Vor langer, langer Zeit, als die Wälder
noch finster und geheimnisvoll waren und so groß, dass sich in ihnen
Feen und Hexen vor den neugierigen Blicken der Menschen verbergen konnten,
als der Teufel selbst noch persönlich über die Erde schritt,
erhob sich auf einem hohen Berg im Siebengebirge eine stolze Burg, in der
ein weiser König herrschte. Der Berg hieß Drachenfels, die Burg
Schloss Drachenburg und der König Richard.
Unterhalb des Drachenfelsens erstreckte sich
eine weite Ebene voller fruchtbarer Felder, die von fleißigen und
rechtschaffenen Bauern bewirtschaftet wurden.
König Richard herrschte schon lange über
dieses fruchtbare Land, aber er hatte nie vergessen, dass er dereinst selbst
einer dieser Bauern gewesen war. Deshalb blieb er bescheiden. Die Bauern
liebten ihren König sehr. Nicht nur wegen seiner bereits erwähnten
Bescheidenheit, sondern auch, weil er gerecht und weise war. Er verlangte
keinen Tribut von ihnen. Vielmehr gab er sich mit dem zufrieden, was sie
ihm freiwillig brachten. Und da sie alle auf Grund ihres Fleißes
wohlhabend waren, gaben sie gern und reichlich. Es war für alle ein
gutes Leben.
König Richard war mit einer wunderschönen
Frau verheiratet, die ihm eine süße Tochter geschenkt hatte.
Diese Tochter hieß Jannie und war der Liebling aller, die sie kannten.
Aus ihrem hübschen, kleinen Gesichtchen strahlten blitzend blaue Augen,
aus denen die pure Lebensfreude sprühte. Jannie war immer unterwegs,
war bald hier, bald da und hielt die ganze Burg und deren Bewohner auf
Trab. Ihre gute Laune und ihr Lachen erfüllten die Burg wie ein schöner
Frühlingstag. Fand sie ein verletztes Tier im Wald, so brachte sie
es mit auf die Burg, um es gesund zu pflegen. Doch das Schönste an
Jannie waren ihre langen goldenen Haare, die ihr Köpfchen in wilden
Locken schulterlang umspielten. Selbst Sonne, Mond und Sterne freuten
sich darüber, Jannies Haar beleuchten zu können. Und so kam es,
dass ihre Locken tagsüber wie pures Gold und des abends und des nachts
wie blankes Silber leuchteten.
Die Bauern des Tals, die ihren König
aufsuchten, sei es, um ihm Dinge zu bringen, die sie ihm schenken wollten,
sei es, dass sie seinen weisen Rat suchten, ließen keine Gelegenheit
aus, um Jannie einmal über den Kopf zu streicheln. Es bringe Glück,
dieses Kind lachen zu sehen und sein Haar zu fühlen, hieß es.
Und so war es auch.
Selbst die Ungeheuer der finsteren Wälder
des Siebengebirges liebten die kleine Prinzessin, und es ging die Sage,
dass allabendlich ein riesiger Troll in die Burgmauern komme, um persönlich
über die Sicherheit der Kleinen zu wachen. Aber das war natürlich
nur ein Gerücht, denn jedermann wusste doch, dass Trolle sich nicht
um kleine Prinzessinnen kümmerten, um sie zu beschützen, sondern
nur, um sie zu fressen.
Auch der Schlossgeist George, der in jeder
Nacht durch das Gemäuer der Burg spukte, war von Jannie angetan, denn
niemand fürchtete sich so nett vor ihm wie gerade Jannie. George war
der letzte Gefangene des Burgverlieses gewesen und vor vielen Jahren in
dem finsteren Gewölbe verschmachtet. Jetzt musste er jede Nacht spuken
und die Menschen erschrecken, wie es Sitte bei den Gespenstern war. George
war ein sehr gewissenhaftes Gespenst, das seine Aufgabe ernst nahm und
alles tat, um schrecklich gespenstisch zu wirken. Leider wussten alle Bewohner
der Burg, dass er im Grunde genommen ein herzensgutes Gespenst war. Darum
fürchtete sich auch niemand wirklich vor ihm. Dennoch gaben alle vor,
bei seinem Kettengerassel und Herumheulen in Angst und Schrecken versetzt
zu werden - um ihm eben einen Gefallen zu tun. Jannie konnte aber von allen
am besten die Ängstliche spielen. Sie schrie immer entsetzt auf, nahm
die Händchen vors Gesicht und schüttelte den Kopf, dass die Locken
nur so flogen. George liebte sie deshalb aus seiner ganzen Geisterseele.
***
Eines Tages näherte sich ein einsamer
Reiter der Burg. Er war in einen weiten Umhang gehüllt, der ihn wie
ein weiter Schleier umgab. Der Reiter war müde und staubbedeckt, was
auf einen langen Ritt schließen ließ. Selbst sein langes schwarzes
Haar, das er helmartig aufgesteckt trug, besaß einen leuchtenden,
grauen Staubschimmer. Doch seine tiefliegenden schwarzen Augen waren unverwandt
auf sein nahes Ziel gerichtet: Schloss Drachenburg, das sich nicht mehr
weit von ihm dort auf dem Drachenfels zwischen den Bäumen emporreckte.
Hinter sich her zog der Mann ein pechschwarzes
lediges Pferd, das außergewöhnlich groß war: Ein prachtvolles
Schlachtross, das das Herz eines jeden Ritters höher schlagen lassen
würde.
Das Tor der Burg stand auf, denn in dieser
Gegend gab es keine bösen Menschen. Der Reiter ließ seine Pferde
also kurzerhand am Torwächter vorbei in den Burghof traben. Dort rief
er lauthals nach dem Herren dieser Burg, da er ihm ein Angebot zu machen
habe.
Neugierig wegen des ungewohnten Lärms
trat König Richard auf den Burghof hinaus. Seine Gemahlin, sein Waffenmeister
und ein Stallknecht folgten ihm.
"Was, oh Fremdling, ist Euer Begehr?" fragte
Richard den Ankömmling freundlich und bot ihm ein gutes Essen und
eine Lagerstatt für eine Nacht an, wie es sich damals gehörte,
denn die Gastfreundschaft besaß in jener Zeit einen hohen Stellenwert.
"Ich danke Euch für Euer freundliches
Angebot, Herr," antwortete der Fremde höflich. "Brot und Wein schlage
ich nicht aus, denn es war ein langer Ritt und mich hungert und dürstet.
Doch bin ich gezwungen gleich wieder davonzureiten, denn mich treiben vielerlei
Verpflichtungen weiter. Ich bin gekommen, weil ich von Euch gehört
habe und weiß, dass Ihr zwar ein vielgerühmter König seid,
aber noch kein zu Euch passendes Ross Euer Eigen nennt. Schaut Euch bitte
dieses edle Tier an. Ich will es Euch verkaufen!"
König Richard wäre kein rechter
König gewesen, wenn er kein Auge für ein anständiges Pferd
gehabt hätte. Der prächtige Rappe war ihm natürlich sofort
aufgefallen, aber seine Höflichkeit hatte ihn davon zurückgehalten,
neugierige Fragen zu stellen. Das Schlachtross war in der Schulter höher
als ein großer Mann und extrem breit. Seine Augen waren voll Feuer
und seine Mähne wies die drei Wirbel der wichtigsten Eigenschaften
eines guten Rosses auf: Mut, Kraft und Ausdauer.
