Das angeschlagene Kriegsschiff glitt langsam
in die Landebucht der Werft. Es sank ein Stück und landete auf den
dicken Trägern. Nirgar und Tala betrachteten den Koloss. Es würde
einige Zeit dauern, die Schäden wieder zu reparieren. Die Halle war
riesig. Es war die einzige Werft, die die Basilisk aufnehmen konnte. Das
Dach lag etwa hundert Meter über dem Boden. Ursprünglich war
hier mal eine Bucht zwischen den Klippen des schwebenden Felsens von Orpathia
gewesen. Man hatte sie so weit wie möglich ausgeweitet und das Dach
auf großen Klippen an den Seiten befestigt. Hätte man es anders
aufgebaut, man hätte es nie geschafft. Tala lehnte sich über
das Geländer. Sie war fasziniert von dem Anblick des riesigen Schiffes.
Selbst in diesem Zustand wirkte es noch majestätisch. Nirgar wunderte
sich über das Mädchen. Sie war erst einen Tag zuvor in einer
grausamen Schlacht gewesen, aber sie schien das alles schon vergessen zu
haben. Oder zeigte sie es einfach nicht? Nirgar zumindest dachte ständig
über den letzten Tag nach. Daran machte ihm große Sorgen.
"Entschuldigung?"
Nirgar sah sich um. Neben den beiden stand
ein junges blondes Mädchen. Sie war hübsch, wirkte aber irgendwie
schüchtern.
"Ich suche jemanden, der Marlin heißt.
Kennt ihr ihn. Oder wisst ihr wo er ist?"
"Nun, wir kennen Marlin. Aber er ist nicht
hier."
Das Mädchen blickte überrascht.
"Oh. Danke trotzdem."
Sie ging weiter. Nirgar sah ihr noch ein Stück
nach. Dann sah er fragend zu Tala rüber. Sie zuckte mit den Schultern
und wandte sich wieder dem Schiff zu.
"Daran ist also doch wieder auferstanden."
"Ja. Tarohn hat es geschafft."
"Das heißt, er ist auch größer
und mächtiger geworden?"
"Wie ihr es voraus gesagt habt. Sein Wachstum
ist beendet."
Marlin stand in der großen Höhle
des Drachenrats. Neben ihm stand Gartala. Sie waren zurück zum Nest
geflogen, um dem Rat alles zu berichten. Isaldor schien sehr beunruhigt.
"Was schlagt ihr vor, was zu tun ist? Wie
sollen wir Daran aufhalten?"
"Darauf haben wir uns schon vorbereitet, seit
Daran damals starb."
Marlin sah sich überrascht um. Die Drachen
in der großen Halle schienen nicht überrascht. Sie wussten wohl
bescheid.
"Darf ich fragen, worum es dabei geht?"
Isaldor sah rüber zu Parta.
"Ich werde es dir erklären. Aber nicht
jetzt."
Lester ging zur Landeplattform. Er war schon
lange nicht mehr in Orpathia gewesen. Die Stadt hatte sich verändert.
So recht wusste er nicht wohin. Seine Vergangenheit beschäftigte ihn
noch. Er hatte auch gekämpft. Im Glauben, dass Tarohn nur Gutes für
sein Volk wollte. Er hatte seinem Vater vorwürfe gemacht, weil dieser
in der Schlacht um die Zwergenhauptstadt so viel unschuldiges Blut vergossen
hatte. Dabei war er selbst auch da gewesen. Er hatte auch getötet.
Er erschrak, als ihm bewusst wurde, dass er damals Gefallen daran hatte.
Jetzt konnte er Gutes tun. Auch wenn er damit niemanden wieder zum Leben
erwecken würde. Er drehte sich um und sah die Stadt hinter sich an.
Orpathia war eine so schöne Stadt. Hoffentlich würde Tarohn sie
in seinem Wahn nicht auch noch zerstören.
Was war das? Lester blieb stehen. Bei Wetanir
stand ein junges hübsches Mädchen. Sie unterhielten sich. Lester
ging weiter. Was wollte die denn? Als er näher an die zwei ran ging,
sah das Mädchen zu ihm rüber und lächelte verlegen.
"Ich hab gerade erfahren, dass du zu Marlin
fliegst. Stimmt das?"
Lester guckte Wetanir strafend an. Der Drache
blickte sich um, und sah schließlich in Richtung Horizont. Lester
wandte sich dem Mädchen zu.
