Der Weltenmeister von Nirin |
Der Morgen schien ihm zu schön, die Sonne schien ihm zu hell und das Gras duftete ihm zu gesund. Der heutige Tag war einer, der das Schicksal dieser Welt herausforderte und die Welt bemerkte dies nicht einmal. Die Natur nahm seinen gewohnten Lauf, vielleicht provozierte sie ihre Gegner geradezu. Das Meer spiegelte die Sonnenstrahlen so schimmernd, wie schon lange nicht mehr und heute Nacht hatte der Mond unnatürlich hell geleuchtet. "Bist du bereit, Ive?", fragte sein Meister ihn. Er nickte. Was sollte er sonst auch anderes tun? Sein Schicksal war schon jetzt besiegelt, er war nicht dazu in der Lage, es zu ändern! 'Dein Tag wird kommen. Und er wird dein letzter auf Erden sein!' Das hatte ihm schon die weise Frau an vor langer, langer Zeit gesagt und seine Eltern hatten es ihm oft wiederholt. Meist hatte er sie daraufhin gefragt, ob sie das so wortwörtlich gesagt hatte, aber immer hatten sie dies bejaht. Schade! Nun ja, jeder hatte in dieser Welt seine Aufgabe, sein Schicksal, seine Vorherbestimmung. Weshalb sollte es bei ihm anders sein? Was machte es schon, dass sein Schicksal der Tod war? Viele waren vor ihm für weniger heldenhaftere Dinge gestorben und hatten sie sich beschwert? Nein! Aber da er auch wusste, dass er sterben würde, hatte er sich auch niemals eine Frau gesucht, hatte niemals Kinder gezeugt und war auch niemals richtig glücklich gewesen. Dafür fehlte ihm einfach der Mut. Er war zu feige, sein Leben aufzugeben, wenn es so schön wäre. Und deshalb hatte er sein Leben in der Gesellschaft von Gelehrten verbracht. Hier hatte er viel gelernt und vielleicht konnte er das in seinem Kampf anwenden. Er wusste, er würde es nicht bestehen, aber vielleicht konnte er so viele Vorteile wie möglich für diese Welt herausschlagen. "Dein Weg liegt in dieser Richtung", wies ihn einer seiner Meister zurecht und zeigte nach Westen. Ja, dort lauerte sein Tod. Fast meinte er schon, ihn zu spüren. "Lebt Wohl, mein Meister", sagte er und ging! Der Platz, an dem er sein Schicksal erwartete,
lag verlassen in einer Bucht des gewaltigen Meeres. Er wusste, hier würde
er auf seinen Gegner treffen. Hier würde er warten, bis er auftauchte.
Aber er tat es nicht. Der Tag ging vorüber und noch immer erschien
die Bucht verlassen. Er fing schon an, an der Weissagung der Frau zu zweifeln,
verfluchte diese für sein verdammtes Leben und überschüttete
sie mit Vorwürfen. Dann aber, als die Sonne schon fast den Horizont
erreicht hatte, fing der Himmel an zu leuchten und plötzlich verstummte
jedes andere Geräusch. Nur sein Atem war noch zu hören – und
das, seines Gegners. Eine wunderschöne Frau stand vor ihm, eingehüllt
in das durchsichtigste Kleid, das er sich vorstellen konnte.
© Nirin
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