Vampire von Dragonsoul Lianth
1: Treffen im Wald

Eine ruhige Nacht - ganz anders als der Tag. Ich hätte vielleicht doch nicht hier im Wald schlafen sollen. War mir nicht so, als hätte es am Tag eine Explosion bei der Majorshütte gegeben? Und kurz danach ist doch jemand in der Nähe weggerannt - hörte sich an, wie ein verletzter Mensch...
Für einen Moment überlege ich, ob ich vielleicht zur Majorshütte soll, einen Blick riskieren. Doch dann entscheide ich mich anders. Ich will bis Sonnenaufgang wieder in Paris sein. Und das ist immerhin ein weiter Weg. Beim Losgehen zupfe ich mir abwesend ein paar Dreckklümpchen aus dem Haar. Es ist schon eine Weile lang dunkel und nicht einmal der Mond scheint. Dennoch kann ich auch so noch gut genug sehen, um den Weg sicher genug zu finden. Ich bin schon eine ganze Weile unterwegs, als ich eine rote Leuchtspur durch das Geäst zum Himmel durchbrechen sehe. Unschlüssig bleibe ich stehen, doch dann packt mich doch die Neugier. Dank meiner Disziplin "Auge des Tieres" kann ich auch bei diesen unmöglichen Lichtverhältnissen noch alles erkennen, als sei es taghell.
Kurz noch zögere ich, doch schließlich wende ich mich in die Richtung, aus der das Geschoss kam. Dank meiner nun guten Sicht kann ich mich dem Ort schnell nähern und schon bald höre ich eine tiefe Stimme rufen: "Wäre mein Rudel hier, dann wärt ihr schon gestern tot!" Neugierig nähere ich mich weiter, doch außer einem Schatten, der gerade von einem Ast verschwindet, kann ich nichts entdecken. Es folgen weitere Schüsse, nun deutlich näher. Als ich durch ein hohes Gebüsch trete, erstarre ich jedoch vor Schreck.
Just in dem Moment, da ich das Geäst verlassen habe, sehe ich drei dunkle Gestalten knapp einen Meter vor mir durch die Luft fliegen und weiter rechts zu Boden fallen. Nur einer von ihnen landet halbwegs geschickt und schießt sofort nach einer Gestalt gut zehn Meter entfernt. Das grüne Leuchtfeuergeschoss fliegt ebenfalls nur knapp an mir vorbei. Und es wird noch von wo anders geschossen. Ich sehe noch, wie der bullige Mann zu Boden geht. Doch ich kann den Blick nicht lange darauf lassen. Urplötzlich taucht vor mir eine schwarz gekleidete Frau aus dem Nichts auf und richtet eine Pistole direkt auf mich! Völlig verdattert erstarre ich und starre den Lauf direkt vor meinem Gesicht mit weiten Augen an. Wo kommt diese Frau auf einmal her!?
"Wer seid Ihr!?" fragt sie mich misstrauisch. Doch ich kann nur weiter verdutzt die Waffe anstarren. Kurz wendet sie den Blick zur Seite und ruft die anderen fünf Gestalten. Warum nutz ich die Chance nicht und verschwinde einfach? Doch ich wage es nicht, mich zu rühren. Immerhin haben diese Gestalten selbst jenen starken Burschen da hinten umgelegt. Also starre ich nur weiter die Pistole vor mir an und hoffe, dass ich da irgendwie heil herauskomme.
Einige Sekunden später haben auch die Übrigen mich bemerkt und nun starren mich auch die Läufe deren Waffen an. "Ich frage Euch nochmals, wer Ihr seid!" sagt die Frau nun sehr scharf. Bei ihren Worten entsichert sie ihre Waffe. "Doch ich will es Euch leichter machen: Ich bin Clara Elisabeth Wiesenbach vom Clan des Mondes. Und Ihr seid doch ein Gangrel - Habt ihr euch nicht dem Sabbath zugewandt?" - "Sabbath!?" würge ich ungeschickt heraus. "Was bitte soll...?" schließlich fange ich mich und antworte so sicher, wie ich nur kann: "Ich gehöre der Camarilla an und bin seit 40 Jahren bei dem Prinzen gemeldet!" 
Clara scheint nicht besonders überzeugt, und sie blickt mich durchdringend an. In der Gegenwart der Frau wird mir immer unwohler. Doch plötzlich nickt sie und nimmt ihre Waffe zurück, um sich an ihre Begleiter (?) zu wenden. "Seine Aura ist ehrlich, ich glaube nicht, dass er lügt!" Nun nehmen auch die anderen ihre Waffen herunter. Doch noch immer sieht Clara mich ein wenig misstrauisch an. "Verzeiht, aber Ihr seht, der Sabbath ist hier, da muss man misstrauisch sein." Aber irgendwie fühle ich mich dennoch nicht wohler - etwas an ihrem Blick ist noch immer sehr einschüchternd.
