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Dämonenfeuer von Rubaan
1 - Turm des Tarantos

"Was ist hier los?"
Diese Frage flatterte Reno andauernd durch den Kopf.
"Wie bin ich hierher gekommen?"
Durch das mit rostigen Gitterstäben verschlossene Fenster im Turmgefängnis floss helles Tageslicht.
In dem ungemütlichen, feuchten Raum krabbelten einige schleimige Insekten herum und krochen durch das wenige Stroh, das am Boden lag und dem Gefangenen als Schlafplatz dienen sollte.
Auf der Decke und in den Nischen des Raumes hingen glitschige Spinnweben, und der Staub war hier reichlich vorhanden.
Am Boden, auf dem besagten Stroh-Schlafplatz, lag Reno.
Er hatte das Aussehen eines Helden.
Und zwar das eines Helden, der es wirklich zu was bringen konnte.
Seine Arme und Beine waren leicht muskelbepackt und von grauen Staubflecken bedeckt. Er war groß und stark gebaut, und er besaß kurze, schwarze Haare, so pechschwarz wie die Nacht.
Um seine Hüfte war ein enger, leichtverzierter Ledergürtel geschnallt, an der eine eiserne Schwertscheide befestigt war, die normalerweise ein Schwert beinhaltete, doch Gefangene wie er wurden natürlich entwaffnet.
Verwunderlich war, dass ihm nicht auch noch die Schwertscheide entwendet wurde.
Naja, was konnte man von geflügelten Orks, deren Gehirn die Größe einer Kartoffel hat, wohl erwarten?
Auch seine mit silbrigen Linien verzierte Silberstahlrüstung aus der besten Schmiede des ganzen Landes wurde beschlagnahmt, weshalb er über seiner Brust und seinem Bauch nur mehr ein beschlagenes Ledergewand trug.
Die Erinnerungen kehrten langsam wieder, und vor Reno erschienen sie, als würde er einen Film sehen...

Ein junger, schwarzhaariger Mann ging fröhlich durch den Wald der Wölfe.
Der Name dieses Mannes war Reno.
An diesem Tag kam ihm der Wald der Wölfe wirklich nicht schrecklich vor, denn die Sonne schien warm vom azurblauen Himmel auf ich herunter, kein Geheule eines Dämonenwolfes war zu hören, und es blies ein angenehmer, lauwarmer Wind, der seine Haare wehen ließ.
Im Licht der golden glitzernden Sonne funkelte sein silberner Schwertgriff, an dem eine lange, scharfe Klinge befestigt war.
Im Moment dachte er nicht an die wichtige Aufgabe, die er von seinem Vorfahren Ky-Balus Starduum bekam:
Der Götterbaum Óga-Lem, der die bekannte Welt erschuf, benötigte die Hilfe des größten Helden, der bekannt war, weshalb er Ky-Balus zu sich rief, um die Dämonen zu vertreiben.
Denen passte das jedoch gar nicht, weshalb sie Óga-Lem mit den sogenannten "Bösewächter- Bergen" umringten und für Ky-Balus unerreichbar machten.
Auch alle seine Nachfahren konnten Óga-Lem nicht finden, deshalb versuchte sich nun Reno, Reno Starduum, an dieser Prüfung.
Im Moment befand er sich auf dem Kontinenten Domm, weit von der göttlichen Óga-Insel entfernt....
Plötzlich hörte Reno ein vertrautes Flügelschlagen hinter sich, und zwar das eines geflügelten Orks.
Doch es war so laut, dass es sich um eine ganze Horde handeln musste.
Außerdem waren auch die Geräusche von Schritten der sogenannten "Stampfer" zu hören, riesigen, muskelbepackten Orks mit einem Auge und vier Armen.
Schnell wandte er sich um und sah sie bereits auf sich zu kommen, beziehungsweise flattern.
Es waren wohl an die hundert, eine viel zu hohe Zahl für einen einzigen, auch noch so erprobten Krieger.
Die Masse von Dämonen blieb stehen, und ein besonders großer Stampfer mit einem Eisenhelm und goldenen Handschuhen trat vor.
"Reno Starduum?" fragte er mit lauter, bösartiger Stimme.
"Genau, und mit wem habe ich die Ehre, Mister Fettsack?!" rief Reno dem hässlichen Ungetüm zu.
"Du frecher Wurm! Du stehst vor Kabattor, dem persönlichen Leibdiener von Lord Tarantos!!!" grölte Kabattor.
"Du hast Tarantos gesagt?" fragte Reno.
"Genau, Lord Tarantos, der schwarze Meister. Hahaha!" lachte das Ungeheuer.
"Nun gut, was willst du?"
"Mein Herrscher will dich haben, tot oder lebendig! Attacke!" brüllte Kabattor.
Die Orks und Stampfer kamen näher, und ihr Anführer stürmte vor, schlug mit der Faust hin und traf bloß Renos Silberstahl-Rüstung.
Kabattors Faust schmerzte, als wäre ein Stein auf sie gefallen, denn Silberstahl ist so gut wie unzerstörbar.
"Au! Das schmerzt!" rief er laut.
"Du hast mich unterschätzt, Fettsack...", meinte Reno, sprang zu Kabattor, der immer noch seine Faust rieb, zog sein Schwert und stieß es ihm durch den Rücken.
Kabattor fiel auf der Stelle tot um und lag blutend am Boden.
"Noch jemand?" fragte Reno.
Plötzlich fiel er auf den harten Boden, ohne Bewusstsein.
Ein anderer Stampfer hatte ihn auf den Hinterkopf geschlagen.
"Ja, ich...", meinte er, packte Reno und schleppte ihn weg.
Die anderen Orks und Stampfer folgten ihm...

