| The
Neverending Tale
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| - 04 -
Wiedersehen |
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- Derweil in Dadrim, Landeshauptstadt - Schnellen Fußes zog er durch die lang gezogene und schier unglaublich hohe Halle. Alle zwanzig bis dreißig Schritte erstreckten sich zu beiden Seiten massive, steinerne Säulen empor. Der Boden war so blank poliert, dass er fast sein Spiegelbild beim Blick nach unten erkennen konnte. Die massiven, schwarzen Stiefel erzeugten ein dumpfes Geräusch, das quer durch die Halle hallte. Schon des Öfteren musste er diesen Weg beschreiten, auch wenn er hauptsächlich in der Oberstadt zu tun hatte. Der schier endlose Gang in die Unterstadt war stets imposant. Nichts jedoch war zu vergleichen mit der Schönheit der Tore des königlichen Saals. Auch dieses Mal musste Achay inne halten und das Kunstwerk betrachten. Jedes der zwei Tore war mindestens fünffach so breit und zehnfach so hoch wie er selbst. Noch immer rätselte er über den Mechanismus, der die schwarze Pforte, wie sie auch oft genannt wurde, schier von Geisterhand öffnen ließ. Vielleicht führte ihn eines Tages ein Auftrag in das Werkmeister-Quartier, dann hätte er bestimmt die Gelegenheit darüber etwas in Erfahrung zu bringen. Während Achay seinen Blick jetzt vor allem noch einmal über
die verschieden farbigen Kristalle schweifen ließ, begann er bereits
sich der Höflichkeitsformel getreu, jedoch nahezu gelangweilt, anzukündigen:
Erneut nahm das Schauspiel seinen Lauf. Gespannt blickte Achay auf
den größten der grünen Kristalle, die so elegant in die
Tür eingearbeitet waren. Ein kaum erkennbares Glitzern zog sich wie
kleine Äderchen von dem eben berührten Kristall weg, bis es wie
eine Welle mit einem Schwung die gesamte Tür dezent überspülte.
Ohne jedwede weitere Berührung und ohne merklichen Einfluss von außerhalb
begann die Tür völlig stumm aufzuschwingen. Weder das Scharren
der Torkante über den Boden, noch das Geräusch alter Scharniere
war zu vernehmen. Das Tor öffnete sich gerade so weit, dass Amoy problemlos
hindurch schreiten konnte. Kaum war er durchgetreten, kam ihm ein wutentbrannter
bürgerlich gekleideter Mann entgegen.
Achay erkannte die Stimme nicht, konnte aber erkennen, dass es sich
um die Königin handeln musste. Die einzige Person auf dem Podest war
es nämlich, von der die Stimme kam.
.
Braune Glyphen, das heißt er beherrscht die Verarbeitung von Elmand’er. Die schwarzen Tore schlossen sich wieder für einen Moment, was bedeutete, dass Achay das grün leuchtende Schauspiel noch einmal bewundern durfte, sobald sich der Eingang für ihn öffnete. Es dauerte keine dreißig Atemzüge, bis es so weit war. "Pasana zweiter Klasse, tritt ein und gib Auskunft über die dir anvertraute Nachricht", forderte Amoy seinen Freund nun in formellem und fast befehlendem Ton auf. Aufgerichtet durchschritt er den Eingang zur Königshalle und
ging geradewegs auf die unterste Stufe des Podestes zu. Dort angekommen
legte er beide Fäuste auf die Brust und neigte den Kopf gen Boden.
