Es war an einem klaren Spätsommerabend. Lilian hockte vor der
Eingangshöhle und sah sich den Sonnenuntergang an. Von ihrem Platz
aus konnte sie den rotbraunen Mond mit seinen drei Trabanten sehen. Sie
träumte von einer Karriere als Sängerin, denn seit ihrer Kindheit
liebte sie Musik und Gesang.
Erschrocken erhob sie sich, nachdem die Sonne ihre letzten Strahlen
versandt hatte und lief, leise vor sich hersummend, in die Höhle.
Die Jungdrachin von knapp sechzig Jahren, die zur Familie der Großdrachen
gehörte, hatte doch glatt vergessen die Küche aufzuräumen,
so wie Mama es ihr aufgetragen hatte.
Sie fing an in der Küche zu werkeln, bis sie wieder ins Träumen
geriet. So hockte sie am geöffneten Fenster auf einer breiten Fensterbank
und träumte weiter. Da vernahm sie ihr bekannte Flügelschläge
und wenig später sah sie, wie Mama vor der Höhle landete.
Durch diese Geräusche aufgescheucht, eilte Lilian zur Eingangshöhle
und nahm Mama den gefangenen Hirsch ab. Die Jungdrachin fragte sich, wie
Mama dem großen Hirsch das Genick brechen und hierher bringen konnte.
Mama grummelte, als sie die unaufgeräumte Küche sah: »Lilian,
ich hatte dir doch aufgetragen, die Küche aufzuräumen«,
und sah sich ihre Jüngste kopfschüttelnd an.
»Tschuldigung«, kam es von Lilian und sie fuhr fort
aufzuräumen.
»Ich vermute, du hast schon wieder mal davon geträumt«,
brummte Mama etwas ungehalten, »ein großer Star zu werden.
Kind, was soll aus dir mal werden. Und wie willst du, wenn du alt genug
bist, eine eigene Höhle in Ordnung halten, satt werden, wenn du nicht
einmal jagen kannst.«
»Ach, Mama«, zischte Lilian, »mir ist ein neues
Lied eingefallen.«
»So, so«, grummelte Mama und fing an, den Hirsch zu
zerlegen und in appetitliche Happen auf eine große Platte zu legen.
Bevor Lilian noch etwas sagen konnte, vernahm sie erneut bekannte
Flügelschläge. Mit nassen Pranken verließ sie die Küchenhöhle
und eilte dem Vater entgegen.
»Na, mein kleines Mädchen«, fauchte Lilians Vater
Gurlun fröhlich und tätschelte ihren Kopf.
Wie sie sehen konnte, hatte er ebenfalls Jagdglück. Mama, die
ihr gefolgt war, nahm ihm den Fang ab und zerteilte ihn ebenfalls.
Die drei saßen bereits beim Essen, da hörte sie weitere
Geräusche und mit Verwunderung drehte die Jungdrachin ihren Kopf zum
Höhleneingang.
Leise vor sich hergrummelnd: »Was wollen Urgur und Gurlan?
Etwa mir mein Anteil vom Hirsch wegfressen.«
Genauer hinsehend entdeckte sie, dass ihr großer Bruder Urgur
die neueste Drachengazette in der Pranke hielt.
»In der Gazette auf Seite drei steht«, fing Urgur schnaubend
an und schlug bei den nächsten Worten die entsprechende Seite auf,
»dass im Land Bythen, am Ort Steinhenge, und zwar im dortigen Freilichttheater
ein Gesangswettbewerb nur für Drachen stattfinden wird.«
»Wann, mein Sohn?«, fragte Mama ihn knurrend.
Von der Hirschhinterkeule riss Urgur ein Stück ab und ganz
langsam, ein Happen nach dem anderen, fraß er sie auf. Er riskierte
einen Blick zu seiner kleinen Schwester, und nahm sich das nächste
Stück Hirsch.
»Jetzt reicht es«, zischte seine kleine Schwester ungeduldig,
»sag endlich wann.«
Mit einem verschmitzten Lächeln schaute Urgur wieder zu ihr
hin und griff zum Krug mit dem Kräuterbier. Mit einem Stück Knochen
propelte er zwischen den Zähnen Fleischbrocken heraus.
Lilian seufzte und trommelte ungeduldig einen Marsch auf dem Esstisch.
»Los, sag schon«, fauchte sie ihn an.
Ihre Eltern beobachteten schmunzelnd wie die beiden Geschwister
mit einander umgingen.
Weil Urgur sich einen weiteren Happen Hirsch auf seinen Teller legte
und keine Anstalt machte, mehr über den Wettbewerb zu erzählten,
schnappte sich der neugierige Vater die Gazette.
