Jens interessierte sich für ein Buch,
das offen auf dem Alchemietisch lag. Sukita hatte es wohl geschrieben.
"Die Monster von Eragul" las Jens.
"Ja, da stehen alle Monster drin, die hier
in der Wildnis rumschleichen", bemerkte Sabion, "das solltest du dir auch
besser mal durchlesen. Sukita hat es aus den alten Schriften mit Syn gestern
übersetzt."
Jens sah sich die Einträge an.
Riesenratte:
(Übernatürlich große Ratte)
Stärke: gering
Intelligenz: gering
Besonderheit: bevorzugt Aas
Riesenratten sind hauptsächlich in
Abwasserkanälen, feuchten Höhlen oder dunklen Kellergewölben
anzutreffen. Sie sind aber selten Aggressiv.
Schattenläufer:
(Schwarzes, werwolfartiges Biest mit Reißzähnen,Klauen
und Hörnern)
Stärke: ?
Intelligenz: ?
Besonderheit: Magisches Nachtwesen
Einen Schattenläufer sollte man besser
aus dem Weg gehen. Tagsüber sind sie im Wald schwer zu finden, aber
nachts ziehen sie los um Beute zu machen. Sie fressen alles was lecker
schmeckt.
(Menschen sind für sie sehr lecker!!)
Skelettritter:
(Skelett mit Rüstung)
Stärke: mittel
Intelligenz: niedrig
Besonderheit: Immun gegen Giftklingen..
Skelettritter sind tote Krieger, durch Magie
ihrer friedlichen Ruhe beraubt. Sie sind langsam und sehr ungeschickt,
deshalb kann man ihnen leicht ausweichen. Mithilfe des Zaubers
"Mana-Entzug" fallen sie einfach
wieder auseinander.
`Suchender`:
(Gestalt in schwarzem Umhang)
Stärke: hoch
Intelligenz: hoch
Besonderheit. Stealthangriff, Teleportationsfähigkeit.
Über die `Suchenden` ist nicht viel
bekannt. Wenn man sie tötet, erscheinen sie woanders wieder in einer
Rauchwolke. Sie sterben nur dann, wenn man ihnen direkt ins Herz sticht.
Golem:
(Monster aus Stein)
Stärke: extrem hoch
Intelligenz: sehr niedrig
Besonderheit: Extrem hohe Ausdauer
Golems sind Wesen aus Stein, denen von Magiern
Leben eingehaucht worden ist. Golems sind extrem schwer zu besiegen, da
sie nur aus massivem Stein und magischer Energie bestehen. Am besten besiegt
man sie mit großen Keulen oder Hämmern. Auch der Zauber "Mana-Entzug"
kann sehr nützlich sein.
Riesenspinne:
(Haarige Giftspinne)
Stärke: mittel
Intelligenz: mittel
Besonderheit: Giftangriff
Riesenspinnen sind groß. Sehr groß!
Bis zu zwei Meter(!) können sie hoch sein.
Sie sind allerdings sehr selten und halten
sich nur in den tiefsten Höhlen auf.
"Interessant, was Sukita alles über die
Wesen von Eragul gelernt hat. Doch hoffentlich gibt es diese Wesen nicht
in der Krypta!" meinte Jens besorgt.
Ma´zachur blickte vom Drachenhort aus
runter ins Tal.
"Ja. Hoffentlich finden sie den heiligen Speer
und kommen wieder heil raus!" meinte er.
Jens las weiter:
"Völker der westlichen Inseln"
Goblins:
(Kleine Gnome)
Goblins leben im Wald, hauptsächlich
in kleinen Hütten. Sie sind zwar wegen ihrer Fruchtbarkeit ein großes
Volk, doch es gelang ihnen nie, sich als ein Königreich zu organisieren.
Sie lügen, sind arrogant, dreckig und unglaublich faul!
Da sie nur einen schwachen Willen besitzen,
kann man sie leicht an der Nase herumführen, doch wehe dem, den sie
dessen überführen. Ihre Rache ist gefürchtet!
Elfen:
Über Elfen ist fast nichts bekannt,
weil sie richtige Geheimniskrämer sind. Sie leben gegenüber anderen
Völkern sehr zurückhaltend und geben ihr wertvolles Wissen nicht
großzügig Preis.
Es heißt, Elfen haben es in der Magie
zur Perfektion gebracht!