Fourog, mein Lieber, auch du scheinst dich kein Stück verändert zu haben. Es kostete ihn einiges an Mühe keine angewiderte Grimasse zu schneiden, als der Berater die Treppe wieder hinterstolzierte und Achay keines Blickes würdigte. "Dann schauen wir doch einmal, was der fleißige Cuuhn uns zu berichten hat." Während die Königin langsam umherging, vertieft in das Schreiben, wagte der Pasana einen umschweifenden Blick durch die Königshalle. Die Schlichtheit dieses Raums war kaum zu fassen. Im Vergleich zum Rest des Palastes war er geradezu lächerlich. Er war wenig ausgeleuchtet, besaß weder Kunstwerke, noch interessante Baumaterialien, ja nicht einmal einen Thron! Die Decke des Raumes war geneigt und senkte sich immer tiefer, bis sie am Ende des Raumes über dem Podest nur noch auf halber Höhe war. Diesen Raum konnte man als vieles beschreiben, aber sicher war es keine Königshalle, wohl eher das Ende einer unbedeutenden Höhle. "Pasana!" Erschrocken blickte Achay zur Königin hinauf. Ihr Blick glich einer Mischung aus Furcht und Verärgerung. Ihr lauter, mahnender Tonfall bestätigte seinen Eindruck. Irgendetwas in dieser Nachricht musste dafür gesorgt haben, dass sie aufgebracht war. "Meine Königin", antwortete er demütig. "Achay, Pasana zweiter Klasse, ich gehe richtig in der Annahme, dass
dies als Vertrauensbotschaft übersandt wurde."
Was kann sie so aus der Fassung gebracht haben? So weit ich weiß, ist Cuuhn seit Jahren Leiter der Schiffsbauforschung. Was könnte er bestürzendes zu berichten haben? Es war unübersehbar, dass Königin Varán darum kämpfe Fassung zu bewahren. Ihre zarten Hände umklammerten krampfhaft das Schreiben. Das Gesicht spiegelte blankes Entsetzen wider, war zudem zutiefst zerfurcht durch sorgenerregende Falten. Regungslos stand sie da, brachte keinen Ton heraus. Eine gefühlte Ewigkeit zog sich der Moment in die Länge. Dann stieg sie das Podest über die Stufen hinunter. Trat immer näher an Achay heran. Die anwesenden Berater, Gardist Aomy und vor allem Achay selbst blickten mehr als überrascht drein. Was ... ? Eine Stufe vor ihm blieb die sonst so anmutige Königin stehen. Mit einem eindringlichen Blick schaute sie ihn direkt an. Ihre klaren blauen Augen richteten sich fast Hilfe schreiend zu ihm. Lediglich im Flüsterton brachte sie noch hervor: "Du bist dir absolut sicher?" Seine Kehle fühlte sich an wie dreifach zugeschnürt. Irgendetwas war hier alles andere als in Ordnung. Er hatte schon die unterschiedlichsten Nachrichten überbracht, doch keine einzige hatte solch eine Reaktion hervorgebracht. Es war absurd, doch er fühlte sich für den Zustand der Königin verantwortlich. Sie schien jeden Moment in sich zusammenzubrechen. Nickend beantwortete er die Frage. "Ja ... meine Königin." "Die Königin dankt für deine Dienste. Gestatte dir selbst nun etwas Ruhe", kam es hastig von der Seite geschossen. Fourog gestikulierte in Richtung Aomy, der kurz darauf hinter Achay stand, ihn an der Schulter zu sich drehte und aus der Königshalle hinaus begleitete. "Achay, mein Freund. Ich würde mich freuen, wenn du die Nacht heute bei mir und meiner Familie verbringen würdest. Wir haben sicherlich einiges zu besprechen. Ich hoffe, ich bin der erste, der alles erfährt. Du versprichst mir doch niemand anderen vorher mit deinen Abenteuern zu behelligen?" Sofort war ihm klar, dass Aomy den anderen Wachen gegenüber nicht offenbaren wollte, was soeben geschehen war. Seine freundliche Bitte war ein versteckter Befehl mit niemandem über diese Angelegenheit zu sprechen. "Du weißt, wie wir Pasana sind. Bei den spannenden Dingen wissen meistens nicht einmal wir selbst, worum es sich handelt. Vielleicht bist du es ja, der mir heute Abend von wahren Abenteuern berichten kann." Sie warfen sich viel sagende Blicke zu. Dann nahm Aomy den Platz in der rechten Reihe der Gardisten wieder ein, während Achay den Rückweg in die Stadt antrat. Sie war kurz davor in Tränen auszubrechen. Es schien als
verlor ihr Blick mit jedem Bruchteil meiner Antworten seinen gesamten Vorrat
an Hoffnung. Ich hasse es Überbringer von schlechten Nachrichten zu
sein. Aber diese Nachricht scheint schwerwiegendere Folgen nach sich zu
ziehen.
© Christopher
Batke
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