Es raschelte und laut las er vor: »Teilnehmer für den
Wettbewerb sollen sich bis spätestens zum Jahresende in Steinhenge
anmelden.«
Den Kopf hebend sah er nun seine ihn anstrahlende Tochter an, wissend,
dass seine Tochter gerne da mitmachen würde. Wusste sie doch, dass
der Vater ihr keinen Wunsch abschlagen würde. Ihr Vater wiederum hoffte,
dass durch diese Teilnahme seiner Lilian klar wurde, dass sie nicht für
ein Leben als Sängerin geschaffen war. Auch Mama hoffte dies. Den
Eltern war es nicht klar, dass es anders kommen sollte.
»Da möchte ich gern unsere kleine Schwester singen hören
und viele sollen den Genuss ihrer herrlichen Stimme genießen«,
grummelte Gurlan, der sehr gern seine Schwester singen hörte und wiegte
seinen Kopf hin und her.
»Da musst du noch etwas üben«, schlug Mama in einem
ironischen Ton ihrer Tochter vor. »Damit du deinen Text und die Melodie
kannst.«
Statt Mama zu antworten schob Lilian sich von ihrem Hocker und stellte
sich neben ihren Vater.
Ihn umarmend, bettelte sie: »Lieber Papa, melde mich an. Ich
möchte da soo gern mitmachen.«
Bevor ihr Vater etwas sagen konnte, tauchten ihre anderen Geschwister
bei ihnen auf. Die ebenfalls diese große Anzeige gelesen hatten.
Stundenlang wurde das für und wider besprochen.
Nach reichlicher Überlegung schrieb Gurlun am nächsten
Morgen einen Brief und meldete seine Tochter für den Gesangswettbewerb,
der Ende Mai des nächsten Jahres stattfinden sollte, an.
Neben der Mitteilung vom Gesangswettbewerb, gab es eine Anzeige
vom Drachenhotel Steinblick am Freilichttheater. Die älteren Kinder
überredeten die Eltern, doch bei diesem Hotel eine Suite zu reservieren.
Mama passte auf, dass ihre Lilian neben dem Einüben ihrer Lieder
die Hausarbeit nicht vergaß. In den nächsten Wochen und Monaten
übte Lilian fleißig die verschiedensten Lieder, die sie selbst
geschrieben und komponiert hatte. Viele der Texte fielen ihr ein, wenn
sie aufräumte oder im Garten werkelte.
Damit die Musiker üben konnten, wurden die Teilnehmer gebeten,
die Texte und Noten einzureichen.
Das Jahr endete und begann mit sehr viel Schnee. Gurlun und seine
Familie heizten ihre Höhle, so war es sehr gemütlich. Mama liebte
es am offenen Kamin zu sitzen und zu lesen.
»Brrr«, fauchte Lilian Ende Janus und schleppte eine
Hirschkuh in die Höhle.
Mit einem Blick stellte sie fest, dass ihre Eltern ausgeflogen waren.
Erleichtert zerteilte sie sich die Hirschkuh und packte den Rest in den
Kühlraum. Am Abend vergaß sie ihren Eltern von ihrem Jagdglück
zu berichten, weil sie Gäste hatten.
Bei ihren Spaziergängen und Flügen entdeckte sie immer
wieder etwas Neues. So sah sie in den Vorgärten Schneeglöckchen,
diese zierlichen Blumen faszinierten Lilian und ihre Mama. Mama hatte im
Vorgarten einige Märzenbecher gepflanzt, die nun blühten. Die
Pflanzen waren auf dem Planeten Edrena um etliches Größer, als
die auf der Erde.
Die nächsten Frühlingsblumen, und zwar die Krokusse, schoben
sich aus dem Boden. Mit gelben, weißen und lilafarbenen Blüten
waren die Wiesen vor ihrer Höhle, sondern auch neben dem Hotel Steinblick
in Steinhenge, überflutet, wie ihnen Lilians ältere Schwester
mitteilte, als sie das Hotel überprüfte.
Die Märzsonne schleckte die letzten Schneereste auf und die
Singvögel gaben ihre Konzerte.
Im Hotel wurde für die Gäste, die Mitte Mai kommen sollten,
alles vorbereitet. Das Hotel war, wie auch die anderen in der Umgebung,
komplett ausgebucht.
Aus allen Himmelsrichtungen tauchten in der letzten Maiwoche die
verschiedensten Drachen auf. Große und kleine, Wyrme und Laufdrachen.
Auch andere Geschöpfe kamen und bezogen ihre vorbestellten Zimmer.
Keiner wollte sich das Spektakel entgehen lassen.
Auch Gurlun erreichte endlich das Hotel und schob seine Familie
in der Hotelhalle in eine ruhige Ecke. Mit energischen Schritten durchquerte
er die Halle und erreichte die Rezeption.
Er fauchte höflich seinen Namen und erhielt den Schlüssel.
Kurz wurde ihm erklärt, wo sich die Suite befand. Ein kurzes Danke
fauchend, drehte er sich um und ging zu seiner Familie.
Während der Vater wartete, sah Lilian sich interessiert um.
Sie entdeckte eine Familie grün-braune Walddrachen, die sich, vor
sich hin blasend, den Weg durch die Menge zur Treppe bahnten.
