Vom heutigen Tage an fast genau 1534 Hjernar
(welches Eurem "Jahr" nahe kommt) zurück gerechnet geschah es, dass
ein großes Übel unsere Welt heimsuchte.
Unsere Heimat, bis zu diesem Tage eher den
Frieden gewöhnt, fiel ihm innerhalb dreier Hjernar in die Hände.
Denn es war ein Leichtes für die bösen Mächte, den geringen
Widerstand, der geleistet wurde, niederzuschlagen.
Zwanzig Hjernar fügten die Anhänger
der bösen Mächte unserer Welt unvorstellbare Pein zu, ohne dass
etwas unternommen wurde. Die Leiden, die den Lebewesen zugefügt wurden,
waren derart grausig, dass niemand es jemals gewagt hat oder wagen wird,
sie auch nur annähernd zu beschreiben.
Doch dann endlich, genau 23 Hjernar nach Einfall
des Übels, beschloss eine Handvoll mutiger Männer - nicht mehr
und nicht weniger als 33 tapfere Recken - Widerstand zu leisten. Doch sie
gingen nicht offen gegen das Übel vor. Sie gründeten statt dessen
im Geheimen einen Kriegerorden, den Orden der "Estharkrieger".
So übten sie die Kampfkunst und die Magie
über 18 Hjernar hinweg, ohne dass es ihnen zu langwierig wurde. Das
Leid der Welt schmerzte sie, doch ermahnte es sie auch, nicht überstürzt
zu handeln, denn dann wäre auch die letzte Hoffnung verloren. Und
mit jedem Hjernar nahm die Anzahl der Ordensmitglieder zu, so dass der
Orden am Ende stolze 5023 bestausgebildete Mitglieder zählte.
Im folgenden Frühling marschierte der
Orden gegen das Übel. Zu Sortarh begegneten sie erstmals den bösen
Heerscharen. Es war den Führern des Ordens gelungen, ihre Existenz
bis zu diesem Frühling geheim zu halten, so dass ihre Gegner noch
sehr unvorbereitet waren. Dennoch stellte sich den mutigen Recken eine
dreifache Übermacht von Dämonen entgegen. Aber trotz unglaublich
hoher Verluste gelang es ihnen, in dieser Schlacht als Sieger hervorzugehen.
Und obwohl der Verlust so vieler Freunde tiefe Bestürzung erregte,
so gab dieser unerwartete Sieg den Völkern neue Hoffnung und neuen
Mut.
Erstmals seit die bösen Mächte die
Herrschaft errungen hatten, regte sich erneut Widerstand gegen die unerwünschten
Herren. In der ganzen Welt erhoben sich die Völker, um unter der Führung
des Estharkrieger-Ordens das Übel zu vertreiben.
Die folgenden Kämpfe dauerten noch drei
weitere, schier unendliche Hjernar. Doch während der blutigen Kämpfe
in dieser Zeitspanne erlitt das Übel solch große Verluste, dass
es schließlich vernichtend geschlagen werden konnte. So gaben die
bösen Mächte die Welt wieder aus ihren dunklen Krallenhänden
frei.
Und so geschah es, dass die Völker vor
1489 Hjernar das Übel für endgültig besiegt hielten. Lange
Zeit wurde die Geschichte dieser düsteren Zeit von Generation zu Generation
weitergereicht. Doch dann geriet die Wahrheit dieser Erzählung in
Vergessenheit und sie wurde als Mär abgetan. Auch der Orden der Estharkrieger
geriet immer mehr in Vergessenheit. So ward es gegeben, dass auch die Zahl
der Mitglieder langsam und beständig abnahm. Und mit ihnen starben
auch diejenigen, die die Wahrheit kannten und vor der Vergessenheit warnten.
Und so ward es, dass am Tage meiner Geburt,
vor 26 Hjernar, der einst so stolze Kriegerorden nur noch 256 Mitglieder
zählte. Doch in all den Jahren war aus dem "Vielvölkerorden"
ein eigenes Volk mit Herkunft aus dem Elfenvolke geworden. Ich ward geboren
als Esthar, und nur aus diesem Grund wusste ich überhaupt von der
Existenz des Ordens. Und nur aus diesem Grund wurde mir die magische und
kämpferische Ausbildung der Esthar zuteil. Die Welt hatte uns vergessen.
Doch der Preis für die süße
Unwissenheit ward schon bald offensichtlich. Das Übel war nicht besiegt,
es hatte sich nur zurückgezogen und gelauert. Während der letzten
57 Hjernar vor meiner Geburt hatte es begonnen, sich wieder in unsere Welt
einzuschleichen. Niemand hatte es bemerkt, bis das Übel sich 10 Hjernar
vor dem heutigen Tage offen zu erkennen gab.
Unser Orden war zu schwach, um dem erstarkten
Übel Parole zu bieten, doch gaben wir die Hoffnung niemals auf. Zu
Kilmar begegneten wir der erdrückenden Übermacht. Und was wir
dort erlebten, war kein Kampf mehr, es war ein einziges Gemetzel. Jedem
Kämpfer unseres Ordens standen unzählige Dämonen entgegen.
