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Dämonenfeuer von Rubaan
9 - Die große Überfahrt

"Mein Name ist... ähm... Andho Zhetra. Hier sind 30 Kupfermünzen", sagte Nayrod Xaeghis zu dem Kapitän, als er das Schiff betrat. 
"Gut. Ich zeige ihnen ihre Kabine", grinste Hatras und geleitete Nayrod an Deck.

Ein dicker, bärtiger Mann mit einer samtenen, purpurroten Hose und einem azurblauen Mantel betrat das Schiff.
"Guten Tag, Kapitän. Ich bin Graf Iminor. Haben sie vielleicht noch etwas Platz für mich? Ich habe dringende Geschäfte auf Eigaloon zu erledigen."
Der Mann zupfte an seinem weißen Bart. "Graf Iminor?" fragte Hatras erstaunt. "Natürlich. Kommen sie an Bord! Es kostet nur 30 Kupf..."
Der Graf überreichte Kapitän Hatras einen prall gefüllten Lederbeutel.
"Hier sind 1000 Kupfermünzen. Das müsste reichen, nicht wahr?"
"Aber natürlich! Sie bekommen unsere schönste Kabine!" grinste Hatras freudig und nahm den Beutel in die Hand.
"Ich bin ihnen zu tiefsten Dank verpflichtet, mein Freund..." sagte der Graf.

Der hell leuchtende Halbmond stand hoch am schwarzblauen Mitternachtshimmel und bedeckte die Blauschuppe mit einem silbrigen Licht.
An Deck stand Nayrod Xaeghis und sah deprimiert das ruhige Wasser des Meeres an.
"Wie ich diesen Hauptmann Orius hasse!" fluchte er wütend und ballte seine Faust. Zaghaft holte er das Runenschwert hervor, das er unter seinem Mantel versteckt hielt. "Die Diebesgilde von Amabaran wird mir dafür sicherlich viel Geld zahlen. Das müsste dann für die Kaution für Ýlatos reichen."
Nayrod sah Tharandir mit einem Lächeln im Gesicht an, dann steckte er die Klinge wieder weg. 
"Bald bist du frei, mein Freund..." murmelte Nayrod leise und blickte weiter auf die See. 