Eine grün-blaue Moordrachin schaute kurz zu ihr hinüber,
zwinkerte dem netten jungen Ding zu und folgte ihrem Gefährten. Wie
Lilian feststellte, trug die Moordrachin um den Hals einen zu den Schuppen
passenden Seidenschal.
Mit den Höhlenschlüsseln in der Pranke trabte Gurlun durch
die Halle zu seiner Familie, griff seine Tasche und wortlos eilte er die
Stufen hinauf in die erste Etage, anstatt hinaufzufliegen. Seine Familie
kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er endlich in die gemietete Höhlensuite
wollte.
Der mit bunten Drachen-Marmormosaikbildern versehene Flurboden gefiel
Lilian und ihrer Mutter. Die Jungdrachin nahm sich vor, in ihrer eigenen
Höhle ähnliche Mosaike verlegen zulassen.
An den Wänden hingen Gemälde von einheimischen Künstlern,
die Motive von Theateraufführungen sowie einheimische Tiere und Pflanzen
gemalt hatten. Neugierig sahen sich Lilian und Mama in den Hotelfluren
um und fanden so heraus, dass jeder Flur anders gestaltet worden war.
Vor einer interessant gestalteten Eichenholztür stoppte Gurlun,
steckte den Schlüssel ins Schloss, drehte einmal und schon war die
Tür auf.
Die Tür ihrer Suite gegenüber wurde geöffnet und
ein Wyrm schaute kurz heraus, nickte und zog sich wieder zurück.
Mit einem Blick stellte Lilian fest, dass es im Wohnzimmer genügend
Sitzmöglichkeiten gab. Auf den Tischen standen Blumenvasen mit frischen
Blumen sowie einige Schleckereien.
Mama teilte jedem sein Nest zu und ordnete an, dass der Vater den
Raum mit seinen noch ledigen Söhnen teilte und sie selbst mit der
Tochter.
Lilian hockte sich im Wohnzimmer auf eine breite Fensterbank und
sah sich erst einmal im Raum um, dann drehte sie sich und schaute aus dem
Fenster. Ihr Blick fiel auf einen Wald mit seinen verschiedensten Bäumen.
Sie stellte fest, dass neben Eichen, Buchen, Erlen auch Mammutbäume
dort wuchsen.
Gut eine Flugstunde entfernt hatte es sich der Regenbogendrache Lugur
mit einer alten Drachengazette an einem Flussufer bequem gemacht und studierte
sie zum vierten Mal. Als großer Musikfan hatte er sich fest vorgenommen,
sich ein Zimmer zu reservieren; doch das Studium der Tier- und Pflanzenwelt
hatte ihn völlig davon abgelenkt.
Er gehörte zu den Großdrachen, und zwar zur Linie der
Regenbogendrachen. Als Jungdrache machte es ihm nichts aus, unter dem Sternenhimmel
zu schlafen. Im Stillen gab er zu, dass er es genoss, mit Vogelgesang geweckt
und mit dem Morgentau gewaschen zu werden.
Während der langen Reise nach Bythen hatte er immer wieder
einen Grund gefunden, um Rast zu machen, sich die Gegend anzusehen und
zu malen.
Da fiel ihm sein ehemaliger Pflegevater ein, der hätte ihn
angeknurrt: »Du trödelst mal wieder.«
Bythen, so war ihm bekannt, war ein grüner Inselstaat auf dem
Planeten Edrena. In den letzten Jahren hatte er sich viel im Süden
an der Küste von Cheinfran aufgehalten und hin und wieder Ausflüge
nach Germanicon gemacht.
Die große Eichenwälder und Mischwälder wurden durch
gewissenhafte Personen bewirtschaftet, dann gab es wundervolle Täler
und Seen, an denen er sich gern aufhielt. Er kannte diese Personen und
lernte von ihnen die Forstwirtschaft.
Er näherte sich Steinhenge und entdeckte unter sich einen Platz,
auf dem er landen konnte. Aus Ästen, Blättern und Gras baute
er sich ein Nest. Um seinen großen Hunger zu stillen, fing er etliche
Hasen und Bisamratten, die er mit einem Feuerstoß grillte und sich
nach und nach in seinen Rachen warf. Es war sehr ungewöhnlich für
Regenbogenbrachen, die Nahrung zu grillen.
Wenige Meter vom Nest entfernt gab es eine Quelle, aus der er seinen
Durst stillen konnte.
Gegen Mittag des nächsten Tages drehte er über dem Freilichttheater
seine Runden und sah sich um. Auf einmal juckte und kratzte es ihm am Rücken
zwischen den Flügeln. Mit seinen scharfen Augen erspähte er ein
kleines Birkenwäldchen, das Abhilfe versprach. Erleichtert flog er
hin, landete und riss sich ein Bündel Äste, um sich zu kratzen.
In der linken Pranke hielt er den Buschen aus Birkenästen und
rubbelte sich den Rücken. Das tat gut, aber wenn er aufhörte,
juckte es weiter.
