Der dunkle Drache von Aretin von Wilddrache
Der Aretin- Fortsetzungs-Roman
Die Krone der Welt

Tagelang waren die Freunde unterwegs gewesen, ohne eine Spur von Xarkor oder auch nur einem seiner dunklen Diener zu finden. Dennoch wurden die Spuren der Macht des dunklen Drachens immer deutlicher. Waren die Menschen - und alle anderen Geschöpfe, die sie getroffen hatten, von denen viele nicht menschlich gewesen waren - ihnen früher sehr freundlich gesinnt gewesen, so wurde es mit zunehmender Zeit immer schwieriger, ihr Vertrauen zu erringen. 
"Der dunkle Atem meines verdorbenen Vetters wird sich immer weiter in der Welt ausbreiten", sagte Hormar, als sie eines Abends wieder einmal an einem Lagerfeuer auf einer kleinen Lichtung zusammen saßen. 
"Aber er kann doch nicht überall zugleich sein und die Menschen verderben", sagte Esmeralda schläfrig. Sie hatte sich neben dem Feuer zusammengerollt und blinzelte mit einem Auge in Jahns Richtung. 
"Das scheint auch nicht nötig zu sein", antwortete Jahn, nachdem er einige Zeit über Esmeraldas Frage nachgedacht hatte. 
"Ich glaube, die Menschen hier stecken sich gegenseitig mit ihrer Furcht und ihrem Misstrauen an. Wenn du merkst, dass dir dein Nachbar nicht mehr traut, wirst auch du selbst misstrauisch. Wahrscheinlich beginnt es damit, dass Türen nachts geschlossen werden, die vorher offen standen, später werden dann Zäune gebaut, dann Mauern. Und irgendwann ist die ganze Stadt betroffen. Die Leute glauben, Stadtmauern zu brauchen, weil sich ja die Bewohner der Nachbarstadt so komisch verhalten. Vielleicht stellt man vorsichtshalber Wachen auf und dann... Irgendwann wird man die Soldaten dann auch einsetzen, weil sich die Leute von der Nachbarstadt bedroht fühlen, obwohl eigentlich gar kein Grund dazu vorhanden ist. Xarkor muss nicht selber da sein, die Menschen schaffen sich ihre Bedrohung schon selber. Er ist nur der Auslöser."
Der Ausdruck in Hormars Gesicht war immer besorgter geworden, je länger Jahn geredet hatte.
"Glaubst du, es reicht, Xarkor zu vernichten, um alles wieder rückgängig zu machen?" 
Nun war es an Jahn, nachzudenken. 
"Ich weiß es nicht", sagte er nach einer Weile, "aber so lange er lebt, wird sich auf jeden Fall nichts ändern, im Gegenteil, es wird immer schlimmer werden. Vielleicht sind die Menschen hier dazu in der Lage, ihr Misstrauen und den Zorn zu zügeln."
Bei uns auf der Erde wären sie es nicht, dachte er bei sich, sprach es aber nicht laut aus. 
Langsam brannte das Feuer herunter, bis nur noch ein Häufchen Glut übrig war. Die Drachen waren beide eingeschlafen und Jahn so in seinen Gedanken versunken, dass er kein Holz mehr nachgelegt hatte. Die Dunkelheit, die sich bisher vor den Flammen weit in den lichten Wald zurückgezogen hatte, hatte sich langsam und unmerklich wieder an die Lichtung herangetastet. 
Und irgendwer oder –etwas verbarg sich in den Schatten! Jahn hatte das sichere Gefühl, beobachtet zu werden. Er versuchte, die Dunkelheit mit seinen Blicken zu durchdringen, aber alles, was weiter als ein paar Schritte entfernt war, verschmolz mit der Schwärze der Nacht. Unruhig geworden ging Jahn auf Hormar zu, um den gewaltigen Drachen zu wecken. 