Der Morgen dämmerte, und die Sonne verdrängte langsam den Mond vom Himmel. Rötliches und gelbliches Licht erhellte den wolkenbedeckten Himmel und fiel auf die Blauschuppe. Die Strahlen der Sonne durchdrangen das gläserne Fenster einer ganz bestimmten Kabine und bedeckte Thares´ Gesicht mit einem dünnen, goldenen Schleier.
Er gähnte verschlafen und öffnete langsam die müden Augen. Thares streckte sich, richtete sich auf und sah geblendet durch das Fenster.
Seine Freunde waren noch in tiefen Schlummer versunken. Schnell sprang er aus dem Bett, öffnete eine Kommode neben seinem Bett, kramte darin und fand ein himmelblaues, mit goldenen Mustern verziertes Hemd. Dieses streifte Thares sich über sein dünnes, weißes Unterhemd und schlenderte gähnend zur Tür. Er drehte am Türknauf und öffnete sie langsam.
Müde blickte er auf das Vorderdeck des Schiffes, wo Kapitän Hatras bereits mit einigen anderen Matrosen und Passagieren redete.
"Verzeihung, Kapitän..." sagte Thares und tippte Hatras mit seinem Zeigefinger auf die Schulter.
Der Kapitän drehte sich zu dem Elben um und sah ihn mit einem verwunderten Blick an.
"Ja, bitte?" fragte er breit grinsend.
"Ähm... Wie lange dauert die Schiffsfahrt ungefähr noch?"
"Na, ich schätze mal so 15 Tage. Die Blauschuppe wird wohl eine Woche nach dem nächsten Vollmond im Hafen von Amabaran einlaufen."
"Na, gut, dass es keine Werwölfe an Bord gibt!" scherzte Thares.
"Ha-Ha-Ha. Da haben sie recht. Aber keine Panik, dieses Schiff ist absolut sicher", meinte Hatras lachend und wandte sich wieder seinen anderen Passagieren zu.
Doch Thares merkte nicht, dass eine etwas entfernt von den anderen Passagieren stehende, in rot und blau gehüllte Person mit grünen Katzenaugen den Elben beobachtete. Sie hatte einen dunkelblauen Ledergürtel um die Taille geschnürt, an dem ein blitzendes Krummsäbel befestigt war.
Die Person starrte Thares mit einem durchtriebenen Blick an, und ihre Augen funkelten, während der silbrige Stahl des Säbels im Sonnenlicht glänzte.
"Werwölfe... Hihi... Sowas gibt´s hier sicher nicht...." dachte sich Thares und ging wieder in seine Kabine zurück.
Helles Sonnenlicht drang durch zwei kleine Fenster in den Raum. Thares schritt zu einem Schrank in der Ecke, öffnete ihn und holte einige Teller, Messer und Gabeln heraus. Er verteilte das Geschirr auf dem hölzernen Tisch im Zentrum der Kabine.
Schnell verließ er den Raum wieder und kam kurz darauf wieder hinein, und zwar mit einer großen Flasche Milch, einem Glas, gefüllt mit goldgelbem Honig und einem Laib Brot in den Händen.
"Los, Freunde! Aufwachen!" rief Thares und klatschte laut mit den Händen.
"Was? Wie?"
Reno richtete sich verträumt auf und rieb sich die Augen.
Tenet gähnte im Hintergrund, und Lynn sprang schnell aus ihrem Bett heraus.
"Frühstück ist angerichtete! Los, los, raus aus den Federn!" kommandierte Thares und klatschte abermals.
"Was? Oh, danke sehr. Ah, Brot, Milch und Honig, ein echtes Frühstück", frohlockte Reno und nahm auf einem Sessel vor dem gedeckten Tisch platz.
"Oh, vielen Dank, Bruderherz", meinte Lynn und griff nach einem Messer, um sich eine Scheibe Brot abzuschneiden.
Tenet sagte kein Wort, trottete langsam durch die Tür an Deck und flatterte über die Reling und in den Himmel.
"Was macht er denn da?" fragte Thares verdutzt, als er durch das Fenster blickte und den Greifen beobachtete.
Plötzlich sauste Tenet wie der Blitz ins Wasser und kam zwei Sekunden später wieder an die Oberfläche, mit einem dicken Thunfisch im Schnabel. 
"Achso, er holt sich sein Essen frisch aus dem Ozean", sagte Thares und setzte sich ebenfalls hin.

Das Frühstück nahm nun seinen Lauf: Lynn aß das halbe Laib Brot, Reno trank fast die ganze Milch und Thares schlang einen Großteil des Honigs herunter.
Tenet angelte sich noch ein paar Makrelen und einen schweren Heilbutt, bis er satt und durchnässt wieder an Bord kam.
"Das war köstlich! Mal wieder frischen Fisch aus den salzigen Fluten des Meeres. Wie habe ich diesen Geschmack vermisst. Wirklich, es....Agh!"
Tenet sackte zu Boden. Seine Hüfte blutete wie wild.
"Was ist passiert?!" riefen Kapitän Hatras und die Freunde des Greifen wie im Chor.
Ein Pfeil hatte Tenet gestreift und steckte nun in einem hölzernen Mast fest.
Reno stürmte aus der Kabine hinaus und rannte auf den Greifen zu.
"Tenet! Tenet! Was ist los?" rief er aufgeregt.
"Mir ist nichts passiert... Nur ein Streifschuss...." wisperte Tenet leise und röchelte kurz.
"Schnell! Bringt ihn rein und versorgt seine Wunde! Dieser Greif ist verletzt!" schrie Reno flehend.
Im Ausguck stand, unentdeckt, die in rot und blau gehüllte Person, mit einem Bogen in der Hand.
"Verdammt", zischte sie, "ich habe ihn verfehlt. Das nächste mal ist er tot! Silberauge wird euch alle vernichten!" Die Person hatte eine rauhe, wütend klingende Stimme. Als sie diese Worte sagte, blitzten ihre Augen silbergrau. 
"Ja, ich schwöre euch, ihr kommt nicht lebend in Amabaran an. Dafür wird Silberauge sorgen!"