Plötzlich hörte er ein aufgeregtes Zwitschern, und als
er den Birkenbuschen nach vorne holte, hockte ein kleiner, schwarz gefiederter
Star zwischen den Ästen.
Sein gelber Schnabel zitterte vor Angst als er flehte: »Friss
mich nicht! Oh bitte friss mich nicht! Ich wollte doch nur auch beim Gesangswettbewerb
dabei sein ...«
»Warum hast du nicht einfach gefragt, ob du mich begleiten
kannst?«, fauchte Lugur verärgert.
»Ich hatte Angst, dass du mich frisst«, wimmerte der
blinde Passagier.
»Mach dir mal darüber keine Sorgen. Federn bleiben mir
sowieso immer im Rachen stecken«, brummte der Drache, nun schon wieder
besänftigt. Er versuchte zu lächeln, um den Vogel zu beruhigen.
»Von mir aus kannst du mich begleiten. Jeder darf zuhören. Aber
setz dich nicht wieder in diese Falte zwischen den Flügeln, das juckt.«
»Oh, danke!«, piepste der Vogel. Er konnte sein Glück
kaum fassen. »Ich heiße übrigens Starionou. Und du?«
»Öhm ... Also ich bin Lugur.« Er hatte schon viele
Vögel getroffen, aber keiner hätte es gewagt, sich einem Drachen
auch nur zu nähern. Dieser hier nahm - nun, da er sich in Sicherheit
wähnte - völlig ungeniert auf seinem Rücken platz.
Vielleicht hatte sein Ziehvater recht. Er trödelte einfach
zu viel. Lugur seufzte und schwang sich wieder in die Lüfte. Wenn
er pünktlich zum Wettbewerb erscheinen wollte, musste er sich beeilen.
Langsam tauchten die Teilnehmer des Wettbewerbs im Übungssaal,
der hinter der Bühne lag, auf. Jeder wollte als Erster auftreten und
die fünf Jungdrachen unter den Teilnehmern wurden nicht beachtet.
Lilian huschte neben den Vorsitzenden der Jury, denn ihr war ein
Gedanke gekommen, und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Nach einer kurzen Beratung wurde bekannt gegeben, dass per Losentscheid
die Auftritte erfolgen. So wurden dreißig Zettel, mit den Namen der
Teilnehmer, geschrieben und in einen Topf gelegt. Unter allen Augen zog
ein Elb, der mit zur Jury gehörte, einen Zettel nach dem anderen heraus.
Ein Moorwyrm, der in der Nähe des Freilichttheaters wohnte,
hockte vor einem großen Blatt und wartete auf den ersten Namen. Zettel
um Zettel wurde gezogen und der Name bekannt gegeben. Mit seiner schönsten
Schrift notierte er die Reihenfolge der gezogenen Teilnehmer.
Kaum stand der letzte Teilnehmer auf der Liste, wurde diese vervielfältigt.
Eine davon hing an der Wand und eine weitere hing in der Wandelhalle.
»Ich bin also als zehnte dran«, grummelte Lilian leise
vor sich hin. »Dann kann ich mich noch etwas umsehen.«
Wie sie beobachten konnte, füllte sich der Zuschauerraum mit
den verschiedensten Geschöpfen. Niemand wollte sich diese Attraktion
entgehen lassen.
Von geeigneter Stelle aus beobachtete sie, wie einige Drachen sich
aus der Menge lösten und zum Bühneneingang tappten. Darunter
war auch Gurlun, der von seiner Tochter hören wollte, wann sie auftreten
wird.
Die tappte ihm entgegen und bevor der Vater fragen konnte, wann
sie dran kommt, sagte sie: »Ich bin als Zehnte dran.«
Das wollte ihr Vater hören und lud seine scheinbar aufgeregte
Tochter zu einem Beruhigungsdrink ein. Leise sprachen Vater und Tochter
und er machte ihr Mut. Trotzdem war er aufgeregter als seine Tochter.
»Danke Papa«, sagte sie, umarmte ihren Vater und fuhr
fort: »für deine mutmachenden Worte.«
»Gern geschehen meine Kleine«, kam es von ihm, dessen
Schwanzspitze zeigte, dass er ungeduldig darauf wartete, dass seine Tochter
auftrat.
Während sie ihre Beruhigungsdrinks langsam schlürften,
blickte sie sich um und winkte der großen Schwester zu.
»Lieber Papadrache, lass mich bitte jetzt alleine, damit ich
mich in Ruhe umsehen kann«, fauchte sie, nachdem sie ihr leeres Glas
abgestellt hatte. Sie war sehr neugierig und wollte alleine die anderen
Teilnehmer beobachten.
Gurlun nickte, er war etwas traurig, denn er hätte seiner Tochter
gern beigestanden, bis sie auftritt. Ganz langsam schlürfte er zu
seiner Gefährtin und ließ sich von ihr trösten.