Aber noch bevor er ihn erreichen konnte, wurde er von riesigen Hände gepackt und zurückgerissen. Aus seinem entsetzten Aufschrei wurde ein ersticktes Gurgeln, als einer der Angreifer seine Pranken um Jahns Hals legte und umbarmherzig zudrückte. Er schlug verzweifelt um sich, und einer seiner Gegner sank mit verzerrtem Gesichtsausdruck zu Boden, als Jahns Fuß ihn an einer besonders empfindlichen Stelle traf. Doch trotz aller Gegenwehr wurde Jahn in den Wald gezerrt. Der Schmerz in seinen Lungen erreichte ein unerträgliches Maß bei seinen erfolglosen Versuchen, Luft zu schnappen. Farbige Schlieren erschienen vor seinen Augen und seine Gegenwehr erlahmte mehr und mehr. Die Welt verschwamm zu einem Kreisel bunter Farben, der sich immer schneller drehte, bis Jahn das Bewusstsein verlor. 
Das erste, was Jahn nach seinem Erwachen wahrnahm, war ein glühender Schmerz in seinem Hals, als hätte er fein gebrochenes Glas geatmet. Benommen versuchte er, sich an die schmerzende Kehle zu fassen, aber seine Arme wollten ihm nicht gehorchen. Mit einiger Anstrengung öffnete er die Augen. Noch immer sah er nur verschwommene Bilder, aber sein Sehvermögen reichte aus, um zu erkennen, dass er fest an einen Baum gebunden war. In seinem Mund steckte ein ekelhaft schmeckender Knebel aus Moos, so dass er Mühe hatte, durch seine zu allem Unglück auch noch geschwollene Nase genügend Luft zu bekommen. Anscheinend hatte es seinen Feinden nicht gereicht, ihn bewusstlos zu würgen, nein, sie mussten ihm auch noch die Nase brechen! 
Langsam wich die Angst, die er empfand, dem Ärger über seine Situation und vor allem darüber, wie blind er in diese Falle getappt war. Er hatte sich wie ein Kleinkind einfangen lassen!
Der Zorn gab ihm die Kraft, an seinen Fesseln zu rütteln, aber wer immer ihm diese angelegt hatte, verstand etwas von Seilen und Knoten. Trotzdem versuchte Jahn weiter, sich aus seinen Fesseln zu befreien, bis der Schmerz zu stark wurde und warme Tropfen von Blut an seinen Händen herunterliefen. 
Erschöpft ließ sich Jahn in die Seile sinken. Sein ganzer Körper schmerzte von den Fesseln und seinen erfolglosen Fluchtversuchen. Er ließ einige Minuten verstreichen, bis sich sein Atem wieder beruhigt und der Schmerz auf ein erträgliches Maß abgenommen hatte. Dann sah er sich zum ersten mal bewusst um. 
Von seinem Standpunkt aus hatte er freie Sicht auf die kleine Lichtung. Was er dort sah, ließ ihn verzweifelt zusammenzucken. Esmeralda lag zusammengeschnürt wie ein Rollbraten auf dem Boden und mindestens drei dutzend der Angreifer schlichen um Hormar herum, der noch immer schlief wie ein Stein. Sie bewegten sich so lautlos wie Schatten, nicht das kleinste Knacken eines trockenen Astes hätte dem Drachen ihre Anwesenheit verraten können. Bald hatten sie sich um den schlummernden Drachen verteilt und begannen, gleichzeitig seine Beine, seine Flügel und seine Schnauze mit lächerlich dünnen Stricken zu fesseln. Jahn konnte es nicht fassen, dass der Drache trotz der Berührungen durch die Krieger nicht erwachte!
Sein Entsetzen und sein ungläubiges Staunen musste ihm deutlich ins Gesicht geschrieben stehen, denn der Baum, der ihm gegenüber stand, begann plötzlich zu lachen. Erst als Jahn sehr genau hinsah, entdeckte er, dass es nicht der Baum selbst war, sondern einer der Angreifer, der sich in seinen Schatten gesetzt hatte, wahrscheinlich um ihn zu bewachen. Jahn betrachtete ihn genauer. Sogar im Sitzen fiel seine Größe als erstes auf. Aufgerichtet musste er mehr als zwei Meter messen. Seine Haare waren pechschwarz und zu vielen langen, schwarzen Zöpfen geflochten, die zum Teil bis auf den Rücken herunterfielen. Gekleidet war er in einen nachtschwarzen Mantel, der ihn im herrschenden Dunkel der Nacht so gut wie unsichtbar werden ließ. 
Wieder lachte der Mann, ein Lachen, das Jahn in einer anderen Situation sympathisch erschienen wäre, jetzt in seinen Ohren nur hämisch klang. 
"Du brauchst dich nicht zu wundern, Knabe." Sogar in seinen Worten schwang das Lachen noch nach. 
