Drachenfeuer von Luna |
Langsam glitt er über die zerklüfteten, teilweise noch schneebedeckten Berge, überflog gemächlich den ausgedehnten, dichtbewachsenen Wald und ließ schließlich den im Licht der untergehenden Sonne golden glitzernden See hinter sich. Nach einigen Minuten schob sich sein Ziel allmählich in sein Blickfeld, rückte bald rasch näher. Ob ich diesmal Erfolg haben werde? dachte er... ...als der Körper unter ihm plötzlich ins Schwanken geriet. Er schlang seine Beine noch fester um sein Reittier und schloss die Hände um das vor ihm stehende Horn, als er schmerzhaft spürte, wie sich Hände in seine Seiten krallten. Als der Flug wieder ruhiger wurde, entspannte er sich ein wenig: "Lea lass mich sofort los!" Kurz danach lockerte sich der Griff der kleinen Hände in seiner Seite und er hörte ein leises, etwas boshaft klingendes Lachen. "Ja ja du Held glaub nur nicht, dass ich mich gerne an dir festhalte – ich konnte nur nichts anderes finden." Sie wandte sich der großen Drachin zu, die nun immer mehr an Höhe verlor: "Wyn, ist alles in Ordnung?" wandte sie sich zärtlich besorgt an die erschöpfte Drachendame. Die volle und etwas wie Sandpapier klingende Stimme klang angestrengt: "Ja Mädchen, aber ich werde nicht mehr lange weiter können. Die Wunde macht mir zu sehr zu schaffen." Lea runzelte besorgt die Stirn und betrachtete den violett schimmernden Körper unter sich. "Dann lande lieber, wir werden schon irgendwie bis zur Höhle durchkommen." Und so landeten sie auf einer kleinen Anhöhe, weit entfernt vom See. Er sprang vorsichtig vom langen Rücken der Drachin herunter. Seine grünen Augen funkelten sie wütend an, seine kurzen braunen Haare schienen in alle Richtungen zu weisen. "Also was soll ich hier? Was soll überhaupt das ganze Theater – du tauchst einfach auf, wirbelst mit deinen roten Haaren und schon sitze ich auf diesem riesigen Vieh – ist nicht persönlich gemeint, Wyn. Was glaubst du, wer du bist, die Oberhexe persönlich? Du wirst mir jetzt sagen, was ich hier soll, verstanden. Du kannst mich nicht jedes Mal, wenn Du nicht weiterweißt, verhexen und für deine dummen Abenteuer benutzen. Und außerdem" Sie unterbrach ihn völlig unberührt, indem sie ihm den Wasserbeutel zuwarf: "Und außerdem kannst du aufhören, wie ein Marktweib zu kreischen. Das hält ja niemand aus: Hilf mir lieber Wyns Wunde zu versorgen." Er sah sie völlig entgeistert an, schwieg und verschwand dann leise fluchend im Wald, um Wasser zu besorgen. "Hexen - was habe ich mir da nur eingebrockt. Sie wird sich ja doch immer nur um diese verdammten Drachen kümmern." Als er zurückkam, begann sie leise, aber bestimmt zu sprechen: "Ich habe Dich nur geholt, weil ich Wyns Baby nicht alleine befreien kann. Wir holen es, dann bringen wir Dich zurück und Du brauchst mich nie wieder zu sehen. Ohne Zauber wärst Du nicht mitgekommen, das weißt du besser als ich, aber keine Sorge, er verliert seine Wirkung, wenn wir dieses Tal wieder verlassen." Ihre Stimme war immer leiser geworden, sie schien ihre Aufmerksamkeit immer mehr auf die Bauchwunde der Drachin zu lenken. Dann verstummte sie völlig und wandte sich von ihm ab. Danach kam kein Gespräch mehr auf, sie bereiteten sich beide brummelnd auf den vor ihnen liegenden Fußmarsch vor. Auf ihrem Weg durch den dichten Wald schwiegen sie die meiste Zeit.
Wyn war auf der Anhöhe zurückgeblieben. Jetzt waren sie auf sich
gestellt. Sie vermieden sorgfältig jedes Geräusch und kamen deshalb
nur langsam voran. Außer einem Seil, ein paar Fackeln und ihren Waffen
hatten sie nichts dabei. Alles andere würde sie nur behindern. Lea
überlegte besorgt ob sie die Höhle
in der Dunkelheit finden würden. Die Bäume ließen nur wenig
Mondlicht durch die Zweige, der Geruch von Moos und alten Blättern
stand in der Luft. Wie viel Zeit vergangen war, konnte sie nur schätzen.