Zwerge:
(Kleine Gnome)
Zwerge wiederum sind von einem ganz anderen
Schlag. Sie haben eine Vorliebe für alles mechanische und technische.
Außerdem sind sie die besten Schmiede weltweit.
Nur sie wissen außerdem, wie man
Bergwerke sehr klug anlegt und ausbeutet.
Zu fast allen Völkern haben sie gute
Handelsbeziehungen im Bereich Gold, Erze und Edelsteine.
Der blaue Eisdrache hob den Kopf.
"Ich glaub, ich habe ein paar Gedanken von
Syn und Sukita aufgenommen!"
"Wo sind sie?" fragte Jens den Drachen.
"Ich kann sie ziemlich schlecht lokalisieren,
aber es scheint ihnen soweit gutzugehen!"
"Dann kann ich mich ja mal ne Runde aufs Ohr
hauen." meinte Jens.
Der Eisdrache nickte. "Schlaf nur, ich passe
auf dich auf. Ich komme die nächsten Wochen ohne Schlaf aus."
Jens legte sich ins Heu.
.
Sukita und Syn dagegen waren in der Krypta
wieder unterwegs.
"Kommt mir das nur so vor, oder gab es vorhin
ein kleines Erdbeben?" fragte Sukita verwundert.
"Ja, das muss vom Drachenhort bei den Bergen
gewesen sein. Hat sich aber eher wie eine Explosion angehört! Bestimmt
hat Pyrotakan jemanden erwischt, der sein gehortetes Gold stehlen wollte.
Bei so was fährt er sehr schnell aus den Schuppen!"
Syn und Sukita blieben vor einer Brücke
stehen, die über einen kleinen Abgrund führte. Der Abgrund war
ca. 20 Meter tief und am Grund auch mit Stacheln übersät.
"Na toll!" meinte Syn grimmig.
"Das ist noch nicht alles," sagte Sukita und
zeigte auf fünf riesige Messerpendel, die über der Brücke
hin und her schwangen. "Wenn du über die Brücke willst, musst
du einen bestimmten Zeitrhythmus einhalten, sonst kommst du in mehreren
Teilen auf der anderen Seite an!"
Syn sah sich die Pendel an. Zwischen ihnen
waren nur wenige Meter Abstand.
"Vielleicht kann ich diese Mordmaschine abschalten,
wenn ich auf der anderen Seite bin!"
Bevor Sukita etwas sagen konnte, war Syn schon
an den ersten beiden vorbei. Den dritten Pendel wich sie durch eine Vorwärtsrolle
aus, dem vierten, etwas höherem, durch ducken.
Beim fünften hätte sie fast den
Kopf verloren, da der Schwungrhythmus mit dem vierten fast übereinstimmte.
"Bleibt hier bei uns!" hörten beide
plötzlich aus einer der Nischen sagen.
Ein staubiges Skelett kletterte aus dem Loch.
Syn war inzwischen an der anderen Seite angekommen
und sah einige rostige Metallhebel an der Wand. Syn betätigte den
ersten.
Die Stacheln im Abgrund zogen sich in den
Boden zurück.
"Beeil dich bitte Syn, da hinten kommt ein
Skelett!" rief Sukita rüber.
Der zweite Hebel löste einen Steinschlag
aus Löchern an der Decke aus, doch zum Glück auf der anderen
Seite neben dem zweiten Skelett, das gerade aus der Wand stieg. Sukita
stand schon vor den Pendelklingen direkt auf der Brücke. Auch über
ihrem Kopf waren Löcher an der Decke, aus denen Steine kommen könnten.
Syn hatte nur noch zwei Hebel übrig.
"Betätig jetzt bitte nicht den falschen!"
flüsterte Sukita.
Syn sah sich beide Hebel genau an, betätigte
dann den letzten.
Ein Grollen von Steinen ertönte über
Sukitas Kopf aus den Löchern.
"Scheiße, es war der falsche!!" Sukita
sprang, wie Syn, mit Leichtigkeit zwischen den ersten beiden Pendeln durch.
Beim dritten rollte sie sich durch, beim vierten wartete sie kurz, bis
er vorbei war. Dann sprang sie durch die letzten beiden durch. Auch hier
hatte nicht viel gefehlt, und sie wäre Hackfleisch gewesen.
Im selben Moment, als sie etwas unsanft bei
Syn landete, donnerten die Steine aus der Decke nieder auf die Brücke.