"Kein Wesen auf Aretin kann dem Schlafzauber unseres Magiers widerstehen. Auch der größte Drache nicht, wie wir jetzt wissen. Und mache dir bloß keine Hoffnungen, dass er die Seile zerreißt, sobald er wieder wach ist. Niemand kann die Fesseln aus Haarseil sprengen und niemand außer uns kann die Knoten wieder lösen." Sein Lachen schien kein Ende zu nehmen. Anscheinend fand er die Situation sehr komisch, im Gegensatz zu Jahn, der immer wütender wurde.
Der Krieger erhob sich und ging auf Jahn zu. 
"Jetzt kann ich dir den Knebel ja wieder abnehmen. Es hätte dir sowieso nichts gebracht zu schreien, aber wir mussten auf Nummer sicher gehen."
Mit diesen Worten zog er Jahn das Moos aus dem Mund. Würgend und spuckend befreite sich dieser von den letzten Resten und schnappte verzweifelt nach Luft.
"Ich wäre an dem verdammten Ding fast erstickt!" schrie er. Wieder spuckte er Moosfetzen auf den Boden. 
"Was wollt ihr von uns und wer seid ihr überhaupt?"
"Das wirst du noch früh genug erfahren, Knabe. Und wenn du dich nicht um einen höflicheren Ton bemühst, werde ich dir den Knebel wieder anlegen, und du kannst sicher sein, dass dieses mal mindestens eine Schnecke im Moos stecken wird!"
Angesichts dieser Drohung schluckte Jahn alle Bemerkungen, die ihm auf der Zunge lagen, herunter und beschloss, vorerst am besten gar nichts mehr zu sagen. Stattdessen wandte er sich wieder dem Geschehen auf der Lichtung zu. 
Die Krieger hatten sich von Hormar zurückgezogen, anscheinend gerade rechtzeitig, bevor der Zauber seine Wirkung verlor. Der Drache öffnete ein Auge und versuchte sich zu strecken. Mit einem Schlag war er hellwach, als ihm klar wurde, dass er sich nicht bewegen konnte. Wie wild wälzte er sich umher, als er versuchte, mit seinen gewaltigen Kräften die Stricke zu zerreißen, die ihn fesselten. Mit unglaublicher Gewalt krachte er dabei in die Bäume am anderen Ende der Lichtung und knickte einige von ihnen wie Streichhölzer. Der Boden der Lichtung schien unter dem Toben des Drachen zu kochen, als er mit aller Kraft an seinen lächerlich dünnen Fesseln zerrte. Wie wild warf er sich immer wieder von einer Seite zur Anderen, um sich von den Fesseln zu befreien. Jahn konnte später nicht mehr sagen, wie lange der Drache wütete, es konnten Minuten oder genauso gut Stunden gewesen sein. Am Ende krachte sein Kopf auf den Boden und Hormar lag schwer atmend in der Mitte der Lichtung. 
"Hast du jetzt endlich eingesehen, dass dir dein Kampf nichts bringt? Nur wir Bewohner von Wolkenstadt können dich befreien. Aber wenn du vernünftig bist, werden wir einen unserer Krieger mit deinem kleinen Begleiter zu dir schicken, um dir wenigstens die Schnauze freizugeben. Bedenke, dass der Junge stirbt, sobald du auch nur den Versuch machst, Feuer zu speien, Drache! Wenn du mich verstanden hast und zustimmst, nicke mit dem Kopf!" Die tiefe Stimme des Sprechers hatte eine beinahe hypnotische Wirkung auf Jahn, so dass er zu seinem Erstaunen mit dem Kopf zu nicken versuchte. Der Mann, der gesprochen hatte, musste über erstaunliche Fähigkeiten verfügen. Wahrscheinlich, dachte Jahn, war es der Magier, von dem sein Wächter gesprochen hatte. 
Jahn sah, dass Hormar eine Bewegung machte, die mit gutem Willen als Nicken ausgelegt werden konnte. Zugleich sah er aber auch das Funkeln in seinen Augen, das allen den Tod verhieß, sobald er wieder frei sein würde. 
"Nun denn, nehmt im die Fesseln ab!"
Jahns Wächter löste die Fesseln mit denen er an den Baum gebunden war. Dabei fiel ihm auf, dass er sie nicht zerschnitt, sondern sorgfältig die Knoten löste. 