Von ihrem Beobachtungsposten aus amüsierte sie sich köstlich,
wie die anderen vor sich her trällerten oder auch Flüche ausstießen,
weil es nicht so gelang, wie sich der Sänger es sich gehofft hatte.
Sie wechselte ihren Platz und stellte sich hinter eine Säule.
Von hier aus beobachtete sie einen von sich sehr eingenommenen Bergdrachen.
Sein Verhalten verriet ihr, dass er auf die anderen heruntersah, als ob
er mehr wert wäre als die anderen.
»Ich bin der beste, ich bin der beste!«, hörte
sie ihn vor sich hinmurmeln.
»Na, das wollen wir mal sehen, du Angeber«, dachte Lilian.
Trotzdem musste sie zugeben, dass soviel Selbstvertrauen ihr ziemlichen
Respekt einflößte.
Bereits bei ihrem Anflug auf Steinhenge hatte Lilian die Anlage
bewundert und wusste durch den Geschichts- und Erdkundeunterricht, dass
diese vor Tausenden von Jahren erbaut und, bevor sie zu einem Theater umgebaut
worden waren, als Kalender sowie als vorzeitliches Observatorium von den
Priestern benutzt wurde. Einige der Drachen-Steine und die Positionssteine
sind nach den Positionen der Sonnenwende und Tagundnachtgleiche ausgerichtet.
Überall hatten die Veranstalter große Fackeln aufgestellt
und bequeme Drachensessel. Wie einige Drachen feststellten, sah es fantastisch
von oben aus. So gab es einige Drachen, die die Vorstellung aus der Luft
mitverfolgten und bei dem einen oder anderem Lied dazu tanzten.
Außerhalb des Zuschauerraumes belagerten die hungrigen Drachen
in der Pause die Buden mit kleinen Snacks und Getränken.
»Du bist die Beste«, fauchte ein Moordrache zu seiner
Gefährtin, die sich mit einigen Juwelen behängt hatte und aufgeregt
hin und her lief.
Diese machte einige Gesangsübungen und hockte sich zu den anderen
Teilnehmern, die durch einen großen Vorhang von der Bühne getrennt
waren.
Ein weitere Moordrachin übte gemeinsam mit ihrem Mann noch
einmal ihr Lied ein. Lilian bemerkte die Ähnlichkeit zwischen den
beiden Moordrachinnen, eine der beiden kannte sie aus dem Hotel, und zwar
die mit einem Seidenschal um den Hals, und vermutete, dass es zwei Schwestern
seien.
Langsam machte sich die Aufregung bemerkbar, ihr Maul wurde trocken.
So ging sie an die Bar, um sich einen Saft, der mit herrlichem Quellwasser
der Güteklasse A gemischt war, zu holen.
Den Schwanz schwingend und vor sich her summend steuerte sie den
Bereich hinter der Bühne an, um ihr Lied noch mal durchzugehen.
Ein stechender Schmerz in ihrer Schwanzspitze riss sie aus ihren
Gedanken. »Aua«, fauchte sie ungehalten und gelber Schwefeldampf
drang aus ihren Nüstern. »Welcher Idiot, hat mir da auf den
...«
Es war ein Jungdrache, der ihr versehentlich auf ihr Schwanzspitze
getreten war, als dieser sich seinen Weg durch die Menge zu seinem Sitzplatz
bahnte.
Sich nach dem Täter umdrehend, blieb ihr das letzte Wort im
Rachen stecken, denn sie schaute in ein paar warm blickende grüngoldene
Augen.
Bevor Lugur sich entschuldigen konnte, lächelte Lilian, blinkerte
ihn mit ihren mit langen Wimpern umrandeten Augen zu.
Wegen fehlender Worte blieb sein Rachen offen. Durch seinen Kopf
schoss es: 'Mit so einer hübschen Drachin, würde ich gerne eine
gemeinsame Höhle beziehen.'
Er lächelte sie freundlich an und stotterte: »Eeentschuuuldiiiguuung,
wwwar niiicht miiit Aaabsiiicht.«
Sie fand das süß, nahm die Entschuldigung mit einem freundlichen
Nicken an und verschwand, verführerisch mit dem Hinterteil schwenkend.
Er sah ihr nach, bis sie durch die Tür des Bühneneinganges
verschwand.
Dass ihr Herz schneller schlug als sonst, schob sie auf ihren bevorstehenden
Auftritt. Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie an diesen
symphatischen Jungdrachen dachte. Schon wieder schlug ihr Herz schneller.
Die sehr wählerische Lilian mochte ihn sofort und freute sich, ihn
bei der Abschlussparty nach der Vorstellung wieder zu sehen.
Der Jungdrache Lugur kam erst durch einen Anrempler eines weiteres
Teilnehmer des Wettbewerbs zu sich.
Diese Szene hatte Gurlan von weitem beobachtet und lächelte
zufrieden.
