Last Dragon Warriors von Teufelchen
Kapitel 4 - Der Kampf

Der folgende Tag begann mit einem jener schönen Sonnenaufgänge, welche man nur nach einem kräftigen Regen in der Nacht zu sehen bekam. Die anfängliche Kühle im Klassenzimmer versprach einen warmen und sonnigen Nachmittag. 
Reika hatte meine Worte von gestern sicher nicht vergessen, und das würde mir sicher noch Ärger einhandeln. Sie saß hinter mir. Die ganze Zeit über konnte ich deutlich fühlen, wie ihre Haß erfüllten Blicke auf mir ruhten. Meinungsfreiheit wurde eben nicht von jedem akzeptiert.
Der Tag verging erstaunlich ruhig; verdächtig ruhig. Schließlich stand unserer lang ersehnten Freizeit nur noch der Sportunterricht im Wege. Die Klasse verließ das Schulgebäude gemeinsam. Am Eingang zur Turnhalle teilten sich Junges und Mädchen auf und gingen zu ihren Umkleideräumen. Wenn Reika noch heute Rache wollte, war dies die letzte Gelegenheit, es war also Vorsicht geboten. Die Jungen spielten Fußball und wir spielten, ganz in der Nähe, Volleyball. Es mußte nicht unbedingt ein Vorteil sein, Takashi in meiner Nähe zu haben. Die Jungs begannen bereits mit dem Spiel als wir gerade anfingen uns zu erwärmen. Wir teilten uns  in zwei Mannschaften und begannen mit dem Spiel. Reikas Team lag um einige Punkte im Rückstand, als sich etwas auf mich zu bewegte und mich zu Boden riß. Was es war, sah ich erst als ich mich nach einer Weile wieder aufrichten wollte. Ein Fußball rollte an mir vorbei und hielt an ein paar Sportschuhen. Ich blickte auf. 
"Oh, bist du etwa hingefallen? Das tut mir aber leid. Schau nur, du blutest ja! Wie kann man nur so ungeschickt sein." Er lachte und ging dann mit dem Ball unterm Arm wieder auf das Feld zurück. Dieser arrogante Mistkerl! Ich sprang auf und rief ihm hinterher: "Irgendwann wirst du für deine Taten büßen müssen und glaub bloß nicht, dass dir Reika dann noch helfen wird!" 
Er drehte sich aber nur lachend um und fragte: "Ach ja? Reika liebt mich, sie wird mir helfen so wie ich auch ihr helfe. Und überhaupt, willst du mich etwa richten? Na dann trainiere mal schön, dass du es auch mit mir aufnehmen kannst!" Er lachte und drehte sich um und wollte wieder gehen. 
"Ja, verlass` dich drauf!"
Neben mir blieb jemand stehen und sah mich an. Es war Takashi. Er näherte sich mir von hinten und nahm mich in den Arm. Ich saß noch immer auf dem Boden als er in mein Ohr leise etwas flüsterte. "Bitte sag nicht so traurige Dinge." Es kam mir nur wie ein Windhauch vor und dennoch hatte ich es deutlich gehört. Ich war wie gelähmt. Dann ließ er mich wieder los und ging. Das erschreckende an seinen Worte war, dass ich ihn die ganze Zeit auf dem Fußballfeld spielen sah. Ich fühlte aber noch immer seine Umarmung und die Wärme seines Atems als dieser meinen Hals kitzelte. Als ich aufstehen wollte durchzuckte ein schriller Schmerz meine Hüfte. Der Ball hatte gut getroffen. Ich kam nur mühsam wieder auf die Beine. Reika grinste vom anderen Spielfeld aus zu mir herüber. Und dann packte es mich. Mit einem Mal konnte ich meine Wut nicht mehr zurück halten und sie brach aus. Was genau nach diesem Anfall geschah weiß ich nicht mehr, es war als hätte ich die Zeit danach nie erlebt; konnte mich einfach nicht erinnern. Mein Erlebnis mußte wohl ein Traum gewesen sein, denn als ich mich wieder beruhigt hatte war alles wieder normal.