"Das ist richtig."
"Kannst du mich mitnehmen? Ich muss auch zu
Marlin."
Lester zögerte. Dann nickte er.
"Warum nicht."
Sie setzten sich auf den Rücken des Drachen.
Wetanir setzte ab und flog los.
"Also. Was ist es?"
Parta sah besorgt aus. Er blickte aus der
Höhle. Die Wolken hingen tief. Das Nest schwebe knapp über der
Wolkendecke. Marlin und Parta standen am Rand der Höhle und sahen
auf die Wolken nieder.
"Es ist kompliziert."
"Ich hab Zeit."
"Gut. Pass auf. Es geht in erster Linie darum,
Tarohn aus dem Weg zu räumen. Ist Tarohn weg, gibt es niemanden mehr,
der Daran etwas befehlen kann. Das heißt, Darans Geist wird wieder
frei."
"Er wird wieder zum Tier. Aber dann ist er
immer noch gefährlich."
"Aber er ist wieder erreichbar für uns.
Wir Drachen können untereinander kommunizieren. Im Geist."
"Du meinst, du kannst ihn zur Vernunft bringen?
Nur indem du mit ihm redest?"
"Ich weiß es nicht. Aber einen Versuch
ist es wert."
Marlin sah ihn fragend an.
"Aber Da bleibt die Sache mit Tarohn. Niemand
ist ihm gewachsen, nicht einmal Lester. Und er ist ein Paladin.
Wir haben versucht, an etwas stärkeres
zu kommen, als an einen Paladin. Es hat etwas gedauert, aber wir hoffen,
es klappt."
"Ihr hofft?"
Parta wurde ruhiger.
"Es scheint, als wäre die Bindung nicht
stark genug. Oder das Training ist zu schlecht. Sie ist noch zu schwach."
Marlin war verwirrt. Wovon redete der Drache.
Es schien, als redete Parta mit sich selbst. Nicht mehr mit Marlin.
Parta sah seinen Freund an. Er versuchte zu
lächeln, aber es sah gezwungen und traurig aus.
"Es ist so. Der Geist eines Drachen ist ein
sehr starkes Medium. Er verfügt über die kraft großer Magie.
Der Geist könnte diese Magie nutzen, aber der Körper ist dafür
nicht gebaut. Der Mensch verfügt über einen guten Körper,
um Magie zu nutzen. Doch nur wenigen ist diese Gabe gegeben. Sie sind die
Magier. Nach und nach sterben sie alle aus. Nicht mehr viele leben."
Marlin ahnte etwas, ließ den Drachen
aber weiter sprechen.
"Um ein Wesen von größtmöglicher
Stärke zu erschaffen, ist es nötig, zwei Geister zu verschmelzen
und einen Körper als Gefäß zu finden. Dabei gibt es ein
Problem. Der Geist ist fest verwurzelt im Körper. Er ist erst komplett
frei, wenn der Körper im sterben liegt."
"Das heißt, der Drache stirbt, und gibt
seinen Geist an den Menschen ab. Wo ist das Problem?"
"Der Tod an sich ist schon Problem genug.
Aber das wirkliche Problem besteht darin, dass dann in einem Körper
zwei Geister leben. Wenn sie nicht verschmelzen, kämpfen sie um den
Körper. Der Mensch wird gestört. Er wird vollkommen verrückt
und schließlich stirbt er. Wir haben es oft probiert. Nur einmal
hat es geklappt. Allerdings ist die Verbindung zwar stark, die Fähigkeiten
reifen aber nur langsam. Wahrscheinlich ist der Körper zu schwach."
"Hängt es vom Körper ab, wie stark
die Magie ist?"
"Nein. Aber der Körper verändert
sich. Er bringt die vielfache Stärke des Drachen auf, der in die Verschmelzung
eingegangen ist. Psychische und Physische Kräfte entwickeln sich parallel.
Kann sich ein Teil nicht weiter entwickeln, so stoppt auch der andere seine
Entwicklung. Der Körper muss für diese Kraft geschaffen sein.
Er ist die Vorraussetzung."
"Wo keine Erde, da kein Baum."
"Richtig."
Marlin blickte in die Ferne. Dann drehte er
sich zu Parta.
"Und wer ist dieser neue Krieger?"
"Das wirst du schon sehen."
Wetanir landete in einer kleinen Höhle.
