Trio Infernale von Sylvia und Cancelot
Die reale Drachental-Satire
Ein Bääärtram kommt selten allein

Die dünne Gestalt des Chinesischen Kochs tapste mit kleinen eifrigen Schritten hinter Chirtines Haushaltsperle hervor und legte, über beide Ohren grinsend, den Kopf etwas schief.
"Oh, seid mil geglüßt", nuschelte er leise, ohne seine Lippen dabei zu verziehen, während er seinen Kopf rauf und runter bewegte.
Moordrache war gerade in Versuchung gekommen, zurück zu lächeln, als ihm das merkwürdige Verhalten der Drachin komplett ablenkte. Langsam schob sie ihren Kopf vor und blähte ihre Nasenlöcher auf, schnüffelte ein paar Mal und schüttelte den Kopf.
"Was ist denn, meine Liebe?" fragte er, bemüht freundlich zu klingen.
Mathilde riss die Augen auf, lächelte ihr schönstes Lächeln, wobei sie eine Reihe wunderschöner flacher und abgekauter Backenzähne freilegte, und klimperte verdächtig mit den Wimpern, bzw. den Lidern, denn Wimpern waren etwas, was sie schon seit langer Zeit nicht mehr besaß.
"Öhm ... nix, lieber Drache!" Sie stemmte eine Pranke in die Hüften, während sie mit der anderen den Eimer nebst Inhalt eifrig hin und her schlenkerte.
"Bitte?" fragte Moordrache.
Souf-Lee wand sich an Chirtine und fragte, ob sie für den heutigen Tag schon irgendwelche Menüvorstellungen hätte. 
"Ach nein, das überlasse ich dir. Du zauberst uns doch bestimmt was ganz kööööstliches, nich? Hier", sie nahm Webolo an der Hand und zog ihn zu Souf-Lee, "nimm den Kleinen mit und verrate ihm ein paar Geheimnisse der Fantiastischen Küche, darüber freut er sich bestimmt, gell?" Sprach’s und schickte sie beide in die Küche, während sie sich bei Ya Coo Sa unterhakte und ihn zu einem kleinen Spaziergang aufforderte. Canerio betrachtete sich den knorrigen Körperbau der Drachendame, schüttelte sanft sein Haupt und entschuldigte sich mit den Worten: "Ich werd' mal nach Rosinante und Orhima sehen, sonst machen sie nur wieder dummes Zeug." Fadenscheinig zwinkerte er Moordrache zu und lief dann mit quietschenden, fast hastigen Schritten zu den Ställen hinüber. Sylveria entschuldigte sich als nächste, sie wolle sich ein wenig hinlegen, da ihr die brütende Hitze hier doch ganz schön zusetze und ein bißchen dösen um diese Zeit einfach perfekt wäre. Mathilde lächelte verzeihend, doch schien sie dabei nicht in der Lage, ihren Blick von Moordrache zu lösen, der so langsam sichtlich nervös wurde. Was zur Folge hatte, daß er sich, eigentlich so ganz belanglos und nur um nicht völlig tatenlos herumzustehen, hinter dem linken Ohr kratzte. Nur ganz kurz. Kaum zu bemerken. Doch ein stumpfes, trübes Augenpaar verfolgte diese Bewegung mit solch einer Hingabe... Mathilde sog Luft ein, kam sofort näher und begutachtete sorgfältig und mit dem Blick eines Kenners die so eben bekratzte Stelle an Moordraches Ohr.
"Habt Ihr das öfters?" fragte sie mit einem sehr ernsten Unterton.
"Was denn?" Moordrache wußte, daß er soeben einen Fehler begangen hatte, nur in welchem Ausmaß, das wußte er nicht. Noch nicht.
"Na, dieses Jucken!"
"Jucken? Nein, nein ... nicht doch, da habt Ihr bestimmt nicht richtig hingesehen." 