Die Skelette wurden unter ihnen begraben. Auch die Messerpendel krachten
von der Decke und versperrten jetzt den Rückweg.
"Das war knapp!" keuchte Sukita.
"Tut mir leid, aber ich wusste nicht, dass
dieser Hebel die Steine auslöste." sagte Syn.
Sukita meinte: "Wenn die Steine nicht gewesen
wären, dann hätten wir jetzt noch die Skelette am Hals! Aber
einen neuen Rückweg müssen wir jetzt suchen."
Beide kamen nun in eine riesengroße Kammer.
In der Mitte lag ein Haufen Goldmünzen, der aber zuerst in die Dunkelheit
nicht erkennbar war. Es war bei näherem hinsehen auch nicht einfach
nur ein Goldhaufen, sondern mehr ein Durcheinander von Gold, Edelsteinen,
wertvollen Waffen, Knochen, goldenen und silbernen Kelchen und Tellern
und auf der Spitze des Goldhaufens lag ein Sarg, verziert mit Edelsteinen.
"Wenn das Pyrotakan sehen könnte!" sagte
Syn verblüfft.
Sie kletterte kurzerhand auf den Goldhaufen
und drückte gegen den Deckel.
"Sukita, hilf mir mal. Das Ding ist verdammt
schwer!"
Sukita kletterte auch hoch und beide drückten
nun gegen den Sargdeckel.
Knarrend klappte dieser auf.
Sukitas ekelhafte Befürchtung bestätigte
sich nicht. Es war kein Skelett in dem Sarg, an dem zwanzig Ratten nagten,
auch keine Falle, oder ähnliches.
Nur ein Tuch lag darin, in dem etwas eingewickelt
war.
Syn entfernte den Stoff.
"Ist das der...?"
Syn nickte. "Ja, der heilige Feuerspeer Arnus!"
Sie blickte den Speer an, der wie Kohle im
Feuer glühte. Es war ein Wurfspeer, knapp zwei Meter lang und hatte
an der Spitze etliche Widerhaken.
Wer stört hier die Ruhe der Toten!?
Ertönte plötzlich eine düstere Stimme aus den Wänden.
"Wir wollen eure Ruhe nicht stören, sondern
nur den heiligen Feuerspeer mitnehmen und Saryn daran hindern, Eragul einzufrieren!"
entgegnete Syn.
"Ihr habt es also tatsächlich bis in
die Ruhmeshalle geschafft! Ihr seid noch am Leben, wie kann das sein? Seid
ihr wirklich würdig, Saryn gegenüberzutreten? Na ja, das wird
sich schon noch zeigen!"
"Wir wollen weder euer Gold stehlen, noch
sonst etwas tun, das die Toten erzürnt, aber sag, wer bist du?" fragte
Syn.
"Ich bin der Geist des Königs, der
von den `Suchenden` ermordet wurde! Syn, Ich bin dazu verdammt, hier unten
in der Krypta zu leben, bis Saryn getötet wird!"
"Du kennst meinen Namen?" fragte Syn verwirrt.
"Die Toten wissen alles, Syn. Ich weiß
auch etwas, das du nicht weißt. Du hast noch einen Bruder, der mit
dem Eisdrachen durch Saryns Zauber zur Erdenwelt geschickt wurde.
Sein Name ist..."
"Jens?" fragte Syn dazwischen.
"Genau! Du wunderst dich, warum er sich
nicht daran erinnern kann? Ganz einfach. Er war damals gerade einmal zwei
Jahre alt, als er mit dem Drachenei zur Erde geschickt wurde. Die `Suchenden`
kamen als Menschen hinterher und richteten den beiden ein Schein-Zuhause
ein.
Der blaue Eisdrache schlüpfte dort,
als Mensch verwandelt. Die Suchenden spielten den beiden ein friedliches
Elternhaus vor, doch sie wussten, dass eines Tages der Vorhang fallen würde."
"Dann sind Pyrotakan und Sabion die Eltern
von Ma´zachur, dem blauen Eisdrachen?" fragte Sukita.
"Exakt!"
"Aber wo sind dann meine Eltern?" fragte Syn.
"Wissen sie überhaupt noch, dass ich lebe?"