Aber dieser Traum hatte so etwas magisches, wunderschönes an sich. Alles um mich herum hatte sich verdunkelt und es schien mir, als sei nur noch ich die einzig wirklich wichtige Person an diesem Ort. Dann sah ich wieder die anderen Mitschüler, wie durch eine Art Spiegel hindurch und es regneten weiße Federn auf mich hinab. Doch gerade als ich mich an ihnen erfreuen wollte, verwandelten sie sich in schwarze - pechschwarze - Federn. Ich war mir sicher gewesen, dass dies nur Federn eines Engels sein konnten, nur warum waren sie dann schwarz? Aber noch bevor ich eine dieser Feder greifen konnte, waren sie verschwunden und ich blickte nun wieder auf das Spielfeld hinab. 
Ob die anderen das alles auch gesehen hatten, wußte ich nicht. 
Der Schmerz wurde immer intensiver, meine Beine versagten mir den Dienst. 
Ich merkte nur noch, wie jemand meinen Sturz abfing und etwas zu den anderen sagte; dann wurde mir schwarz vor Augen. 
Ich begann seltsame Dinge zu träumen, die ich aber immer sofort wieder vergaß noch ehe ich darüber nachdenken konnte.
Dann legte sich etwas feuchtes auf meine Stirn. Es war kalt und ich schlug die Augen auf. Zuerst war alles verschwommen und weiß. Deshalb brauchte ich einige Sekunden bist ich wieder alles deutlich erkennen konnte. 
Über mich beugte sich Takashi.
"Was...?", wollte ich verwirrt fragen.
"Scht! Du solltest dich ausruhen. Du bist vorhin zusammengebrochen und jetzt erschöpft."
Ich stöhnte vor Unbehaglichkeit auf.
"Alles in Ordnung mit dir?"
"Das klingt bei dir langsam wie eine Standardfrage." Kaum hatte ich diese Worte gesagt, taten sie mir auch schon wieder leid.
"Du bist eben ein Mensch, auf den man besonders acht geben sollte. Du bist wichtig." Seine Worte klangen beinahe schon feierlich.
"Und ich dachte immer, jeder Mensch sei wichtig."
"Das stimmt auch, es kommt dabei aber immer auch auf den Blickwinkel an. Die, die das Schicksal der Menschheit bestimmen sind wichtiger, denn ohne sie würde das Chaos die Oberhand gewinnen. Aber auch ein normaler Sterblicher kann den Verlauf der Zukunft verändern. Aber lassen wir das. Was war vorhin mit dir los?"
"Ich weiß es nicht genau. Ich hoffte, du könntest es mir sagen." Der Ton meiner Stimme tat mir leid, er machte einen groben Anschein, dabei wollte ich ihn doch gar nicht verletzen. Aus angst vor einer möglichen Antwort darauf begann ich wieder mit dem Gespräch um davon abzulenken.
"Du schuldest mir noch ein Eis! Du hast gesagt, du spendierst mir eins, aber dann ist der Regen dazwischen gekommen. Gilt dein Angebot noch??" Ich grinste ihn an.
"Aber natürlich, wie könnte ich denn einem so schönen Mädchen gegenüber mein Versprechen brechen." Er lachte.
Ich hatte mich während unseres Gespräches im Bett aufrecht hin gesetzt, um meine Hüfte abzutasten, während ich mich mit der anderen auf der Bettkante abstützte. Seine Worte hatten mich dabei aber so erschreckt, dass ich abrutschte 
und auf den harten Fußboden zu fallen drohte. Aber zu meinem Erstaunen fiel ich weich. Erst als ich mich verwundert umsah, bemerkte ich, dass ich auf Takashi lag. Ich glaube sogar, dass er noch schnell seine Arme um mich geworfen hatte,  als er merkte, dass ich fiel. Wollte er etwa verhindern, dass ich mir weh tat?
Unsere Köpfe waren nur wenige Zentimeter von einander entfernt und man konnte die Anspannung geradezu greifen. Ich konnte seinen ruhigen Atem auf meiner Haut spüren. Es kitzelte, genau wie letztes Mal.
Er hielt mich noch immer schützend fest, aber sein Griff war lockerer geworden, so dass ich jeder Zeit gehen konnte, wenn es mir danach beliebte. Aber das schlimmste war, dass ich gar nicht gehen wollte! Mir kam alles so bekannt vor, so als würde ich schon seit Hunderten von Jahren auf diese Weise von ihm gehalten werden. 