"Mein Lieber, ICH sehe immer richtig hin!" Sie griff in ihren Eimer und zog eine kleine, unscheinbar wirkende Sprühdose heraus, zupfte ihn am Ohr und hielt dann das herausgezogene Objekt angeekelt gegen das Licht.
"Aha ... wußt' ich’s doch! Drachenmilben!"
Ehe er sich’s versah, umhüllte ihn eine Wolke aus feinstem Nebel, deren penetranter Duft ausgereicht hätte, um sämtliche Dschungel-Insekten zu vertreiben.
"Hey, was soll das, bist du denn bekloppt?" rief er entsetzt und mußte furchtbar niesen. 
Staub wirbelte auf und Mathilde schrie entrüstet auf: "Tölpel, du machst ja alles schmutzig! Sieh dir das an, oh... die ganze Arbeit, neeee...!"
"Pff, was interessiert mich deine Arbeit, hä? JETZT juckt's mich überall, wegen deinem blöden Spray!" Moordrache kribbelte es an allen möglichen Stellen, er wußte überhaupt nicht, wo er zuerst kratzen sollte und, er gestand sich ein, in Gegenwart dieser wandelnden Waschanlage traute er es sich auch nicht so recht. Doch der Reiz wurde zu stark, es kribbelte und zwackte, biß und juckte und schon...
"Na, kribbelt wohl, wie? Warte, ich werde dir helfen." Mit einer Geschwindigkeit, die der Moordrache noch nie bei einer Laufdrachin gesehen hatte, raste Mathilde zur Wasserpumpe, griff sich den Schlauch, stöpselte, steckte und hantiere mit seltsam anmutenden Verschlüssen herum, lief, den nach allen Richtungen Wasser verspritzenden Schlauch zwischen den Klauen, wie eine Furie zurück zum Moordrachen und begann mit gnadenloser Härte ihr Werk.
Wie die Rachegöttin der Spülbürsten umkreiste sie ihn und hielt den Wasserschlauch immer schön auf ihn, auch sein lautes nach Luft Japsen stoppte sie in keinster Weise. Am Eimer angekommen, griff sie flink nach einer kleinen, giftgrünen Flasche, schüttelte sie kurz und verpaßte ihm dem Inhalt als volle Breitseite. Kurz aufgespült, bildete sich jetzt eine wunderschöne, glitzernde Schaumdecke, unter der alsbald der ganze Drache verschwunden war. Gelassen warf Mathilde den Schlauch in den Sand und griff zu ihrem Schrubber.
"Gleich wird’s besser, Süßer", flötete sie ungeachtet dessen, daß der Moordrache unter der dicken Schaumdecke kein Wort von all dem verstand und gerade mit seinem Leben abschloß. Rauf und runter rubbelte sie mit den harten Borsten über den - ihrer fachkompetenten Meinung nach - restlos vermilbten Schuppenpanzer des armen Drachen, während sie fröhlich ein Liedchen zu trällern begann. Sie kletterte auf ihn rauf, schrubbte kräftig, wieder herunter, schob und drückte, Moordrache lag absolut regungslos, denn er wußte, nichts, rein gar nichts würde dieses Seifenmonster in seinem Treiben aufhalten können, bis es sein Werk vollendet hatte. Zudem kam, und das nahm er etwas erstaunt zur Kenntnis, daß er diese "Abreibung" so schlecht gar nicht fand. Es tat eigentlich sogar sehr gut und er hätte fast schon angefangen, es etwas zu genießen, als ihn ein erneuter eiskalter Strahl Wasser aus seinen Gedanken riß.

Ach wie ist das Schrubben so wunderbar entspannend... ;-)
© by Sylvia

"Gleich sind wir fääärtig.... schön, neee? Man fühlt sich so sauber doch gleich viel besser, nich?"
