Achtung!
Diese Geschichte ist stellenweise nicht unbedingt für Kinder geeignet!

Feuergeister von Berni Mutzatko

Sein Pulsschlag raste, sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er sah, wie die winzigen rot-gelben Punkte in der Ferne über die Hügel der 'Moorwellen' flogen. Sie wirkten wie kleine Glühwürmchen, doch leider sah die Realität ganz anders aus. 

Wenn er die Feuergeister, die er nun schon seit zwei Tagen verfolgte, nicht fängt und wieder in einen Kristall einsperrt, ist es seine Schuld, wenn das Land in Flammen aufgeht. Er war ja selbst schuld. Warum hatte er seine Neugierde nicht zügeln können?

Noch vor einer Woche war er, Marog, ein erfolgreicher, angehender Magierlehrling gewesen. Eines Tages allerdings konnte er seine Neugierde nicht mehr zurückhalten, und musste das kleine Ebenholzkästchen öffnen. In diesem befand sich ein feuerroter Kristall, der in einem eigenartigen Licht glänzte. Als dann plötzlich der Meiste das Zimmer betrat, ließ Marog das Kästchen vor Schreck fallen und der Kristall ging zu Bruch. Nun war es geschehen! Er hatte die bösartigen Feuergeister befreit, die nur eines im Sinn hatten: Ihren Spaß. Und die meiste Freude haben diese kleinen Wesen daran, etwas zu Asche zu verbrennen. Noch waren sie klein und schwach und man konnte sie leicht wieder einsperren, doch dazu musste man sie erst fangen. Und so wurde Marog losgeschickt, sie zu fangen und in einen neuen Kristall zu sperren.

"Wir sollten uns langsam nach einem Platz zum Schlafen umsehen." Eine vertraute Stimme riss Marog aus seinen Gedanken. "Ja, du hast Recht. Ich kann mir vorstellen, wie erschöpft du bist. Es muss selbst für einen Drachen anstrengend sein, zwei Tage ohne Rast durchzufliegen. Such du einen Platz aus", antwortete Marog. Majestätisch landete der Drache auf einer großen Lichtung und beide bereiteten sich auf eine Nacht in der Wildnis vor.

Am vierten Tag ihrer Reise kamen sie in die Nähe eines Dorfes. Da die Vorräte der beiden fast aufgebraucht waren, beschloss Marog, neue zu kaufen. Jedoch als er sich auf den Weg zurück zu seinem Reisegefährten, dem Drachen, machen wollte, erfüllte ein lautes Kichern die Luft. Und noch eher er wusste, was geschah, schrie jemand "Feuer! Es brennt!" Die Feuergeister hatten genug Kraft gefunden und waren nun dabei, das Dorf in Asche zu verwandeln und nur er, Marog, konnte das verhindern! Schnell rannte er zu seiner Ausrüstung, die er klugerweise beim Drachen gelassen hatte, um den Kristall zu holen. Als er zurück zum Dorf kam, bot sich ihm ein Bild des Grauens: Eine Hälfte des Dorfes war schon verbrannt und überall sah er verkohlte und zu Asche verbrannte Leichnahme in der Gegend liegen. Einige der Dorfbewohner waren bei dem Versuch, das Feuer zu löschen, selbst in Brand gesteckt worden und liefen nun als lebende Fakeln durchs Dorf und machten alles nur noch schlimmer. Mittlerweile war auch der Drache hinzugekommen und konnte einfach nicht mit ansehen, wie die Menschen litten. Um sie also vor dem schrecklichen Los des Verbrennens zu erlösen, ging er zu ihnen und schlug jedem mit einem Prankenhieb den Kopf ab. Marog wurde langsam übel, der Geruch von frischem Blut vermischte sich mit dem verbrannten Fleisches. Aber er durfte nicht zusammenbrechen, er hatte eine Mission zu erfüllen, um jeden Preis! Festen Schrittes ging er auf die Feuergeister zu, um sie anzulocken und in den Kristall zu verbannen. Er war nur noch hundert Meter von ihnen entfernt, als ihm eine gewaltige Hitze entgegenschlug, so dass er nicht weiter gehen konnte. Nun kam ihm der Drache zu Hilfe und bot an, für ihn die Geister zu fangen, was für den Drachen eine relativ leichte Aufgabe war, da ihm Hitze nicht so viel ausmachte wie Marog. Marog willigte widerwillig ein, allerdings mit einer Bedingung: Der Drache musste ihm versprechen, heil zurück zu kehren, damit sie gemeinsam zurück kehren konnten.
Mit kräftigen Flügelschlägen erhob der Drache sich in die Luft und rief mit einer tiefen, lauten Stimme: "He, ihr Feuergeister! Ja, genau ihr! Ihr seid ja zu blöd, um einen Drachen wie mich zu fangen!" Die Feuergeister wurden, als sie das hörten, wütend und fingen an, den Drachen zu verfolgen. Der Drache spielte fangen mit ihnen, während sie ständig versuchten, ihn mit Feuer abzuschießen. Nach einer halben Stunden waren die Geister noch immer frei, aber der Drache spürte langsam, wie seine Kräfte nachließen. Er musst nun alles auf eine Karte setzen: Gekonnt wich er dem nächsten Feuerball aus und flog direkt auf die Geister zu. Der Überraschungsangriff gelang ihm, die Geister hatten überhaupt nicht damit gerechnet, dass er plötzlich von hinten angreifen würde. Schnell warf der Drache den Kristall und sprach dazu die geheime Zauberformel, mit der man die Geister bannen konnte. Es gelang ihm tatsächlich! Die Feuergeister werten sich zwar so gut sie konnten, aber es half alles nichts, die Magie des Bannzaubers war einfach stärker. Genau in dem Moment, als der Letzte der kleinen Geister im Kristall verschwand, ließen die Kräfte des Drachen endgültig nach und er stürzte auf die noch immer brennenden Überreste des Dorfes. 
Voller Entsezten schrie Marog auf und rannte zu dem in Feuer und Blut liegenden Drachen hin. Dieser atmete schwer und hatte sich während des Kampfes neben einer schwere Wunde in der Nähe seiner rechten Schulter, auch noch andere schlimm blutende Wunden zugezogen. "Es... geht schon", brachte der Drache stoßweiße heraus. "Gib... mir ein paar... Stunden Rast, dann... können wir... heimfliegen. Wir schaffen das,... ich verspreche es dir,... wir werden beide... gemeinsam heimkehren."

Am nächsten Morgen machten die beiden sich wieder auf den Weg nach Hause. Unterwegs hatten  Marog und der Drache eine kleine Rast unter einer großen Kiefer eingelegt, als Marog erneut fragte, ob mit den Wunden auch wirklich alles in Ordnung sei. "Ja, ich versichere dir, dass alles in bester Ordnung ist. Es ist alles nur halb so wild, glaub mir", antwortete der Drache und versuchte ein Lächeln. Aber es gelang ihm nicht richtig. Plötzlich bäumte er sich vor Schmerz auf und blieb dann schwer und heftig atmend liegen. Marog fing an zu schreien: "Nein! Stirb nicht! Du hast mir versprochen, dass wir gemeinsam zurückkehren! Sag nicht, dass das eine Lüge war! Nein, das glaube ich nicht! Das lasse ich nicht zu! Stirb nicht! Bitte, stirb nicht, stirb nicht, stirb nicht..." Immer wieder wiederholte er die selben Worte, aber es war bereits zu spät, der Drache hörte sie nicht mehr. Er war an den Wunden, die er sich im Kampf mit den Feuergeistern zugezogen hatte, hier, unter dieser einen großen Kiefer, gestorben...
 

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