Diese Vertrautheit, ob er wohl das selbe fühlte?
Unmerklich kam sein Kopf immer näher zu meinem und schließlich fehlten nur noch wenige Millimeter bis sich unsere Lippen trafen. Die Anspannung wurde so groß und so unerträglich, dass ich am liebsten weggerannt wäre. Ich war nicht sicher, ob das so klug war. Das Verlangen wurde immer größer und bei ihm schien das nicht anders zu sein, denn auch sein Atem wurde immer schwerer.  Mich wunderte es ehrlich gesagt, dass er sich so zurückhalten konnte. Ich war mir sicher, dass jeder andere die Situation sofort genutzt hätte. 
Warum mußte er mich noch so quälen, warum küßte er mich denn nicht?
Aber er tat keines von beidem, sondern blieb völlig ruhig, so gut wie es in einer solchen Situation eben möglich war. Vielleicht wußte er aber auch nur nicht, was er wollte. Dieser Gedanke betrübte mich etwas. Ob ich ihm nicht gut genug war? In dem Moment, als er seinen Mund etwas öffnete, um nach Luft zu schnappen, oder vielleicht sogar um mich zu küssen, durchraste mich wieder der stechender Schmerz. Aber eigentlich kam mir das nur zu gute. Ich war irgendwie beleidigt, dass er so und nicht wie andere Jungs reagiert hatte. 
"Hab ich was falsch gemacht? Ich wollte dir damit wirklich nicht zu nahe treten. Wenn ich..."
"Nein, es liegt nicht an dir, ich... habe nur wieder Schmerzen."
Er sah so verunsichert aus und deshalb beeilte ich mich einzulenken.
"Wir sollten vom Boden aufstehen, bevor noch jemand komische Fragen stellt." Ich versuchte zu lachen, aber es mißglückte.
Wir erhoben uns wieder. Ich setzte mich wieder und er stellte den Stuhl wieder hin. Hoffentlich hatte das keiner gehört!
Es war schon Mittag und der Unterricht war bereits vorbei. Ich nahm meine Schulsachen und folgte Takashi aus dem Schulgebäude. Draußen schien die Sonne, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass etwas anders war. Zwar war alles, wie es sein sollte, aber trotzdem lag etwas in der Luft, was ich nicht definieren konnte. Wie unsichtbarer Nebel, der immer weiter vor zu dringen schien. Trotz der Sonne war es kalt. Plötzlich dreht Takashi sein Kopf ruckartig in Richtung Park. Er schien etwas gespürt zu haben, als hätte der Wind ihm eine Warnung geschickt. Es mag seltsam klingen, aber wenn er tatsächlich eine Warnung erhalten hatte, dann spürte ich diese Bedrohung auch.
Obwohl ich Angst hatte, drängte mich etwas dazu nachzusehen. 
"Du schuldest mir noch immer ein Eis." Ich nahm seine Hand und wollte ihn in Richtung Park ziehen, aber er blieb stehen und hielt mich fest.
"Wenn du da jetzt hin gehst, gibt es kein zurück mehr." 
Ich riß mich sanft von ihm los und ging weiter in Richtung Park. 
Er folgte mir langsam und irgendwie traurig. Anfangs ging ich noch langsam, aber schließlich eilte ich regelrecht dorthin.
Ob er innerlich auch so beunruhigt war wie ich?
Wir erreichten die ersten Bäume und waren völlig außer Atmen. Der Himmel war düster, und auch war es hier erstaunlich still, denn normalerweise saßen viele Schüler auf den Bänken und genossen die warmen Sonnenstrahlen. Aber es schien niemand da zu sein. Statt dessen schien die Sonne düster und kalt und auch die Schatten der Bäume waren dunkler als sonst. Wir gingen weiter in den Parken hinein während wir uns immer wieder nach allen Seiten umsahen; ohne etwas zu entdecken. 
Und obwohl ich es nicht sehen konnte wußte ich, dass etwas da war, genau hier unter den Bäumen. Ich sah meinen Begleiter stumm von der Seite an. Ich fühlte, dass er es auch spüren konnte, da war ich mir absolut sicher.