"Wollt Ihr uns nicht endlich Euren Namen sagen? Und wo Ihr lebt?" fragt sie freundlich, doch ihr Blick lässt keine andere Möglichkeit, als ihr zu antworten. "Vincon... Vincon Birjér!" bringe ich endlich hervor und starre dabei unsicher umher. Einer ihrer Begleiter spielt an einem toten Waschbären herum. "Und ich lebe in Paris, Rue de la Place." Clara nickt und wendet sich um. Ich kann nur einen flüchtigen Blick erhaschen, wie sie unmutig auf den Boden blickt. Es stellen sich auch noch die anderen vor: Ein Brujah namens Giuseppé, der zweite nennt sich Nikolas, und Friedmann, ein Ventrue, dann noch ein anderer Malkavianer, der sich Bertrand nennt.
Doch dann höre ich Friedmann fragen: "Was macht denn ein Waschbär hier?" Um ein wenig vertrauenswürdiger zu erscheinen antworte ich ihm das Naheliegendste, das mir einfällt. "Der ist wohl aus einem Labor oder so ausgebrochen. Aber Ihr habt gut daran getan, ihn zu erschießen, er hätte nur die Fauna gestört!" - "Wunderbar!" höre ich Clara währenddessen fluchen. "Und nun? Sieh auf den Boden, was siehst du? Nur noch unsere Kampfspuren!"
Inzwischen habe ich wieder ein bisschen mehr Mut gefasst und wage endlich, die Frage auszusprechen, die mich schon eine Weile beschäftigt: "Was macht ihr eigentlich hier im Wald? Ihr meidet ihn doch sonst immer..." - "Wir jagen Waschbären!" lacht Friedmann, der den Kadaver nun grinsend hochhebt. Einen Moment lang wage ich das zutiefst zu bezweifeln, doch irgendetwas in seiner Stimme lässt es mich dann doch glauben. Warum auch nicht?
Plötzlich wendet Clara sich mir zu und sieht mich abschätzend an: "Ihr wisst, dass der Prinz verschwunden ist?" Ich kann in diesem Moment nicht anders, als sie nur mit offenem Mund anzustarren. Schließlich schüttele ich langsam den Kopf und verneine. Der Prinz sollte verschwunden sein? Und was hat das hiermit zu tun? Unwillkürlich hebe ich den Kopf. Da stimmt doch etwas nicht.
"Und warum jagt ihr hier?" frage ich. Einen Augenblick herrscht Schweigen. Dann grinst Friedmann mich breit an und sagt seelenruhig: "Wenn wir hundert Waschbären erschossen haben, dann wird unser Prinz zurück kehren!" Ich starre ihn einen Augenblick lang verdutzt an, doch dann hebe ich ärgerlich die Augenbraue. Irgendwie komme ich mir im Moment ziemlich veralbert vor! Doch er blickt mich so selbstverständlich und überzeugend an, dass ich einfach nicht anders kann, als ihm zu glauben. Ich weiß zwar wirklich nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat, aber ich muss es ihm einfach glauben...
Ich habe noch ein paar Minuten Zeit, mich über diese unsinnige, aber durchaus glaubwürdige Antwort zu wundern, da spricht mich Clara wieder an: "Ihr habt hier nicht Motorradreifenspuren gesehen?" Ich runzle die Stirn und denke nach. Das passt schon wieder nicht in den Sinn. Aber ich antworte ihr dennoch, denn sie hat noch immer diesen strengen Blick. "Motorradreifen? Das eigentlich nicht..."
Sofort wird Claras Blick misstrauisch und ich weiche automatisch zurück. Inzwischen habe ich wahrlich Angst vor dieser Frau. Ihr sollte ich wirklich nicht gegen den Strich reden... "Aber!?" fragt sie scharf. Unwohl druckse ich ein wenig herum und bringe endlich ein paar unsichere Worte heraus. "Eine... Explosion?" Sofort werden die Gestalten – ich bin so langsam überzeugt, dass sie alle zu Camarilla gehören - aufmerksam. "Sprecht!" fordert Clara mich streng auf.