Reno richtete sich ächzend und schweißgebadet auf. Er sah sich um, und sein Kopf rumorte, genauso wie sein Magen.
"Oh Mann, ich fühle mich gar nicht gut", meinte Reno und sah seinen Bauch an.
"Ich halt´s nicht mehr aus. Wann krieg´ ich denn mein Essen?" rief er.
Nach vielen, kurzen Sekunden stampfte eine hässliche Kreatur vor die Zellentür, öffnete einen kleinen Holzspalt, sah hinein und grölte: "Sei still, Gefangener! Und was für ein Essen meinst du? Du bekommst hier gar nichts!!!"
Der geflügelte Ork stampfte mit seinem warzigen, giftgrünen Fuß auf den Boden und erzeugte ein Geräusch, das wie eine ferne Explosion klang.
"Kein Essen? Und was wird dann hier aus mir? Lass mich raten, ihr lasst mich hier verrotten und verfüttert meinen Kadaver an irgendeine sabbernde Bestie, die nur darauf wartet, meine Leiche zu vertilgen, oder wie seh´ ich das?" sagte Reno und sah dem Ork mit einem durchdringenden Blick ins Gesicht.
Nach einer kurzen Pause und einem komischen Gefühl im Magen des monströsen Humanoiden begann der geflügelte Ork wieder zu reden: "Haha. Nah dran, du Würstchen. Hör zu, Kleiner..."
"Ja?"
"Unser Anführer kennt deinen Stammbaum..."
Reno schluckte erschrocken auf.
"Der besagte Anführer wird dir weiteres erläutern... Hehe... Also komm schon mal mit..."
Der geflügelte Ork öffnete die Zellentür und ließ Reno heraus.
"Er scheint wirklich nicht sehr intelligent zu sein", dachte Reno.
"Er müsste doch eigentlich wissen, dass ich ihn jetzt sofort überwältigen werde..."
Reno fiel bewußtlos zu Boden.
Der Ork hatte ihn niedergeschlagen.
"Idiot...", brummte die Monstrosität, warf sich den daliegenden Reno über die Schulter und flatterte den düsteren Gang entlang...

