Das Geheimnis von Stonehenge von Dragonshadow |
Da! Eine Leiter! Endlich! Tamil sprang auf die rettende Erhöhung. Die Wölfe verfolgten ihn nun so lange, dass Tamil schon sehr geschwächt war. Mit letzter Kraft erklomm er die Leiter, denn die Wölfe sprangen schon hoch, um ihn zu schnappen. Einer wollte sogar die Leiter umstoßen, doch da war Tamil schon am Ende angelangt. Nun stand er auf einer Mauer, er hatte eine wunderbare Aussicht. Doch Tamil war am Ende seiner Kraft von der Hatz, dass er sich hinlegte und schlief. Er hatte einen schönen, weichen, tiefen Schlaf. Als er aufwachte, hatte er das Gefühl, selten nicht mehr so gut geschlafen zu haben. Er stellte sich wackelig auf die Beine und streckte sich. Nun sah er sich um. Wo bin ich eigentlich? fragte er sich. Er sah auf der einen Seite der Mauer den Wald, woher er gekommen war. Er hatte das Gefühl, noch ein Knurren zu vernehmen, deswegen drehte er sich auf die andere Seite. Dort erblickte er eine Wiese. Auf dieser Wiese war nur ein See, ein See mit Seerosen darin. Dahinter gab es nur Wiese. Sie sah aus wie frisch gemäht. Wem das alles wohl gehört, wunderte er sich. Tamil war neugierig und sprang herab. Er hatte großen Durst, und so formte er seine Hände zu einem Kelch und schöpfte Wasser aus den See. Begierig trank er das kühle Nass. Auf einmal hörte er ein Blubbern. Es kam aus seiner Nähe! Er schaute hektisch auf die vorher noch klare, spiegelglatte Oberfläche des Sees. In dem Blubbern hörte er ein deutiches, hämisches Gelächter. "Du hast vom verbotenen See getrunken! Nun wirst du vergiftet... das Wasser, das du gerade getrunken hast, war pures Gift!" Wieder ertönte ein hämisches Gelächter. "Du wirst innerhalb von 48 Stunden tot sein, Mensch! Lebe sie aus!" Mit diesen Worten bildete sich der Blubber zurück und verschwand, so als ob nie etwas dagewesen wäre. Tamil starrte auf den See und dann auf seine Hand. Er war am verzweifeln. "Warum immer ich?", fragte er sich wohl etwas zu laut, "Zuerst die Wölfe, und nun das Gift. Was habe ich denn getan?" "Du hast nicht gefragt, ob du aus dem See trinken darfst. Schließlich gehört das alles hier jemand." Tamil drehte sich um - und entdeckte niemanden, der das gesagt haben könnte. "Wer spricht da zu mir?", fragte er laut. "Ich bin Haen, der ähm...Käfer. Pass auf! Du zertrittst mich noch!", antwortete ihm die Stimme. Tamil sah herab, und tatsächlich, da saß eine winzige Kreatur auf einem Stein am Ufer des Sees. "Seit wann können Käfer sprechen?", fragte Tamil Haen. "Ich bin gar kein Käfer", sagte der Käfer und schwirrte laut brummend auf Tamils Schulter. Dort machte er es sich gemütlich. "Ich bin ein Elf." Tamil war sichtlich erstaunt, aber fasste sich bald wieder. "Warum bist du ein Käfer? Kannst du mir helfen?", sprudelte es aus ihm heraus. "Ich bin aus dem selben Grund ein Käfer, wie du vergiftet bist... Elfen können, wie du sicherlich weißt, nicht vergiftet werden", sagte der Elf vorwurfsvoll, "und natürlich kann ich dir helfen. Ich möchte ja auch aus dieser Gestalt herauskommen!" "Gut", meinte der Junge, "aber warum hast du dich nicht schon längst selbst befreit?" "Ich brauche Hilfe! Dieser Körper ist viel zu plump. Ich hätte Ewigkeiten bis zu den Drachenbergen gebraucht. Also habe ich am Ufersrand auf Hilfe gewartet..." "Und warum hast du mich nicht gewarnt?", fragte Tamil aufgebracht. Der Elf kicherte. "Dann hättest du mir vielleicht nicht geholfen!" Da war Tamil noch ein wenig beleidigt, sah jedoch, wie seine Zeit verrann und fasste sich wieder."Nun denn! Wohin müssen wir laufen?" "Immer geradeaus!", antwortete der verzauberte Elf. So ging Tamil los, mit einem Käfer auf der Schulter. Der Elf machte ihm auf der Reise Mut, und sagte, dass sie bald da wären. Doch sie wanderten schon eine Ewigkeit, so kam es Tamil vor. Haen lachte und sagte, dass sie noch nicht einmal zwei Stunden unterwegs wären - Elfen haben ja ein ausgeprägtes Zeitgefühl. Nach einiger Zeit erreichten sie dann auch die Drachenberge. Es waren hohe Gletscher, die wie aus dem Nichts auf der Wiese standen. Tamil setzte sich, er war außer Atem, der Elf hatte ihn die ganze Zeit über angespornt und nicht einmal hatten sie Rast gemacht. "Warum bist du denn so außer Atem?", fragte Haen hämisch. "Wer musste denn laufen, und wer durfte getragen werden?", fragte Tamil zurück, "Was machen wir nun hier?" "Hier ist der Sitz des roten Drachens, nur er kennt die Heilformel", meinte Haen ein wenig beleidigt, dass Tamil ihm den Wind