Die Stimme des Königs sage:
"Syn, deine Eltern starben hier in der
Krypta. Sie waren Grabräuber. Den Drachenhort wollten sie auch ausräumen,
doch es gelang ihnen nicht. Dort ließen sie dich als kleines Kind
zurück. Du und Jens müsst euch damit abfinden!"
Eine Knochenhand schoss plötzlich aus
der Wand, dann noch zwei.
"Ihr müsst jetzt gehen, ich kann die
Toten, die verdammt sind, nicht daran hindern, euch etwas anzutun"
sagte die Geisterstimme des Königs.
"Aber der Rückweg ist durch Steine versperrt!"
rief Sukita.
Die Stimme des Königs verhallte leise:
"Geht
durch die Decke..."
Sukita sah sich nach einem Ausgang um. An der
Decke war eine Art Luftschacht angebracht. Dieser allerdings war vergittert.
Syn kletterte kurzerhand auf den Sarg, sprang
nach oben und klemmte sich kopfüber mit den Füßen zwischen
den Gittern fest.
"Gib mir den Feuerspeer hoch, ich heble die
letzten beiden Gitterstangen aus dem Stein!"
Gerade als Sukita Syn den Feuerspeer hoch
reichte und diese den ersten Gitterstab schon fast ausgehebelt hatte, kamen
einige absonderliche Gestalten aus einem Loch, das in der Wand der Kammer
entstand.
Es waren mumienartige Tote, die Zangen statt
Knochenfingern hatten.
"Bleibt bei uns!!!" röchelten
diese, als sie auf Sukita zuhinkten.
"Beeil dich bitte, Syn!" rief Sukita hoch.
"Ich hab´s!" Der zweite Gitterstab fiel
von der Decke und jetzt war das Loch groß genug zum durchklettern.
Syn war schon auf der Innenseite, als Sukita
sich hochschwang. Die Toten kletterten schon auf den Goldhaufen, um Sukita
zu greifen.
Diese machte es Syn nach und quetschte sich
durch das Loch hindurch.
Ein wütendes Fauchen der Zombies drang
zu ihr nach oben.
Der Luftschacht verlief diagonal, fast kerzengerade
hoch und die Steine waren fast spiegelglatt geschliffen.
Trotzdem schafften sie es, sich hochzuziehen,
da der Gang etwas eng war und man sich so links und rechts an den Seitenwänden
abstützen konnte.
.
Fast drei lange Stunden kletterten die beiden
den Schacht hoch, bis ein kleiner Lichtstrahl in der Ferne zu erkennen
war. Sukita´s Fackel rauschte in einem Luftzug.
"Da vorne ist ein Ausgang, jede Wette!!"
Nach einer weiteren halben Stunde, knieten
beide vor einem Ausgang, der durch eine Steinplatte versperrt war. Syn
schob sie mit Leichtigkeit beiseite und wurde durch das Tageslicht geblendet.
Es musste Mittag sein.
Syn und Sukita kletterten aus dem Loch und
erst jetzt erkannte Syn, wo sie sich befanden.
Es war die Ruine, wo Markus die Gestalt des
Eisdrachen angenommen hatte. Mitten in der Ruine, wo die Steinplatten lagen,
führte durch eine von ihnen ein Weg in die Krypta.
Syn staunte.
Dann rief sie im Gedanken nach Ma´zachur.
"Na endlich!!! Wo wart ihr denn so lange!?"
antwortete dieser prompt.
Ma´zachur kam mit Jens auf dem Rücken
und Pyrotakan über den Wald gerauscht und landete neben der Ruine.
"Du hast ihn...?" fragte der Eisdrache, als
er den Feuerspeer in Syn´s Hand sah.
"Ja, aber frag nicht, was das für ein
Abenteuer war!"
Pyrotakan sagte: "Steigt bei mir auf, wir
fliegen in die Stadt. Die anderen Drachen sind auch schon dort. Wir können
dem Stadtrat von eurem Erfolg berichten."
.
Als sie in der Stadt ankamen, war schon das
Rohgerüst der neuen Brücke auf der Stadtseite zu erkennen. Vor
dem Rathaus gab es reichlich Applaus, als Syn den Feuerspeer dem Bürgermeister
übergab.
"Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wird Ma´zachur
alleine in die Eiswelt fliegen müssen, um Saryn zu töten. Diese
Aufgabe kann nur er übernehmen!" sagte Pyrotakan.
Der Bürgermeister nickte. "Solange wird
der Speer in der Waffenkammer verwahrt!"
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