Richard war also sehr angetan von dem Tier
und verhehlte es auch nicht.
"Was soll es denn kosten?" fragte Richard
darum.
"Zehn Goldstücke!" gab der Fremde zurück.
Zehn Goldstücke waren sehr viel Geld
für die damalige Zeit. Für dieses Geld konnte man sich mehr als
zwanzig gute Pferde nebst einigen Milchkühen leisten. Dennoch fand
Richard den Preis für dieses ungewöhnliche Tier angemessen. Nach
einer erneuten Runde um das Pferd stimmte er zu.
"Gut! Ich nehme das Ross!"
Der Fremde hob die rechte Hand vor den Mund,
um ein zufriedenes Schmunzeln zu verbergen.
"Führt das Pferd heute persönlich
in seinen Stall, mein König, blast dreimal Euren Atem in seine Nüstern
und nennt dabei seinen Namen: Feuersturm. Dann wird es euch überallhin
folgen."
Jannie hatte die Ansammlung im Hof natürlich
mitbekommen und sich neugierig, wie sie nun mal war, genähert. Mit
großen Augen betrachtete sie fasziniert das riesige Schlachtross.
Zunächst beachtete sie niemand, denn auch die Erwachsenen hatten nur
Augen für das schwarze Tier. Schließlich drängte sich Jannie
durch die Leiber der Erwachsenen, bis sie unmittelbar vor Feuersturm stand.
Sie war so klein, dass sie hätte aufrecht unter dem Bauch des Tieres
hätte hindurchgehen können.
Der Fremde legte einen schlanken Zeigefinger
an seine auffallend spitze Nase und wandte sich an Jannie:
"Nun, Kleine möchtest du einmal auf dem
Rücken von Feuersturm Platz nehmen?" fragte er.
Jannie hob den Kopf. Die stechenden Augen
des Fremden behagten ihr nicht. Ein unbestimmbares Gefühl riet ihr,
das Angebot besser nicht anzunehmen. Sie zögerte.
"Von dort oben aus bist du größer
als selbst dein Vater, Jannie," lockte der Fremde wieder.
Jannies Neugier siegte schließlich über
ihre warnende innere Stimme. Sie nickte schüchtern. Oh, ja, größer
sein als Papa wollte sie immer schon mal.
"Nein!" warf Richard ein, dem die ganze Situation
nicht behagte. "Du bist zu klein für das Tier. Du wirst dich nicht
oben halten können!"
"Ooch, Pappi!" bettelte Jannie, wobei sie
ihr süßestes Lächeln aufsetzte. Sie besaß einen Liebreiz,
der selbst den stärksten Drachen umgehauen hätte. Richard konnte
nicht anders. Er schmolz dahin wie ein Stück Eis in der Sonne. Ergeben
nickte er zustimmend. Was konnte schon passieren?
Die schlanke Hand des Schwarzhaarigen umfasste
Jannie sanft und hob sie auf Feuersturm.
Doch kaum hatte ihr Hinterteil den Rücken
des Rappens berührt, verwandelte sich das eben noch so friedliche
Tier: Die Augen Feuersturms glühten rot auf. Laut wiehernd warf er
den Kopf hoch und galoppierte schnaubend aus dem Tor. Entsetzt rannten
alle hinter dem rasenden Pferd her. Doch als sie draußen auf dem
Burgweg ankamen, waren Ross und Jannie verschwunden. Keine Spur war auf
dem Weg zu erkennen. Fast sah es so aus, als hätten beide sich in
nichts aufgelöst oder wären durch die Luft davongeritten.
Richard fasste sich als Erster wieder. Aufgelöst
vor Trauer und ohnmächtigem Zorn schritt er zurück in den Burghof,
um den Fremden zur Verantwortung zu ziehen.
Dieser erwartete ihn hoch erhobenen Hauptes
im Burghof. Doch kaum hatte sich Richard ihm auf ein paar Schritte genähert,
da hüllte sich dieser in seinen schwarzen Umhang, lachte laut auf
und war verschwunden wie ein Schatten, auf den das Licht der Sonne fällt.
Das Schloss und seine nähere Umgebung
wurden sofort genauestens durchsucht. Jeder Stein wurde umgedreht, George
untersuchte jeden Winkel der Burg, jedes Versteck. Doch man fand den Fremden
nicht. Er und Jannie blieben verschwunden. Spurlos!
***
Das Verschwinden der kleinen Prinzessin hatte
üble Auswirkungen auf das Leben von Mensch und Tier im gesamten Königreich.
Tiefe Melancholie senkte sich wie ein schwerer Nebel über das Land.
Niemand lachte mehr oder machte einen Scherz. Die Pferde weigerten sich
zu fressen, die Vögel hörten auf zu singen. Die Milch der Kühe
schmeckte nicht mehr und die Bäume waren weniger grün als früher.
George, das Gespenst, rasselte lustlos mit seinen Ketten und sein weißes
Geistergewand schien dringend reingeweicht werden zu müssen. So fahl
wirkte es. Als selbst die Sonne nur noch trübe leuchtete und der Mond
und die Sterne sich trübsinnig hinter den Wolken der Nacht versteckten,
hob Richards Gemahlin ihr tränenüberströmtes Gesicht und
sagte zu ihrem Gatten: "Du bist der König dieses Landes. Tu etwas!
Bringe uns unsere Tochter zurück oder ich werde vor Kummer und Leid
sterben!"
Richard, dem es nicht besser ging als der
Königin, zuckte hilflos mit den Schultern. Wo sollte man ansetzen
und suchen? Einzig und allein Merling, der alte Zauberer, der inmitten
der finsteren Wälder des Siebengebirges lebte, würde Hilfe bringen
können. Aber Richard fehlte die Kraft, sich aufzuraffen und den beschwerlichen
Weg anzutreten. So blieb er in seinem Schloss und gab sich ganz der lähmenden
Trauer hin.
Als es schien, als würde das ganze Königreich
untergehen, weil niemand mehr seiner Arbeit nachgehen wollte, als das Korn
auf den Feldern verdorrte und die Früchte überreif von den Bäumen
fielen, als die Not also am größten schien, tauchte plötzlich
am Horizont der weiten Ebene, die sich am Fuße des Drachenfelsens
erstreckte ein seltsamer Reiter auf, der sich den einst so schmucken Bauerndörfern
näherte.
Die Menschen erwachten aus ihrer Lethargie
und liefen zusammen, um den Ankömmling zu betrachten. Als er ihre
Dörfer durchritt sahen die Menschen ihn mit offenem Mund und weit
aufgerissenen Augen an. Einen solchen Mann hatten sie noch nie gesehen:
Der Reiter besaß eine goldene Haut,
die seinen kraftvollen, hoch aufgereckten Körper eindrucksvoll betonte.
Er blickte aus bernsteinfarbenen Augen, in denen ein leuchtendes Feuer
schimmerte, stolz auf sie herab. Sein Haar war grün, seine tiefe Stimme
voll und wohlklingend, als er sich an die Menschen wandte und fragte: "Ist
das die Burg König Richards, des Bauernkönigs?"
Die Menschen waren derart beeindruckt, dass
sie nur stumm nicken konnten. Lediglich ihr Dorfschulte brachte den Mut
auf, sich direkt an den prächtigen Ritter zu wenden.