'Da ist ja noch ein Regenbogendrache', schoss es ihm durch den Kopf,
als er ihn entdeckte.
Er hoffte im Stillen, dass seine Tochter diesen Drachen nicht wegschickte,
wenn dieser sie umwarb und sie alt genug für den Hochzeitstanz war.
Als Lugur seinen Platz in der ersten Reihe aufsuchte, war dieser
durch eine alte Drachin besetzt.
»Verzeihen Sie, Junger Drache«, entschuldigte sich die
blau-weiß gefleckte Süßwasserdrachin, bevor er etwas sagen
konnte und blitzte ihn dabei mit ihren klaren grünen Augen an. »Ich
dachte hier wäre frei. Ich kann doch soooo schlecht hören und
sehen, da habe ich mich einfach hier her gesetzt. Aber nehmen Sie doch
meinen Platz, Rang 7, dort hinten.«
Höflich sich vor ihr verbeugend, wünschte er: »Sehr
verehrte Drachengroßmutter, ihnen wünsche ich einen angenehmen
Abend«, und verschwand in Richtung der hinteren Ränge.
Die fünfhundert Jahre alte Süßwasserdrachin lehnte
sich erleichtert zurück. So ein netter Jungdrache, ihr seinen Platz
zu überlassen. Als dann die Show losging, wippte ihre Schwanzspitze
im Takt zur Vorgruppe.
Lugurs Schuppen glänzten im Kerzen- und Fackellicht regenbogenfarben.
Er fand am Rand einen Stehplatz, von dem er gut sehen konnte. Den Platz,
der eigentlich der alten Süsswasserdrachin gehörte, überließ
er einem Meerdrachen.
Da tauchte ein schwarzer Großdrache auf der Bühne auf.
Sofort verstummte das Gemurmel und die Gespräche.
Leicht hüstelnd kam es von ihm: »Mein Name ist Dularndu
und ich heiße Sie im Namen der Jury herzlich Willkommen.« Er
räusperte sich und fuhr fort: »Jetzt werde ich die Reihenfolge
der Sänger vorlesen.«
Wer die Liste nicht gelesen hatte, wusste nun, wer wann dran kam.
Der erste Teilnehmer wurde aufgerufen und von ihrem Platz aus konnte
Lilian alles gut beobachten. Er sang sehr gut und sie stellte fest, dass
er ein Lied sang, das sie vor Jahren in der Musikschule komponiert hatte.
Wie sie dann bei einem Gespräch erfuhr, hatte er es von seiner verstorbenen
Schwester geerbt. Sie fragte nach dem Namen und er antwortete. Es war ihre
ehemalige Musiklehrerin, der sie das Lied geschenkt hatte.
Die nächsten drei folgten, deren Vorträge immer wieder
durch Buhrufe unterbrochen wurden.
Ein Walddrache lief aufgeregt hinter der Bühne hin und her,
dabei rempelte er einen Wyrm an, der stolperte und eine große Vase
umriss, so dass es schepperte.
Nun wurde der selbstbewusste Bergdrache, der Lilian schon vorher
aufgefallen war, auf die Bühne gerufen. Er räusperte sich, verpasste
seinen Einsatz und die Musiker mussten von vorn anfangen. Das Publikum
wurde ungeduldig. Als er endlich anfing den ersten Ton von sich zu geben,
wurde ihr klar, dass ihre Befürchtung unbegründet war. Dass ihn
das Publikum ausbuhte, feuerte ihn erst recht an. Seine schrille Kakophonie
unterbrach er erst, als ein besonders übler Missklang einen der Glasbehälter
der Öllampen platzen ließ.
Die Techniker kamen auf die Bühne, um den Schaden zu reparieren.
Selbst das störte den eingebildeten Bergdrachen nicht. Der nächste
Missklang ertönte und ein weiterer platzte. Da griff einer der Initiatoren
ein und zog den Bergdrachen von der Bühne.
Ungeduldig fauchte er: »Was soll das? Nur weil zwei Öllampen
zersprungen sind, wurde ich von der Bühne geholt. Ich will eine weitere
Chance.«
Der Wyrm, der neben ihm stand, gab zurück: »Das werde
ich mit der Jury abklären.«
Von ihrem Standpunkt hinter einer Säule konnte Lilian das ganze
verfolgen. So auch, wie der Wyrm den aufgeregten Bergdrachen wegführte
und der nächste Drache seinen Auftritt hatte. Sie bemerkte, wie Scheinwerfer
während des Umbaues abgebaut und Riesenfackeln sowie Kerzen aufgestellt
wurden.
Wieder fiel, ganz zufällig, Gurluns Blick auf Lugur und seine
erste Annahme wurde bestätigt, dass hier ein reinrassiger Regenbogendrache
stand.
Leise sagte er zu Mama: »Ich habe einen weiteren Regenbogendrachen
entdeckt.«
»So?«, kam es von Mama. »Und wo?«
Weil ein anderer Drache sich vor Lugur schob konnte sie ihn nicht
erkennen, was sie ihrem Gefährten mitteilte.