Die beiden Begleiter stiegen von seinem Rücken ab. Lester sah zu dem
Mädchen. Sie hatte den Flug gut überstanden.
"Hier entlang."
Wetanir führte die beiden durch die Gänge
des Drachennestes. Lester war beeindruckt. Das Nest war wie eine fliegende
Stadt. Dem Mädchen schien das alles vertraut. Sie war nicht besonders
beeindruckt von all dem. Wer war sie? Plötzlich wurde der Gang breiter.
Eine Halle. Die Drachen darin sahen Wetanir komisch an. Sie wirkten überrascht
und achteten erst gar nicht auf Lester und das Mädchen neben ihm.
Lester sah den Drachen an, der zu einem älter wirkenden großen
Drachen aufsah. Sie sahen sich nur an. Ein Paar Minuten lang. Dann nickte
Wetanir mit dem Kopf und senkte seinen Blick. Der alte Drache sah nun das
Mädchen an. Es dauerte nicht lange, da nickte auch sie.
"Ja, Meister Isaldor. Ich habe verstanden."
Was? Lester sah die anderen beiden verwundert
an. Sie gingen los und verließen den Saal. Der Dunkelelf sah ihnen
noch nach. Dann drehte er sich wieder um. Isaldor sah von seinem Vorsprung
auf ihn herab. Irgendwie war Lester nicht wohl. Niemand sagte was. Alle
starrten sie den Dunkelelfen an. Plötzlich brach Isaldor das Schweigen
mit einem beruhigten Nicken.
"Willkommen, Lester."
Marlin zog durch die Gänge. Er wollte
zurück zu den anderen. Vielleicht waren sie in Gefahr. Daran war da
draußen. Er würde sicher früher oder später auch nach
Orpathia kommen. Aber Marlin konnte nicht hier weg. Er sollte auf diesen
neuen Krieger warten. Der würde hier auftauchen, hatte man ihm gesagt.
Eigentlich war es ihm egal. Sollte der Kerl doch bleiben, wo er ist. Daran
könnten sie auch so besiegen. Nur wie, das wusste er noch nicht.
"Marlin."
Er drehte sich um. Wetanir, Parta und Gartala
waren gekommen und hatten ein junges, hübsches Mädchen mitgebracht.
Zwischen den wuchtigen, starken Körpern wirkte sie irgendwie äußerst
zerbrechlich und schwach.
"Darf ich vorstellen. Das ist Shyla."
"Aha. Freut mich."
Er sah sich das Mädchen an. Sie lächelte
etwas verlegen. Marlin wusste nicht wirklich, warum sie hier war. Fragend
sah er erst Parta und dann Gartala an. Parta schien zu verstehen.
"Es ist vielleicht etwas unscheinbar, aber
sie ist die Verschmelzung, von der ich dir berichtet hab."
"Ach ja?"
Überrascht, aber auch etwas besorgt drehte
Marlin sich um, und sah aus einer Öffnung im Fels auf die Wolken herab.
"Gute Nacht."
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Orpathia war ruhig. Marlins Befürchtungen
hatten sich nicht bestätigt. Er war zusammen mit den anderen in die
Elfenhauptstadt zurückgekehrt. Der Abend war schon gekommen. Die Drachen
standen auf der Plattform. Noch immer ließ man sie nicht in die Stadt.
Sie sahen der Gruppe nach und flogen dann wieder zurück zum Nest.
Marlin und Lester gingen durch die Innenstadt zum ausgemachten Treffpunkt.
Shyla folgte ihnen. Sie gehörte zwar nun zur Gruppe, ging aber weit
abseits. Zu den beiden Männern hatte sie einen Abstand von etwa drei
Metern gehalten.
"Hey, Marlin. Wer ist das überhaupt?"
"Hat Isaldor die Geschichte von den Verschmelzungen
erzählt, als du bei ihm warst?"
"Ja."
Marlin sah hinter sich auf das ängstlich
wirkende Mädchen. Dann sah er Lester ins Gesicht und lächelte
leicht. Verwirrt sah Lester ihn an.
"Sie?"
"Ja. Das ist unser kleiner Supersoldat."
Lester sah noch einmal hinter sich. Dann drehte
er sich wieder nach vorne.
"Na wie auch immer. Man sollte die Kraft eines
Wesens nicht an seinem Aussehen messen. War nicht die Rede von extrem starker
Magie? Vielleicht beherrscht sie ihr Fach."