Mir fiel auf, dass sich seine Muskeln anspannten, als würde er darauf warten, dass er jeden Augenblick von etwas angefallen werden würde; als würde etwas im Dickicht der Bäume lauern und uns beobachten.
Ich konnte jetzt die Mädchen verstehen, wenn sie den gut gebauten Jungs hinterher liefen. Seine angespannten Muskeln sahen verlockend und unglaublich sexy aus, wenn Licht und Schatten mit ihnen spielten. Diese Kraft hatte ich ihm gar nicht zugetraut und ich mußte all meine Kraft nehmen, um mich nicht sofort an ihn zu klammern. Wie gern hätte ich ihn jetzt berührt. Wehmut stieg in mir auf. Aber es war viel mehr seine Art, die mir dieses Gefühl von Schutz vermittelte und mir die Angst nahm.
Ich wollte ihn gerade ansprechen, als er plötzlich herum schnellte und mich zur Seite stieß. Gleich darauf schlug ein Engergiegeschoß dicht neben mir ein und hätte mich sicherlich zerfetzt, wäre Takashi nicht dazwischen gegangen und hätte es mit seinem Körper abgefangen. Statt meiner wurde nun er von ihm fortgerissen und gegen einen Baum geschleudert. Und obgleich ich nicht direkt betroffen war, so war die Wucht des Aufschlags noch immer groß genug, um mich zu betäuben. Ich brauchte eine Weile, um mich wieder besinnen zu können und es war viel mehr Reflex als bewußt, dass ich mich instinktiv nach Rechts drehte, als ich dort eine Bewegung wahr nahm. Ich wollte schreien, aber ich konnte nicht. Ich blickte mich Hilfe suchend nach meinem Begleiter um, aber vergebens, denn dieser lag noch immer bewußtlos an einem Baum; wenn er nicht sogar schon tot war.
Es war näher gekommen und sah mich weder freundlich noch wohl gesonnen an. Ich hatte keine Zeit es weiter zu betrachten, denn es holte bereits zu einem neuen Angriff aus. Nach dem was mit Takashi geschehen war, war für mich klar, dass mit einem solchen Geschoß mein Ende besiegelt wäre.
Zum davonlaufen war es bereits zu spät; es war bereits auf dem Weg zu mir. 
Es würde zu lange dauern, bis ich mich wieder aufgerappelt hatte und an Flucht denken konnte. An einer seiner beiden Klauen formte sich bereits eine neue Lichtkugel; bestimmt um mich zu töten. Meine Angst nagelte mich fest, ich konnte mich nicht bewegen. Ich schloß die Augen und riß zum Schutz die Arme vor mein Gesicht, doch gegen jegliche Erwartung zerschellte es nicht an mir, sondern an etwas was vor mir stand: Takashi! Er kniete mit ausgebreiteten Armen vor mir und lächelte mir müde zu. Aber nicht seine selbstlose Tat verblüffte mich, sondern die Tatsache, dass er sich komplett verändert zu haben schien. Er war nicht mehr der Gleiche, nur seine Augen waren noch von diesem gleichen gütigen Glanz erfüllt. Aber ich wußte, dass sich etwas in seinem Inneren verändert hatte, um nun etwas anderem Platz zu machen.
Er senkte seinen Blick und sagte:
"Für mich gibt es schon lange kein Zurück mehr." Er lachte erneut mit diesem müden Unterton und wandte seinen Blick wieder in Richtung Monster.
Es verharrte einige Meter von uns entfernt und beobachtete uns. Seine Pranken waren stark aber plump, und gerade das schien sie so gefährlich zu machen. 
An den Pranken befanden sich gezackte Krallen mit denen er dem Gegner tiefe Schrammen ins Fleisch treiben konnte. Der restliche Körper war mit einer schuppigen Hornhaut überzogen und bildete so eine Art Schutzpanzer für ihn.
