Wo ein Schuh zur Plage wurde von den Twin-Sisters
Kapitel 19: Ein Schuh, ein Fuß, ein Ball

Krushnak und Nemo standen, beziehungsweise flatterten auf der Stelle im rosa getünchten Wartesaal von König Heleos in Rosenbusch. Die Honda hatten sie im Wein geparkt.
Fussli, oder Dussli, es hätte aber genauso gut Schussli gewesen sein können, stellte eine Schale getrockneter Marzipanzwiebeln auf den einzigen Tisch.
"Lasst es euch schmecken. Ihre Majestät ist sofort fertig mit seiner Maniküre", informierte dieser.
Nemo nickte.

* * *

Dethonas fuhr hoch. Er war wieder wach. Trotz des vielen Kaffees, den er getrunken hatte, war er wohl eingenickt, vor der Palastmauer. Er hatte vorgehabt, den Schuh sogleich wieder suchen zu gehen, aber er war dann doch zu erschöpft gewesen.
Was war eigentlich passiert?
Vaelyinia, sie liebte ihn noch! Dethonas grinste und stand auf. Das trockene Sommergras knirschte unter seinen großen Füßen (Größe 62). Verwundert nahm der Alb das Motorrad im Fluss wahr.
'Nicht mal Garagen haben die hier!' Und dann das riesige Loch dahinter in der Schlossmauer. 'Irgend so ein Idiot ist mit der Honda wohl voll in die Mauer gerast!', vermutete er und schwamm durch den neu geschaffenen Eingang.
Er musste nicht einmal mehr tauchen. Wie geschickt! Er rannte quer durch den Palastgarten und hielt vor einem niedrigen Fenster in der rosa Palastwand. Kraftvoll zog er sich auf den Sims. Welch ein Glück! Das Fenster war nur angelehnt. Mit seiner schlanken Hand griff er nach dem Fenstergriff und öffnete das Fenster sperrangelweit, damit er problemlos einsteigen konnte. Leise, mit einem dumpfen Geräusch landete er auf dem gebohnerten Parkettboden. 
Dethonas wusste wo er war. Dieser Gang führte in die Gemächer des Riesenkönigs, zuvor allerdings in einen Warteraum. Plötzlich hörte er eine Tür aufgehen. Panisch verschwand Dethonas hinter einer Marmorsäule. Einer der Wächter, dieser Transvestiten, stolzierte vorbei und pfiff "Alle mein Elblein!".
Dethonas atmete erleichtert auf, als der Wächter vorüber gezogen war. Vorsichtig näherte er sich dem Raum, aus dem die Transe gekommen war. Er legte seine Hand an den Türgriff, hörte auf einmal Stimmen, stoppte und atmete schneller.

