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Diese Geschichte wurde von den Drachental-Besuchern
zur zweitbesten Projekt-Story 2004 im Drachental gewählt!

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Drachenfeuer von Luna

Langsam glitt er über die zerklüfteten, teilweise noch schneebedeckten Berge, überflog gemächlich den ausgedehnten, dichtbewachsenen Wald und ließ schließlich den im Licht der untergehenden Sonne golden glitzernden See hinter sich.
Nach einigen Minuten schob sich sein Ziel allmählich in sein Blickfeld, rückte bald rasch näher.
Ob ich diesmal Erfolg haben werde? dachte er...
...als der Körper unter ihm plötzlich ins Schwanken geriet. Er schlang seine Beine noch fester um sein Reittier und schloss die Hände um das vor ihm stehende Horn, als er schmerzhaft spürte, wie sich Hände in seine Seiten krallten.
Als der Flug wieder ruhiger wurde, entspannte er sich ein wenig: "Lea lass mich sofort los!" Kurz danach lockerte sich der Griff der kleinen Hände in seiner Seite und er  hörte ein leises, etwas boshaft klingendes Lachen. "Ja ja du Held glaub nur nicht, dass ich mich gerne an dir festhalte – ich konnte nur nichts anderes finden."
Sie wandte sich der großen Drachin zu, die nun immer mehr an Höhe verlor: "Wyn, ist alles in Ordnung?" wandte sie sich zärtlich besorgt an die erschöpfte Drachendame.
Die volle und etwas wie Sandpapier klingende Stimme klang angestrengt: "Ja Mädchen, aber ich werde nicht mehr lange weiter können. Die Wunde macht mir zu sehr zu schaffen." Lea runzelte besorgt die Stirn und betrachtete den violett schimmernden Körper unter sich. "Dann lande lieber, wir werden schon irgendwie bis zur Höhle durchkommen."
Und so landeten sie auf einer kleinen Anhöhe, weit entfernt vom See. Er sprang vorsichtig vom langen Rücken der Drachin herunter. Seine grünen Augen funkelten sie wütend an, seine kurzen braunen Haare schienen in alle Richtungen zu weisen. 
"Also was soll ich hier? Was soll überhaupt das ganze Theater – du tauchst einfach auf, wirbelst mit deinen roten Haaren und schon sitze ich auf diesem riesigen Vieh – ist nicht persönlich gemeint, Wyn. Was glaubst du, wer du bist, die Oberhexe persönlich? Du wirst mir jetzt sagen, was ich hier soll, verstanden. Du kannst mich nicht jedes Mal, wenn Du nicht weiterweißt, verhexen und für deine dummen Abenteuer benutzen. Und außerdem" Sie unterbrach ihn völlig unberührt, indem sie ihm den Wasserbeutel zuwarf: "Und außerdem kannst du aufhören, wie ein Marktweib zu kreischen. Das hält ja niemand aus: Hilf mir lieber Wyns Wunde zu versorgen." Er sah sie völlig entgeistert an, schwieg und verschwand dann leise fluchend im Wald, um Wasser zu besorgen. "Hexen - was habe ich mir da nur eingebrockt. Sie wird sich ja doch immer nur um diese verdammten Drachen kümmern."

Als er zurückkam, begann sie leise, aber bestimmt zu sprechen: "Ich habe Dich nur geholt, weil ich Wyns Baby nicht alleine befreien kann. Wir holen es, dann bringen wir Dich zurück und Du brauchst mich nie wieder zu sehen. Ohne Zauber wärst Du nicht mitgekommen, das weißt du besser als ich, aber keine Sorge, er verliert seine Wirkung, wenn wir dieses Tal wieder verlassen." Ihre Stimme war immer leiser geworden, sie schien ihre Aufmerksamkeit immer mehr auf die Bauchwunde der Drachin zu lenken. Dann verstummte sie völlig und wandte sich von ihm ab. Danach kam kein Gespräch mehr auf, sie bereiteten sich beide brummelnd auf den vor ihnen liegenden Fußmarsch vor.