Seine Augen ekelten mich selbst auf dieser Entfernung an. Sie lagen etwas tiefer, aber trotzdem noch gut erkennbar; besser als mir lieb war; und waren blutrot. Unentwegt schienen sie mich zu beobachten. Ich glaubte darin die pure Mordlust zu erkennen und erschauerte. Es streifte die untersten Zweige der Bäume obwohl diese Bäume uralt waren. Das Laub wiegte sich leise im Wind und wenn man genau hinhörte, schienen selbst die Bäume Angst vor ihm zu haben. Das war nicht gerade beruhigend, aber wenigstens war jetzt klar, warum es hier so still gewesen war.
Ohne jeder Vorwarnung setzte es sich wieder in Bewegung und griff uns an.
Takashi stellte sich ihm entgegen und wurde einfach zur Seite gestoßen. Nun stand es vor mir. Es lachte. Sein Panzer schimmerte grünbraun und wirkte dreckig. An den Pranken klebte geronnenes Blut, es hatte bereits gejagt. Es packte mich mit seinen Pranken und riß mich in die Höhe. Dabei streifte seine Klingen meine Haut und die Wunden begannen fürchterlich zu brennen und zu jucken. Ich stöhnte vor Schmerz und Übelkeit auf. Alles verschwamm vor meinen Augen zu verzerrten Bildern. Nicht mehr lange und ich würde bei den Engeln an die Haustür klopfen. Es begann langsam meine Kehle zu zudrücken und ich bekam kaum noch Luft. Sehnlichst wünschte ich mir das Ende schnell heran, ohne diese Qualen. Ich stöhnte und meine Glieder erschlafften. Da begann es mich zu rütteln und gegen einen Baum zu pressen. Ich konnte jeden meiner Knochen schreien hören. Ich suchte verzweifelnd mit meinen Augen nach Takashi. Sein Körper lag etwas weiter entfernt im Gras; scheinbar leblos.
Tränen rannen mir über die Wangen. Ich wollte aufschreien, brachte aber keinen Ton heraus.
Es verstärkte seinen Druck und ich stöhnte erneut vor Schmerz und Qual. 
"Du hättest auf dienen Freund hören sollen, er wußte wovon er sprach. Von nun an wird dein Schicksal besiegelt sein." Seine Stimme trieb mir die Nackenhaare in die Höhe.
"Nun, es ist nett von dir, dass du mir die Suche nach dir ersparst. Aber mach dir nichts daraus, wir alle müssen irgendwann einmal sterben." Es lachte.
Takashi rührte sich noch immer nicht.
"Mach dir keine Sorgen um ihn, du wirst seinen Tod miterleben, es entgeht dir also nichts." Es lachte erneut, und ich sehnte mir Taubheit herbei, nur um dieses Geräusch nicht mehr ertragen zu müssen. Es hielt noch immer meine Arme zusammen gepreßt, aber schon längst hatte ich kein Gefühl mehr in ihnen und nur ab und zu spürte ich die Bläschen auf meiner Haut.
Ich wurde noch einmal hart gegen den Baum gepreßt, dann sackte ich  zusammen und fiel ins Gras. Dann wandte es sich dem sich nur langsam erholenden Takashi zu und ließ mich wieder links liegen. Diese Qualen machten ihm sichtlich Spaß. Auch ich versuchte mich schnell wieder aufzurichten, aber mein Körper verweigerte den Befehl. Alles was ich erreichte war ein müdes Zucken meiner Hand und auch sonst schien mir jede Bewegung große Probleme zu verursachen. Nur unter großen Schmerzen schaffte ich es, mich so aufzurichten, dass mir dabei der Baum genügend Halt bot.
"Nicht... Bitte... nicht!" Mehr brachte ich nicht heraus. 
Wie sehr doch wollte ich ihm helfen; ihm beistehen. Aber ich konnte nicht.
Ich begann schläfrig zu werden; wurde von einer wohltuenden Müdigkeit umarmt und gab mich dieser nach und nach hin. In dieser Art Halbschlaf streckte ich meinen Arm nach Takashi aus und eben als es zum tödlichen Schlag auszuholen begann, wurde das warme Gefühl stärker. Es schlug zu, aber statt dem erwartendem Blutspritzer umhüllten weiße Federn die beiden.
Die Wärme nahm mich immer mehr in Besitz und als ich die Augen wieder öffnete, prangten zwei schneeweiße Schwingen zu beiden Seiten. Es sah verärgert zu mir herüber. Meine Haut prickelte angenehm und der Wind fuhr leicht durch mein Haar. Es war schön und unglaublich beruhigend. 