"Dies ist die Drachenburg König Richards.
Aber es geht ihm nicht gut! Uns allen ist die Sonne unserer Lebens genommen,
seit Prinzessin Jannie verschwunden ist. Ihr werdet nur Trauer und Verfall
in dem Schlosse finden, edler Herr!"
Der Goldene nickte stumm.
"Die Kunde ist bis zu mir gedrungen!" sagte
er dann. "Ich werde König Richard seine Tochter wiedergeben. Glück
und Leben werden in dieses einst gesegnete Land zurückkehren!"
Dann richtete er die Nase seines weißen
Rosses auf die Burg.
"Siehst du, mein edler Freund," flüsterte
er seinem Reittier ins Ohr. "Dies ist die Burg, von der ich dir so viel
erzählte. Bald wirst du meinen alten Freund Richard kennenlernen!"
Das Ross schien seinen Herren verstanden zu
haben, denn es senkte sein prächtiges Haupt, dessen Stirn von einem
schimmernden, gewundenen Horn geziert war und wieherte laut. Dann setzte
es sich in einen zügigen Trab. Es verschwand so schnell in der aufgehenden
Sonne, dass man es kaum fassen konnte.
Erst da ging den Leuten auf, dass der fremde
Ritter nicht auf einem normalen Ross gesessen hatte, sondern auf einem
Einhorn. Einem jener sagenumwobenen magischen Wesen, die, abgesehen von
ihrem Horn, wie besonders schöne Rösser aussahen, aber in Wirklichkeit
keine waren. Einhörner waren unsterblich wie Drachen und Feen, liefen
schneller als das schnellste Ross, ohne jemals zu ermüden. Jeder Sterbliche
aber, der es wagte, ihr Horn zu berühren, starb auf der Stelle.
Die Menschen des Tales schauten sich an. Sie
sagten sich, dass der goldene Ritter nie und nimmer ein normaler Mensch
gewesen sein konnte.
Sie bekamen wieder Hoffnung. Das Leben des
Tales kam wieder in Gang, denn die Hoffnung ist eine Tochter des Lebens.
***
Als der Goldene das Schloss König Richards
erreichte, wurde er von einem verschlafenen Wächter empfangen. "Was
wollt Ihr, Fremder?" fragte dieser unwirsch.
Der Ankömmling hob grüßend
eine Hand und antwortete: "Führe mich zu deinem König! Ich habe
gehört, dass ihm großes Leid widerfahren ist. Ich will versuchen,
ihm zu helfen."
Der Wächter jedoch, der anscheinend zu
faul war, um sich mit einem Fremden auseinanderzusetzen, brummte nur: "Es
waren schon viele hier, die das Maul vollgenommen, aber nichts bewirkten
haben. Nachher war der Schmerz unseres Herrn und seiner Gemahlin nur noch
größer. Schert euch davon und lasst euch nicht wieder blicken!"
Das Einhorn mochte den groben Ton nicht leiden,
mit dem sein Reiter bedacht worden war. Es senkte sein Haupt. Mit einem
kurzen Stoß rammte es sein Horn gegen das massive Eichentor. Als
Folge davon hallte ein so mächtig grollender Donner durch das Schloss,
dass selbst der letzte Stein erzitterte. Vor Schreck verlor der Torwächter
seinen Halt an den luftigen Zinnen und stürzte mit einem erschreckten
Juchzer in den Innenhof hinab. Zum Glück landete er auf einem großen
Dunghaufen, der seinen tiefen Sturz mild abfederte und den Mann mit seinen
weichen und warmen, wenn auch übel riechenden, Armen umschloss.
Nach einer Schrecksekunde rappelte sich der
Mann wieder auf. Er eilte zum Tor, um den Riegel zurückzulegen.
"Verzeiht mir, Herr!" rief er demütig
und eifrig dienernd, als er den Fremden einließ. "Ich unwissender
Tölpel habe euch falsch eingeschätzt. Ein Mann, der ein Einhorn
gezähmt hat, wird vermutlich auch unsere Königstochter zurückbringen
können!"
Unwillig stieß das Einhorn nach dem
schmutzigen Wächter. Allerdings tat es nur so, denn ein Einhorn verfehlt
nie sein Ziel. Der Wächter aber sah sein Leben bedroht, stieß
einen spitzen Schrei aus und hechtete mit einem gewaltigen Sprung zurück
in die warme Sicherheit des Dunghaufens.
Der Goldene lachte lauthals.
"Merke dir eines, mein tapferer Freund!" rief
er. "Ein Einhorn lässt sich von niemandem fangen und zähmen.
Chip ist mein Freund und Gefährte. Wenn du ihn das nächste Mal
siehst, dann entschuldige dich bei ihm dafür, dass du ihn einem normalen
Tier gleichgesetzt hast. Aber wasche dich vorher!"
Der Goldene ließ sein Einhorn allein
und eilte schnellen Schrittes in das Schloss, wo er sich in den großen
Thronsaal begab. Er verlief sich dabei nicht, sondern erreichte sein Ziel
ohne Umwege, als kenne er sich gut aus.
Der Thronsaal war bis auf den hohen Thron,
den sich König Richard mit seiner Gemahlin teilte, leer.
Der seltsame Fremde trat ohne Anzeichen von
Ehrfurcht oder Schüchternheit zu zeigen vor den König, grüßte
kurz und trug direkt sein Anliegen vor: "König Richard," sagte er.
"Es drang die Kunde von der Entführung Eurer Tochter Jannie in mein
Reich. Ich glaube, ich weiß, wer für diese schreckliche Untat
verantwortlich ist. Lasst mich versuchen, euch zu helfen!"
Gramvoll neigte Richard sein Haupt und blickte
dem Fremden in die Augen.
"Ihr seid nicht der Erste, der sich für
diesen Dienst anbietet, fremder Ritter. Doch bisher haben alle, in die
wir unsere Hoffnung gesetzt haben, versagt. Meine Gemahlin, die Königin,
hat keine Tränen mehr. Wir alle fürchten, dass sie eines Tages
vor Kummer stirbt. Uns allen ist das Herz schwer. Selbst die Sonne will
nicht mehr scheinen. Wer seid Ihr, dass wir Euch unsere letzte Hoffnung
anvertrauen können? Was verlangt Ihr für Euren Dienst?"
Der Goldene lächelte sanft.
"Ich bin ein alter Freund des Hauses!" antwortete
er. "Ihr erkennt mich nur nicht, weil ich nicht in meiner wahren Gestalt
erscheinen kann. Denn wenn der, den ich als Übeltäter im Sinne
habe, erfährt, dass ich seiner Spur folge, dann ist Eure Tochter ihres
Lebens nicht mehr sicher."
In diesem Moment glitt ein weißes Schemen
durch die Wand und näherte sich dem Thron.
Es war der Schlossgeist George, der sich über
den gewaltigen Donner am Tor gewundert hatte. Er war so neugierig geworden,
dass er sein Tagesversteck verlassen hatte, um herauszufinden, was denn
da wohl passiert sei.
Als er den Goldenen erblickte, stimmte er
einen freudigen Singsang an, wie ihn nur Geister und Gespenster hervorbringen
können.
