Rurik von Highlander

Der Wind blies über das Land, Wolken verdeckten die Sonne und zogen rasch weiter. Es war um die Mittagszeit. Die Wache auf den Türmen wurde abgelöst. Am Westturm stieg Rurik ohne grosse Lust über die oberste Leiter auf die Plattform. "Du kommst spät, Rurik." Rurik schaute seinen Kameraden nur an. "Aber lieber spät als nie", beeilte sich die abtretende Wache nachzusetzen. Er verabschiedete sich schnell und stieg hinab. Rurik positionierte sich auf dem Turm so das er gut die nahen und fernen Hügel sehen konnte. Seine Augen waren gut und konnten bis in die fernsten Ecken eine Bewegung auf den Feldern entdecken. Normalerweise machte ihm diese Arbeit Spass, weil er auf dem Turm seinen Gedanken nachgehen konnte. Doch er hatte sehr schlecht geschlafen und beunruhigende Träume gehabt. Er glaubte eigentlich nicht an Zauber und so Zeugs aber er wusste er hatte das zweite Gesicht. Er musste es akzeptieren. Zu oft hatten sich die Geschehnisse schon bewahrheitet welche er geträumt hatte. Seine Mutter war bei seiner Geburt gestorben und seinen Vater hatte er nie kennengelernt. Er war darum von seiner Tante aufgezogen worden. 
Er hatte eine schöne, wenn auch viel zu kurze, Kindheit und schon bald war es für ihn an der Zeit einen Beruf auszuüben. Er war in seinem Dorf sehr gut bekannt geworden mit dem alten Schmied. Dieser hatte ihm viel beigebracht und nach ein paar Jahren stellte Rurik die besten Schwerter der ganzen Gegend her. Gross war er in dieser Zeit geworden und seine Oberarme waren so dick wie Oberschenkel. Doch irgendwann kam Krieg über das Land. Er schmiedete für seinen Meister und sich Panzer, Pfeil- und Lanzenspitzen und Schwerter um bereit zu sein wenn die feindlich gesinnten Sachsen ihr Dorf erreicht haben sollten.

Doch war es der Flüchtlingsstrom welcher sie dann mitriss. Das ganze Dorf zog mit Hab und Gut ab. Rurik und sein Meister taten sich mit der schlagkräftigen Begleittruppe zusammen. An die 500 Krieger waren sie als sie sich der Stadt näherten. Sie waren noch einen Tagesmarsch entfernt als die Nachhut Feindkontakt meldete. Der Flüchtlingsstrom brach auf um weiter zu ziehen doch die Krieger zogen zusammen gegen die vorrückenden Feinde. Der Schlachtplan war von einem der erfahrenen Keltenhäuptlinge ausgedacht worden. Sie sammelten sich am Waldrand und trafen dort, wie erwartet, auf die Nachhut. Sie gaben die Stärke und Bewaffnung der Sachsen bekannt. 800 Mann bis auf die Zähne bewaffnet. Doch den Überraschungsmoment konnte auf der Seite der Verteidiger sein. Sie verteilten und versteckten sich und warteten auf die Feinde. 

Bald schon, es war vielleicht eine Stunde vergangen, kamen die Sachsen aus dem gegenüberliegenden Wald. Sie sammelten sich in der dazwischen liegenden Senke und zogen dann weiter. Als sie schon fast vorbei waren wurden plötzlich unzählige grosse Steine nach ihnen geworfen. Dabei war fast jeder Wurf ein Treffer. Gefolgt von einem schrecklichen Kriegsgeheul. Die Kelten griffen an. Die meisten waren halbnackt, doch dazwischen schimmerten zwei Brustpanzer. Rurik war zuvorderst dabei und würde als einer der Ersten Feindberührung haben. Die Sachsen waren nicht so sehr überrascht wie es schien, doch die Steine hatten sie ziemlich mitgenommen und die Sonne schien ihnen ins Gesicht als sie sich umdrehten. Es war ein schreckliches, kurzes Gemetzel. Die wenigen Sachsen, die es überlebten, wurden gefangen genommen und verhört über die weitere Streitmacht, welche folgen sollte. Danach wurden sie gefragt, ob sie mit ihnen ziehen wollten. Wenn sie es verneinten, was jedoch alle taten, wurden auch sie getötet.

Nun war er also auf diesem Turm um die Stadt zu bewachen. Geträumt hatte er von vielen Reitern in Rüstungen. Schimmernd im Sonnenlicht. Mit roten, gelben und weissen Fahnen. Er sah auch ein Heer von Fussvolk welches folgte. Zuvorderst ritt ein Riese auf seinem kräftigen Pferd. Er trug eine Krone und eine wundervolle Rüstung. Was ihm aber am meisten auffiel war das Schwert an seiner Seite. Es glänzte ganz einzigenartig in der Sonne und erzählte ihm von seiner Geschichte. Die Zukunft schien verheissungsvoll weil er sich sicher war, dass dieser König sein König sein würde. Irgendwann.
 

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