Für mich schien es keinerlei Widerstand mehr zu geben und je tiefer ich dahin sank, desto weniger wurden meine Schmerzen. Ich konnte das Meer hören; genoß es schweigend. Dann spürte ich mit einem Male wieder den Boden unter meinen Füßen und die Schwingen waren wieder verschwunden. Ich sah wieder zu Takashi hinüber. Zu meinen Füßen lagen noch immer diese weißen, weichen Federn. Auch Takashi hatte sich erhoben, zu seinen Füßen lagen die Federn eines Spatzen. Seine Kleidung war nun die eines Anderen und auch sein Benehmen, seine Gestik wirkten viel ernster und Erwachsener. Ich wußte, dass er noch immer seine schönen braunen Augen hatte und noch immer dieses liebe Lächeln, das mich immer so verzauberte.
Das Monster starrte mich aus seinen rot funkelnden Augen an, ohne dabei aber etwas in meiner Hand unbeobachtet zu lassen. Ich sah nach unten, auf meine Hände herab. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich den Griff eines azurblauen Schwertes fest umklammert hielt. Es schien von Innen heraus zu leuchten.
"...." Mehr brauchte es nicht und das Leuchten wurde noch stärker.
Es schien nicht viel zu benötigen, um eine entsprechende Reaktion auf mich hervor zu rufen. Aus ihm heraus schossen zahlreiche Wasserfontänen, welche sich dann in kleine bläuliche Drachen verwandelten. 
 Sie schossen meinen Armen und Beinen empor, um sich um meinen Körper zu winden. Schließlich war ich überall von diesen kleinen Leibern bedeckt.
Ich kann nicht erklären wie sie es machten, aber zusammen wanden sie sich zu den Kleidern eines Kriegers, wie man sie wohl vor Jahrhunderten getragen haben mußte.
Erschrocken wandte sich das Monster von mir ab um Takashi anzugreifen, nur dass dieser bereits mit einem Bogen auf es zielte. Sein Gesichtsausdruck wirkte ängstlich und es begann zu murren. Ich hob mein Schwert und schlug auf es ein.
Es schaffte es aber gerade noch auszuweichen, und statt dessen traf ich einen Fels. Statt aber von ihm abzuprallen teilte es den Fels mühelos in zwei Teile.
Etwas bewegte sich hinter mir, aber als ich herum schnellte war Nichts mehr zu sehen.
" ..." Verwundert sah ich mich um, aber es war nur noch ein leises Rascheln zu hören. Es mußte im Unterholz Schutz gesucht haben. 
"Keine Angst, es muß hier irgendwo sein. Es wird nicht zu seinem Herrn zurück können bevor es nicht seine Aufgabe erledigt hat; es würde sein Leben verlieren." Er sah sich suchend um.
"Viel wichtiger ist, wo es jetzt steckt!"
"Wir sollten es suchen gehen so lange noch Zeit dafür ist. Die Suche wird erheblich erschwert, wenn es erst einmal Tote gibt."
Er griff mit seiner rechten Hand nach seinem Rücken und wie aus dem Nichts erschien ein Pfeil. Er legte vorsichtig einen Pfeil auf die Sehne und wandte sich erneut mir zu. 
"Bleib in meiner Nähe, wenn wir uns verlieren, kann es für einen von uns tödlich enden."
Ich schluckte. "Keine Sorge, ich bin direkt hinter dir."
"Na dann mal los und achte auf deinen Rücken, nicht dass es plötzlich hinter dir aus dem Gesträuch bricht und dich anfällt."
"Na du verstehst es einem Hoffnung und Mut zu machen!"
Er grinst. "Ja, ich weiß."
Dann wurde er wieder ernst und konzentrierte sich nur noch auf den bevorstehenden Kampf. Er schien mit alledem vertraut zu sein und das betrübte mich und doch strahlte er dabei eine Ruhe aus, die einfach unglaublich war. 
Vor uns huschte eine schattenhafte Gestalt über den Weg und Takashi deutete mir, stehen zu bleiben. Und da huschte schon wieder etwas über den Weg. Ohne jede Vorwarnung preschte er mit einem Mal los und folgte dem Schatten in das Gebüsch und Strauchwerk hinein. 