"Komme mit mir, aber bedenke, dass zu jedem Zeitpunkte dutzende von Pfeilen auf dich gerichtet sind. Ein Fluchtversuch ist vollkommen sinnlos und wäre dein sicherer Tod. Nicht du bist es, den wir wollen, nur die Drachen!"
Gemeinsam gingen sie auf Hormar zu, der noch immer nach Atem ringend am Boden lag. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, seinem Wächter mit hasserfülltem Blick zu folgen. 
"Bleib immer nahe bei mir und kein Wort" befahl der Wächter, als er begann, die Knoten an Hormars Fesseln zu lösen. Kaum war das geschehen, zogen sich beide wieder zum Waldrand zurück. Jahns Bewacher war die Erleichterung darüber deutlich anzusehen. Anscheinend hatte er trotz allem geglaubt, dass Hormar ihn mit einem gezielten Flammenstoß rösten würde wie ein Brathähnchen.
Am gegenüberliegenden Waldrand sah Jahn eine Bewegung. Ein Mann erschien am Waldrand und ging langsam auf Hormar zu. Jahn sah auf den ersten Blick, dass es sich dabei nicht um einen gewöhnlichen Krieger handeln konnte. Eine Aura von Macht und Weisheit umgab ihn, die Jahn selbst über diese Entfernung hinweg deutlich spürte. Ohne Zweifel handelte es sich bei der Gestalt um den Magier der Angreifer. Als er Hormar - und damit auch Jahn - noch einige Schritte näher kam, konnte der Junge auch sein Äußeres genauer betrachten 
Auch der Zauberer war weit über zwei Meter groß und auch sein Haar fiel in Zöpfen über seinen Rücken bis fast zum Boden. Zu Jahns größtem Erstaunen trug er einen bodenlange Mantel aus Drachenhaut und sein Gesicht verbarg sich unter einem Helm, der aus dem Schädel eines Drachens gefertigt worden war. In der Rechten hielt er einen Stab, ähnlich dem, den Jahn das letzte Mal bei Demian gesehen hatte.
In respektvollem Abstand zu Hormar blieb er stehen und betrachtete ihn eingehend. Auch Hormar musterte sein Gegenüber mit unverhohlenem Hass. Das Blickduell dieser ungleichen Gegner endete unentschieden, als Der Magier das Schweigen brach.
"Ihr seid also die beiden Drachen, die ausgezogen sind, um unsere Stadt anzugreifen." Er schüttelte ungläubig den Kopf
"Ihr Drachen seid auch nicht mehr das, was ihr mal wart. Eure Vorgänger haben es uns nicht so leicht gemacht."
"Was soll das heißen ‚eure Stadt angreifen’", murmelte Hormar. "Wenn wir das wirklich vorgehabt hätten, würdest du jetzt nicht mehr vor mir stehen und schlaue Reden halten, du Wicht!"
"Du hast also nicht einmal den Mut es zuzugeben", antwortete der Magier. Jahn glaubte, einen enttäuschten Unterton in seiner Stimme wahrzunehmen. "Früher war es uns eine Ehre, Drachen zu bekämpfen und nicht selten besiegten sie uns anstatt umgekehrt. Viele gute Krieger sind in den Kämpfen umgekommen. Aber heute lügen sogar die Drachen, um ihr kümmerliches Leben zu retten."
"Ich lüge nie!" So Zornig hatte Jahn Hormar noch nie gesehen. Rauchwolken kräuselten sich aus seinen Nüstern und sein Körper erglühte wie von einem gewaltigen inneren Feuer, das er nur noch mit Mühe zu kontrollieren schien.
"Wage es nicht, Feuer zu speien, Ungeheuer! Ich würde dich in Schlaf versetzen und von meinen Kriegern im Boden vergraben lassen auf dass du elendiglich verhungerst! Abgesehen davon, was wir deinem kleinen Begleiter antun würden!"
"Ja, das ist wohl alles, was ihr könnt! Friedliche Geschöpfe hinterrücks mit schwarzer Magie in Schlaf versetzen und dann über die Wehrlosen herfallen. Und ihr wagt es, von Ehre zu reden?! Heimtückisch seid ihr, wie Meuchelmörder!"