Was sollte nur werden, wenn sie versagte? Lange weißliche
Schlingpflanzen hingen von den Ästen und erzeugten die Illusion von
Nebel. "Lea." ... "Lea." - "Was ist", zischte sie
unwillig. Er hielt sie an ihrem Arm fest und zog sie zu sich heran. "Lea,
löse jetzt endlich den Zauber. Du weißt, dass ich Dir helfe
und - wo sollte ich auch hin?" Sie sah ihm lange in die Augen. Keiner
der beiden bewegte sich. Sein Griff um ihren Arm verstärkte sich ein
wenig – da drehte sie sich ungeduldig um. "Nein Torc auf keinen Fall."
Aufgewühlt blieb er stehen. Sollte sie doch allein dieses unglückselige
Drachenbaby befreien. Er lehnte sich trotzig gegen einen Baumstamm und
sah ihr hinterher. Doch dann folgte er ihr wieder. Der Bann konnte sehr
schmerzhaft werden, wenn er sich widersetzte und die Höhle
kam immer näher.
Torc zog sein Schwert und schob sich näher an die junge Frau heran. Die Wölfe hatten sie eingekreist. Sie waren wie blutige Anfänger in die Falle gelaufen. Er war wütend, so etwas passierte ihm nur, wenn Sie beim ihm war. Sie würden es nie schaffen, wahrscheinlich würde er sterben, bevor er sie ein einziges Mal in den Armen halten konnte. Na und wenn schon, dachte er wütend - er war ihr sowieso egal. Dann gab es für ihn nur noch den Kampf. Sie griffen von allen Seiten an. Er hob das Schwert als es begann. Die Tiere duckten sich und er wehrte zwei der Wölfe ab bevor er unter dem Körper eines Tieres begraben wurde. Scharfe Krallen bohrten sich wie Eis in seine Haut. Ein greller Schmerz schoss ihm direkt in den Kopf und dann brachen sie den Angriff plötzlich ab und begannen zu winseln. Verwirrt blickte er um sich. Ein greller Summton übertönte alle Geräusche. Lea stand da – die Hände zu Fäusten beballt, ihr Gesicht
war bleich und verzerrt Sie warf den Kopf nach hinten und begann zu schreien.
Das Summen wurde immer lauter. Er wollte zu ihr, als sie den Kopf wieder
hob, die Augen öffnete und ihn warnend ansah. Ihr Körper begann
zu schimmern und dann zu leuchten. Die Wölfe
wichen langsam zurück. Flammen hüllten den schlanken Körper
ein wie eine zweite Haut. Sie strahlte eine ungeheuere Hitze aus. Langsam
ging sie auf die Wölfe zu – das Gesicht
schmerzverzehrt. Die Blätter unter ihr verkohlten und kleine Äste,
die sie berührte, zerfielen zu Asche. Da flohen sie ........... alle!
Und ein seltsamer Ausdruck von Angst und Verstehen war in ihren Augen.
Als sie an der Höhle ankamen waren
beide erschöpft. Eine Pause war unvermeidlich. Seit der Begegnung
mit den Wölfen war der Wald wie ausgestorben.
Er fragte sie nicht warum. "Torc wenn wir den Kleinen gefunden haben,
muss alles sehr schnell gehen. Vielleicht ist der große Eisdrache
noch in der Nähe und ich habe nicht genügend Kraft, um ihn auszuschalten.
Er scheint sehr aggressiv zu sein. Wyn selber hatte keine Chance gegen
ihn. Er hat ihr einfach die Seite aufgerissen und den Kleinen in die Höhle
gejagt. Bitte bleib in meiner Nähe ich kann mich nicht um den Eisdrachen
und um den Bann kümmern, hast du verstanden?" Er nickte nur und
reichte ihr die Fackel. Warum traute sie ihm nicht?
Als sie erwachte, schaute er sie an und strich ihr vorsichtig die
Haare aus dem Gesicht. Die alte Drachin beugte sich über sie und sah
sie lange an. "Ich sagte dir doch, das Drachenfeuer
schützt alle, wenn du bereit bist, für die Liebe alles aufzugeben!"
© Luna
(Alte Mail-Adresse, neue ist leider unbekannt.) |