Das Vermächtnis der Zeit von Shadana

Eine dunkle, trübe Zeit war hereingebrochen, seitdem der König gestürzt worden war. 
Wir alle hofften auf ewigen Frieden zwischen den Völkern, doch der neue König der Dunkelelfen entfachte den alten Krieg wieder, ein Krieg, der unser Volk fast vollständig auslöschte.
Wir halten uns versteckt, tief im Gebirge haben wir unser neues Zuhause gefunden. Die Höhle reichte gerade für uns.
Die Nacht war unser einziger Vorteil. Da wir Lykaner von den Werwölfen abstammen, konnten wir in der Dunkelheit sehr gut sehen. Wir haben uns mit den Menschen verbündet, genauso wie mit den Vampiren und unseren Verwandten, den Werwölfen, und dennoch sind wir schwächer. Die Dunkelelfen haben sich mit fast allen Magischen Völkern verbündet. Es gibt vielleicht nur diese eine Möglichkeit, den Krieg für immer zu beenden: Wir müssen das Heilige Volk wiedererwecken. Ein Volk mit den mächtigsten Wesen überhaupt, ein Volk, das sehr weise ist.
Doch die Drachen ruhen im ewigen Schlaf aus Stein und nur derjenige, der das Vermächtnis der Zeit in sich trägt, kann sie aus dem ewigen Schlaf befreien.
Nach Stunden des Tages ist es nun wieder Nacht geworden. Ich hatte einen Traum, eine  Offenbarung, eine Vision, in der ich die Drachenstatuen einfach nur berührte. Es war wie ein Wunder, die Drachen waren von einem auf den anderen Tag zurückgekehrt und mit ihnen die Hoffnung. Es war leider nur ein Traum, aber vielleicht bin ich es ja doch, ein einfaches Lykaner-Mädchen - ich kann es einfach nicht fassen - ich bin diejenige, die das Vermächtnis der Zeit in sich trägt.

Es ist nun Mitternacht und der Weg ist noch weit, doch das stört mich eher weniger. Leisen Schrittes, in meiner Wolfgestalt, schleiche ich mich ruhig weg. Ich verlasse das Gebirge und begebe  mich nun in einen Wald, der pechschwarz vor mir steht. Tagsüber leuchtet er in den schönsten und ungewöhnlichsten Grüntönen, doch davon ist in dieser Zeit des Krieges nichts zu sehen.
Ich wandere durch den Wald entlang des Flusses, tagsüber als Mensch und nachts als Wolf. Die Müdigkeit zehrt an meinen Kräften, doch ich kann und will jetzt nicht aufgeben.
Nach Stunden der Waldwanderung kam ich auf eine Lichtung. Das Rauschen eines Wasserfalls war beruhigend und gab mir irgendwie neue Kraft. Ich springe hinunter in den See. Das plätschernde  Geräusch, das Rauschen des Wasserfalls, ich wäre fast eingeschlafen in dieser friedlichen Idylle, doch jetzt öffnet sich der Wasserfall und gibt den Drachenhort frei. Ich bin erstaunt, doch ich trete ein.
Ich staune, so viele Drachen.
Eine seltsame Verbundenheit spüre ich, es ist wie ...
... als wären sie ein Teil von mir. Langsam gehe ich auf sie zu und berühre einen nach dem anderen, sie erwachen. Es  war, als hätte man die Büchse der Pandora zum zweiten mal geöffnet, und mit der  Hoffnung, die am Boden übrig war, allen Schmerz und Leid wieder vertrieben.
Ich spüre plötzlich nichts mehr, doch ich weiß, dass die Drachen befreit sind.

Meine Müdigkeit hatte mich zum Einschlafen gezwungen, doch nun bin ich wieder wach, die Drachen haben es geschafft, sie haben den König der Dunkelelfen bezwungen, der Friede der Völker ist zurück. Jetzt schicke ich sie wieder in den Schlaf, bis das Vermächtnis der Zeit sie wieder ruft, und ich weiß, dass dies bald geschehen könnte.
 

© Shadana
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