Es war ein ruhiger und sonniger Sonntag im
Spätsommer. Viele Schiffe fuhren auf dem Rhein und einige Leute gingen
auf dem Damm spazieren, oder saßen in den Cafes.
Da knallte es plötzlich am Himmel und
eine kugelförmige, grünleuchtende Wolke erschien. Daraus tauchte
ein Ultraleichtflugzeug auf, das einen Gleitschirm hinterher schleppte.
Verblüffendes Schweigen.
Die Flieger staunten, als sie vor sich wieder
die vertraute Landschaft ihrer Heimat sahen.
"Wir sind zurück, wir haben es geschafft!"
Elsyria und Rafael blickten zurück und sahen, wie sich hinter ihnen
das Sternentor schloss. Das letzte was sie sahen, war der Drache Mondkralle,
der ihnen mit einem Augenzwinkern hinterher winkte. Dann verschwamm das
Bild und nur der helle, blaue Himmel war zu sehen.
"Unidentifiziertes Luftfahrzeug im Anflug
auf die Deutsche Grenze, identifizieren sie sich sofort. Sie fliegen in
gesperrtem Luftraum ......" tönte es plötzlich aus dem Funk.
"Da unten liegt Neutal, da können wir
landen. Es gibt dort einen Flugplatz. Bis nach Gründorf ist es zu
weit!" sagte Thomas.
"Was sollen wir denn denen erzählen?
Die wollen wissen, wo wir waren und wenn wir sagen, wir waren in Dracania,
dann stecken sie uns in die Klapsmühle!" meinte Dixon besorgt.
"Wir sagen, unser Flugzeug ist über der
Adria abgestürtzt..." Thomas hatte für solche Fälle immer
die richtige Ausrede parat.
"Festhalten, Jungs, wir laaaaaaaaaanden!!!!"
Das Flugzeug kam in steilem Winkel über
den Rhein gezischt. Ein paar Schiffe quälten sich die Strömung
rauf. Der Gleitschirm hinter dem Flugzeug flatterte im Wind. Rafael klinkte
aus und ging in Sinkflug runter. Sie setzte am Ende des Flugplatzes auf
und sofort stürmten einige Polizisten zu ihnen hin. Das ULF setzte
danach auf und schaffte es nicht mehr ganz, bis zum Ende der Rollbahn anzuhalten.
Gerade als die Polizei Rafael und Elsyria "aufgreifen" wollte, knallte
der Flieger in einen Streifenwagen. Glassplitter und Teile der Tragflächen
flogen in der Gegend rum.
Die Polizisten sprangen in einen Graben und
zückten ihre Dienstwaffe. (Wahrscheinlich dachten sie, es wäre
irgend ein Terroranschlag.) "Hände hoch und keine falsche Bewegung!"
Sofort kamen ein paar Journalisten vom Tower angerannt und filmten. Der
eine Polizist senkte seine Waffe und sagte: "Hey, Moment mal, euch beide
kenne ich doch!" Er zeigte auf Rafael und Elsyria.
"Ihr seid doch die, die vor zwei Wochen verschwunden
sind."
Thomas staunte: "Was zum Teufel redet ihr
da. Wir waren doch mindestens zwei Jahre weg!"
"Halt die Klappe!" zischte Elsyria.
Doch der Polizist sagte. "Das kann nicht sein.
Die Sache mit dem verschwundenen Transportflugzeug ging tagelang durch
die Zeitungen. Wir haben europaweit ermittelt, aber ergebnislos. Jetzt
werdet ihr uns erst einmal ein paar Fragen beantworten müssen!"
Vorher hatten sie alles abgesprochen, was
sie denn erzählen sollten, wenn sie zurück sind, und so einigten
sie sich auf folgende Geschichte:
"Damals starteten wir um 12 von Gründorf
Richtung Griechenland. Als wir das Österreichische Gebirge überflogen
hatten, bemerkte der Pilot einen Schaden an der Triebwerksaufhängung.
