Gesang des Drachen von Jacqueline Esch

Er sprach zu mir sobald ich schlief,
leise murmelnd lockend Wort.
Wer war’s, der mich im Finstren rief?
Der mir erzählt von fernem Ort?

Dunkler Schatten, sanfte Macht,
zieht mich ganz in seinen Bann.
Großer Fürst und Herr der Nacht,
ich gehöre dir, fortan.

Schließ die Augen, lausche dir,
lausche deinem warmen Lied.
Fernes Land, erzählst du mir,
ein Land, zu dem es mich nun zieht.

Bäume stehen dunkel dort,
der Mond verströmt ein silbern Glanz.
Wache Augen, immerfort,
schillernd Wesen, stummer Tanz.

Angst ist fremd, Wut kennt man nicht,
ein Lied durchstreift die schwarze Nacht.
Weiße Blüten, zartes Licht,
schützend Mantel, warm und sacht.

Hier lausch ich nun und du singst weiter,
ich bitt dich, nimm mich fort mit dir!
Bring mich dort hin, sei mein Begleiter,
erhöre mich, lass mich nicht hier.

Lächelnd reichst du mir die Hand,
öffnest deine großen Schwingen.
Trägst mich in das ferne Land,
lässt dein Lied für mich erklingen.

Dort steh ich dann und tanz für dich,
tanze bis der Morgen graut.
Dann ist es schließlich Zeit für mich,
hör kein Lied mehr, keinen Laut.

Der Tag bricht an, ich muss mich eilen,
die Sonne hat ihr Haupt gekrönt.
Doch bald werd ich wieder bei dir weilen,
in der Nacht, wenn dein Lied ertönt.
 

© Jacqueline Esch
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