Auf ihrem Weg durch den dichten Wald schwiegen sie die meiste Zeit. Wyn war auf der Anhöhe zurückgeblieben. Jetzt waren sie auf sich gestellt. Sie vermieden sorgfältig jedes Geräusch und kamen deshalb nur langsam voran. Außer einem Seil, ein paar Fackeln und ihren Waffen hatten sie nichts dabei. Alles andere würde sie nur behindern. Lea überlegte besorgt ob sie die Höhle in der Dunkelheit finden würden. Die Bäume ließen nur wenig Mondlicht durch die Zweige, der Geruch von Moos und alten Blättern stand in der Luft. Wie viel Zeit vergangen war, konnte sie nur schätzen. Was sollte nur werden, wenn sie versagte? Lange weißliche Schlingpflanzen hingen von den Ästen und erzeugten die Illusion von Nebel. "Lea." ... "Lea." - "Was ist", zischte sie unwillig. Er hielt sie an ihrem Arm fest und zog sie zu sich heran. "Lea, löse jetzt endlich den Zauber. Du weißt, dass ich Dir helfe und - wo sollte ich auch hin?" Sie sah ihm lange in die Augen. Keiner der beiden bewegte sich. Sein Griff um ihren Arm verstärkte sich ein wenig – da drehte sie sich ungeduldig um. "Nein Torc auf keinen Fall." Aufgewühlt blieb er stehen. Sollte sie doch allein dieses unglückselige Drachenbaby befreien. Er lehnte sich trotzig gegen einen Baumstamm und sah ihr hinterher. Doch dann folgte er ihr wieder. Der Bann konnte sehr schmerzhaft werden, wenn er sich widersetzte und die Höhle kam immer näher.
Plötzlich erscholl der Ruf. Lang und unheimlich zog er durch die Wälder. Nah und gleichzeitig fern. Die beiden erstarrten, blieben stehen und lauschten auf die Stimme des Wolfes. Ein eiskalter Wind schien sie zu streifen. Es war soweit. Und dann sahen sie die weißen Schatten. Sie waren überall. Sie hatten verloren.

Torc zog sein Schwert und schob sich näher an die junge Frau heran. Die Wölfe hatten sie eingekreist. Sie waren wie blutige Anfänger in die Falle gelaufen. Er war wütend, so etwas passierte ihm nur, wenn Sie beim ihm war. Sie würden es nie schaffen, wahrscheinlich würde er sterben, bevor er sie ein einziges Mal in den Armen halten konnte. Na und wenn schon, dachte er wütend - er war ihr sowieso egal. Dann gab es für ihn nur noch den Kampf. Sie griffen von allen Seiten an. Er hob das Schwert als es begann. Die Tiere duckten sich und er wehrte zwei der Wölfe ab bevor er unter dem Körper eines Tieres begraben wurde. Scharfe Krallen bohrten sich wie Eis in seine Haut. Ein greller Schmerz schoss ihm direkt in den Kopf und dann brachen sie den Angriff plötzlich ab und begannen zu winseln. Verwirrt blickte er um sich. Ein greller Summton übertönte alle Geräusche.

Lea stand da – die Hände zu Fäusten beballt, ihr Gesicht war bleich und verzerrt Sie warf den Kopf nach hinten und begann zu schreien. Das Summen wurde immer lauter. Er wollte zu ihr, als sie den Kopf wieder hob, die Augen öffnete und ihn warnend ansah. Ihr Körper begann zu schimmern und dann zu leuchten. Die Wölfe wichen langsam zurück. Flammen hüllten den schlanken Körper ein wie eine zweite Haut. Sie strahlte eine ungeheuere Hitze aus. Langsam ging sie auf die Wölfe zu – das Gesicht schmerzverzehrt. Die Blätter unter ihr verkohlten und kleine Äste, die sie berührte, zerfielen zu Asche. Da flohen sie ........... alle! Und ein seltsamer Ausdruck von Angst und Verstehen war in ihren Augen. 
Als er wieder fähig war, sich zu rühren, lag sie am Boden. Das Feuer um ihrem Körper war erloschen und sie atmete schwer. Er kniete neben ihr nieder und zog sie vorsichtig in seine Arme. "Lea ist alles in Ordnung, geht es Dir gut? Lea antworte doch." Seine Hand zitterte, als er versuchte, ihr Asche aus dem Gesicht zu wischen. Da sprang sie auf und fauchte ihn wütend an: "Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst mich nicht anfassen, wenn ich gezaubert habe. Du benimmst dich wie ein kleiner Junge. Verdammt, Torc, ich hab es dir doch schon so oft gesagt." Dann wirbelte sie herum und setzte ihren Weg weiter fort, als ob nichts geschehen war. Er folgte ihr nach einigen Sekunden, verwirrt wütend. Die Tränen in ihren Augen sah er nicht.