"Warte!", schrie ich ihm hinter her, aber er tat es nicht. Vor lauter Panik rannte ich ihm hinter her, zwischen den Bäumen entlang; aber schon bald war er nicht mehr zu erkennen. Ich rannte noch ein paar Meter und stand nun auf einem neuen Weg und obwohl der Baumbestand zwischen diesen beiden Wegen nicht sehr groß war, waren beide nicht mehr zu erkennen. So ganz allein, machte der mir vertraute Park Angst. Vielleicht waren die Märchen von dem Schwarzen Mann und dem Monster unter dem Bett ja gar keine Einbildung. Unbehagen stieg in mir auf. Ich hielt noch immer den Griff meines Schwertes fest umklammert, aber mittlerweile glich es immer mehr einem Krampf. Ich senkte das angehobene Schwert etwas, um den Krampf in meiner Hand etwas zu lockern. Es war hier so still wie auf einem Friedhof, alle Tiere schienen die Flucht ergriffen zu haben und es kam mir alles noch düsterer und unheimlicher vor als am Anfang. Ich fühlte mich aus den Schatten der Bäume heraus beobachtet. Ich wurde nervös und sah mich immer wieder nach allen Richtungen um. Wenn Takashi doch nur da wäre. Aber Rufen war unmöglich, wollte ich nicht das Monster heran locken. Hinter mir raschelte etwas. Ich drehte mich um.
"He da bist du ja. Ich habe schon angefangen, mir Sorgen um dich zu machen!" Es war Takashi. 
Erleichtert rannte ich auf ihn zu und warf mich an seinen Hals. Ich war unglaublich froh ihn zu sehen, denn ganz so allein hatte ich doch Angst.
Aber er fing nur an zu lachen. Seine Stimme änderte sich und ich starrte entsetzt in sein Gesicht. Er war nicht der Takashi und schon bildeten sich wieder Bläschen an den Stellen wo ich ihn berührte. Es grinste mich an und fing schließlich an zu lachen. Dann packte es mich wieder am Hals und zerrte mich in die Höhe. Ich stöhnte und rang nach Atem aber sein Griff war diesmal viel energischer und so setzte auch die Bewußtlosigkeit eher ein. Schon bald hatte ich nicht mehr genug Kraft, um mein Schwert zu heben und schließlich entglitt es meinen erschlaffenden Fingern ganz und fiel zu Boden. Als ich die Augen wieder wieder öffnete, war ich an Ketten gelegt worden und hing nun in der Mitte einer kleinen Lichtung über dem Erdboden. Verzweifelt riß ich an den Ketten, aber keine einzige gab auch nur ein paar Millimeter nach. Es hatte sich mir gegenüber hingehockt und hob nun seinen Blick.
"Ah, du bist also wieder wach. Das freut mich, denn so wirst du dein Ende wenigstens miterleben können."
"Was willst du von mir?"
"Was ich will? Nun, da gibt es einiges. Zum Beispiel hätte ich gerne deinen Wächter. Oder warst du sein Wächter. Wie dem auch sei, kriegen tue ich es so oder so. Und dein Schwert habe ich auch schon. Der Meister wird zufrieden mit mir sein; ich werde vielleicht sogar belohnt werden, wenn ich ihm deinen Körper bringe. Ja, ganz sicher werde ich belohnt, aber bevor ich dich töte, sollst du leiden. Du und die anderen, ihr habt uns damals viel Ärger bereitet. Ihr seid wirklich gar nicht mal so dumm, trotzdem seid auch ihr nicht wirklich unsterblich." Es lachte laut auf.
"Was soll das heißen, damals? Ich kann mich nicht erinnern, so etwas wir dir je begegnet sein, Mißgeburt!"
"Mißgeburt? Du bezeichnest mich als Mißgeburt? Ob du es nun wahrhaben willst oder nicht, du wirst immer zu unseres Gleichen gehören, auch wenn du noch so viele deiner Geschwister kaltherzig erschlägst! Das wirst du niemals ändern können, denn niemand kann seine Bestimmung, geschweige denn Herkunft ändern."