Mathilde vollzog genüßlich den letzten Spülgang, stellte das Wasser ab und räumte zuerst sorgfältig alle Utensilien aus dem Weg, bevor sie ihr Werk begutachtete. Vor ihr lag ein riesiger, tropfnasser Berg Drache, der sie ansah wie ein geprügelter Hund.
Jedoch mit solch spiegelblanken Schuppen, deren Oberfläche derart strahlten, daß sogar Sylveria vor Neid erblaßt wäre.
"Schon fertig?" murmelte er leise.
"Na, mein Drachelchen, nich traurig sein. Wenn du möchtest, können wir das doch jederzeit wiederholen!"
Moordrache hörte nur ein Wort: Wiederholen ...
"Wiederholen? Oh... nein, das wird nicht nötig sein, vielen Dank, war ganz ausgezeichnet, völlig ausreichend...", langsam schob er seinen nun spiegelblanken Körper rückwärts, Stück für Stück, und lächelte Mathilde dabei an. 
"Ich geh dann jetzt, war wirklich schön, vielen Dank...", bloß weg hier, dachte er, drehte sich schleunigst um und hob ab. "Und ich dachte immer, ich kenne schon alle Verrückten", murmelte er leicht erstaunt und sah mit Freuden, wie Mathildes Erscheinung unter ihm immer weiter verblaßte, bis sie schließlich ganz verschwand. Er flog eine kleine Runde über die dichte Blätterdecke des wilden Dschungels unter ihm, um den Rest Feuchtigkeit aus seinen Schuppen zu vertreiben, ja, und wenn er auch nur annähernd geahnt hätte, was dort unter ihm gerade geschah.... 
Crosideria saß auf einem dicken Ast und ließ gemütlich ihre Beine baumeln, während Bääärtram schnurrend und glucksend auf ihrer Schulter saß und sich an sie kuschelte.
"Dieser drachige gemain, er glückt mir nicht ein bisschen gönn! Aber mir ein was fällt, ich küche dich in die Versteckt, beim vermuten kocht dich keiner. Komm schnell, wir eilen uns bemüssen, sonst späte ich noch zu komm und das fallte aufwürden!" Schnell packte sie Bääääärtram wieder in ihre kleine Tasche und lief zurück.

Später am Abend, als sich alle bis auf Crosideria wieder eingefunden hatten, setzten sie sich draußen an einen großen Tisch, den Chirtine zusammen mit Mathilde liebevoll gedeckt und geschmückt hatte, und bestaunten das köstliche Essen das Souf-Lee und Webolo zusammen gekocht hatten. Es gab gebackene Bananen im knusprigen Kokosmantel, Kokosnüsse, randvoll gefüllt mit gewürztem Bananenmark, Bananenpizza mit Kokosstreuseln, Banane auf Eis, sogar Salat aus gestiftelten Bananen und Walnußkernen. Nur Ritter Canerio sah ein wenig unglücklich aus, anhand dieses fruchtigen Angebots. Sein Blick fiel auf Webolo, der mit vor Stolz und Freude glänzenden Augen neben Sylveria saß und überaus glücklich war. Er liebte Bananen und Souf-Lee war so begeistert darüber, mit welchem Geschick ihm Webolo in der Küche zur Hand ging, daß er ihm die Auswahl des Menüs überließ. Er wollte gerade etwas wenig Nettes zu seinem Knappen sagen, doch da kam Crosideria aus Richtung Küche angelaufen, nickte kurz allen zu und setzte sich charmant lächelnd neben Ya Coo Sa. 
"Wieso kommst du denn aus der Küche gelaufen?" fragte Chirtine Crosideria erstaunt.
"Och, ich dachte, ich könnte vielleicht ein bißchen zur Hand gehen, tut mir leid, daß ich so spät gekommen bin, aber..."
"Schon gut, das macht wirklich nichts", unterbrach sie Chirtine, "jetzt bist du ja da und das ist doch die Hauptsache, nicht?"