* * *

"Ihr könnt jetzt hereinkommen!", brüllte Heleos.
Nemo und Krushnak folgten dem Gebot nur zu gerne, denn der Warteraum stank nach getrockneten Marzipanzwiebeln. (Woher das nur kam?) Nemo riss seine Augen weit auf, als er das Zimmer des Königs erblickte. Es glich einem Schlachtfeld, überall lagen Federn und Kissen und Kissen und Federn.
"Entschuldigt die Unordnung, ich habe das Zimmer seit dem Verlust meines Pantoffels nicht wieder richten lassen, deshalb ist es immer noch so ... durchwühlt. Also, Vögelchen, was hast du zu erzählen?"
Dethonas wagte es, die Tür zu öffnen, doch in dem Zimmer war ... niemand! Aus dem Gemach des Königs drangen Stimmen. Neugierig trat Dethonas an die Tür heran und lauschte.
"Also, Piepmatz. In deiner E-Mail hast du verlauten lassen, dass du etwas über die geheimnisvollen Attentäter und Terroristen erfahren hast", versuchte der König Nemo zum Reden zu stimulieren.
Nemo nickte.
"Ja... und? Berichte!"
"Ja, nämlich: der Drache Huildo Gorn, von dem niemand weiß, wo er seinen Sitz hat, ist der Anführer dieser seiner Schergen, deren Befehl lautet, Euren 'Schuh der Erleuchtung', was auch immer das darstellen soll, zu stehlen. Deshalb töteten sie Eure Nichte beim Versuch ihn Euch zu entwenden, und darum wurde Euer Schlafgemach so durchwühlt. Nur um dieses Schuhs Willen."
"Aha", König Heleos kratzte sich am Kinn. "Ich glaube im Testament meines Vaters Solarium stand etwas von einem 'Schuh der Erleuchtung'. Ich meine mich zu erinnern, dass er unter dem königlichen Kopfkissen liegt..."
Dethonas fuhr hoch. Unter dem Kopfkissen? Warum war er darauf nicht gekommen?
"... hier!" Der König zog einen kleinen weißen Babyschuh unter dem himmelblauen königlichen Kopfkissen hervor. "Das ist er."
"Das... das - nein - das ist er?", wunderte sich Nemo.
"Nun ja... zumindest steht das auf dem rechten Schnürsenkel geschrieben."
Schweigen.
"So. Und was machen wir jetzt?", wollte Krushnak wissen.
"Hier ist der Schuh jedenfalls nicht sicher. Irgendwann finden Huildos Leute ihn, oder sie schaffen Euch aus dem Weg, wenn sie mit einer Übermacht kommen, und nehmen den Schuh einfach mit. Ihr gefährdet Euer Leben und den Schuh, wenn Ihr ihn in Rosenbusch lasst", fasste Nemo weitsichtig zusammen.
"Aber wo sollen wir ihn denn hin verstecken?", fragte König Heleos ohne jede Spur eines rettenden Einfalls.
"Ha!", schrie Krushnak plötzlich auf.
"Was 'Ha!'?", entgegnete Nemo.
"Ich weiß was!"
"Was weißt du?"
"Na die Lösung!"
"Welche Lösung?"
"Na, die Lösung unseres Problems!"
"Na, und welche Lösung?"
"Dass wir den Schuh verstecken!"
"Grandioser Einfall!" Nemo seufzte auf.
"Aber nicht einfach irgendwo!"
"Ach nein, wo denn?"
"In einem Ball! Einem Fußball!"
"Wie bitte?"
Heleos sprang auf. "Aber das ist ja genial!"
"Was?" Nemo stutze.
"Ja! Wir sponsern der WM in Owei den Ball fürs Endspiel, und in diesem Ball verstecken wir den Schuh!", erklärte Heleos.
"Aber, dort ist der Schuh vollkommen ungeschützt!", warnte Nemo.
"Nein! Wir schleusen nämlich jemanden in die WM ein - Krushnak!"
"Ich???" Krushnak riss die roten Orcaugen weit auf.
"Ja! So bist du immer zur Stelle und kein Teil der Stadien ist für dich unzugänglich. Nemo kommt natürlich mit. Aber Fußball spielen wirst du. Wie sollte sich ein Papagei auf dem Platz schon anstellen?" Heleos grinste. Sein Wort war beschlossene Sache.
Dethonas juchzte. Er hatte es gehört, hatte alles gehört. Er würde sich den Schuh zwar jetzt noch nicht krallen können, dazu war ihm der Orc zu... nun ja... zu grün? ... aber dafür würde er nun nach Owei fliegen und dort den Schuh holen, damit Vaelyinia endlich wieder die Freiheit zurückbekam. Glücklich hüpfte der Alb aus dem Fenster und sprang quer über die königlichen Gartenanlagen in den Fluss.

* * *

Fussli wunderte sich. War da nicht gerade ein viel zu groß geratenes schwarz-lila-farbenes Kaninchen über den Rasen gehoppelt und in den Wein gesprungen? Er könnte sich aber auch getäuscht haben, nach fünf Flaschen hochwertigem Singwälder Tollkirschenschnaps, die er mit seinen Brüdern in der Mittagspause geleert hatte, wusste er das nicht mehr so genau zu sagen. Deshalb torkelte er weiter...
 

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Und schon geht es weiter zum 20. Kapitel: "Wozu Organe gut sind"

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