"Du bist da, alter Freund!" sang er. "Mit
dir wird das Glück wiederkommen, denn wenn du sagst, dass Jannie lebt,
dann besteht wieder Hoffnung. Ich freue mich so sehr, dass ich es kaum
sagen kann. Lieber Freund, lass dich umarmen!"
Nun können Geister, selbst wenn sie so
nett sind wie George, niemanden umarmen, denn Geister bestehen ja nur aus
Nebel. Schnell legte der Fremde einen Finger an den Mund, um George zu
deuten, dass er schweigen solle.
"Halt! Sprich nicht weiter! Mein Name darf
noch nicht genannt werden. Zuerst muss ich ganz sicher sein!"
George nickte verständnisvoll und schwebte
vondannen.
König Richard war sehr beeindruckt.
"Wenn George dich akzeptiert, dann tue ich
das auch," sagte er fest. Neue Kraft durchflutete ihn, denn die Hoffnung,
seine Tochter eines Tages lebend wieder sehen zu können, kehrte zurück.
"Wenn ich dich im Gegensatz zu George auch nicht erkenne, so lass uns dennoch
versuchen, Jannie so schnell als möglich zu befreien! Was machen wir
zuerst?"
"So ist es recht, Richard, mein Freund!" sagte
der Goldene. "Das sind Worte, die eines Königs würdig sind! Lass
uns zuerst zu Merling, dem Zauberer, gehen. Er kann uns sagen, ob meine
Vermutung richtig ist oder nicht."
Richard ließ sich nicht zweimal bitten.
Er umarmte die Königin zum Abschied, ließ sein bestes Pferd
satteln, und Seite an Seite ritten der Goldene und der König hinaus
in die Wälder, um dem Magier Merling einen Besuch abzustatten.
***
Als sie einige Zeit nebeneinander hergeritten
waren, brummte der Goldene: "Seltsam, ich habe den Weg ganz anders in Erinnerung.
Früher war es doch so, dass er immer enger wurde, bis er dann letztendlich
so eng war, dass man kaum mehr zu Fuß weiterkam. Wir sind jetzt schon
ein gutes Stück in den Wald hineingeritten und immer noch ist der
Weg so breit, dass wir beide bequem nebeneinander reiten können."
"Ich weiß zwar immer noch nicht, wer
du bist," entgegnete Richard, "aber da ich dir vertraue, kann ich dir ja
sagen, dass dich deine Erinnerung nicht täuscht. Früher war der
Weg an dieser Stelle bereits so eng, dass man sein Pferd führen musste.
Der Weg ist von Knurps, dem Troll, so verbreitert worden. Früher hat
er Jannie des nachts besucht, um sie zu beschützen. Als er von ihrer
Entführung hörte, geriet er außer sich vor Schmerz und
beschuldigte sich selbst, versagt zu haben. In einem Tobsuchtsanfall hat
er daraufhin mit bloßen Fäusten eine Schneise in den Wald geschlagen.
Seither habe ich ihn nicht mehr gesehen. Aber wie du siehst, beginnt die
Natur bereits damit, den Weg zurückzuerobern. In wenigen Monaten wird
wieder alles überwuchert sein."
Schweigend ritten sie weiter, bis sie an eine
Stelle kamen, an der Knurps Zorn offenbar verraucht gewesen sein musste:
Die Schneise endete hier. Die dunkle Wand des Waldes ragte unheimlich und
endgültig vor ihnen auf.
"Hier müssen wir unsere Tiere zurücklassen!"
erkannte Richard.
Das Einhorn schnaubte unwillig.
"Du solltest Chip nicht als Tier bezeichnen,
Richard," riet der Goldene. "Einhörner sind keine Tiere. Sie sind
magische Wesen wie Elfen und Drachen. Sie haben ihren besonderen Stolz!"
Bei dem Wort "Drachen" horchte Richard auf.
Irgendeine Erinnerung stahl sich aus den Tiefen seines Gedächtnisses
hoch. Sollte etwa... Doch der Gedanke verflog so schnell, wie er gekommen
war.
Zu Fuß drangen sie in das Dickicht vor.
Von der düsteren Dämmerung des Waldes umgeben, tasteten sie sich
vor, bis sie von einer riesigen Gestalt aufgehalten wurden.
"Holen euch!" grollte eine abgrundtiefe Stimme.
"Sonst ihr ewig brauchen!"
"Knurps!" rief der Goldene erfreut aus, "du
meine Güte, bist du groß geworden!"
"Knurps nicht groß! Knurps traurig.
Selbst wenn mächtiger Freund aus alter Zeit gekommen. Bitte mir folgen!"
Richard hatte sich schon lange an die gewaltige
Gestalt des Trolls gewöhnt. Dennoch beschlich ihn immer wieder ein
unbehagliches Gefühl, wenn er in dessen Nähe war. Trolle sind
in der Regel nunmal menschenfressende Ungeheuer und sehen mit ihren langen,
behaarten Armen und ihren schaufelgroßen Händen schrecklich
aus. Selbst wenn sie zahm sind wie Knurps.
Unter Knurps Führung verlief der Rest
der Reise schnell. In weniger als einer Stunde erreichten sie die Lichtung,
auf der sich das Haus des Magiers Merling befand.
"Na endlich!" rief eine wohl bekannte Stimme
aus einem Dachfenster. "Ich dachte schon, Richard, du würdest nie
kommen, um mich um Hilfe zu bitten!"
Das Haus teilte sich. Heraus trat der kleine
Magier.
"Ich habe einfach nicht die Kraft gehabt,
um zu dir zu kommen, Merling," gab Richard zu. "Ich habe immer wieder gehofft,
dass du zu mir kommen würdest."
"Papperlapapp!" gab Merling respektlos zurück.
Es störte ihn nicht im Geringsten, dass er einen leibhaftigen König
vor sich hatte. "Du weißt genau, dass ich niemals meinen Wald verlasse.
Wer etwas von mir will, der muss zu mir kommen. Nicht umgekehrt!"
Merling drehte sich um.
"Und nun zu dir, Goldener oder Einhornfreund
- oder soll ich dich lieber bei deinem richtigen Namen nennen, Quatzkotl?"
Der Goldene fuhr erschrocken zusammen.
"Himmel!" entfuhr es ihm. "Du musst doch am
besten wissen, dass man meinen Namen in der jetzigen Situation nicht aussprechen
darf. Die Erwähnung meines Namens sorgt für eine plötzliche
Verstärkung der magischen Schwingungen. Wenn der schreckliche Xusia
von meiner Anwesenheit erfährt, kann er sich entsprechend vorbereiten!"
"Du hältst mich wohl für einen Trottel,
Quatzkotl, was?" schimpfte Merling. "Selbstverständlich habe ich die
Umgebung meines Hauses mithilfe eines Zauberspruchs geschützt. Nichts
von dem, was hier passiert, wird nach außen dringen. Nur deine natürliche
Gestalt solltest du nicht annehmen. So stark ist mein Zauber auch nun wieder
nicht!"
Die Erwähnung des Namens Quatzkotls traf
Richard bis ins Herz. Mit vor Freude feuchten Augen umarmte er seinen alten
Freund und schämte sich seiner Tränen nicht.
"Jetzt weiß ich, dass alles wieder gut
werden wird!" sagte er. "Mit dir an meiner Seite würde ich bis in
die dunkelsten Winkel der Hölle gehen. Selbst wenn es darum ging,
den Teufel selbst zu entführen."