Souf–Lee kam auf Canerio zu und fragte, ob er vielleicht einen speziellen Getränkewunsch hätte, und mit einem leichten Seufzen bestellte sich Canerio einen kräftigen Weißwein. "Paßt doch zu Banane, meint Ihr nicht auch?" fragte er .
"Abel gewiß, weltel Littel, sogal sehl gut! Ich welde ihn sofolt holen." Mit kleinen, eifrigen Schritten tippelte der Koch zurück zur Küche, wo er nur ein paar Sekunden später wieder heraustrippelte mit drei bauchigen Flaschen im Arm. Er schenkte zuerst Canerio ein, lächelte und fragte dann die anderen Anwesenden:
"Noch etwein Was?"
"Sagt er was gehat?"
"Neiß wicht ..... Drooochmaare, hat du was er weißt?"
Moordrache, der neben dem reicht gedeckten Tisch sein Lager aufgeschlagen hatte und dem von all dem süßlichen Bananen- und Kokosgeruch schon ganz anders war, wurde nun noch eine Nuance weißer, viel weißer als es eigentlich nach Mathildes Behandlung noch möglich war, und biß sich auf die Krallen. Nicht reden, nein, nicht, bloß nicht antworten... krampfhaft schluckte er aufkeimende Satzbildungen wieder hinunter, würgte... oh nein, sie bahnten sich ihren Weg nach draußen und schon brüllte es hinaus: "Niiiiiiiitte bicht, negug, nicht ich mill mer. Waaaaaaaaaaaaaaahhhhhh....." Schluchzend warf er seinen massigen Körper auf den Boden und begann in den Sand zu beißen. Crosideria stand auf, flitzte um den Tisch und wollte sich so schnell wie möglich aus dem Staub machen, doch Moordrache, der das bemerkte, rappelte sich sofort wieder hoch und versperrte ihr den Weg: Sand rieselte ihm von Nase und Kinn als er zu sprechen begann und verlieh seinem Äußeren jetzt einen sehr krätzigen Ausdruck. Mathilde griff sofort zu ihrer Bürste, doch ein Blick aus den wild lodernden Augen des Moordrachen genügte, um selbige sofort wieder verschwinden zu lassen.
"Bliebgehieren! Oh ... du himmste aller Schlexen! Dieh sir das an! Alles durchgebracht einander hast du!" Crosideria trat aufmüpfig einen Schritt vor und blaffte genauso aufgebracht zurück: "Und schenn won? Dracheliger dusse du, Bäääääärtram looo sieb ist, noooo siedlich, niel viedlicher als du!"
Canerio sah erschrocken Chirtine an. "Wir enden dem ein müssen bereiten! Wo kerlt der steck?"
Chirtine knabberte an ihrer Unterlippe und zuckte verzweifelt mit den Schultern.
"Stebimmt beim Koch, mit ihm fang alles angehatten!" warf Ya Coo Saa ein und bedachte den Koch mit einem scharfen Blick. Souf-Lee erschrak entsetzlich und rief: "Kein Bääääältlam mil bei, ich unbin schuldig!"
"Unbin schuldig? Ha, das bealle haupten!" rief Canerio dazwischen.
"Mithört da auf, das ist ja halt zum ausnichten!" Chirtine rollte mit den Augen und preßte sich beide Hände auf die Ohren.
"DROSICERIA", brüllte Moordrache, "wo hast du ihn diessteck vermalt?"
Crosideria duckte sich etwas und verzog beleidigt das Gesicht.
"Ich halt ihn aber bewillen!" murmelte sie ganz geknickt. Moordrache blickte auf sie hinab, nahm all seine Geduld zusammen und flehte: "Verdoch mich steh... er gehert hier nicht hör. Auch magst du ihn wenn, er durchbringt alles einander und wir können uns nicht stehn vermehr, hm? Mir ihn gib, ich wege ihn bring wo er hört gehin. Sorgt unbesei, es schieht ihm nichts gewerden, mein wohrenehrt!"