Marlin sah den Dunkelelf wieder an.
"Ja. Aber die psychischen und physischen Fähigkeiten
entwickeln sich parallel. Sie sind von einander abhängig."
Ein kurzer Blick nach hinten.
"Bei allem Respekt. Sie ist hübsch, aber
besonders stark scheint sie nicht zu sein."
"Wer weiß. Wir werden es schon herausfinden."
"Hoffentlich noch bevor Daran uns alle zu
Tode schlägt."
Shyla fühlte sich komisch. Man hatte ihr
eine Bestimmung gegeben. Die erste wichtige in ihrem Leben. Sie spürte
sie jeden Tag. Jede Sekunde. Die Seele des Drachen in ihr war stark. Stärker
als sie. So richtig wusste sie nicht, ob sie wirklich die richtige war,
um die Welt vor diesem Monster zu bewahren. Manchmal im Training, da war
sie so stark. Doch wenn sie wieder auf die Straße ging, da schwand
es wieder. Sicher war sie gut. Doch jeder dahergelaufene Straßenpenner
jagte ihr wieder Angst ein. Wenn sie so in einer Stadt reagierte, wo es
so friedlich ist, wie sollte sie dann auf einem richtigen Schlachtfeld
kämpfen. Mit Waffen. Gegen grausame Gegner ohne Gnade. Marlin und
Lester waren so stark. So selbstbewusst. Selbst wie sie hier durch die
Straßen gingen. Shyla gehörte da nicht rein. Sie fühlte
sich nicht als Kriegerin. Das heißt, sie tat es schon, nur immer
im falschen Moment.
Marlin und Lester blieben plötzlich stehen.
Shyla verlangsamte ihren Schritt kurz. Ging dann aber wieder schneller.
Als sie zwischen den Beiden stand, gingen auch sie weiter. Das Mädchen
sah die beiden genau an. Was wollten die denn auf einmal.
"Hey, Shyla"
Etwas erschrocken sah sie zu Marlin.
"Ja?"
"Erzähl mal was von dir!"
"Was denn erzählen?"
Lester sah sie an.
"Irgendwas. Wenn wir mit dir zusammen kämpfen
sollen, müssen wir dich auch kennen."
Sie gingen weiter durch die dunklen Straßen
und Gassen. Shyla erzählte immer wieder zögernd von ihrem Leben.
Sie war in Padra aufgewachsen. Einem kleinen Ort nahe der Hauptstadt der
Menschen. Ihr Vater hatte eine Schmiede und erledigte ab und zu Aufträge
für die Königliche Armee. Ihre Mutter hielt sie von all dem fern.
Sie wollte keine Kriegerin als Tochter. Vor zwei Jahren, als sie gerade
vierzehn war, traf sie auf einen jungen Drachen. Er sprach mit ihr, was
sonst nie ein Drache gekonnt hatte, den Shyla gesehen hat. Sein Name war
Agito, ein entfernter Verwandter von Isaldor. Es war etwa die Zeit, in
der Marlin Daran getötet hatte. Schon damals ahnte Isaldor, dass Tarohn
ihn wieder zurückholen würde. Die Freundschaft, die zwischen
Shyla und Agito entstanden war, war sehr wichtig für die Drachen.
Der Rat kam zu dem Entschluss, die Verschmelzung vorzunehmen. Shyla und
Agito waren perfekt dafür.
"Aber..." Marlin unterbrach sie. "Ich dachte
man kann nur eine Verschmelzung eingehen, wenn einer der Körper im
sterben liegt."
Shyla sah Marlin in die Augen. Ihr Blick wirkte
traurig.
"Das stimmt. Sie führten ein Ritual durch.
Dabei wurde Agito eine Art Serum verabreicht, das sie Drachenblut nennen.
Es ist kein echtes Blut. Nur ein rotes Gemisch. Es soll Wunder wirken,
wenn man es Menschen verabreicht. Aber für einen Drachen ist es Gift."
Marlin blickte zu Lester rüber.
"Sie haben ihn also getötet?"
"Er hat es freiwillig getan. Das Drachenblut
führt zwar zum Tot, aber es ist ein ruhiger, schmerzloser Tod."
"Wer hat dieses Drachenblut gemischt? Können
Drachen so etwas überhaupt?"
Shyla schüttelte den Kopf.