Quatzkotl blickte Richard ernst an.
"Vermutlich wird es fast so schlimm kommen,
mein Freund!" sagte er ruhig. "Wenn es wirklich Xusia ist, der Jannie entführt
hat, wird es ganz schlimm!"
"Wer ist Xusia?" wollte Richard wissen.
Merling antwortete für Quatzkotl:
"Xusia ist einer der sieben Fürsten der
Finsternis. Er haust auf seinem Zauberschloss jenseits des Finsterwaldes,
wo niemals die Sonne scheint. Seine Burg ist von einem breiten Graben umgeben,
in dem der böse Drache Grimm wacht."
Richard fror plötzlich, als sei ganz
plötzlich der Winter zurückgekehrt.
"Himmel!" sagte er. "Und dort soll Jannie
sein?"
"Ich weiß es nicht genau," antwortete
Quatzkotl. "Deshalb sind wir ja auch hier: Um festzustellen, ob wirklich
der schreckliche Xusia hinter der Entführung steckt."
Merling schritt hinter sein Haus, um kurz
darauf mit seinem berüchtigten Kochtopf aufzutauchen.
"Oh nein!" rief Richard entsetzt, "wirst du
wieder einen Zaubertrank brauen?"
Merling neigte den Kopf.
"Wie soll ich denn sonst den Zaubernebel erzeugen,
du Dummkopf?" sagte er respektlos wie immer.
Ächzend schob er den Riesentopf auf die
Lichtung, füllte Wasser hinein und gab leise murmelnd einige unappetitliche
Zutaten hinzu: Krötenschleim, das Herz einer Kreuzotter und andere
Dinge, über die ich hier lieber nicht rede.
Schließlich entfachte er ein Feuer unter
dem Topf und ließ das Ganze köcheln.
Ein dicker Brummer sauste vom Waldrand heran
und drehte einige scharfe Kurven um Merlings Kopf, ganz so, wie es die
dicken Fliegen nunmal tun, wenn sie die Leute ärgern wollen.
Merling schlug geistesabwesend mit dem Zauberstab
nach dem Tier. Er traf es tatsächlich!
Torkelndes Fluges rauschte der Brummer auf
Richard zu, wo er auf dessen Schulter landete. Dort verwandelte er sich
in einen Spatz und tschilpte lauthals und voller Zorn los. Kaum ein Tier
kann besser schimpfen als ein wütender Sperling. Der Vogel verwandelte
sich in ein Eichhörnchen.
"Kecckeck! Teckckeck!" schimpfte es, wobei
es wütend mit dem buschigen Schweif zuckte. Nur ein Eichhörnchen
kann noch besser schimpfen als ein Spatz!
Richard verzog das Gesicht, weil ihm die Ohren
weh taten.
"Ist ja gut!" brummte Merling. "Ich hab’s
ja nicht extra gemacht."
Das Eichhörnchen sprang auf den Boden,
wo es sich sogleich in eine hübsche junge Frau mit langen blonden
Haaren verwandelte.
"Das will ich aber auch meinen!" sagte sie
streng. "Das geht ja wohl nicht an, dass du deine Tochter schlägst."
"Du hast eine Tochter?" fragte Richard erstaunt.
"Selbstverständlich!" knurrte Merling
beleidigt. "Oder hältst du mich etwa für zu alt dafür?"
Richard beeilte sich, Merling zu versichern,
dass er keineswegs zu alt sei, eine Tochter zu haben. Und schon mal gar
nicht für ein so hübsche.
"Ist er nicht süß?" quietschte
das Mädchen begeistert.
Ihr Blick wanderte weiter. Dann blieb er an
dem hoch aufragenden Quatzkotl hängen.
"Wer ist denn das?" fragte sie bewundernd.
Merling räusperte sich.
"Darf ich bekannt machen: König Richard,
Quatzkotl, Cillie, meine Tochter!" dabei wedelte er lässig mit der
Hand in der Luft umher, als sei ihm das Ganze lästig. Anschließend
wandte er sich wieder seiner brodelnden Rezeptur zu.
Cillie machte große Augen: "Quatzkotl,
der König der Drachen?"
Quatzkotl nickte stumm. Scheinbar war er von
Cillie ebenso beeindruckt, wie sie von ihm.
"Du kannst deine Gestalt verändern, Cillie?"
fragte er dann. "Bist du etwa eine Magierin wie Merling?"
Cillie schüttelte vehement ihren Kopf,
dass die Haare flogen.
"Nein. Ich kann mich zwar in alles Mögliche
verwandeln. Aber das ist ein Naturtalent. Meine Mutter ist ein Fee. Und
für Feen ist diese Fähigkeit völlig normal. Papi" - und
damit zeigte sie auf den kleinen Merling - "ist ein echter Magier, der
mithilfe seiner Fähigkeit, Tränke herzustellen, noch viel mehr
kann als ich."
"Ist das jetzt deine natürlich Gestalt?"
wollte Richard wissen.
"Ich habe keine natürliche Gestalt,"
belehrte ihn Cillie. "Die meisten Menschen, vor allem Kinder, kennen mich
als kleine ältliche Frau mit einer Knubbelsnase. So falle ich am wenigsten
auf. Ansonsten bin ich immer gerade das, was ich eben bin."
Sie wandte sich an Quatzkotl: "Und du? Wo
ist deine Drachengestalt? Im Moment siehst du jedenfalls fast aus wie ein
normaler Mensch."
"Drachen besitzen wie du die Fähigkeit
der Gestaltverwandlung. Allerdings nur in sehr eingeschränktem Maße.
Als Kinder können wir uns in eine beliebige Tiergestalt verwandeln,
wenn wir in Gefahr geraten. Mit zunehmendem Alter verliert sich diese Gabe
aber. Nur bei Königsdrachen, wie ich einer bin, bleibt sie abgewandelt
erhalten."
"Bist schon ein interessanter Kerl, Quatzkotl!"
meinte Cillie.
Mit diesen Worten verwandelte sie sich in
einen kleinen Flugdrachen, hob ab und spie dem verblüfften Quatzkotl
eine Flammenladung ins Gesicht. Anschließend verschwand sie mit vergnügtem
Kichern im Wald.
"Eine bemerkenswerte Frau!" stellte Quatzkotl
nachdenklich fest. Das Feuer hatte ihm selbstverständlich nichts ausgemacht.
Inzwischen hatte die Köchelei von Merlings
Gebräu ihren Höhepunkt erreicht. Diesmal gab es allerdings keine
Explosion, sondern es bildete sich eine dicke Blase, ähnlich einem
aufgepusteten Ballon, die aus dem Topf wuchs und dick und rund stehen blieb.
Die Blase wurde hell und klar wie ein Spiegel.
Eine finstere Gestalt wurde sichtbar.
"Das ist der Kerl, der meine Tochter entführt
hat!" rief Richard.
"Xusia!" kommentierte Merling. "Er ist es
tatsächlich!"
Die Spiegelblase zeigte, wie Xusia eine riesige
Schere in der Hand hielt und auf Jannie zu schritt.
"Sieh nur, mein Täubchen!" säuselte
er. "Bald werde ich dir deine blonden Locken nehmen. Sie werden mir helfen,
der mächtigste Magier aller Zeiten zu werden!"