Es war grausig anzusehen und zu erleben. Gerade wehrte sich einer meiner
Freunde gegen einen Dämon, als sich vier andere gleichzeitig von hinten
auf ihn stürzten und ihn bei lebendigem Leibe zerfetzten. Ich überlebte
nur, weil viele meiner Freunde sich zwischen die Dämonen und mich
warfen - und ihr Leben ließen. An jenem Tage sah ich sehr viele meiner
Freunde und auch meine Geliebte Selena sterben. Mögen die Götter
ihren Seelen gnädig sein und sie diese Grausamkeiten vergessen lassen...
Mit Selena starb auch ein Teil von mir, doch
gab er mir auch neuen Lebensmut. Allein mein Sinnen auf Rache ließ
meinen Überlebenswillen und meine Kampfeswut ins unermessliche steigen.
Ich weiß nicht, wie viele Dämonen unter meiner Hand starben,
aber ich merkte, es war alles umsonst. Unsere Reihen schmolzen dahin, wie
Eis in der Sommersonne. So mussten wir, die wenigen Überlebenden,
uns geschlagen geben und unser Heil in der Flucht suchen. Doch nur wenige
schafften die Flucht schwer verwundet und mit letzter Kraft - Darunter
auch ich.
Aber auch wir gaben die Hoffnung nicht auf,
das Wohl unserer Heimat hing davon ab. Wir waren nur noch 8 Krieger, und
so beschlossen wir, uns zu trennen und Hilfe zu suchen. Drei Hjernar streiften
wir durch unsere Welt, um uns schließlich zu Sortarh zu treffen.
Doch es hatte sich herausgestellt, dass unsere Bemühungen scheinbar
umsonst gewesen waren, denn nur äußerst wenige hatten sich uns
angeschlossen. Für einen Widerstand reichte es lange nicht. So gingen
diese drei Hjernar unter der Bezeichnung „Suche nach den verlorenen Helden„
in die Historie unseres Ordens ein. Es war eine bittere Erkenntnis.
Darum sahen wir uns gezwungen, in andere parallele
Welten auszuweichen und dort um Hilfe zu bitten. Auf meinen Reisen kam
ich so vor knapp fünf Hjernar in diese Welt, die man Erde nennt. Und
hier fand ich dann die Hilfe, die ich so sehnlich gesucht hatte. Und auch
meine Ordensbrüder waren erfolgreich gewesen. Insgesamt hatten sich
uns knapp 9.000 Freiwillige und Söldner angeschlossen und folgten
in unsere Welt.
Unser Orden trat dem Übel erneut auf
den Ebenen zu Sortarh entgegen, denn wir erhofften uns, dass die Seelen
unserer hier gefallenen Vorfahren uns unterstürzten würden. Der
Kampf war diesmal zu unseren Gunsten gewogen, denn diesmal waren wir in
der Übermacht. Und da die Dämonen diesmal wirklich unwissend
waren, hatten wir durch den Überraschungsmoment den Vorteil. Wir nutzten
ihn gut und unsere Männer kämpften wacker. Die Dämonen schienen
gar nicht mehr kämpfen zu können, zu sehr waren sie mit schreien
und sterben beschäftigt. So entschieden wir diese Schlacht innerhalb
weniger Stunden für uns. Und ich konnte mein Rachversprechen an Selena
einlösen.
Doch die besiegten waren nur eine geringe
Zahl der Dämonen in unserer Welt gewesen. Und so streiften wir durch
alle Landen und metzelten in kleineren Scharmützeln jeden Gegner erbarmungslos
nieder, der uns begegnete - Egal ob er allein war, oder ob es Hunderte
waren. Wir schafften es erfolgreich zu verhindern, dass sich die Dämonen
zu einer großen Armee zusammenschlossen, denn dann wären wir
verloren gewesen. Innerhalb eines Hjernar hatten wir scheinbar alle Dämonen
besiegt und die bösen Mächte mussten sich erneut geschlagen geben.
Aber wir konnten unseren Sieg nicht genießen.
Zu viele waren gestorben; Freunde, Geliebte, Verwandte. Wir hatten so viele
geliebte Seelen verloren. Von dem einstig so großen Orden lebten
nur noch drei Mitglieder, ich gehörte wie durch ein Wunder zu diesen.
Hinzu kam das Wissen, dass das Übel nicht ewig ruhen würde. Es
wird nur auf den Tag warten, an dem die Völker wieder nachlässig
und vergesslich werden, dann wird es wieder zuschlagen. Und dann wäre
es wieder schlauer und noch schwerer zu besiegen.
Wir beschlossen, den Orden wieder zu neuem
Glanz zu verhelfen, um in Zukunft auch noch gegen das Übel gewappnet
zu sein. Wir drei schworen uns an jenem Tage, unser Wissen - sowohl das
kämpferische, als auch das magische und historische - weiter zu reichen.
Nie wieder sollen die bösen Mächte aufgrund von Unwissenheit
siegen.
Ich streife jedoch seit kurzer Zeit umher,
um auch die Völker anderer Welten unsere Geschichte zu erzählen
und um sie vor der Unwissenheit zu warnen, denn das Böse schläft
nicht, es lauert...
© Dragonsoul
Lianth
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