Vor Renos Augen war alles düster. Er war noch ganz benommen von dem schrecklichen Schlag auf den Hinterkopf.
Er stützte sich auf seine Hände und versuchte, sich aufzurichten, doch schaffte es nicht. Reno fiel mit einem dumpfen Geräusch zu Boden.
Seine Hände berührten den eisigen Steinboden, und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken.
Er zitterte am ganzen Leib und hatte ein Gefühl, als ob das Ende der Welt bevorstünde. Schließlich gelang es ihm, die Augen zu öffnen und nicht wieder zu schließen.
Reno drehte seinen Kopf zur Seite und erschrak.
In seinem Sichtfeld erschienen vier rote, glühende Augen der Hölle.
In Reno blitzte die Angst.
Er sprang aus, wich schnell zurück und tastete hinter sich vergeblich nach einer Tür.
Und die Augen kamen näher.
Schließlich erschienen bedrohlich wirkende Umrisse um die Augen, die wie Feuer schienen.
"Wer ist da?!" rief Reno den Augen zu.
Das Ding, zu dem sie gehörten, antwortete nicht, doch ein schallendes Zischen erklang, und einige Säuretropfen spritzten im Raum herum.
Reno zuckte und rieb sich den Arm, als er dort von einem berührt wurde.
Die Feueraugen und die Umrisse kamen näher.
Schließlich formten sich die Umrisse zu etwas wirklich Monströsen.
Reno hatte schon viele grauenhafte, riesige und ganz und gar dämonische Kreaturen auf seiner Reise gesehen, doch das übertraf einfach alles.
In seinen Augen spiegelte sich der Körper eines muskelbepackten, dreimeter-großen Mannes, aus dessen Rücken, Armen, Kopf und Schultern lange, messerscharfe Stacheln aus Eisen wuchsen.
Er hatte pechschwarze, glänzende Haare und riesige Massen an Muskeln.
Außerdem besaß er vier Arme samt Händen voller giftiger Krallen und zwei der besagten feuerroten Höllenaugen.
Allerdings hatte dieser Monstermann keine Beine und Füße, denn er war an den Rücken einer noch gigantischeren, goldbraun-schwarzen Spinne angewachsen.
Dieses Biest hatte auch zwei feurige Augen, unter denen ein Maul mit krummen Zähnen und zwei Giftzangen zu erspähen waren.
Der Rücken war auch von Metallstacheln übersät, jedoch von kleineren.
Acht stachelige, zottelige Spinnenbeine schwankten ständig zurück und nach vorne.
Schließlich begann der obere Teil des Monsters zu sprechen: "Hahaha!!! Endlich habe ich dich gefunden, Reno Starduum!!"
"Woher kennst du meinen Namen, du abstrakte Kreatur?" fragte Reno.
"Das ist unwichtig. Die Hauptsache ist, dass ich dich kenne, genauso wie deinen Stammbaum, deinen Vater und deinen ersten, heldenhaften Vorfahren, Reno!!" sagte das Monster mit einer Stimme, die Erdbeben auslöst, während sein Spinnenteil alles mit einem "Khhhfkk- Kkkkcchhiffkk" bestätigte.
"Und was willst du jetzt mit mir machen? Und wie lautet eigentlich dein Name?" äußerte sich Reno.
"Hahaha... Ich, Tarantos, der Qualenfürst, werde dir die Seele aus deinem kleinen, schwachen Körper saugen."
"Gulp."
"Glaub mir, Reno Starduum, meine Foltermethoden sind alles andere als angenehm. Nach den Höllenqualen werde ich, beziehungsweise mein unteres Ich, dich verschlingen, und es wird mir schmecken. Haha", hallte es aus Tarantos´ Maul.
"Nein, das wirst du nicht schaffen, du Biest. Ich werde mich wehren, glaub mir!" rief Reno Tarantos zu.
"Das wollen doch mal sehen...", meinte Tarantos mit einem Ton der Verachtung.
Plötzlich kam roter Schleim aus Tarantos´ Fingern.
Er schien die Augen geschlossen zu haben, um sich besser konzentrieren zu können.
Reno nutzte diese Gelegenheit und tastete im ganzen Raum nach einer einzigen Tür, doch auch vergeblich. Es war ein Raum ohne Ausgang sowie Eingang.
Als Tarantos ganze Hände mit Schleim bedeckt waren, begannen die Finger karmesinrot zu leuchten.
Kurz darauf formten sie sich zu blassrötlichen, schleimbedeckten Tentakeln und wurden länger.