"Das ist es!" rief Quatzkotl. "Endlich weiß
ich, warum er dieses schändlich Verbrechen begangen hat! In drei Wochen
ist Walpurgisnacht. Alle mächtigen Hexen und Magier treffen sich da
auf Xusias Schloss. Vermutlich besitzen Jannies Locken Zauberkraft und
Xusia hofft, mit ihrer Hilfe die Stellung des obersten Fürsten der
Finsternis zu erhalten."
"Natürlich besitzen Jannies Locken Zauberkraft,"
warf Merling ein. "Habt Ihr Trottel nicht gemerkt, dass mit Jannies Verschwinden
auch Glück und Fröhlichkeit von uns gegangen sind? All das steckt
in der magischen Kraft Ihrer Haare!"
In diesem Moment drehte sich die finstere
Gestalt Xusias um. Böse, schwarzflammende Augen schienen aus dem magischen
Spiegel herauszublicken.
"Ich werde beobachtet!" murmelte Xusia mit
schauerlicher Stimme. "Wehe dir neugierigem Schnüffler, wenn ich herausfinde,
wer du bist und wo ich dich finden kann!"
Der böse Zauberer schnipste mit den Fingern.
Der Spiegel zerplatzte, das Bild verschwand.
Richard lief es kalt den Rücken hinunter.
Teufel, war Xusia ein schrecklicher Kerl!
"Wir müssen Jannie aus seinen Klauen befreien!"
forderte er. "Koste es, was wolle!"
"Ich bin ganz deiner Meinung," entgegnete
Quatzkotl.
Eine Fledermaus flog herbei: "Ich mache mit!
Ich mach mit!" rief sie. Das war natürlich Cillie, die unbedingt mithelfen
wollte.
"Gut!" stellte Merling fest. "Dann ist ja
alles klar. Ihr drei macht euch auf den Weg. Aber noch nicht sofort. Ich
muss noch einige Zaubermixturen zusammenstellen. Und denkt immer daran:
Erwähnt Quatzkotls Namen nicht!"
***
Am nächsten Tag machte sich ein seltsames
Quartett auf den Weg in den Finsterwald. Da war König Richard, Jannies
Vater; Quatzkotl, der König der Drachen, in seiner menschlichen Gestalt
als Goldener auf seinem Einhorn; Cillie, Merlings Tochter, die in Gestalt
eines weißen Habichts auf Quatzkotls breiter Schulter hockte und
Knurps, der Troll, der neben ihnen herschritt, um, wie er sagte, dem fiesen
Mädchenquäler Xusia eins auf die Nase zu geben. Knurps hielt
sich immer im Halbschatten des Waldes auf, da er als echter Troll keinen
direkten Kontakt mit dem Sonnenlicht haben durfte. Er wäre sonst zu
einem Trollstein geworden.
Nach vielen Tagen gelangten sie auf den Gipfel
eines Berges, der alle anderen weit überragte. Hier hielten die vier
an, um eine Rast einzulegen.
"Dort unten," zeigte Quatzkotl, "liegt der
Eingang zum Finsterwald. Wer ihn beschreitet, gelangt nach einigen Tagesmärschen
an das Schloss Xusias."
"Warum heißt er Finsterwald?" fragte
Richard.
"Je weiter man in ihn hineinkommt, um so spärlicher
wird das Licht. Die Burg Xusias ist von ewiger Nacht umgeben, da Xusia
die finstersten Wolken dieser Welt dazu verhext hat, über seinem Reich
zu schweben. Nie scheint dort die Sonne. Immer ist es dunkel und kalt."
"Dunkel und kalt ist gut!" grunzte Knurps
zufrieden. Ihm würde die unheimliche Gegend am wenigsten ausmachen.
So viel stand schon mal fest.
Nach einer längeren Rast drangen sie
in den Finsterwald ein. Schon nach kurzer Zeit wurde es so dunkel, dass
sie den Weg kaum noch erkennen konnten. Die Bäume umgaben sie wie
kalte Säulen, in denen kein Leben mehr war. Feuchte Nebel senkten
sich herab und nahmen ihnen den Atem. Seltsame Ranken wanden sich über
den Weg und versuchten an den Beinen des Pferdes und des Einhorns emporzuklettern.
Erst als Knurps mit seinen behaarten Händen zupackte und eine nach
der anderen zerriss, gaben die Gewächse nach und zogen sich zurück.
Überhaupt stellte sich auch bei anderen
Gelegenheiten heraus, dass Knurps eine große Hilfe für die Reisenden
war: Mit seinen Schaufelhänden schleppte er umgestürzte Bäume
zur Seite oder räumte Felsen aus dem Weg. Außerdem genügte
oft schon ein kurzes Grinsen des Trolls, um die seltsamen und gefährlich
aussehenden Lebewesen, die den Finsterwald bevölkerten, in die Flucht
zu schlagen.
Hoch oben in den Kronen der Bäume befanden
sich riesige Netze, in den voll gefressene Spinnen saßen und die
Reisenden gierig beäugten.
Selbst der immer munteren Cillie wurde es
unbehaglich ums Herz. Sie verwandelte sich in eine Schleimkröte.
"So macht mir die Kälte nichts und die
Spinnen mögen mich bestimmt auch nicht!" flüsterte sie eingeschüchtert
in Quatzkotls Ohr.
Tagelang irrten sie durch den schwarzen Wald.
Ihre Stimmung wurde trübe. Ihre Zuversicht sank. Selbst das Einhorn
ließ trübsinnig den Kopf hängen. Nur Quatzkotl ließ
in seiner Aufmerksamkeit nicht nach. Konzentriert schaute er in alle Richtungen,
um nach räuberischen Kobolden und Trollen zu sehen, die sich in dieser
dunklen Welt wie zu Hause fühlen mussten.
"Halt!" befahl er plötzlich und deutete
nach vorn.
Vor ihnen, an einer besonders engen Stelle
des Weges, stand ein kleiner Mann. Er versperrte ihnen den Durchgang. Der
Mann war wirklich sehr klein und reichte Richard bestimmt kaum bis zum
Gürtel seiner Hose. Sein Gesicht war braun und hager und wurde von
einer spitzen Nase, die sich über einem breiten, schmallippigen Mund
befand, beherrscht. Große, bösartige Schlitzaugen funkelten
unter buschigen Brauen hervor. Bekleidet war das Männchen mit einem
braunen Umhang, dessen Kapuze weit über den Kopf gezogen war. Desweiteren
trug es eine lange ledrige Hose, welche die kurzen, krummen Beinchen bedeckte.
Der kleine Kerl besaß einen langen nackten Schwanz, der ihm aus seinem
verlängerten Rücken wuchs und mit seiner dreieckigen Spitze unruhig
hin und her zuckte. Über den Schultern erhoben sich große Schmetterlingsflügel.
Mit knochigen Spinnenfingern stützte er sich auf ein riesiges Zweihandschwert,
das trotz des Dämmerlichts hell blitzte.
"Hier ist euer Weg zu Ende, Leute!" verkündete
er mit einer dunklen Stimme, die so gar nicht zu dem kleinen Wuchs des
Kerlchen passen wollte. "Ich bin El Pitto Gnomo, der Anführer der
Kobolde des Finsterwaldes. An mir kommt keiner vorbei!"
Richard, ein Mann des Ausgleichs, sprach:
"Wir befinden uns auf einer wichtigen Mission und müssen unbedingt
weiter. Wir haben dir nichts getan. Also lass uns durch!"