"Es war ein alter Mann. Ein Mensch. Er war
Magier oder so. sie nannten ihn Martalan, glaube ich. Er kannte sich mit
Tränken und dem ganzen Zeug aus. Isaldor hat mir erzählt, dass
Martalan schon viele hundert Jahre alt ist. Er kannte ihn schon lange.
Noch bevor Isaldor eigentlich sprechen konnte."
Die drei liefen langsam durch die Stadt. Das
Gasthaus, in dem sie untergebracht waren, lag auf der anderen Seite des
Platzes, den sie gerade betraten. Es war nicht gerade das größte
und beste Hotel, das man hätte auftreiben können. Aber fürs
erste reichte es. Sie stiegen die vier Stufen hinauf zur Tür. Sie
stand offen. Rechts hinter dem Eingang führten Treppen hinauf zu den
Zimmern. Links führte ein großer Durchgang in eine kleine Kneipe.
Sie war recht gut besucht. Nirgar und Cecil kamen den dreien schon entgegen.
"Hey, schön euch zu sehen. Habt ihr alles
mit den Drachen geklärt?"
"Ja. Und wir müssen euch unbedingt ein
paar Dinge erklären."
Nirgar nickte.
"Das verschieben wir auf morgen."
Dann sah er zu dem Mädchen rüber,
das Marlin und Lester mitgebracht hatten.
"Kennen wir uns nicht?"
Shyla sah sich erst fragend um, dann fiel
es ihr doch wieder ein.
"Ja. Heute vormittag in der Werft."
"Ja, stimmt."
Marlin sah sich in der Kneipe um. Als suche
er etwas.
"Wo ist eigentlich Tala?"
"Sie ist schon oben und schläft. Hat
etwas getrunken, was sie nicht hätte probieren sollen..."
Nirgar grinste.
"Wir Elfen machen halt guten Wein."
Nirgar brachte Shyla nach oben. Die anderen
folgten ihnen. Cecil trug einen Verband um den Oberkörper. Man konnte
ihn unter dem Hemd erkennen.
"Alles in Ordnung?"
"Ja."
Cecil nickte.
"Es ist ne Schnittwunde quer über die
Brust. Die Mönche konnten mir noch nicht sehr helfen. Sie konnten
nur die Blutung stoppen. Ihnen fehlten die nötigen Kräuter oder
so was. Ich geh morgen wieder hin."
Marlin machte sich Sorgen um seinen Freund.
Mit so einer Wunde sollte man nicht leichtfertig sein.
"Gut. Lasst uns erst mal ne Runde schlafen.
Das tut uns allen gut."
"Hey, Marlin. Hast du schon nen Plan."
"Plan?"
"Ja. Ich mein wegen Daran und so. Was, wenn
die Drachen sich irren. Dann brauchen wir nen Ersatzplan."
Nirgar, Cecil, Lester und Marlin teilten sich
ein großes Zimmer. Die Mädchen hatten einen Raum für sich.
Es war das Zimmer neben an. So richtig konnte von den Jungs keiner schlafen.
Sie waren alle in Gedanken versunken.
"Nein. Wir sehen es auf dem Schlachtfeld."
"Aber Cecil hat recht."
Nirgar mischte sich ins Gespräch ein.
"Wir sollten uns Gedanken über den Kampf
machen. Früher oder später wird es dazu kommen. Es kann sein,
dass wir schon morgen auf Tarohn treffen."
Kurz war es still. Niemand sah den anderen.
Es war Nacht und stockduster im Zimmer. Dann brach Marlin die Stille.
"Schläft hier eigentlich irgendeiner?"
Zögernd kamen die Antworten aus den Ecken
des Zimmers.
"Nein."
Marlin setzte sich in seinem Bett auf und
lehnte sich gegen die Wand. Von der anderen Seite des Raumes klang Nirgars
Stimme herüber.
"Wenn sowieso niemand schläft, dann erzähl
doch von den Drachen. Was haben sie genau gesagt?"
"Nein."
Cecil meldete sich zu Wort.
"Erzähl von der blonden. Wer ist sie?"
"Na das hängt sowieso irgendwie ziemlich
zusammen."
Shyla sah sich in der Dunkelheit um. Was die
anderen wohl gerade machten? Sie dachte darüber nach, zu den Jungs
zu gehen. Aber vielleicht schliefen sie schon. Wach machen wollte sie keinen.
