Die Flucht von Nicole

"Los schneller, wir müssen ihm entkommen", schrie Gorp. Sie ritten schon so schnell, wie man es den Pferden zutrauen konnte, aber der Geist war immer noch hinter ihnen. Es war wie ein schrecklicher Alptraum, dabei waren sie nur durch eine Tür gegangen, an der 'betreten verboten' stand. Warum musste ausgerechnet ihnen so etwas passieren? Der Geist holte auf und die Pferde ritten automatisch schneller. Gorp und sein Gefährte brauchten gar nichts mehr zu tun, außer sich fest zu halten und zu hoffen, dass sie nicht herunterstürzten. Gorp sah sich um, der Geist holte immer weiter auf. Dann plötzlich ließ er sich etwas zurückfallen. Der Geist fiel immer weiter zurück, bis Gorp ihn nicht mehr sah.
Es wurde hell, Geister können wenn es hell ist nicht draußen sein. Sie hielten die Pferde an und stiegen ab. Sie lachten und Tränen strömten ihnen vor Freude über die Wangen. Sie umarmten sich. Nach einiger Zeit merkten sie, wie erschöpft sie waren. Sie banden die Pferde an, damit die nicht weglaufen konnten, und legten sich auf den Boden. Kurze Zeit später schliefen sie ein.
Am späten Nachmittag wurden sie wieder wach, er sah etwas Dunkles am Horizont. Gorp blinzelte, sah genau hin und sprang auf: "Los schnell!" Er rannte zu seinem Pferd und sein Gefährte folgte ihm.
Sie banden die Pferde schnell los, sprangen in den Sattel und gaben ihren Pferden die Sporen. Sie ritten sehr schnell, denn das Dunkle, das Gorp am Horizont gesehen hatte, war der böse Zauberer Kjergig. Sie ritten schnell, sehr schnell.
Wolken zogen auf, die dunkler als die Nacht waren, düster und Unheil verheißend. Wind lebte auf, fegte Staub und Blätter über die Ebene, nahm an Stärke stetig zu, bis er den Beiden das Vorankommen ernsthaft erschwerte, sie sogar wieder etwas zurückdrängte. 
"Mist, das hat uns jetzt gerade noch gefehlt!" schrie Gorp gegen den Sturm an, in der Hoffnung, sein Gefährte möge ihn hören. Sie waren bestimmt schon eine Stunde geritten. Als Gorp sich umdrehte, sah er den Zauberer nicht mehr, aber er spürte ihn noch. Sie kamen nicht sehr schnell voran. Der Sturm wütete stark, so stark, dass sie sich schließlich hinter einen Felsbrocken hockten. Das Weiterkommen war unmöglich. Gorp spürte, dass Kjergig immer noch in der Nähe war und hoffte, dass er nicht bemerken würde, dass sie nicht mehr weiter ritten.
Nach zwei ganzen Stunden wurde der Sturm schwächer. Gorp und sein Gefährte schwangen sich wieder in den Sattel und ritten schnell weiter. Gorp spürte Kjergig nicht mehr, aber er hatte dennoch das Gefühl, dass sie ihn bald wieder sehen würden.
Etwas später kamen sie an einem Tümpel vorbei. Sie setzten sich erstmal. "Ich werde unsere Umgebung auskundschaften", sagte Gorp nach kurzer Zeit, dann stand er auf und ging los. Er suchte nach Spuren und fand einen Bogen, etwas weiter sah er dann einen Pfeil liegen. An dem Pfeil war Blut.
"Wer hat wen erschossen? Wenn ich das nur wüsste", dachte er. Wieder ging er etwas weiter. Plötzlich stolperte er. Er sah nach unten, ein Stumpf. "Wieso wurden hier Bäume abgesägt?", fragte er sich. Er sah etwas genauer hin und bemerkte, dass der Stumpf unnatürlich rund war. Plötzlich bekam er ein komisches Gefühl, er ging schnell zu seinem Gefährten zurück. Der bemerkte nichts und so legten sich beide ein wenig schlafen.
Gorp jedoch konnte einfach nicht einschlafen, da hörte er etwas durch die Luft zischen und drehte sich zur Seite. Er sah auf und dort, wo eben noch sein Kopf lag, ragte jetzt ein Pfeil aus dem Boden. Wieder ein Zischen, er drehte sich wieder etwas weiter zur Seite und als er wieder aufsah, steckte im Kopf seines Gefährten ein Pfeil. Er wollte aufspringen und weglaufen, doch eine gewaltige Macht hinderte ihn daran. Dann kam wieder ein Zischen, er konnte sich nicht bewegen.
"War das Experiment, das ich gesehen habe, so geheim?", war sein letzter Gedanke bevor er starb.
 
© Nicole
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