»Dort drüben, natürlich«, fauchte er und zeigte
mit seiner rechten Pranke in die entsprechende Richtung. Seine Schwanzspitze
zeigte, dass er aufgeregt war.
Mama schaute in die Richtung und sah nur noch wie Lugur hinter einer
Säule verschwand. Leise vor sich her grummelnd hockte Gurlun sich
auf seinen Platz und widmete sich dem, was auf der Bühne passierte.
Durch einen Spalt des Vorhanges sah sich Lilian das Publikum an.
'Wo ist er?', dachte sie und sah erneut ins Publikum. Von ihrem
Platz aus konnte sie nur den rechten Teil des Zuschauerraums sehen.
Nun überlegte sie, wie sie ungesehen und ohne andere zu stören
den Platz wechseln konnte. Langsam schlenderte sie auf die andere Seite.
Von ihrem nächsten Standort aus sah sie ihre Geschwister und wieder
ein Platzwechsel und sie konnte ihre Eltern sehen.
Wieder schoss es durch ihren Kopf: 'Wo ist der Drache mit den ungewöhnlichen
Schuppen?' Sie drehte ihren Kopf und da war er. Sie freute sich und über
ihr Gesicht huschte ein Lächeln, weil sie ihn endlich auf einem Stehplatz
entdeckte.
»Wie mag dieser Drache heißen?«, fragte sie sich
und beschloss, nur für ihn zu singen.
Vier von neun Sängern erhielten Applaus und die anderen wurden
ausgebuht und mussten die Bühne verlassen.
Schneller als es Lilian gedacht hatte, wurde sie aufgerufen.
Endlich, so schien es Lilians Eltern, betrat ihre Tochter die Bühne.
Kurz vor ihrem Auftritt war ihr ein neues Lied eingefallen, deshalb sang
sie ohne musikalische Begleitung.
Es war ganz still geworden, als Lilian die Bühne betrat und
anfing ihr selbst geschriebenes und komponiertes Lied darzubieten.
Sie sang in ihrer Altstimme:
Mein Drachenherz geriet in Wallung, als ich ihn sah. Ich wünschte,
er küsse mich mit den Küssen seines Mundes, denn seine Liebkosungen
sind besser als Wein.
Mein Herz wurde ganz zu Liebe, als ich ihn sah.
Seine Schuppen schillerten in allen Farben. Ich wünschte, ich
kenn sein Namen. Sein Duft ist wunderbar.
Mein Herz wurde ganz zu Liebe als ich ihn sah.
Eines Tages wird ein König kommen und in meinem Herzen regieren.
Er wird mich in Gemächer führen und uns liebkosen.
Mein Herz wurde ganz zu Liebe als ich ihn sah.
Ein Drachenmädchen bin ich, anmutig, o ihr Töchter Edrenas.
Wer mag mich zähmen und mein Herz hüten? Wo ist mein Herzens
Beschützer, ja wo mag er sein?
Mein Herz wurde ganz zu Liebe als ich ihn sah.
Mein Herz, fand ein anderes Herz. Ich träum', dass ich nicht
verberge meine Liebe zu ihm. Möchte ihm meine Seele geben, erblick
ich nur noch einmal sein Angesicht.
Mein Herz wurde ganz zu Liebe als ich ihn sah.
Ein Elfendrache möge den Liebesbrief zu ihm tragen, damit er
weiß, wie lieb ich ihn ab. Ein böses Wesen fängt mein Brief
ab und er bekommt ihn nicht. Wo ist mein Brief? wo ist mein Liebster, der
tröstet mein trauriges Herz?
Mein Herz wurde ganz zu Liebe als ich ihn sah.
Lugur war, wie viele der Anwesenden - alt und jung -, beigeistert
und klatschte voller Begeisterung. Bei jedem Ton und jeder kleinen Geste
kribbelte es durch seinen Körper. Ihre Schuppen schillerten im Kerzenschein,
dass es ihm den Atem raubte.
Kaum hatte sie ihr Lied beendet, folgte ein langer Applaus. Nach
ihr kamen noch weitere Sänger und Sängerinnen.
Unter den zwei der nachfolgenden Sängern, die sich mit ihr messen
konnten, war die Moordrachin, die das stolze Alter von gut zweihundert
Jahren hatte und die ihr Lied exzellent und mit guter Stimme vortrug.
Der eingebildete Bergdrache durfte noch ein drittes mal auftreten.
Diesmal trug er sein Lied in einem Sprechgesang vor. Es war besser, aber
trotzdem wurde er ausgebuht.
Er war von sich so überzeugt, dass sein Lied gut angekommen
sie, dass er eine Zugabe geben wollte.
Da kam es zischend und fauchend aus dem Zuschauerraum: »Niemand
will dich hören. Verschwinde.«
Wütend blickte der Bergdrache in die Menge und spuckte Feuer,
sodass ein Holzpodest in Brand geriet. Die Feuerwehrdrachen löschten
es sofort, denn ein Großbrand wollten sie nicht. Durch diese nicht
eingeplante Pause, konnten sich die restlichen Sänger noch einmal
fangen.