Als sie an der Höhle ankamen waren beide erschöpft. Eine Pause war unvermeidlich. Seit der Begegnung mit den Wölfen war der Wald wie ausgestorben. Er fragte sie nicht warum. "Torc wenn wir den Kleinen gefunden haben, muss alles sehr schnell gehen. Vielleicht ist der große Eisdrache noch in der Nähe und ich habe nicht genügend Kraft, um ihn auszuschalten. Er scheint sehr aggressiv zu sein. Wyn selber hatte keine Chance gegen ihn. Er hat ihr einfach die Seite aufgerissen und den Kleinen in die Höhle gejagt. Bitte bleib in meiner Nähe ich kann mich nicht um den Eisdrachen und um den Bann kümmern, hast du verstanden?" Er nickte nur und reichte ihr die Fackel. Warum traute sie ihm nicht?
Die Höhle war riesig und reichte tief in den Berg. Es war so eiskalt, dass sie ihren Atem sehen konnten - trotzdem froren sie nicht. Im schwachen, flackernden Licht tasteten sie sich voran. Ihre Schritte waren von dem stetigen Tropfen von Flüssigkeit begleitet. Lea ging mit der Fackel voran, Torc befand sich dicht hinter ihr. Plötzlich legte er ihr eine Hand auf die Schulter und zog sie zu sich heran. "Da vorne, kannst du es hören? Ich glaube, wir haben ihn gefunden."
Sie starrte in die Dunkelheit und seufzte dann erleichtert auf. Der Kleine saß verschreckt in einem tiefen Loch, ein paar Schritte von ihnen entfernt und schaute sie mit rot funkelnden Augen genau an. Dann begann er leise zu winseln. Lea sah ihn strafend an. Dann machte sie einige seltsame Handbewegungen und er verstummte.
Lea stieg vorsichtig in das Loch hinab. Obwohl der Drache noch ein Baby war, überragte er sie um einiges. Torc musste lächeln, als sie das Reptil in die Arme schloss, als wäre er ein kleiner Haushund. Ein seltsames Bild, aber er fand die beiden wunderschön. Es dauerte lange, bis sie den Drachen aus dem Loch befeit hatten. Erleichtert schloss er sie in die Arme.
Und dann war er da. Völlig lautlos – ohne dass sein riesiger Körper auch nur ein Geräusch gemacht hätte, stand er mitten in der Höhle und versperrte ihnen den Rückweg. Er war unbeschreiblich schön. Seine glatte Haut leuchtete im Fackelschein in allen Blautönen des Meeres. Seine Augen gelb und groß blickten sie stolz an. Beide Köpfe hatten sich erhoben und ihnen zugewandt. Es sah aus, als ob er lächelte. Torc warf ihr einen kurzen Blick zu. Die junge Hexe hatte sich schützend vor das Drachenbaby gestellt. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und er wusste, sie sammelte alle Kraft, die in ihr war. Es schienen Minuten zu vergehen und niemand bewegte sich. "Lea - löse den Bann, jetzt." seine Stimme war völlig ruhig. Die Augen des Drachen blinzelten und er begann zu grollen. Ihre Stimme klang gequält: "Torc bitte nicht, ich kann nicht!" - "Lea, tu was ich Dir sage. Löse den Bann und dann bringst du den Kleinen von hier fort. Du musst es tun. Du hast es geschworen. Nur für die Drachen wirst du leben..." Sie weinte als sie tat was er verlangte. Dann griff er an. Ohne Vorwarnung, ohne Chance sprang er auf seinen riesigen Gegner zu. Frei von den Fesseln, die sie ihm auferlegt hatte schien alles möglich zu sein. Die Überraschung gelang. Der riesige Körper wandte sich ihm zu und gab den Eingang frei. Lea lief los und ließ ihn zurück. Tränen liefen ihr über das bleiche Gesicht, als sie plötzlich gegen einen warmen Körper prallte. Sie flog zurück und wurde hart gegen ihren tierischen Begleiter geworfen. Wyns Stimme erklang in ihrem Inneren: "Lauf, mein Kind, hilf ihm schnell." - "Der Bann, Wyn, ohne den Bann wird er verbrennen, wenn ich meine Kraft benutze. Was soll ich denn tun?" Sie schrie verzweifelt auf.
"Wenn Du ihm nicht hilfst, wird er sowieso sterben. Geh endlich. Vertrau mir."
Der blaue Körper beugte sich über ihn. Langsam senkte sich der eine Kopf. Zähne blitzten. "Halt, Worg, wag das nicht. Er gehört mir, hörst du!" Sein Lachen dröhnte in ihren Kopf. "So so kleine Hexe, er gehört dir. Dann hol ihn Dir doch." - "Ich werde meine Kraft benutzen, wenn du ihn nicht in Ruhe lässt. Ich warne Dich" Das Lachen schwoll an. "Wenn du die Macht hättest ihn zu retten, warum hast du es noch nicht getan? Er wird verbrennen. Durch Dich wird er verbrennen, Dein Geliebter!" Das Gesicht des blauen Drachen verzog sich hämisch.
"Lieber soll er in meinen Flammen verbrennen, als dass du ihn bekommst", flüsterte sie leise. "Eher lasse ich ihn durch meine Hand sterben, als dass ich ihn deiner Folter aussetze." Dann entfachte sie ihre Kraft. Die ganze Höhle stand plötzlich in Flammen. Feuer traf auf Eis, Eis traf auf Feuer. Dann gab der Drache auf. Langsam zog er sich zurück.

Als sie erwachte, schaute er sie an und strich ihr vorsichtig die Haare aus dem Gesicht. Die alte Drachin beugte sich über sie und sah sie lange an. "Ich sagte dir doch, das Drachenfeuer schützt alle, wenn du bereit bist, für die Liebe alles aufzugeben!"
 

© Luna
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