"Er kücht in der iste", antwortete sie schniefend und ganz leise, während kleine Tränchen sich langsam einen Weg über ihre Wange bahnten.
"Wicht neinen", flüsterte Moordrache und stupste sie leicht mit seiner Pranke.
 

© by Cancelot


Crosideria schnüffelte heftig vor sich hin und wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht.
"Ga nuut, muß es sein wenn", schluchzte sie. "Aber ich komm mitwillen, Angstram behat stimmt Bääärt vor dir!"
"Hol, wir kommen ihn und zücken ihn zubring", meinte der Moordrache aufmunternd.
Sie marschierten gemeinsam zu Chirtines Hütte, woraufhin sich Crosideria schnurstracks in die Küche begab, um ihren heißgeliebten Bääärtram an sich zu nehmen. Ihr fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, als sie sah, wie der Koch ihr Lieblingstierchen gerade auf den Hackstock fesselte.

Souf-Lee denkt wohl immer nur ans Essen... ;-)
© by Sylvia

"SOUF-LEE!!" schrie sie entsetzt. "Bääärt sofort den Lassram los!"
Wie eine Furie stürzte sie sich auf den chinesischen Koch, der völlig ahnungslos mit Bäärtram herumhantierte und ihn ausschimpfte, weil er nicht stillhalten wollte und verzweifelt fiepte. "Luhig, du Schleihals! Kleines glässliches Monstel!"
Bei Crosiderias schriller Stimme fuhr Souf-Lee herum und sah erstaunt, wie die Hexe mit fliegenden Gewändern und zornfunkelnden Augen auf ihn zurauschte.
"Walum Ihl so schleit?" wollte er wissen, "Bääältlams gute Suppe geben! Sehl nahlhaft!
"Ich spinn, du glaubst!" rief sie wutentbrannt und versuchte, dem Koch das arme Tierchen zu entreißen, doch der wieselflinke Souf-Lee schnappte sich Bääärtram und flitzte mit ihm durch die Küche.
"Her ihn gib! Aber stell der Aufe!"
"Nein, el topft in den Einkomm!"
Er war so schnell, daß die Hexe ihn nicht erwischte. Sie schrie Zeter und Mordio, so laut, daß der Moordrache draußen vor der Hütte schon ganz nervös von einem Bein auf das andere hopste. Aber er war viel zu groß, um sich in das kleine Häuschen zu zwängen, so klebte er nur mit dem Gesicht an der Scheibe und versuchte, mit einem Auge durch das winzige Küchenfenster zu spähen. Drinnen sah er die wildgewordene und mit einer Bratpfanne bewaffnete Crosideria hinter dem Koch hersausen, der den quietschenden Bääärtram an sich gepreßt hielt, als hinge sein Leben davon ab.
"Guckdrache, moor nicht", brüllte die Hexe, die das riesige Drachengesicht hinter dem Fenster auftauchen sah, "hilf lieber Hole! Er will Bratram zum Abendessen bääärten!"
"Zum Abendessen?" Moordraches schuppige Augenbrauen schnellten freudig in die Höhe, "hehehe, guuute Idee!"
Aber ein heftiges Schubsen und Drängeln brachte ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Webolo hüpfte neben ihm auf und ab wie ein Gummiball und versuchte, den riesigen Drachen wegzuschieben, damit er in die Hütte gucken konnte. Auch Chirtine, Ya Coo Sa und der Ritter fanden sich schnell ein, um nachzusehen, woher das Geschrei stammte - gefolgt von Mathilde, die mit dem Besen zwischen ihren Füßen herumkehrte und dabei mißmutig vor sich hin grummelte.
"Mit ihren riesigen Schmutzen machen sie alles füßig", brummte sie, "kehrig darf ich ihnen hinterher dauernd, keine Hab manieren die! Stauben nur Mach und Dreck! Und ich putz das wieder wegmussen..."