aus den Segeln genommen hatte, "du musst nun eine Formel sprechen, die ich dir sage, damit er erscheint. Mache keinen Fehler, denn sonst werden wir von ihm verspeist." Tamil nickte. Der Elf flüsterte die magischen Worte in Tamils Ohr, und Tamil schrie diese dann in die Berge hinein, was wunderschön hallte, wie er fand. Dann erschien der große, rote Drache. Es war eine imposante und beeindruckende Erscheinung. Er drehte seinen Kopf zur Seite, um sie mit einem Auge zu fixieren. Nach längerer Betrachtung und eisigem Schweigen donnerte er: "Was wollt ihr in meinem Reich und warum habt ihr mich gerufen?" "Ehrwürdiger roter Drache, bitte erlaubt uns, euch nach dem Gegengift des heiligen Sees zu fragen", sagte der Elf und versuchte, einen Diener zu machen. "Warum habt ihr denn überhaupt daraus getrunken?", fragte der Drache mit einem höhnischen Gelächter - Darauf schwiegen der Elf und Tamil. Dem Drachen taten die beiden dann doch ein wenig leid, und er bot ihnen seine Hilfe an: "Ich könnte euch über die Berge fliegen. Dort ist alles wie auf dieser Seite der Wiese, nur spiegelverkehrt. Dort müsst ihr aus dem See trinken - aber an genau der Stellte, wo ihr vorhin getrunken habt! Passt deshalb genau auf. Der Flug dauert einen Tag, ich werde euch dann auch wieder zurückbringen." Tamil und der Elf freuten sich natürlich riesig und bedankten sich mit einer Verbeugung. Der Drache flog herab und landete gekonnt neben ihnen. Tamil sprang auf den Rücken des Drachens, und schon ging der Flug los. Sie flogen, genau wie es ihnen der Drache gesagt hatte, genau einen Tag. Dann erblickten sie die spiegelverkehrte Wiese. Als der Drache gelandet war, sprang Tamil herab und bedankte sich nochmals. Wieder scheuchte ihn der Elf über die Wiese, bis sie den See sahen. Tamil machte einen Freudensprung, wobei Haen beinah heruntergefallen wäre. Beide setzten sich an die Stelle, wo sie vorher saßen und tranken aus dem See. Es wunderte Tamil auch nicht weiter dass es wieder blubberte - doch zu seinem Erstaunen erschien eine Fee. "Tamil, du warst ein guter Mensch! Du warst hilfsbereit dem Falschen, der weder das eine, noch das andere war. Du sollst belohnt werden mit einer wunderbaren Zukunft, mit Frau und Kindern! Der Falsche jedoch ist mit seinem Wiedererlangten genug gestraft." Darauf verschwand sie. Tamil schaute verdutzt zu seinem Kameraden - doch was sah er? Der Käfer verwandelte sich nicht in einen Elf - nein, er wurde zu einem Troll! "Diese Hexe! Warum hat sie mich nicht in einen Elf verwandelt? Wenn Käfer aus dem See trinken, werden sie doch zu Elfen! Meine Verwandlung war doch perfekt!", fluchte der Troll. Tamil schrie auf, da er wusste dass dieser Troll ein böser Troll mit magischen Kräften war. Er flüchtete zu dem Drachen, wobei ihn der Troll verfolgt und vor lauter Wut versuchte, Tamil mit Blitzen zu töten. Das ist ja noch schlimmer, als von Wölfen verfolgt zu werden! dachte sich Tamil mit großem Schrecken, während er rannte. Der Drache erkannte sofort die Situation, und versuchte Tamil zu schützen, indem er ihm seinen Rücken zum Flug darbot - doch der Troll war gewitzter und sandt einen Blitz auf den Drachen. Dieser wand sich in Schmerzen, und spie noch ein letztes Mal Feuer auf den Troll, um ihn zu vernichten - was seine Wirkung nicht verfehlte. Tamil rannte weinend zu dem Drachen und nahm seinen Kopf in die Arme. Er hatte ihn so schön mit Drachengeschichten auf dem Fluge unterhalten! Nein, er durfte nicht sterben! Doch er starb. Traurig ging Tamil zu dem Feensee zurück und weinte sich an einem Uferstein aus. Ein Finger mit einer Träne von ihm berührte die Wasseroberfläche, worauf es nochmals blubberte. "Warum weinst du, Junge?", fragte die Fee hilfsbereit. "Der Drache ist gestorben, und ich wollte das nicht!", sagte Tamil unter Tränen "Es ist nicht deine Schuld. Leider kann ich dir gar nicht diesbezüglich helfen. Feen können leider nicht Tote wiedererwecken.", meinte die Fee achselzuckend und nahm Tamil in den Arm. "Aber ich kann ihm ein schönes Grab zaubern, falls das hilft." So zauberte die Fee eine Steinreihe, die merkwürdig angeordnet war. Es waren Steintore, die kreisförmig angeordnet waren. Es gab einen Innen- und einen Außenkreis. Die zauberte den Leichenam des Drachens in den Innenkreis und ließ in dort in der Erde versinken. Tamil stand neben ihr, während sie noch einen Schutzzauber über das Grab sprach. "Wie hieß der Drache eigentlich?", fragte Tamil. "Stonehenge", antwortete ihm die Fee. |