Sie fühlte sich so oder so schon nicht als richtig akzeptiert. Diese
Leute. Sie waren ihr alle so fremd. Auch wenn sie alle sie ganz nett behandelten.
"Ohhh."
Was zur Hölle war das? Shyla sah sich
um. Doch es war zu dunkel, um irgendwas zu erkennen.
"Ohh, scheiße."
Ach so. Das musste Tala sein.
Beruhigt drehte sich Shyla im Bett wieder
um. Es knarrte etwas.
"Hallo? Ist da jemand?"
Shyla zögerte. Dann drehte sie sich wieder
um.
"Ja ich."
Kurz war es still.
"Und wer bist du?"
"Mein Name ist Shyla. Ich soll hier schlafen."
"Gab es keine anderen freien Zimmer? Einfach
Fremde hier rein schicken."
Talas Stimme war sehr ruhig. Sie klang ganz
schön fertig.
"Nein nein. Nirgar hat das organisiert. Ich
werd euch ab jetzt begleiten."
"Aha. Du bist doch nicht etwa eine von denen,
die Cecil unten an der Theke angemacht hat, oder?"
Shyla zögerte.
"Nein. Der Drachenrat hat mich geschickt.
Ich soll euch im Kampf gegen Daran unterstützen."
"Na, wenn es uns hilft. Freut mich, dich dabei
zu haben. Gute Nacht."
Es wurde wieder still im Raum. Shyla sah in
die Dunkelheit des Raums. Tala schien eingeschlafen zu sein.
Der nächste Morgen ließ nicht lange
auf sich warten. Die Stadt war in Alarmbereitschaft. Soldaten liefen überall
herum. Groß war die Angst vor einem Angriff. Cecil, Tala und Marlin
gingen durch die Straßen. Immer wieder liefen Soldaten an ihnen vorbei.
Die Mönche hatten die Medizin für Cecil. Sie waren schon sehr
früh aufgebrochen und nun schon wieder auf dem Rückweg. Tala
brummte noch ein wenig der Schädel. Aber es ging.
"Meint ihr, Daran kommt hier hin?"
"Vielleicht."
"Wir sollten ihn halt vorher stoppen."
Cecil und Tala sahen Marlin an. Er schien
sich wirklich extrem Sorgen um Tarohn und Daran zu machen. Gut. Die machte
sich jeder. Aber er konnte schon an nichts anderes mehr denken.
"Wie willst du das anstellen?"
"Ich weiß es nicht."
Sie erreichten das Gasthaus, doch die anderen
waren nicht da. Cecil fragte den Wirt, der ihm sofort einen Zettel gab.
Ein Flugblatt. Darauf rief der neue König auf, dass alle zum Palast
kommen sollten, die sich für besonders stark und geschickt mit der
Waffe hielten. Marlin nahm das Blatt in die Hand und sah es sich an.
"Was wird das?"
"Er erweitert seine Armee."
Marlin wandte sich an den Wirt.
"Sind die anderen von uns da hin?"
"Ja."
Cecil schüttelte den Kopf.
"Wollen die etwa in die Armee eintreten?"
"Wir gehen auch."
"Was? Ich will nicht in die Armee."
"Sollst du auch nicht. Wir sehen uns das nur
mal an."
Nirgar und Lester standen am Rande des großen
Platzes vor dem Palast. Eine Menschenmenge war auf dem Platz versammelt.
Alles große, kräftige Männer und Frauen. Sie würden
sicher gut kämpfen in der Schlacht. Aber waren sie eine Hilfe im Kampf
gegen Daran? Würden sie nicht rennen, wie all die anderen gerannt
sind beim ersten Kampf mit dem Drache? Was man wirklich brauchte, waren
größere Kräfte. Irgendwas stärkeres. Magier. Pure
Muskelkraft reichte hier nicht aus. Was wollten sie tun? Hinrennen und
dem Drachen in den Fuß beißen? Sie konnten einfach nichts tun.
Und wenn sie tausende wären.
Nirgar sah zum Palast rüber. Die Tore
waren schon seit sie hier angekommen waren schon weit geöffnet. Doch
niemand wurde rein gelassen. Was sollte das? Plötzlich wurde die Menge
unruhig. Schließlich jubelte sie. Der König trat vor das Volk.
© V.Geist
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bitte das unmittelbar am @ angrenzende "NO" und "SPAM" entfernen!
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