Ich lächele verstört und lasse noch ein paar Sekunden schweigend verstreichen. Doch mit jeder Sekunde wird ihr Blick düsterer. Und auch wenn ihre Begleiter nebenher scherzen, komme ich zu dem Schluss, dass es schlauer wäre, nicht mehr länger mit einer Antwort zu warten. Ich will es irgendwie nicht darauf anlegen, sie wirklich zu verstimmen. Immerhin habe ich schon davon gehört, was dieser Clan von Verrückten zu leisten vermag.
"Oben an der Majorshütte..." murmele ich endlich gehorsam. "Heute am Tage, da gab es dort eine Explosion... Ich habe es aber für besser gehalten, dort nicht hinzugehen." - "Würde ich am Tage auch nicht!" lacht einer ihrer Begleiter. Doch Clara bleibt ernst und sieht mich auffordernd an: "Könnt Ihr uns dorthin führen." Ihr Blick zeigt mir, dass es besser ist, nicht nein zu sagen. Also nicke ich stumm.
Als Clara sich gerade an ihre Begleiter wenden will, dringt aus dem Gebüsch ein Rascheln. Sofort richten die Leute - außer Clara - ihre Waffen in die Richtung des Gebüschs und einer von ihnen ruft: "Komm auf der Stelle heraus!" - "Für dich immer doch!" lässt sich eine weibliche Stimme hören, bevor ihre Besitzerin selbst heraus kommt.
Ich werfe ihr nur einen kurzen Blick zu, ehe ich wieder die Pistole vor meinem Gesicht wieder fixiere. Clara im Blick zu behalten erscheint mir sinnvoller, als diese seltsame Frau zu betrachten. Bei ihr reicht schon ein kurzer Blick, um mir ein Bild von ihr zu machen: Sie läuft tapsigen Schrittes durch den Wald, über den einen Arm eine dicke Plastiktüte, die bei jeder Bewegung raschelt, in der anderen Hand eine Pistole. Und ich muss mich wirklich fragen, wie sie mit diesen Stöckelschuhen überhaupt heil vorwärts kommt.
"Was machst du hier?" staunt der Kerl, der gerade auch schon gesprochen hat, Bert, glaube ich. Ich höre die Tüte knistern und dann lacht sie unsicher. "Dich retten?" - "Wie kommst du denn darauf? Und wie kommst du hierher!?" - "Da waren zwei Typen, die haben mich hierher gefahren und mir gesagt, ich müsse dich retten!" - "Mit der Tüte unterm Arm?" Weiter höre ich nicht zu, ich merke nur, dass sie ziemlichen Unsinn reden, der mich herzlichst wenig interessiert - zumal er ja mitunter von einer Tremere stammt - wie ich nebenher mitbekomme -, da kann ja nichts vernünftiges zu Stande kommen!
Ich werde erst wieder aus meinen Gedanken gerissen, als die komische Frau nach kurzem Schweigen ihre Stimme etwas hebt: "Was ist denn das da?" - "Dieser Gangrel behauptet, er wisse etwas, das unser weiterhilft." Antwortet Clara. Erst jetzt begreife ich endgültig, dass sie tatsächlich mich gemeint hat! Aber ich komme nicht dazu, mich darüber zu ärgern, denn Clara fährt augenblicklich fort: "Aber ich traue ihm nicht!" - "Na dann..." meint die Neue und richtet ebenfalls die Waffe auf mich. Ich verkneife mir einen Kommentar, doch ich finde es wirklich nicht besonders schön, dass heute irgendwie jeder eine Waffen auf mich richtet!
"Genug Zeit verschwendet!" ruft Clara plötzlich, um sich dann direkt an mich zu wenden: "Los, Gangrel, zeigt uns den Weg zur Majorshütte!" Nur kurz zögere ich noch, aber dann drehe ich mich schweigend um und laufe los. Mit einer Malk will ich mich dann doch lieber nicht anlegen... Ich höre, wie die anderen mir folgen. Doch ich komme nur ein paar Schritte weit, bis ich aus den Augenwinkeln bemerke, dass Clara weg ist. Unwillkürlich bleibe ich stehen und sehe mich erstaunt um. Nicht einmal mit meiner guten Sicht kann ich sie irgendwo erkennen!
Ich habe noch keine drei Sekunden gestutzt, als Clara direkt vor mir auftaucht und mir erneut die Pistole vors Gesicht hält. "Was wird das? Wieso bleibst du stehen!?" In diesem Moment kann ich die Frau einfach nur anstarren - die Malkavianer sind wirklich ein Clan, dem man mit Vorsicht begegnen sollte. "Los, weiter! Oder soll ich dich erschießen!?" Unwohl drehe ich mich um und gehe schweigend weiter. Sie kann sich also verdunkeln und sich dabei bewegen - Vor ihr muss ich mich wirklich in Acht nehmen!