Tenet keuchte leise und sah den Verband über seiner Wunde an.
"Was ist eigentlich passiert?" fragte Lynn zaghaft.
"Irgendetwas hat meine Hüfte gestreift. Wahrscheinlich ein Pfeil..." meinte Tenet und röchelte kurz.
"Ja, es war ein Pfeil", sagte Reno, als er den Raum betrat. "Den hier habe ich draußen aus einem Mast gezogen. Es ist Blut an der Spitze zu sehen." Er zeigte seinen Freunden einen blutigen Pfeil.
"Das ist schrecklich. Absolut schrecklich. Wieso muss das denn genau auf meinem Schiff passieren?" fragte Kapitän Hatras, der in der Ecke stand, schluchzend und rollte mit den Augen.
Plötzlich kam ein Matrose hereingelaufen. "Kapitän! Wir haben eine schlechte Nachricht für sie!" rief er aufgebracht.
"Was ist dann, Makk? Ist etwas passier?!"
"Nein, aber wir haben herausgefunden, dass..." der Matrose schluckte, "der berüchtigte Silberauge an Bord ist!!!"
"Was? Der... Si-Sil-Silberauge?! Das ist unmöglich! Nein, das gibt es nicht!"
"Wer ist Silberauge?" fragte Reno und sah zu Thares, der hinter ihm stand.
"Silberauge", sagte Hatras, "ist ein berüchtigter Mörder. Es heißt, es fließt Dämonenblut in seinen Adern. Ich denke, wir wissen jetzt, wer den Pfeil geschossen hat... Aber... Ich habe niemand auffälligen an Bord kommen sehen, außer...."
"Außer...?" zischte Reno.
"Außer diesen Andho Zhetra. Er war ziemlich verdächtig. Es klang, als hätte er sich, während er mit mir sprach, seinen Namen ausgedacht."
"Wie sah er aus? Das könnte uns weiterhelfen", meinte Thares.
"Nun, er hatte schwarzes Haar und große, himmelblaue Augen. Er war ziemlich jung, etwa 20 oder so."
Nach kurzem Grübeln meinte Thares: "Das trifft doch auf diesen Nayrod Xaeghis aus der Taverne zur Zwergenaxt zu! Der Wirt sagte, es hieße, er sei ein Dieb. Aber ein berüchtigter Mörder..."
"Jedenfalls sollten wir nach diesem Andho suchen. Er könnte derjenige sein, der auf Tenet geschossen hat.
"Also gut. Suchen wir diesen Typen und fangen ihn! Ja!" rief Lynn und stürmte zur Tür hinaus.

Nayrod spazierte fröhlich pfeifend auf dem Deck der Blauschuppe herum. Der Takt seiner Schritte stimmte mit der Melodie überein, und unbesorgt, nicht an seinen Freund oder Hauptmann Orius denkend, ging er zu seiner Kabine und zog einen Schlüssel aus der Tasche seiner ledernen Hose. Er glänzte kupferfarben, als die Sonnenstrahlen auf ihn fielen, doch der Schimmer wurde leicht von dem Rost auf dem Schlüssel gedämpft. Nayrod steckte ihn in das Schlüsselloch ind er Tür vor ihm, drehte ihn zweimal herum und öffnete. Er betrat den Raum, doch schloss die Tür nicht wieder ab, sondern starrte erschrocken auf einige Leute, die bereits hier auf ihn gewartet hatten.
Es waren Reno, Lynn, Thares, Hatras und zwei kräftige Matrosen.
"Was macht ihr alle hier in meiner Kabine! Kapitän, weshalb sind sie und diese Leute hier?" fragte der Mann erschrocken und machte einen Schritt zurück.
"Geben sie es zu!" fauchte Reno wie eine wütende Schlange und sah Nayrod mit einem durchdringenden Blick in die Augen.
"Was zugeben? Ich habe nichts getan..." verteidigte sich Nayrod beleidigt.
"Oh doch, das haben sie," meinte Hatras, "Herr Zhetra. Oder besser, Herr Xaeghis!"
Nayrod rann ein dicker Schweißtropfen die Stirn herunter. Ohne ein Wort zu sagen, drehte er sich um und lief wie der Blitz aus seiner Kabine auf das Vorderdeck hinaus. Er hoffte, sich dort irgendwo verstecken zu können.
"Folgt ihm! Schnell!" rief Hatras seinen Matrosen zu.
Nayrod Xaeghis rannte und rannte, doch es nützte nichts. Schnell wurde er von zwei muskulösen, grimmig blickenden Matrosen gepackt.
"Nein! Ich habe nichts gemacht!" schrie der Mann wie am Spieß, als er in seine Kabine zurück geschleppt wurde.