"Oooch", piepste Webolo und versuchte dabei, den riesigen Drachen beiseite zu schubsen, "breit doch mal und mach dich nicht so rutsch - ich seh auch was willen!"
"Was vort denn hier geh?" wollte Canerio wissen und setzte eine gestrenge Miene auf. "Wer schreit da so ein Gemacht? Crost das Isideria?"
"Oh, die Fahre ist in Gehex!" mischte sich noch der Schwarzmagier ein, als er Crosiderias Hilfeschreie aus der Küche vernahm. "Ich rett sie mussen!"
Er wußte ja nicht, daß es eigentlich der Koch war, der Schutz vor einer wütenden Tierschützerin bedurfte, und warf sich heldenhaft in die Brust, doch bevor er zur Rettung der holden Hexe schreiten konnte, schob ihn die resolute Chirtine beiseite und quetschte sich an ihm vorbei durch die Tür.
"Souf-Lee!" sagte sie streng, "wenn du stell auf der Nichte den Gibram herbääärtest, kannst du dir eine neue Suche arbeiten!"
Und tatsächlich: der kleine Koch blieb, sichtlich erschüttert von der Aussicht, sich eine neue Stelle suchen zu müssen, stehen und sah betreten zu seiner zornroten Chefin hoch. Die Gelegenheit nutzte das Fellknäuel in seinem Arm und hieb ihm kräftig seine nadelscharfen Zähne in den Finger.
"Au!" kreischte Souf-Lee, während die aufgelöste Crosideria schnell den kleinen Bääärtram in Sicherheit brachte. "Galstiges Untiel! Eine lichtige Bestie, del ist ja schlimmel als ein Gloßel! Ich sollte dil sämtliche Blüllaffen aus dem Ulwald auf den Hetz halsen! Duuuu kommst mil nicht in meine Suppe!"
Beleidigt verzog er sich, von Bääärtram, der sich wieder in Crosiderias Arme kuschelte, mit bitterbösen Blicken bedacht.
"Oooch, Rambääärt", seufzte die Hexe bedauernd, "ich besser, es ist glaube, wenn wir dich wieder in den Bring walden." Tröstend kraulte sie ihm das Kinn.
Dann wandte sie sich schniefend zur Tür.
"Gehdrache, komm wir mooren!"

Mit argwöhnischen Blicken beobachtete Mathilde, die gerade den gedeckten Tisch mit einem kleinen Handfeger entbröselte, wie Crosideria und der Moordrache einträchtig nebeneinander her Richtung Wald stiefelten und zwischen den Bäumen verschwanden. Mißmutig runzelte sie die Stirn.
Nicht genug, daß dieser ungebetene Besuch auf dem Fanti-Hof alles durcheinanderbrachte und in ein heilloses Chaos stürzte und sie den Gästen ständig hinterherräumen mußte - jetzt seilte sich der Drache auch noch in den dichten Wald ab, wo er unweigerlich wieder alles mögliche und unmögliche Viechzeug aufgabeln würde, das nichts Besseres zu tun hatte, als sich in seinem frischgeputzten Schuppenpanzer festzusetzen.
Wie hatte sie sich angestrengt! Porentief rein war er nun, mit aprilfrischem Duft und blitzsauberen Schuppen, an die sich höchstens noch lebensmüde oder putzmittelsüchtige Drachenmilben herangewagt hätten. Und was tat er? Spazierte ohne nachzudenken einfach in den Wald, wo er sich natürlich wieder schmutzig machen würde.
Aber Mathilde würde sich ihre Arbeit nicht von diesem dahergelaufenen Drachen ruinieren lassen! Sie seufzte tief und sammelte eilig ihre Utensilien in den Putzeimer. Besser, sie ließ ihn nicht aus den Augen, damit sie gleich einschreiten konnte, sollte der Drache von gemeinem Ungeziefer angefallen werden. So klemmte sie sich entschlossen ihren Schrubber unter die Achsel, packte den Eimer und schlich den beiden leise nach.