"Schweig jetzt! Wir werden euch nach Wolkenstadt bringen. Dort wird über euer Schicksal entschieden werden.!"
"Ihr wollt mich gegen meinen Willen hier fortschaffen? Das glaubt ihr ja wohl selber nicht", höhnte Hormar. "Oder willst du mich auf den Schultern wegtragen?"
"Wir haben unsere Möglichkeiten, Drache! Du wirst schon sehen"
Mit diesen Worten hob er seinen Stab hoch über den Kopf. Jahn erwartete, dass er wieder seinen Schlafzauber über Hormar aussprechen würde. Stattdessen begann der Stab in mildem Licht zu glühen. Der Stab zitterte in der Hand des Magiers, als er seine ganze Konzentration aufbrachte, um seinen Zauber zu beschwören. Alle Haare an Jahns Körper standen zu berge, als sich die Luft mit Magie zu laden begann. Es war ein Gefühl als würde ihn ein schwacher elektrischer Strom durchfließen. So mussten sich die Seefahrer der alten Tage gefühlt haben, kurz bevor Elmsfeuer ihre Schiffe in gespenstisches Blau tauchten. 
Nur jetzt war es der Stab, der die Lichtung erhellte. Und langsam erhob sich ein Wind, zuerst nur eine kaum wahrnehmbare Briese, die sich jedoch schnell zu einem Sturm auswuchs. Und in diesem Sturm wurde ein riesiges Luftgefährt herangetrieben. Vor lauter Erstaunen vergaß Jahn seine missliche Situation und lief auf die Lichtung hinaus, um besser sehen zu können. Von Weitem erinnerte das Gefährt Jahn an einen riesigen Zeppelin, jedoch ohne irgendwelche technischen Einrichtungen, um ihn zu lenken oder steuern. An seiner Unterseite war eine Plattform befestigt, auf der spielend drei Drachen von Hormars Größe Platz gefunden hätten. 
Als sich das Luftschiff direkt über der Lichtung befand, riss der Magier seinen Arm herunter und der Wind erlosch im selben Moment so plötzlich, als hätte jemand einen gigantischen Ventilator abgeschaltet. Langsam begann das Gefährt zu sinken, bis die Plattform direkt neben Hormar den Boden berührte. 
"Könnte ich sicher sein, dass man deinem Ehrenwort trauen kann, Drache", begann der Magier, wobei er das Wort Drache wie ein Schimpfwort gebrauchte, "dann könnte ich dir diese unwürdige Prozedur und uns viel Arbeit ersparen. Hättest du vorhin den Mut aufgebracht, die Wahrheit zu sagen, hätte ich dich auf dein Versprechen hin, uns zu folgen und keinen Schaden zu verursachen, losgebunden. Aber so wirst du in Fesseln die Stadt erreichen."
Hormar schien den Magier mit seinen Blicken aufspießen zu wollen, schien aber einzusehen, dass jede Antwort die Situation nur verschlimmert hätte. Daher beließ er es bei einem Furcht erregenden Knurren, das den Zauberer dazu veranlasste, sich zwei oder drei Schritte weiter zurück zu ziehen. Wieder spürte Jahn das Kribbeln, das seinen ganzen Körper erfasste, als der Magier begann, zum zweiten mal seinen Schlafzauber zu beschwören. Mit leiser Stimme murmelte er für Jahn unverständliche Worte, während seine freie Linke komplizierte Muster in die Luft zeichnete. Die grenzenlose Wut wich aus Hormars Blick und machte einer unendlichen Müdigkeit Platz. Selbst Jahn, der nicht das Ziel dieses Zaubers war, fiel es schwer, seine Augen offen zu halten. Er konnte sich vorstellen, welche Mühe es Hormar kostete, dem Drang zu schlafen, den der Zauber in ihm wecken musste, zu widerstehen. Wieder begann der magisch Stab zu glühen, als sein Besitzer seine Anstrengungen vermehrte, Hormar in Schlaf zu versetzen. Langsam schloss sich erst das eine, dann das andere Auge des Drachen, sein ganzer Körper, der noch vor Minuten vor Zorn gezittert hatte, entspannte sich und Hormar fiel in tiefen Schlaf. 
