endlich an das Ende des Waldes. Endlich wieder Tageslicht ohne Bäume, und der Duft von taufeuchtem Gras tat gut nach diesen aufregenden Erlebnissen! Mein Kopf brummte noch ein wenig, denn auch wenn die Heilformeln meine Wunden geheilt hatte, spürte ich noch immer einen heftigen Schlag, den mir einer der Keeper genau auf den Kopf verpasst hatte.
Wir mussten weiter, und so schauten wir ersteinmal auf die Karte. Wir mussten nur noch eine Schlucht am Kalsiefes-Gebirge durchqueren und dann sollten wir vor dem Eingang des betreffenden Verlieses stehen. Also wanderten wir los und außer drei bis vier kleineren Angriffen durch Meritiden-Späher verlief die Reise weiterhin relativ ereignislos. So standen wir zwei Tage später vor dem Eingang des Verlieses.
 

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Bestimmt wird's hier bald zum nächsten Kapitel gehen ;-)

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