Der Zwerg verzog sein bärtiges Gesicht
nur zu einem höhnischen Grinsen, schwieg und blieb stur stehen.
Da riss Richard, der an Jannie dachte, der
Geduldsfaden. Er war nicht tagelang durch diesen entsetzlichen Wald gereist,
um nun von diesem Winzling aufgehalten zu werden!
Er zog sein Schwert aus der Scheide, trieb
sein Pferd an und galoppierte auf den Kleinen zu. Richard war ein geübter
Schwertkämpfer und rechnete sich daher gute Chancen aus, mit dem Zwerg
fertig zu werden.
Als er auf Stoßweite herangekommen war,
riss El Pitto Gnomo sein Schwert hoch und ließ es in atemberaubendem
Tempo kreisen. Richard und seine Freunde sahen nur einen grellen Blitz,
dann war das komplette Zaumzeug seines Rosses zerschnitten, sein Schwert
zerbrochen. Richard fiel mitsamt seinem Sattel vom Rücken seines Pferdes
und fand sich wenig königlich auf dem Boden sitzend wieder.
Der Gnom stand inzwischen wieder wie eine
Statue da, stützte sich auf sein Schwert und sagte sein Sprüchlein
auf: "Ich bin El Pitto Gnomo, der Anführer der Kobolde des Finsterwaldes.
An mir kommt keiner vorbei!"
Mit einem Wutschrei, der das umstehende Gehölz
erzittern ließ, stürzte sich nun Knurps auf den lästigen
Wicht. Mit kreisenden Armen, die Grabschaufelhände zu gewaltigen Fäusten
geballt, raste er mit der Wucht eines angreifenden Nashorns los. Jeder
andere wäre vor Schreck umgefallen. El Pitto Gnomo indes zeigte sich
ungerührt. Wieder riss er gedankenschnell sein Schwert hoch. Es kreiste
wie ein gleißender Sonnenstrahl. Minutenlang bildete es eine undurchdringliche
Mauer aus Stahl um den Kleinen. Dann war es vorüber. Knurps tauchte
wieder auf. Er war nicht mehr wiederzuerkennen: Sein Kopf , seine Arme
und Fäuste waren vollkommen haarlos. El Pitto Gnomo hatte dem Troll
eine meisterliche Blitzrasur verpasst, ohne ihm auch nur einen Kratzer
zuzufügen.
Hilflos blickten Richard und Knurps Quatzkotl
an. Dieser jedoch schüttelte kaum merklich den Kopf. Es war noch zu
früh, sein Geheimnis zu lüften.
- Aber wo war Cillie? Eben nach hatte sie
auf Quatzkotls Schulter gesessen. Aber nun war sie verschwunden!
Ein lauter Schrei El Pitto Gnomos ließ
alle herumfahren. Der Zwerg hatte sein Schwert fahren lassen und schlug
mit den Händen durch die Luft.
"Alle Teufel auch!" schrie er. "Was ist das,
das so fürchterlich sticht? Au! Aua! Au!"
Dann tauchte plötzlich hinter ihm eine
geflügelte Keule auf, die laut klatschend begann, auf seinen Po einzudreschen,
dass es seine Art hatte. Schließlich hielt er es nicht mehr aus.
Aufheulend und wenig würdevoll gab er Fersengeld. Er verschwand im
Wald und ward nicht mehr gesehen.
"Hihihihi!" kicherte Cillie, die sich nun
wieder zurückverwandelte und sich vor Lachen kaum halten konnte. "Hihihih!
Eine gemeine Wespe kommt also doch an ihm vorbei! Der Kobold hat wohl noch
nie vorher mit dem Stachel einer Wespe Bekanntschaft gemacht. Nein, dieses
Gesicht! Ich werde mein Lebtag voller Vergnügen daran denken!"
Auch alle anderen lachten erleichtert auf.
El Pitto Gnomo war ein harter Brocken gewesen. Ohne Cillie hätten
sie es bestimmt nicht geschafft.
"Ich habe noch nie ein geflügelte Keule
gesehen," brummte Quatzkotl nachdenklich.
"Ich kann mich auch in Dinge verwandeln, die
es gar nicht gibt!" gab Cillie keck zurück. "An diese Tracht Prügel
wird sich El Pitto Gnomo noch lange erinnern!"
"Du bist schon eine bemerkenswerte Frau, Cillie!"
gab Quatzkotl bewundernd zu.
***
Erleichtert setzten sie ihren Weg fort. Kurz
darauf erreichten Sie eine große Lichtung, die das Ende des Waldes
markierte. Zum ersten Mal seit vielen Tagen konnten sie wieder einen Blick
auf den Himmel werfen. Doch dieser war duster und mit dicken schwarzen
Wolken verhangen.
Inmitten einer Ebene, die sich der Lichtung
anschloss, erhob sich eine schwarze Festung mit steinernen Mauern und Türmen,
die von einem breiten Graben umgeben war. Der Graben war mit schleimigem
Wasser gefüllt, das sich leise blubbernd bewegte und unangenehm roch.
"Ist ja ekelhaft!" kommentierte Cillie. "Xusia
muss einen seltsamen Geschmack haben, dass er sich in dieser Umgebung wohl
fühlt."
"Xusia ist dermaßen böse und schlecht,
dass er das Licht der Sonne nicht mehr ertragen kann. Würde ihn die
Sonne bescheinen, müsste er auf der Stellen sterben," erläuterte
Quatzkotl. "Ohne die Sonne kümmert aber alles Leben dahin. Darum sieht
es hier so schlimm aus."
Das stinkende Wasser des Burggrabens bewegte
sich stärker. Ein scheußlicher Drachenkopf schob sich heraus
und richtete sich auf die vier Gefährten.
"Das ist Grimm, Wasserdrache und Wächter
der Burg," stellte Quatzkotl fest.
Grimm öffnete sein Maul und gab den Blick
auf eine Reihe glänzender, nadelspitzer Zähne frei.
"Was wollt ihr Gewürm in dieser Gegend?"
schnauzte Grimm sie an. "Ihr habt hier nichts zu suchen! Macht euch davon,
sonst fresse ich euch alle mit Haut und Haaren!"
Richard, der noch nie einen derart bösen
Drachen gesehen hatte, zuckte zurück. Grimms Kopf war so groß
wie ein ausgewachsenes Pferd und seine Stimme laut wie ein Gewitterdonner.
Das Horn von Quatzkotls Einhorn glühte
rot auf. Wenn Quatzkotl Chip nicht zurückgehalten hätte, hätte
dieser bestimmt versucht, sein Horn in den Wanst des Drachen zu rammen.
Quatzkotl verließ Chips Rücken
und stellt sich unmittelbar vor den Graben, in dem Grimm hauste.
"Wer bist du Wicht, dass du es wagst, mir
gegenüberzutreten?" brüllte Grimm.
"Ich, mein lieber Grimm, bin..." begann Quatzkotl,
bereit, sein Geheimnis zu lüften.
In diesem Moment griff Cillie ein. Sie verwandelte
sich in eine Nachtigall und flog geradewegs auf Grimms Nase, wo sie sich
kurzerhand niederließ und zu singen begann.