Der Magier brach erschöpft in die Knie, sobald der ruhige Atem des Drachen anzeigte, dass sein Zauber erfolgreich gewesen war. Anscheinend hatte der geistige Kampf mit seinem Gegner alle seine Kräfte gefordert. Zur gleichen Zeit bewegten sich die Krieger, die sich in den Wald zurückgezogen hatten, auf den schlummernden Drachen zu, legten ihm lange Seile um die Beine und zogen ihn mit einer schier unglaublichen Kraftanstrengung auf die Plattform. 
Währenddessen hatte sich Jahn auf Geheiß seines Bewachers an einen Baumstamm am Rande der Lichtung gelehnt und dem finsteren Treiben zugeschaut. Seine Hilflosigkeit ließ ihn innerlich vor Wut kochen, aber sein Wächter machte ihm mit einigen deutlichen Worten klar, was er von einer Einmischung seinerseits hielt: nämlich gar nichts. Wenn er wenigstens sein Schwert gehabt hätte, dann hätte die Bande ihr blaues Wunder erlebt. Er wäre wie ein Berserker unter sie gefahren und hätte alle... aber alles wenn und hätte brachte ihn im Moment nicht weiter. 
"Komm, Junge, ich bringe dich auf die Plattform", sagte sein Aufpasser.
"Ich heiße Jahn", schnappte dieser zurück.
"Ok, Jahn, jetzt komm, sonst verpassen wir unseren Flug und müssen die ganze Strecke laufen. Ich glaube nicht, dass dir das besonders gefallen würde."
Gemeinsam gingen sie auf die Plattform zu und Jahn suchte sich einen Platz möglichst weit entfernt von Hormar, um nicht durch eine unbewusste Bewegung des Drachens von der Plattform gefegt zu werden. 
Jahn konnte nicht sehen, was die Krieger mit dem Luftschiff taten, aber kaum dass der letzte von ihnen aufgestiegen war, ging ein leichter Ruck durch das ganze Fluggerät und es hob leicht wie eine Feder vom Boden ab. Kaum hatte es die Höhe der höchste Baumkrone erreicht, entfesselte der Magier wieder die Sturmböen, die sie weiter in Richtung Norden trieben. 
"Mache es dir so gemütlich wie möglich, Jahn. Wir werden mindestens zwei Tage unterwegs sein, bevor wir unser Ziel erreichen. Mein Name ist übrigens Pasre. Ich hoffe, wir haben dich nicht zu sehr erschreckt, aber es war zu gefährlich, dich den Drachen wecken zu lassen, bevor er gefesselt war. Er hätte uns alle getötet."
"Wie kommst du darauf, dass er euch auch nur ein Haar gekrümmt hätte, wir kennen euch doch nicht einmal. Warum sollten wir dann Streit mit euch beginnen?" 
Pasre schaute ihn an wie ein Kind, dem man erklären muss, dass Wasser nass macht. 
"Weil er ein Drache ist. Deshalb! Ich gehe uns jetzt etwas Proviant holen. Wenn wir schon unbequem reisen, müssen wir ja wenigstens nicht verhungern."
Der junge Mann wandte sich gerade zum Gehen, als Jahn siedend heiß etwas einfiel!
"Sag mal, wo ist eigentlich Esmeralda?"
Pasre drehte sich noch einmal um. "Wer ist Esmeralda?"
"Na, der kleine Drache, der bei uns war"
"Ach so, das Jungmonster. Ich werde schauen, wo sie ist, wenn es dich beruhigt"
"Kannst du sie nicht hierher bringen? Ich möchte sehen, wie es ihr geht."
"Mal sehen, was ich tun kann, wenn es dir so wichtig ist." Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging an das andere Ende der Plattform.
Nun hatte Jahn Zeit, sich das komische Gefährt genauer anzusehen. Über ihnen unter der Mitte des Ballons war eine kleine Gondel angebracht, in der vier Männer saßen und das Gefährt mit größter Konzentration steuerten. Einer von ihnen war der Magier. Auf der Plattform tummelten sich mindestens drei dutzend Krieger, von denen immer mindestens sechs Hormar im Auge behielten. Denn wenn er erwachen sollte, konnte er das wackelige Luftschiff trotz seiner Fesseln in große Bedrängnis bringen. Alle Anderen suchten sich möglichst gemütliche Plätze und begannen, miteinander zu reden oder schliefen ein. Zu Jahns großer Verwunderung entzündeten einige sogar ein Lagerfeuer direkt auf den Bohlen der Plattform. Erst jetzt fiel Jahn auf, dass es sich dabei nicht um Holz handelte, wie er automatisch vermutet hatte, sondern um eine Art Stein, der aber kaum Gewicht haben konnte, sonst wären sie nie vom Boden weggekommen. 