"Hör auf, Tarantos!!!" brüllte er.
Doch Tarantos hörte nicht auf.
Die Tentakel wuchsen und wuchsen, kamen auf Reno zu. Tarantos öffnete die Augen, und sie wirkten so bedrohlich wie nie zuvor. Seine Tentakel begannen, sich um Renos Arme und Beine zu wickeln, bis sie diese Körperteile vollkommen umschlungen.
Der Schleim der Tentakel juckte und brannte auf Renos Haut, doch das Jucken und Brennen wurde durch einen kräftigen Ruck unterbrochen.
Tarantos lachte schallend und hob Reno zehn Meter über den Boden. 
"Und? Wie fühlst du dich jetzt? Zum Scheitern verurteilt?"
"Nein. Du kannst mir keine Angst einjagen!" schrie Reno, obwohl er selbst wusste, dass sein Körper von der schrecklichen Furcht erfüllt war.
Tarantos drückte fester zu, und Reno begann zu schwitzen.
"Aaaargh!" brüllte er unter seinen höllischen Schmerzen.
Auf einmal begann Tarantos, grünes Feuer zu spucken.
Er traf Reno im schweißgebadeten Gesicht, und die brennende Qual kam über ihn.
Renos Gesichtshaut wurde unglaublich heiß und begann, sich schwarz zu färben.
"Hööör auf!!! Ich... halteeee es nicht mehr auuus!!!" rief Reno, mit brennendem Schmerz in der gequälten Stimme.
"Gerne...", zischte Tarantos. "Jetzt habe ich nämlich Hunger....", sagte er mit einem diabolischem Ton.
Tarantos ließ Reno hinunter und löste die Fesseln. Seine Tentakel verwandelten sich schnell wieder in die großen Krallen-Hände. Er umschloss Reno erneut und bewegte seine Hände langsam zu dem gigantischen Maul seines Spinnen-Unterteils.
"Kkkrraaahharaaff!! Khaaarff! Khaaauuurfffaaarrr!" brüllte die Riesenspinne und vollführte Bewegungen mit seinen Beinen, als ob es versuchen würde, einen Steptanz vorzuzeigen.
"Nein...", sagte Reno leise.
Er sah in das Maul der Spinne, voller rasiermesserscharfer Zähne, hochgiftige und blutige.
Dann blickte er nach oben, genau in Tarantos Gesicht.
Er betrachtete die nun noch mehr glühenden Feueraugen, und auf einmal kam Reno eine Idee.
"Also, auf nimmer wiedersehen!!" donnerte Tarantos, als Reno dem Maul des Monsters schon nahe war.
Reno tastete seinen Gürtel ab, griff nach seiner Schwertscheide und schloss sie fest in die Hand.
Das Monsterinsekt begann zu sabbern und zu beißen.
Reno holt aus, und warf seine Schwertscheide mit einer unglaublichen Geschwindigkeit nach oben.
Sie traf Tarantos´ linkes Auge und bohrte sich in den Kopf hinein.
"Aaaaahhhhh!!!!" schrie der Dämon und wich zurück.
Er ließ Reno los, und schwarzgrüner Dampf strömte aus seiner Wunde.
"Das hast du nun davon!" rief Reno und drehte sich zur Wand um.
"RRRRRRRRRAAAAAAAHHHHHH!!!!" brüllte Tarantos und schrie so schallend, dass einige Steine aus der Wand brachen.
So bildete sich ein  Loch in der Innen- und Außenwand des Gefängnisturmes, das Reno sofort erblickte.
Während aus Tarantos Wunde grünes Blut spritzte, begannen seine anderen drei Augen weiß zu schillern.
Er brach zusammen und blieb reglos liegen.
"Ich frage mich, ob er tot ist...", dachte Reno und sprang durch das Loch nach draußen.
Doch das war ein großer Fehler.
Er befand sich ganz oben im Turm, und der lange Fall begann sofort.
Nach wenigen, unendlich lang scheinenden Sekunden fiel er in einige große Büsche.
Reno wurde bewußtlos, und es wurde ihm schwarz vor Augen.
Alles, was er noch wahrnehmen konnte, war...

"Schnell, Vater!! Hier ist ein Verletzter aus dem Turm!! Wir müssen ihm helfen!!" rief eine aufgeregte Mädchenstimme.
 

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Und schon folgt auch das 2. Kapitel: Die schwarzen Meister

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Denkt bitte daran: auch diese Geschichte nimmt am Drachentaler-Wettbewerb teil.
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