Wie der Tod entstand von Andreas Schwarz

Vor Urzeiten, als die Welten noch jung waren, mussten die Seelen der Gestorbenen aus eigener Kraft den Weg in das Himmlische Reich finden. Doch auf dem Weg durch die Dunkelheit gab es Gefahren, wie die "Seelenfresser", Halbwesen, die sich von umherirrenden Seelen ernährten. So geschah es, dass einmal ein sehr bekannter und viel gerühmter Held, er hieß Andruwiel, durch einen heimtückisch vergifteten Pfeil starb. Seine Seele löste sich von seinem Körper und machte sich auf den Weg zum Himmlischen Reich, von dem er ein helles Licht gleißen sah, es kam vom Turm der Pforte, um den Seelen den Weg zu weisen. Doch auf seinem Weg durch die Dunkelheit wurde er plötzlich von der Seite angegriffen und von starken Klauen gepackt. Doch Andruwiel wehrte sich heftig gegen das Wesen, das ihn angriff, und versuchte, seinen Griff zu sprengen. Da der Seelenfresser es nicht gewohnt war, dass sich seine Beute so stark wehrte, gelang es ihm sich loszureißen, doch blieb ein Stück von ihm an den scharfen Klauen des Seelenfressers hängen. So schnell er konnte legte Andruwiel den Rest des Weges zum Himmel zurück, doch als er an der Pforte des Himmlischen Reiches ankam, wurde er von der Wache, die dafür sorgte, dass keine unerwünschten Wesen in das Reich eindringen konnten, festgenommen und vor den Erzengel geschleift, der ihn richten sollte. Da ein Teil seiner Seele bei dem Seelenfresser zurück geblieben war, wurde er zu einem Zwischenwesen, nicht mehr seiner alten Welt angehörig, doch gehörte er auch nicht zu den Himmelswesen. Zu seinem Glück erkannte der Erzengel, was Andruwiel geschehen war und sprach zu ihm: "Ich kenne dein Leid, Andruwiel, doch leider darf ich dich nicht in unser Reich lassen, da du kein himmlisches Wesen mehr bist." Andruwiel antwortete verbittert: "Wenn ihr mich schon nicht in euer Reich lassen wollt, so gebt mir eine Waffe und lasst mich ziehen, dann werde ich dafür sorgen, dass keiner Seele mehr das geschehen soll, was mir geschah." "Der Mut wird hier oben sehr gehrt, deshalb sollst du in das Ausrüstungslager der Wachen geführt werden, wo du nehmen darfst, was du möchtest, doch sind unsere Waffen so geschaffen, dass nur wir sie berühren können", sagte der Erzengel darauf. Auf einen Wink des Erzengels hin geleiteten die Wachen ihn in das Ausrüstungslager. Aber als er versuchte aus dem Waffenschrank ein Schwert zu nehmen glitten seine Hände einfach durch die Waffe hindurch, wie der Erzengel gesagt hatte. Aus Wut und Verzweiflung trat Andruwiel nach einer Sense die neben dem Waffenschrank lehnte und war sehr überrascht als sie scheppernd auf den Boden fiel. Nun denn so soll es sein! dachte er, hob die Sense auf und schärfte sie so lange mit Mondstrahlen bis sie so scharf war, dass sie selbst Atome spalten konnte. Aus dem Kleidungslager besorgte er sich eine tiefschwarze Kutte, um in der Schwärze außerhalb des Himmlischen Reiches besser getarnt zu sein, und trat aus der Pforte hinein in die Dunkelheit. Seit jenem Tage war er nur mehr als Tod bekannt, nur im Himmlischen Reich wurde sein wirklicher Name geehrt. Tod machte nun Jagd auf die Seelenfresser, wo er sie nur finden konnte und dadurch, dass er an keine Welt mehr gebunden war, unterstand er auch nicht mehr ihren Gesetzen, dadurch waren Raum und Zeit keine Barriere mehr für ihn. Deshalb war es ihm möglich, scheinbar jederzeit und überall gleichzeitig zu sein und die Seelen der Gestorbenen sicher zur Pforte des Himmlischen Reiches zu geleiten. Und seit dieser Zeit geschah es nie mehr, dass eine Seele verloren ging auf dem Weg in den Himmel. Und jedes Mal, wenn der Tod nun an die Himmelspforte kommt und eine neue Seele geleitet, ehren ihn die Wachen, indem sie die Ehrenbezeichnung machen.
 
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