Nun gibt es kein Wesen auf der Erde, das mit
dem Gesang einer Nachtigall mithalten kann. Cillie sang so schön,
dass sogar der grausige Grimm in seinem Zorn innehielt und verzückt
lauschte. Die Reinheit ihrer Stimme rührte sogar die Seelen der finsteren
Wolken, die einen Moment lang weniger schwarz wurden. Das Einhorn und das
Pferd legten die Häupter schräg und lauschten. Knurps stand ergeben
da und schwieg mit Tränen in den Augen.
Als Cillie ihr Lied beendete, war aller Zorn
aus Grimm verschwunden.
"Bei meiner Drachenseele!" sagte Grimm bewegt.
"Ich habe in meinem ganzen leben noch nie so etwas Schönes erlebt."
Er blickte sich um.
"In was für einem Sumpf lebe ich hier
eigentlich?" fragte er, als habe ihm erst die Reinheit von Cillies Stimme
die Augen geöffnet. "Warum ist es hier so dunkel? Was mache ich hier
überhaupt?"
"Du stehst in meinen Diensten, du nachlässiger
Wächter, du!" tobte plötzlich eine wütende Stimme von den
Zinnen der schwarzen Burg.
Xusia hatte die Ereignisse mitbekommen. Er
war nun erschienen, um persönlich einzugreifen.
Er hob beide Arme und rief: "Stürme des
Nordens, Kälte der Nacht, kommet ihr Horden und dient meiner Macht!
Vertreibt die Gesellen, mäht nieder den Feind, vernichtet die Bande,
die mich angreifen meint!"
Ein Sturm heulte heran und blies seinen eisigen
Atem über die Lichtung. Augenblicklich zuckten grelle Blitze über
den pechschwarzen Himmel. Krachende Donner ließen die Erde erbeben.
Grimm zog sich schnell in die Tiefen seines Sumpfes zurück. Richard
warf sich zu Boden, um nicht fortgeweht zu werden. Heftiger Hagel prasselte
peitschend hernieder. Die Welt schien untergehen zu wollen. Blitz folgte
auf Blitz. Ganze Donnersalven krachten. Selbst Cillie, die bisher immer
einen Rat gewusst hatte, sah keine Möglichkeit mehr, helfend einzugreifen.
Sie verwandelte sich in einen Marmorblock, dem die tobenden Elemente nichts
anhaben konnten. Nur Quatzkotl, sein Einhorn und Knurps vermochten den
Naturgewalten zu widerstehen. Stolz und hocherhobenen Hauptes blieben sie
stehen. Sie wichen keinen Zentimeter vor Xusias Macht.
Als dieser das sah, bewegte er seinen Umhang
wie eine Fledermaus ihre Flügel und schwebte majestätisch von
der Burg herab auf das Trio zu. Seine dunkles Gesicht war zu einer bösartigen
Maske verzerrt. Pechschwarze Augen flammten hasserfüllt.
Knurps warf er nur einen kurzen Seitenblick
zu. Trolle kannte er zur Genüge. Der Goldene hatte es ihm angetan.
Mit einer lässigen Bewegung schleuderte er einen Kugelblitz gegen
Knurps Brust. Dieser wurde wie eine Strohpuppe davongeschleudert und landete
im Dickicht des nahen Waldes. Benommen blieb er liegen. Nur seine rechte
Faust schaute noch heraus.
Dann wandte Xusia sich dem Goldenen zu:
"Wer bist du, dass du es wagst, meinem Zorn
zu trotzen, elender Wurm!" fauchte er Quatzkotl an. "Im tiefsten Winkel
der Hölle sollst du schmoren!" Seine Augen sprühten weiße
Blitze.
Quatzkotl reckte stolz seine aufrechte Gestalt.
Die Blitze prallten wirkungslos an ihm ab.
"Damit du es weißt, Xusia. Ich bin Quatzkotl,
der König der Drachen. Und ich werde dafür Sorge tragen, dass
du nie wieder kleine Prinzessinnen entführst!"
Mit diesen Worten verwandelte der Goldene
sich wieder in seine natürliche Drachengestalt. Vor Xusia stand unvermittelt
ein riesenhafter goldgrüner Drache, dessen Schuppen selbst in der
Finsternis aufleuchteten.
Xusia wich entsetzt zurück und hielt
seine Krallenhände schützend vor das Gesicht.
Gegenüber Xusia war Quatzkotl groß
wie ein Haus. Mächtige, klauenbewehrte Tatzen zerwühlten das
Erdreich, als er seinen Hals in den Himmel reckte. Sein Leib erbebte, als
er den magischen Glutofen in seinem Inneren zu höchster Hitze entfachte.
Steil richtete er seinen Rachen himmelwärts, öffnete die Kiefer
und ließ einen weiß glühenden Feuerstrahl in die Wolken
schießen. Heller und heißer als das Licht der Sonne. Der Feuerstrahl
Quatzkotls erreichte, was selbst die Sonne nie geschafft hatte: Als er
auf die Wolken traf, verdampften diese sofort. Erste blaue Lücken
taten sich auf. Xusia merkte, was ihm blühte. Aufkreischend suchte
er zu fliehen. Doch Chip hinderte ihn daran. Sein Horn glühte drohend
in unmittelbarer Nähe des bösen Magiers. Nun passierte das, was
Xusia niemals für möglich gehalten hätte: Er fürchtete
sich! Er fürchtete sich sogar so sehr, dass er sich nicht mehr bewegen
konnte. Endlich riss der Himmel auf. Strahlendes Blau mit einer gelb leuchtenden
Sonne beleuchtete die geschundene Ebene von Xusias Reich. Und als Xusias
Körper zu Staub zerfiel, blitzte Quatzkotls Leib in prachtvoller Schönheit
auf. Stolz schwang sein langer Drachenhals herum.
"Steht auf, Freunde!" rief er. "Der Kampf
ist entschieden!"
"Ohh!" rief Cillie. "Ein prachtvoller Mann,
dieser Quatzkotl. Wie ein lebender Smaragd!" Sie konnte sich nicht beruhigen.
Ehrfurchtsvoll trat sie heran und strich mit der flachen Hand über
des Drachen Schuppen.
"Mhh! Da scheint sich mir etwas anzubahnen,"
murmelte Richard, wobei er Knurps und Chip viel sagend zublinzelte.
"Verknallt!" bestätigte Knurps trocken,
der sein Bewusstsein wiedererlangt hatte. Er war unversehrt, da ihn der
Kugelblitz in den Wald geschleudert und so vor der Sonne in Sicherheit
gebracht hatte. Nur seine rechte Hand, die von dem Sonnenlicht gestreift
worden war, war zu Stein geworden. Allerdings nicht völlig. Knurps
konnte sie bewegen wie vorher auch.
***
Der Rest der Geschichte ist wieder einmal schnell
erzählt. Jannie wurde unversehrt aus der Burg Xusias befreit. Eine
Locke fehlte, aber die würde schnell wieder nachwachsen.
Mit Jannie kehrten Freude und Glück zurück
in das Schloss auf dem Drachenfels und die umliegende Bauernschaft.
Knurps streifte wie gewohnt durch die Wälder.
Des nachts kam er zum Schloss, um seine Jannie zu beschützen und ab
und zu zerschmetterte er einen Baum. Aber wirklich nur ab und zu. Aus Langweile
sozusagen.
Und Cillie und Quatzkotl? Nun, das ist eine
ganz andere Geschichte.
© W. H.
Asmek
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