Der Rest, es waren noch acht, wurde ausgepfiffen. Mal passte der
Text nicht zur Melodie, mal eine schrille Stimme, dann passten Text und
Melodie zusammen, aber der Sänger traf die Töne nicht.
Sieben der dreißig Drachensänger und Drachensängerinnen
kamen in die engere Auswahl und durften ein weiteres Lied vortragen.
Bevor die Jury sich zurückzog, sagte der Sprecher, dass es
eine kleine Pause gibt. Wieder waren die Buden und Getränkestände
von hungrigen Drachen umlagert.
Die Jury hatte es nicht leicht. Trotz allem stand die Siegerin schnell
fest. Als erstes wurden die Plätze sieben bis drei vergeben.
Die Moordrachin mit dem Seidenschal bibberte und hoffte, wie ihr
Gefährte auch, dass sie die Siegerin war.
Mit einem verschmitzten Drachenlächeln schaute der Conferencier
in den Zuschauerraum.
Die Spannung im Publikum war zu spüren, so auch hinter der
Bühne.
»Den zweiten Platz erhält die Moordrachin Lucieannabelle«,
fauchte nach endlosen Minuten, so schien es allen Anwesenden, der Conferencier.
Lucieannabelle erschien mit erhobenem Kopf auf der Bühne und
nahm ihren Preis entgegen und bedankte sich.
»Jetzt die Siegerin. Es ist ....«, der restliche Satz
ging im Applaus und Rufe nach Lilian unter.
Das Publikum hatte sich erhoben und stampften mit den Beinen, so
dass die Erde bebte. Die Bevölkerung war durch die Elfen vorgewarnt
worden. So wunderte sich die Nachbarschaft nicht, dass die Erde bebte.
Die meisten von ihnen saßen zwischen den Drachen und wurden von ihnen
betreut.
Die Gewinnerin erschien tänzelnd und stellte sich neben dem
Conferencier, der ihr den Preis überreichte. Die selbstbewusste Lilian
hatte es gewusst, dass sie den ersten Preis erhalten würde.
Die Fackeln wurden gelöscht und am dunkelblauen Nachthimmel
waren die Sternenbilder gut zu erkennen. Keine Wolke verdeckte sie.
Auch die Drachen, die aus der Luft die Vorstellung mit verfolgt
hatten, waren gelandet. Lilian wurde umringt, so dass sie von ihren Brüdern
von den Verehren befreit werden musste.
Sie schaute sich um und sie erblickte diesen netten Drachen nicht
mehr. Sie war traurig und aus ihren Nüstern kamen graue Dampfwolken.
Während der Pause suchte Lugur einen Platz, von dem er die Sterne
beobachten konnte. Von diesem Platz aus hörte er das Klatschen. Neugierig
erhob er sich und kreiste über dem Zuschauerraum. Er freute sich,
als er hörte, dass Lilian gewonnen hatte und holte von seinem Lager
sein Gepäck.
Die jungverheiratete Moordrachin Annabellmuna, Lucieannabelles jüngere
Schwester, schaute kurz zum Himmel und entdeckte einen wegfliegenden Jungdrachen.
Ihr Gefährte war stolz, dass sie den dritten Platz gemacht hatte.
Wieder suchte Lilian mit den Augen nach dem Jungdrachen, der ihr
so gut gefiel und dessen Bild sich bereits in ihrem Herz festgesetzt hatte.
Die Reporter der Drachengazetten befragten sie, wie es dazu gekommen
sei, hier aufzutreten.
Fauchend erwiderte sie, in ihrer Stimme lag etwas Ungeduld: »Daran
sind meine beiden großen Brüder schuld und mein Vater, der mich
angemeldet hat.«
Mehr war aus ihr nicht heraus zu bekommen, denn ihre Gedanken schweiften
schon wieder ab, und zwar zum unbekannten Jungdrachen.
Traurig hockte sie am Fenster ihrer Hotelsuite und sah hinaus. Mama
war besorgt, so kannte sie ihre muntere Lilian nicht. Sie setzte sich neben
sie und zog sie an sich. Ohne ein Wort zu fauchen strich Mama ihr über
den Kopf.
»Du hast dich verliebt«, stellte Mama nach wenigen Minuten
fest.
Lilian schniefte nur und sah aus dem Fenster. Leise sang Mama ein
Lied, damit Lilian einschlief. Gurlun tauchte auf, hob seine Tochter hoch
und legte sie neben der Mutter ins Nest. Mama hauchte ihrem Gefährten
ein freundliches Danke zu und zog die Tochter an sich.
Nebenan feierten ihre Brüder den Erfolg ihrer kleinen Schwester.
Erst in den Morgenstunden wurde es ruhiger.
© Luise
Drachenanwältin
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