"Kann es sein, dass dir dein Meister was falsches zu essen gegeben hat? Ich habe noch nie so etwas Dummes gehört. Ich bin ein Einzelkind, ich kann also niemanden erschlagen haben. Also laß mich gefälligst gehen!"
"Du weißt es also nicht? Das kann nur bedeuten, dass ihr nach eurem Tod jede Erinnerung verliert. Aber das tut nichts zur Sache, dann töte ich dich eben so, denn da wo du hingehst du keine Erinnerung, auch wenn es schade ist, dass du vergessen wirst, dass ich es war, der dir das Leben nahm."
"Was, du willst mich töten?! Können wir da nicht noch einmal drüber reden?" 
"Ja, genau das werde ich jetzt tun."
Daraufhin wanden sich die Ketten noch stärker um meine Arme und Beine und schnitten mir immer mehr ins Fleisch. Ich zerrte an ihnen, aber erreichte damit nur noch größeren Schmerz. Es erhob sich langsam, kam auf mich zu und blieb schließlich direkt vor mir stehen. Gerade als es mich wieder berühren wollte trat ein Schatten aus dem Unterholz hervor. Ich wollte schon glücklich Takashis Namen rufen, als mir auffiel, dass es gar nicht Takashi war. Vor mir stand ein normal aussehender Junge in schwarzer Kleidung und sah mich ruhig abwartend an. Ich stutzte. Menschlich konnte er nicht sein; seine Aura entsprach nicht der normalen menschlichen Aura. Er deutete mit einer simplen Handbewegung auf das Monster. Sein Gesicht verzerrte sich qualvoll und es ging in Flammen auf. Noch nie hatte ich soviel Schmerz in einem Gesicht gelesen. 
"Wer bist du? Bist du hier um die Arbeit von diesem Ding zu beenden?", fragt ich erbost. Ich hatte Angst von einer Qual in eine andere, noch größere zu geraten. 
"Das ist Nebensache und somit unwichtig. Viel wichtiger ist, wer du bist!"
Mit diesen Worten verschwand er genauso lautlos, wie er gekommen war, und ließ mich verdutzt allein zurück. 
"He, warte! Mach mich doch wenigstens noch von den Ketten los."
Aber alles blieb ruhig. Dann hörte ich etwas auf mich zu rennen. Ich wandte meinen Kopf in die Richtung aus der das Geräusch kam und im selben Moment trat Takashi zwischen den Bäumen hervor.
"Keiko! Ist dir was passiert?" Er war ganz außer Atem.
"Sagen wir fast. Wo warst du die ganze Zeit, ich hätte deine Hilfe gebrauchen können!"
"Tut mir leid, aber es hatte mich reingelegt und in eine Falle gelockt." Ich betrachtete seine Handgelenke; sie waren blutig.
"Jetzt hohl mich bitte hier runter, lange halte ich das nicht mehr aus."
Er hob mein Schwert auf, und schlug damit auf die Ketten ein. Diese lösten sich mit einem lauten Zischen und verschwanden. Von der plötzliche Schwerkraft erfaßt fiel ich auf den Boden zurück. 
"Au! Gab es keine weniger schmerzhafte Art, mich herunter zu holen?"
"Tut mir leid. Komm, wir sollten hier verschwinden, bevor noch andere auf die Idee kommen, uns einen Besuch abzustatten."
"Sagst du mir dann endlich, was hier überhaupt gespielt wird? Ich für meinen Teil würde schon ganz gerne mal wissen, warum sich Horrorgestalten auf mich stürzen und mich töten wollen!"
"Das kann ich dir jetzt noch nicht sagen. Glaube mir, im Moment ist es besser, wenn du so wenig wie möglich weißt. Vielleicht haben wir so doch noch eine Chance, dich aus allem heraus zu halten."
Auf eine Weisung von Takashi hin, legte ich meine Rüstung und mit ihr auch das Schwert. Dann verließen wir den Park wieder und gingen Richtung Stadt zurück.
 
© Teufelchen
Vor Verwendung dieser Autoren-EMail-Adresse bitte das unmittelbar am @ angrenzende "NO" und "SPAM" entfernen!
.
Und schon bald geht's hier weiter zum 5. Kapitel

.
www.drachental.de