Stillschweigend lauf ich vor mich hin, beschleunige ich meine Schritte ein wenig, um mich von der Gruppe ein wenig abzusetzen. "Willst du uns wegrennen?" fragt einer hinter mir, anscheinend Giuseppé, und spielt mit einem Baseballschläger, den er geschultert hat. "Siehst du meine Basi hier? Du weißt doch sicherlich noch, wie der Kerl vorhin geendet ist?" Ich blicke nur kurz schweigend über meine Schulter, verlangsame dann aber meinen Schritt. Die anderen sind auch nicht viel besser als die Malkavianerin!
Wir haben vielleicht vier Kilometer hinter uns gebracht, als einer meiner Verfolger - Bertrand, Bert  - stehen bleibt und zur Seite blickt. Ich gehe einfach weiter, doch muss ich ebenfalls halten, als Clara mir den Lauf ihrer Pistole in den Rücken drückt. Missmutig wende ich mich also um und blickte nur halb interessiert in die Richtung des Interesses. In einem Gebüsch liegt ein Motorrad, das ein Einschussloch hat. Doch während die anderen darüber diskutieren, blicke ich bereits wieder abwesend nach vorne. Anscheinend interessiert das Motorrad die Leute ziemlich, aber ich kann mir nicht denken wieso.
Schließlich wendet Clara sich wieder an mich: "Sag uns jetzt, wo genau die Explosion gewesen ist!" – "An der Majorshütte..." Dabei deute ich nach vorne. Hat die Frau mir nicht zugehört oder ist sie so vergesslich? "Wo genau?" Langsam glaube ich, dass diese Frau ein wenig begriffsstutzig ist. Ich deute wieder nach vorne, rühre mich aber keinen Meter. Für den knappen Kilometer Fußmarsch brauchen die mich nun wirklich nicht mehr! "Zeig uns genau, wo die Explosion war! Wird’s bald?" Ich schüttle nur resignierend den Kopf. Wo genau? Es war Tag, da werd ich doch nicht draußen herumspazieren! Aber ich setze mich wieder in Bewegung... So langsam kann ich diese Malk immer weniger leiden!
Die Majorshütte ist von hier aus schnell erreicht. Aber ich bleibe in gebührendem Abstand dazu am Rand der Lichtung stehen. Es ist nur ein altes, seit zwei Jahren leer stehendes Blockhaus, doch bei den Schwierigkeiten, in die ich heute schon gekommen bin, bleibe ich lieber vorsichtig. Diese Truppe scheint den Ärger ja förmlich zu suchen! "Wohnt jemand in der Hütte?" fragt mich die Malkavianerin. Langsam schüttele ich den Kopf - der Major ist, soweit ich weiß, schon vor mehr als zwei Jahren gestorben...
Giuseppé verschwindet leise hinter die Hütte und Friedmann macht ein paar Schritte auf das Haus zu: "Ich geh mal klopfen!" Sofort stellen sich ihm die anderen in den Weg und halten ihn zurück. Was hat das alles noch mit einer Waschbärenjagd zu tun? Doch anscheinend hat Clara inzwischen die Zeit genutzt, denn die Tür des Blockhauses geht wie von Geisterhand auf. Und ein paar Augenblicke später betritt Bertrand das Blockhaus. Schließlich folgt auch Friedmann den beiden, auch wenn er unsinnigerweise erst an die Tür klopft, ehe er eintritt.
Ich beobachte das nur kurz. Außer Nikolas ist nur noch diese Tremere - ich glaube, einer nannte sie Justin - hier. Und beide schenken mir nicht besonders viel Aufmerksamkeit. Das ist wohl die beste Chance, die ich bekommen kann. Also schleiche ich mich langsam rückwärts von der Hütte weg. Doch scheinbar bin ich heute wohl wirklich vom Pech verfolgt! Ich komme nur ein paar Schritte weit, da dreht sich Nikolas in meine Richtung und setzt mir nach! Aber ich lasse mich so schnell nicht von einem Brujah erwischen!
Er geht gleich zu einem Direktangriff über, versucht, mich zu packen. Aber seine Bewegungen sind so plump, dass es mir ein Leichtes ist, seinen Händen auszuweichen. Grinsend weiche ich nach hinten zurück – und pralle mit dem Rücken gegen jemanden. Erschrocken fahre ich herum, um dann regelrecht zu erstarren. Hinter mir hat sich Giuseppé aufgebaut – und er hat mit einer Axt, die er vorher bestimmt noch nicht hatte!, weit ausgeholt. Doch am meisten erschreckt mich der irre Blick, den er hat. In diesem Moment bin ich mir fast sicher, dass er mir gleich den Kopf spaltet!
