Die folgende Geschichte ist für den Geschmack des einen oder anderen Lesers möglicherweise etwas zu 'drastisch blutig'. Daher ist sie vermutlich nicht gerade pädagogisch wertvoll ;-) und nicht unbedingt für Kinder geeignet!
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Ein Zweikampf von Rumpel Stilzchen

"Die Bewohner Nordars sind wie der Winter. Unbarmherzig wie der stürmische Wind, unaufhaltsam wie die Kälte und alles nehmend wie das Eis."

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"Ich suche den Tod, weil das Leben keinen Sinn mehr hat."

Unter den Hufen seines kleinen Hochlandpferdes knackte das Eis des gefrorenen Sees. In der kalten Decke des Wassers waren unzählige Hufabdrücke und Linien von Schlittenkufen zu sehen, im Winter benutzten viele den Frostsee als Übergang, sofern sie sich trauten, das Einbrechen in dünneren Eisschichten zu riskieren.
Skarf blickte über die funkelnde Ebene aus Eis und das Festland, dem er auf dem Rücken des Tieres immer näher kam.
Schneebedeckte Tannen und zwischen den Ästen glitzernde Eiskristalle säumten das Ufer und gaben ihm eine kalte Schönheit. Dann erreichte er das Ufer und ritt langsam die Böschung hinauf.
Während er durch den hellen und zugleich dunklen Wald ritt, flammten schreckliche Bilder der Erinnerung durch seinen Geist. Es waren Bilder von brennenden Häusern, er hörte Menschen schreien, sah die Krieger des anderen Dorfes, mit Fackeln und schimmernden Waffen, vom Blut seiner Leute bedeckt. Und Skarf hatte nichts tun können...
Vor ihm öffnete sich eine Lichtung, in deren Mitte fünf Reiter in ihre Mäntel gewickelt saßen und die Hände gegen ein Feuer hielten. An der Schulter des einen lehnte ein großer Schild, auf dem eine grüne dreiköpfige Seeschlange zu sehen war.
Skarf hatte gefunden was er gesucht hatte. Beinahe lautlos glitt er aus dem Sattel, zog die zweiklingige Streitaxt und griff seinen Schild vom Sattel des Pferdes.
Mit ruhigen Schritten, völlig wortlos ging er auf die kleine Gruppe zu, die Streitaxt weit oben am Griff haltend und nach unten richtend.
Beinahe beiläufig schlug er die breite Klinge in den Kopf des Mannes, der ihm die Seite zukehrte. Zuckend, aber ohne ein Laut von sich zu geben kippte dieser unter den erschreckten Blicken seiner aufspringenden Gefährten zur Seite. Blut besudelte den reinweißen Schnee in dickflüssigen Spritzern.
Skarf handelte wie sie es getan hatten, Ehrenlose verdienten keinen ehrenvollen Kampf, keinen ehrenvollen Tod.
Er hob den Schild, lenkte den Schwertstreich des einen ab und rammte ihm dann den beschlagenen Schaft der Waffe ins Gesicht, sodass zwischen seinem zerschmetterten Kiefer die zerbrochenen Zähne herausfielen.
Die Spitze eines Speeres rammte sich gegen Skarfs Seite, durchdrang sein Kettenhemd allerdings nur wenig. Mit einem Seitenhieb zerbrach er den hölzernen Schaft der Waffe, die Speerspitze ließ er stecken. Was hatte er zu verlieren?
Im lächerlichen Versuch sich zu schützen hob der Krieger den Schild mit der Seeschlange. Skarfs Axtklinge ließ die Holzsplitter umherfliegen und rammte sich in die Stirn des Mannes, der mit einem undefinierbaren Gurgeln nach hinten fiel.
Ein Schwerthieb prallte von Skarfs Schulterpanzer ab und mit einer Drehung wand er dem Angreifer die Waffe aus der Hand. In rasender Wut hackte er auf den Angehörigen des Seeschlangenclans ein. Finger wurden von der Hand des nach hinten Stolpernden abgetrennt und fielen mit einem widerlichen Geräusch in den nun völlig mit dem Blut der Ehrlosen beschmutzten Schnee.
Skarf hörte, wie jemand von hinten auf ihn zu rannte und drehte sich mit der Axt zuschlagend. Blut spritzte fast einen halben Meter zur Seite, während der Mann mit halb durchtrenntem Hals zu Boden ging.
Skarf wirbelte um die eigene Achse und warf die Axt gegen den nun Fingerlosen. Mit einem unbeschreiblichen Geräusch schlug sie in die Brust des Mannes und schleuderte ihn regelrecht nach hinten.
Schwer atmend stand Skarf inmitten von Blut und Toten, lediglich einer der Feinde lebte noch.
Er hob das Schwert eines Feindes auf und ging auf den zu Boden Gegangenen zu. Er setzte dem Verwundeten die Klinge auf die Brust und legte beide Hände auf den Schwertknauf.
Blut wurde mit Blut vergolten. Er war es seiner Familie und seinem Dorf schuldig.
Beinahe lautlos durchdrang die Schwertspitze den Lederpanzer des Mannes und durchbohrte sein Herz.

Skarf wand sich ab und holte seine Axt zurück, dann verließ er den Ort des Gemetzels.

Welche Schande, den makellosen Schnee mit dem Blut ehrloser Frauen- und Kindermörder zu besudeln.

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"Ich suche den Tod, doch er entzieht sich mir immer wieder."
 

© Rumpel Stilzchen
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