Der Drache und Crosideria merkten gar nicht, daß sie von einer sauberkeitsfanatischen Laufdrachendame beschattet wurden, sondern wanderten arglos unter dem dichten, grünen Blätterdach dahin.
"Da stelle ist die Vorne", Crosideria deutete den schmalen Waldweg entlang und blickte fragend zum Moordrachen hoch. "Auf hab ich ihn dortgelesen. Setzen wir ihn hier absollen?"
Grübelnd musterte er die Umgebung.
Währenddessen klammerte sich Bääärtram am Ärmel der Hexe fest und fiepte jämmerlich.
"Has wast du denn?" erkundigte sie sich besorgt. "Gut's dir nicht geht?"
"Hallolo", hörte sie Bääärtrams Piepsstimmchen stottern, "niiiiiicht zurück!"
"Uii ..." Crosideria staunte nicht schlecht. "Du sprechst ja kannen!"
"Niiiiicht zurück .... da sind .... da sind ...."
"Seine Korge", beruhigte sie den Kleinen, "hier nie istmand, der dir Tutes böst."
Aber Bäääärtram hing an ihr wie ein Klammeraffe und schlotterte am ganzen Leib, mit seinen dünnen Fingerchen zeigte er aufgeregt in den dichten Wald abseits des Pfades.
"Da ... da ... da ..."
Moordrache und Crosideria tauschten einen verständnislosen Blick und die Hexe zuckte hilflos mit den Schultern. Was war nur mit dem Kerlchen los?
"Bäääärt, kleiner Ruhigram", tröstete sie das Tierchen, "mein uns, was du zeigst." Sie schritt entschlossen auf den Rand des Unterholzes zu, um zu demonstrieren, daß dort keine Gefahr lauerte, während sie beruhigend auf Bääärtram einredete.
Doch dann erstarrte sie.
"W...w...was das ist??"
Mit spitzen Fingern zeigte sie ins Gebüsch.
Als Moordrache sich daraufhin umdrehte, sah auch er, was Crosideria zum Stottern brachte: im Unterholz hockten Dutzende von diesen Bääärtrams, kleine haarige Viecher mit spitzen Ohren und ebensolchen Zähnen, und musterten sie aus schwarzen Knopfaugen neugierig.
"Wasram", flüsterte die Hexe, "bäääärt ist das?"
"Brüüüüüüder", hörte sie den Kleinen fiepen, "und Schweeeeestern - die sind ja sooooo gemein zu mir!"
"Deine Geschwister?"
Bääärtram nickte und zeigte auf die einzelnen kleinen Wesen:
"Bäääärta, Hubääääärt, Bäääärthold, Bääääärbel, Camembäääärt ..." Die Namen sprudelten nur so aus ihm hervor, und die Reihe der Geschwister, die er aufzählte, wollte schier kein Ende nehmen.
Crosideria war entzückt - ein ganzer Streichelzoo tat sich da im Unterholz auf – lauter niedliche kleine Tierchen, die so aussahen, als könnten sie es gar nicht erwarten, gekrault zu werden. 
"Guckdrache, moor doch mal!" flüsterte sie hingerissen. "So bääärte kleine Vielrams!"
Als keine Reaktion erfolgte, warf sie einen schnellen Blick zum Drachen hinüber. Er stand völlig erstarrt und mit schreckgeweiteten Augen da und gaffte fassungslos die Horde kleiner Pelztiere an. Ein heftiger Atemzug ließ seine Schuppen erzittern, dann stieß er einen Schrei aus, der Crosideria in die Knie gehen und sich die Ohren zuhalten ließ:
"WEEEEG HIIIIER!"
Doch es war schon zu spät...

© by Sylvia
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Und schon geht's zum 19. Kapitel: Der Torwächter
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Denkt bitte daran: auch diese Geschichte nimmt am Drachentaler-Wettbewerb teil.
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