Er beschloss, den Schaden in Athen zu beheben. Aber als wir irgendwo über
dem Meer waren, explodierte ein Triebwerk und wir stürzten ins Meer.
Wir acht haben überlebt, weil wir
die Ladeluke während des Fluges öffneten und mit dem ULF rauskamen.
Das war ein Stunt! Rafael und Elsyria sind mit dem Fallschirm rausgesprungen..."
Irgendwie schafften sie es, die Story so zu
erzählen, dass das Verhör schon nach zwei Stunden beendet war.
Obwohl es eher unlogisch ist, ein abstürzendes Flugzeug auf diese
Art zu verlassen. Thomas, Jochen und Michael riefen gleich ihre Familien
an, Dixon und Miles buchten gleich den nächsten Flug in die USA.
Herr und Frau Maier kamen gerade angefahren,
um Rafael und Elsyria abzuholen.
Als die übliche sentimentale Wiedersehensbegrüßung
abgeschlossen war, fragte Elsyria: "Hey, ihr habt euch ein neues Auto gekauft?"
Herr Maier nickte und sagte: "Stellt euch
mal das vor. Ich hatte euch vor zwei Wochen zum Flugzeug gebracht und befand
mich gerade auf dem Heimweg. Wie immer war Stau auf der Autobahn. Da fiel
plötzlich eine Flasche aus heiterem Himmel auf mein Auto und ruinierte
es."
"Ach wirklich?" fragte Elsyria und blickte
Rafael an, der ganz genau wusste, was ihre Blicke sagten.
"So was kann eben vorkommen. Die gute, alte
Schwerkraft..." sagte er verlegen.
Während der Heimfahrt im Auto sagte Elsyria:
"Ich habe immer gedacht, ein Flugzeugabsturz passiert anderen und nicht
uns!"
Frau Maier sagte traurig: "Das haben sich
eure Eltern wahrscheinlich auch gedacht. Dinge passieren eben, aber IHR
habt Gott sei Dank überlebt!"
Rafael hielt noch immer die rote Drachenschuppe
in der Hand. Sie schien eine merkwürdige Kraft abzugeben. Rafael meinte:
"Ist vielleicht ein Familienfluch, dass ein Flugzeug abstürzt, wenn
wir drin hocken!"
Herr Maier lachte: "Ach jetzt hör doch
auf, das ist doch kein Fluch! Aber ich habe den Verdacht, dass ihr uns
irgend etwas verschweigt. Das war doch kein natürlicher Absturz, oder?"
Elsyria und Rafael wurden auf einmal käsebleich.
"Dochdoch," sagte Elsyria hastig. "Genausowares!"
Frau Maier sah sie misstrauisch an. "Nun gut,
kann sein, dass ihr recht habt. Aber merkwürdig ist die ganze Geschichte
schon..."
Nach dem Abendessen ging Elsyria nach oben
in Rafaels Zimmer, der gerade seine Sachen aus dem Rucksack holte. "Laptop
und Digi-Cam sind heil geblieben, mal sehen, wie die Bilder geworden sind!"
Rafael hatte während des ganzen Abenteuers fast 2000 Bilder gemacht.
Vom Flugzeugabsturz, Drachenflüge und die Aktion in Nemesars Festung.
"Was willst du machen? Sie im Internet ausstellen?
Lass das bloß niemanden in die Finger kriegen!" sagte Elsyria besorgt.
Doch Rafael beruhigte sie. "Keine Sorge, ist
alles mit einem Passwort gesichert. Keiner kommt an die Dateien!"
"Da bin ich ja echt beruhigt..." sagte sie
ironisch.
Rafael holte zwei kleine Lederbeutel aus dem
Rucksack. "Das haben uns die Drachenreiter mitgegeben!" Er gab eines davon
Elsyria. Sie öffneten die Päckchen und konnten kaum glauben,
was sie in ihren Händen hielten:
Das goldene Drachenamulett.
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