Am Tag eine Woche danach. Silberauge hatte sich in dieser Zeit ruhig und Pläne schmiedend irgendwo an Bord versteckt und wurde nicht gefunden, machte aber auch keine neuen Anschläge auf unsere Freunde. Der Nachmittag kam äußerst schnell. Die Sonne raste gerade zu auf den Himmel und begann, ihn voller Eifer zu erleuchten. Auch die Wolken hatten schon am Morgen ihren Spaß und verschwanden am Nachmittag wie die Blitze, die die großen gräulichen ein manches mal absonderten, während sie grimmig in sich hinein lachen, was die Menschen oft als Donner auffassen.
Jedoch, das Thema ist nun nicht das Eigenleben der Wolken, sondern dieser schicksalhafte Tag, beziehungsweise im Moment Nachmittag. Nun, begeben wir uns in den Arrestzellenbereich des Schiffes. In einer Zelle saß gerade in diesem Moment Nayrod, immer noch unschuldig eingekerkert, hinter magisch versiegelten Gitterstäben, die selbst er nicht aufbrechen konnte, und schmollte in seiner Wut auf dieses Schiff und alle, die sich darauf befanden. Mit knurrendem Magen wartete er auf sein verspätetes Mittagessen, wahrscheinlich wieder ein paar Stücke Brot, ein scheußlich schmeckendes Getränk und eine Schüssel dicke Fischsuppe oder Haferschleim.

Doch sein endlos erscheinendes Warten hatte ein Ende, als er leise Schritte hörte.
"Endlich, mein Mittagessen!" dachte er, doch als er die Gestalt sah, die sich ihm näherte, vergingen ihm die leichte Freude und der Appetit. Doch diese Gefühle wurden mit Erstaunen, Erschrecken und Wut ausgewechselt.
"Du..." zischte Nayrod die Gestalt an. "Du hast mich hier rein gebracht! Wegen dir vermodere ich hier! Silberauge...." keifte er.
"Hahaha." Silberauge lachte hämisch.
"Du bist doch selber schuld, du kleiner Wurm! Kann ich etwa etwas dafür, dass du auf dieses Schiff gekommen bist? Oder kann ich etwas dafür, dass dieser Trottel von Kapitän mich als "Graf Iminor" hier rauf gelassen hat? Alles dumme Zufälle und Winde des Schicksals. Und das Schicksal ist nun wie immer auf meiner Seite. Hehe, Pech für dich."
Nayrod ballte seine Fäuste, und seine Augen funkelten wutentbrannt. "Das wirst du mir noch büßen, Dämon!" rief er zornig und sah Silberauge mit einem stechenden Blick an.
Breit und teuflisch grinsend zog er ein Schwert unter seinen Gewändern hervor.
Nayrods Augen wurden groß, als er es sah. Tharandir! Wie konnte es bloß in Silberauges Besitz gelangen? "Woher hast du dieses Schwert?" Nayrods Stimme klang drohend.
"Diese Klinge? Hehe, ja, sie war das einzige nützliche in deiner Kabine...." Der Dämon lachte laut auf.
Nayrod grummelte ihn an wie ein wilder Wolf.
"Nun, jedenfalls, genug palavert, du bist ein Wurm, doch trotzdem wünscht Lord Stalos, dass du beseitigt wirst. Und keine Angst, ich erschlage dich nicht durch dieses Runenschwert. Mein eigenes reicht auch."
Nayrod schauderte, und er wich langsam zurück.
Silberauge steckte Tharandir weg, murmelte ein paar Wörter, und plötzlich hielt er ein Schwert mit pechschwarzem Griff und einer extrem dunkelsilbernen Klinge in seiner Hand. Ein Bastardschwert, um genau zu sein, denn es war über einen Meter lang. Es strahlte ein teuflisches Licht ab, das nur von dem weißen Schein eines kleinen Diamanten am Griff durchbrochen wurde.
"Dies ist ein Dämonenschwert, nicht wahr?" stotterte Nayrod verängstigt und betrachtete die schwere Waffe zitternd.
"Du hast es erfasst, Bürschchen. Eines der zehn Runenschwerter, die man Dämonenklingen nennt. Obwohl es die Farbe der Nacht hat, ist es Xalameen, das Schwert  der Angst, und nicht Favanthora, das schwarze Schwert des Moraal. Alle zehn Dämonenschwerter wurden vor langer Zeit von dem großen ´Razhá Moraal geschmiedet, um an seine Diener verteilt zu werden. Viele von ihnen verschollen, doch einige befinden sich noch immer in den Händen von uns. Du solltest dich geehrt fühlen, Nayrod Xaeghis, dass dir dein Kopf mit solch einer edlen Klinge abgeschlagen wird."
Nach diesen Worten begann Silberauge zu grübeln. "Du hast Glück", grinste er hämisch. "Du hast noch Zeit bis heute Abend! Dann werde ich das kümmerliche Leben von dir und den Anderen gemeinsam auslöschen!"
Bevor Nayrod etwas sagen konnte, verschwand Silberauge im Schatten. Betrübt und verängstigt setzte sich Nayrod auf sein Bett und sah niedergeschlagen auf den Boden herab. Doch plötzlich sprang er auf.
"Natürlich! Wenn heute Vollmond ist... Hehe, er kann was erleben!" Grinsend setzte sich Nayrod wieder hin.
Die Nacht gleichzeitig ersehnend und hoffend, dass sie niemals kam, blieb er still sitzen und dachte lange nach...

