Sarana von MonA

Langsam öffne ich die Augen. Mir tut alles weh. 

'Soll ich mich wirklich bewegen oder ist es besser einfach liegen zu bleiben und auf meine Rettung zu warten?', sind meine ersten Gedanken.
'Nein! Ich muss weiter.', ist die Antwort darauf.

Ich versuche meine Flügel zu bewegen.

'Okay, das geht ganz gut.'

Dann meine Beine. Damit habe ich meine Probleme, aber ich fliege sowieso.

Ihr fragt euch jetzt bestimmt, warum ich überhaupt mit Schmerzen auf dem Boden liege. Ganz einfach. Ich habe von unsere Drachenkönigin Silberschweife den Auftrag erhalten ihrem Bruder, dem Drachenfürsten von Lorithfed, den Ring der Drachen zu überbringen. Dieser hat magische Kräfte, mit deren Hilfe der Schwarzmagier Morduk die Herrschaft des gesamten Drachenreiches an sich reißen will. Da die Burg von dem Drachenfürsten von Lorithfed sicherer ist als das Schloss unserer Königin, muss der Ring zu ihm.

Ich hatte den Ring also bekommen und mich auf den Weg gemacht. Die ersten zwei Stunden bemerkte ich nichts von Verfolgern oder sonstigen Verbrechern, die mir den Ring hätten stehlen können, darum schätzte ich meine Reise als ziemlich sicher ein. Leider hatte ich mich damit zu früh gefreut.
Es fing an zu dämmern und ich wurde langsam müde vom fliegen, deshalb hielt ich nach einem geeigneten Landeplatz Ausschau, was nicht so einfach war, da ich mich grade über dem Dunkelwald befand. Endlich sah ich eine Lichtung und landete dort. Als ich mich umgeschaut hatte, beschloss ich auf der Lichtung zu übernachten. Ich rollte mich zusammen und schlief ein.

Dass ich mitten in der Nacht wieder aufwachte, lag daran, dass ich angegriffen wurde. Ich hatte den modrigen Geruch der Anhänger Morduks zu spät gemerkt und musste mich ihnen deshalb schon auf der Lichtung stellen. Sie gingen mit ihren Schwertern auf mich los... und vergaßen dabei wieder einmal, dass ich Feuer spucken konnte. Ein paar von ihnen verbrannten, andere zogen sich Brandwunden zu. Langsam aber sicher zogen sie sich zurück.
Als sie weit genug entfernt waren, schwang ich mich in die Luft. Fliegen konnten die anderen ja nicht. Doch kaum war ich in der Luft, hörte ich die ersten Pfeile heransurren.

"Wir kriegen dich!!", schrie einer von ihnen.

"Morduk wird von uns nicht enttäuscht werden!", schrie ihm ein andere hinterher.

"Nein", sagte ich zu mir selbst, "ich darf diesen Ring nicht verlieren!"

Doch dieser Gedanke sollte für diese Nacht einer meiner letzten sein, denn genau in dem Moment spürte ich einen fürchterlichen Schmerz, der meinen linken Flügel durchzuckte.
Kurz danach spürte ich diesen Schmerz noch zwei oder drei Mal. Trotzdem schleppte ich mich weiter. Es sollte so aussehen, als könnten sie mir nichts anhaben, und dieser Plan ging auf, denn ich hörte unter mir Flüche und dann sah ich verschleiert wie sich die Anhänger Morduks davonmachten.
Ab hier weiß ich nur noch, dass mich endgültig die Kräfte verließen und ich abstürzte.

So, jetzt muss ich aber weiter, auch wenn mir von dem Absturz noch alles wehtut. Wie schon erwähnt, müsste ich aber fliegen können. Ich erhebe mich langsam und schlage mit den Flügeln.

'Ja, das müsste klappen.'

Ich schage so lange mit den Flügeln bis ich wirklich sicher bin, dann fliege ich los.
Im Umfeld kann ich keine Gefahren entdecken und ich hoffe, dass das auch so bleibt, denn bis zum Drachenfürsten von Lorithfed brauche ich eigentlich nur noch circa eine Stunde.
Unter mir endet der Dunkelwald und bis jetzt sieht noch alles sicher aus. Ich fliege schnell, wenn auch nicht ganz so schnell wie mit völlig gesunden Flügeln, doch glücklicherweise merke ich nicht viel von den Löchern, die mir die Pfeile wohl in die Flügel gemacht haben müssen.

'War das ein Schatten oder ist dort unten jemand?', frage ich mich.

Ich halte weiter Ausschau, aber ich kann nichts entdecken. Dann taucht endlich die Burg in meinem Blickfeld auf. Sie ist genauso wie ich sie in Erinnerung habe. Ich lande, weil man nicht in die Burg fliegen darf. Es könnte ja vorkommen, dass feindliche Drachen aus dem Norden sie angreifen und dann darf man sie ja nicht einfach einfliegen lassen.

Meine Beine schmerzen, weil ich bei dem Absturz wohl hart auf sie gestürzt bin, doch tapfer laufe ich weiter. Dann sehe ich wieder den Schatten. Ich hatte mich also doch nicht getäuscht.

"Schneller, Sarana", sporne ich mich selbst an, "sonst erreicht er dich bevor du bei der Burg bist."

Wieder höre ich das surren von Pfeilen, aber sie können mich zum Glück noch nicht erreichen.
Vor mir sehe ich, wie man mir aus der Burg zu Hilfe eilt. Kurze Zeit später eilen meine Helfer an mir vorbei auf meinen Verfolger zu. Ich schaue nach hinten und sehe wie der Verfolger schon von alleine das Weite sucht.
In der Burg angekommen übergebe ich dem Drachenfürsten erleichtert den Ring.

"Danke, Sarana", sagt er zu mir, "gut, dass du den Ring verteidigen konntest. Natürlich bin ich froh, dass du die Angriffe weitgehend gut überstanden hast."

"Kein Problem. Wie hätte ich das auch sonst überstehen sollen?", frage ich ihn frech wie immer.

Er grinst nur und nun werde ich zum Heilungsraum geführt, um meine Wunden behandeln zu lassen. Ich bin froh, dass ich den Flug hinter mir habe, doch warum hat Morduk nur einen einzigen Verfolger zur Burg geschickt? Diese Frage werde ich wohl nie beantworten können.
 

© MonA
Vor Verwendung dieser Autoren-EMail-Adresse bitte das unmittelbar am @ angrenzende "NO" und "SPAM" entfernen!
.
www.drachental.de