"Kann uns hier jemand mal die Tür öffnen!?" schallt’s in diesem Augenblick von der Hütte und Giuseppé hält zum Glück inne und lässt die Axt sinken. Ich will gerade aufatmen, da packt dieser Klotz mich einfach am T-Shirt-Kragen und schleift mich unsanft hinter sich her. Und so sehr ich mich auch wehre, es richtet nicht viel aus, zumal er mich auch noch rückwärts hinter sich herzieht. 
Während Giuseppé mich unsanft ins Haus, quer durch den Raum und anschließend eine Treppe hoch zerrt, lasse ich die Gegenwehr schließlich sein. Und tatsächlich lässt er mich am Ende der Treppe endlich los! Vor der Tür scheinen sich alle versammelt zu haben - nur die Malkavianerin Clara ist nirgends zu sehen, aber ich bin mir sicher, dass sie hier ist. Giuseppé tritt schließlich an die Tür heran und zerschlägt das Schloss mit der Axt. Laut splittern Holz und Metall des Schosses. Kaum ist die Türe auf, treten alle herein, nur Betrand geht die Treppe herab, um - wie er sagt - an der Tür Wache zu halten.
Hinter der Tür ertönt ein Schrei, dann eindringliches Gerde. Schließlich höre ich Justin und Friedmann mit jemandem reden, dessen Stimme nur sehr gebrochen klingt. Nach kurzem Zögern werde ich dann doch neugierig und trete an die Tür heran. Als ich mich in den Türrahmen lehne, werfe ich einen Blick ins Zimmer. Am Boden liegt ein Mann mit einer tiefen, klaffenden Wunde am Brustkorb. Ihm fehlen sowohl ein Bein, als auch der rechte Arm und die linke Hand. Er stammelt etwas von einem 'Ungeheuer', das ihn und seinen Kumpel angegriffen hat.
Neben mir erscheint wie aus dem Nichts plötzlich Clara, um sofort wieder in den Raum zu laufen. Zwar erschrecke ich mich mal wieder darüber, doch ich habe es bereits aufgegeben, mich darüber zu ärgern. Im nächsten Moment schickt sie auch schon einen los, um Verbandszeug zu holen. Sie selbst versorgt notdürftig die Wunden des verletzten Menschen. Während sie das tut, fragen Friedmann und Justin den Mann aus.
Er spricht immer wieder von einem Ungeheuer und davon, dass nicht einmal die Explosion es hat aufhalten können. Wenigstens weiß ich jetzt, dass diese Typen für die unsanfte Störung heute Nachmittag verantwortlich sind. "Und dein Kumpel?" schießt es mir unwillkürlich heraus. "Ist er nicht gestern verletzt davon gelaufen?" - "Ja..." antwortet der Mann. Sofort weiß ich nun zumindest die Richtung, in die der andere gerannt ist. Doch der Kerl will nicht antworten, als er nach dem Versteck gefragt wird. Vielmehr schaltet er auf einmal auf stur.
"Ich werde Lulu bestimmt nicht verraten - so hat wenigstens er eine Chance, zu entkommen!" flucht er schließlich. "Verpisst euch! Außerdem, wer seid ihr? Und warum leuchten seine Augen so komisch rot?" Unwillkürlich drehte ich mich zur Seite. Natürlich, der Kerl ist kein Vampir, er kann und darf es nicht wissen. Und ich habe ausgerechnet heute meine Sonnenbrille vergessen - heute ist wirklich nicht mein Tag! Noch während die Malkavianerin den Mann beruhigt, indem sie es auf Halluzinationen schiebt, lasse ich meinen Zauber fallen. Mit einem Mal ist es fast zappenduster, doch meine Augen gewöhnen sich schnell wieder an das fahle Licht.
Der Mensch ist inzwischen von Friedmann eindeutig hypnotisiert worden, denn er antwortet jeder gestellten Frage. Ein wenig interessiert es mich nun doch, was Clara und Co eigentlich hier wollen, denn sie fragen den Mann über irgendeine Statue, einen Raub und ein Versteck aus. Ich kann mir daraus wirklich keinen Reim machen, denn irgendwie hat das doch gar nichts damit zu tun, was sie mir vorher gesagt haben... Was in drei Teufels Namen soll bitteschön eine geklaute Statue mit einer Waschbärenjagd zu tun haben!?
 
© Dragonsoul Lianth
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Und schon geht's weiter zum 2. Kapitel: Neue Gesichter

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