Die Stunden zogen sich hin, als wären es Tage. Trotz seiner Überlegungen und Hoffnungen, lag Nayrod, in Angstschweiß gebadet, auf seinem harten Bett, in der Zelle, die ihm wie unendliche Leere erschien.
Er starrte durch das vergitterte Fenster zu seiner Rechten gen Himmel. Er bemerkte, dass es nun später Abend war, und dass sich der dunkle, unheilvolle Wolkenschleier langsam verzog und den am blauschwarzen Himmel funkelnden Vollmond freigab. Diesen langerwarteten Augenblick konnte er kaum abwarten; endlich käme Nayrod aus der Zelle frei, endlich könnte er es Silberauge heimzahlen.

Der Wärter schämte sich richtig dafür, dass er vergaß, Nayrod sein Mittagessen zu bringen. Er trug das Abendessen für den Dieb mit sich, schlenderte flink über das Schiff, das in diesem Moment im Licht des Mondes stand, und suchte nach dem Arrestabteil der Blauschuppe. Er betrat die Tür zum Zellenbereich, wo Nayrod gefangen war. Nachts war es hier leicht unheimlich. Der Wärter sah sich nervös um, entdeckte aber nur eine kleine Spinne, die in der Ecke ihr Netz baute.
Doch plötzlich hörte er ein leises Knurren hinter sich. der Schweiß rann dem Wärter über die Stirn. Langsam drehte er sich um, konnte jedoch nur einen Schatten erkennen, der hinaushuschte. Er spurtete ängstlich zu Nayrod Xaeghis´ Zelle. Was er dort sah, erweckte Entsetzen in ihm; die Gitterstäbe waren auseinandergebogen, vollkommen zerkratzt und abgebrochen! In der Zelle waren an der Wand überall Kratzspuren, während auf dem Laken, das dem Gefangenen als Decke dienen sollte, überall Bissspuren zu sehen waren. Das Kissen war vollkommen zerfetzt. Erschrocken liess der Wärter das Essen fallen, starrte noch kurz auf das Chaos und lief dann, "Herr Kapitän! Herr Kapitän!", grölend über das Schiff...
 

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Bestimmt gibt's hier auch bald das 10. Kapitel... ;-)

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