In diesem Moment erschien Pasre wieder. Zu Jahns großer Freude führte er Esmeralda hinter sich her, Flügel und Schnauze noch immer gefesselt, aber wenigstens hatte man ihr die Beine freigegeben, damit sie selbst laufen konnte. Pasre hatte einen kleinen Sack auf der Schulter, von dem Jahn vermutete, dass er die Lebensmittel enthielt. 
"Es ist nicht nötig, ihr die Schnauze zuzubinden. Sie wird euch auch so nichts tun, das verspreche ich euch", sagte Jahn, als der junge Mann sich neben ihn gesetzt hatte. 
Pasre sah Jahn zweifelnd an. 
"Du wirst doch keine Angst vor einem so kleinen Drachen haben, oder etwa doch?" 
"Vor dem Drachen nicht, aber vor Drachenfeuer sollte man sich hüten." 
"Esmeralda wird kein Feuer spucken, nicht wahr?" Die Drachendame, der die letzten Worte gegolten hatten, schüttelte energisch den Kopf. 
Pasre schaute Jahn noch einmal zweifelnd an.
"Wenn du mir dein Wort gibst, Jahn, dann soll es so sein."
Pasre sammelte einige Sympathiepunkte bei Jahn, als er Esmeralda tatsächlich von den Fesseln um die Schnauze befreite. Kaum dass sie einen ersten, unglaublich tiefen Atemzug getan hatte, fuhr sie Pasre an:
"Wie könnt ihr es wagen, mich zu fesseln, ihr lebensmüden Idioten! Aber wartet nur, bis ich diese lächerliches Stricke wieder los bin! Dann könnt ihr aber was erleben, das sage ich euch! Ich werde jeden einzelnen mit meinen Klauen zerfetzen und zerreißen, bis niemand mehr übrig ist von euch Barbaren!" 

Esmeralda spuckte auch weiterhin Gift und Galle, und ihre Schimpftirade hätte sicherlich Eindruck gemacht, wäre sie nicht wie ein zorniger Dackel immer wieder an Pasre empor gesprungen, ohne jedoch jemals höher als bis zu seinem Knie zu gelangen. Dabei gelang es ihr nie, mit ihren Furcht erregenden Klauen auch nur das feste Leder der Hose des jungen Kriegers zu durchdringen. Pasre starrte eine Zeitlang verblüfft auf die sich wie wild aufführende kleine Drachendame. 
"Ich hoffe", sagte er dann zu Jahn und ein amüsiertes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, "du wirst mir dieses blutrünstige Monster vom Hals schaffen, bevor es mich wirklich umbringt."
Gegen seinen Willen musste Jahn nun doch auch lachen. Daraufhin zog sich Esmeralda beleidigt in die hinterste Ecke der Plattform zurück, wobei sie ständig etwas vor sich hin murmelte, das sich verdächtig nach 'Idioten' und 'blödes Pack' anhörte. 
Pasre versuchte, auf dem harten Boden eine möglichst bequeme Sitzposition zu finden und zog einen Laib Brot und etwas Schinken aus dem Beutel, den er vorher besorgt hatte und bedeutete Jahn durch eine einladende Geste, das Gleiche zu tun. Nachdem Jahn sich gesetzt hatte, sagte Pasre:
"Nun frag schon."
Jahn sah ihn erstaunt an.
"Was bitte soll ich fragen?"
"Wer seid ihr, was soll das Ganze, wo bringt ihr uns hin, was habt ihr mit uns vor, die ganze Litanei eben", antwortete Pasre mit vollem Mund. 
"Na gut, wer seid ihr, was soll das Ganze, wo bringt ihr uns hin und was habt ihr mit uns vor?" 
Parse grinste bis über beide Ohren, als er antwortete.
"Wir sind die Wolkenkrieger, die Drachen sind Feinde, also bekämpfen wir sie, unser Ziel ist Wolkenstadt und mit dir haben wir gar nichts vor."
Jahn verzog das Gesicht bei dieser Antwort, was Pasre mit einem noch breiteren Grinsen quittierte. 
"Im ernst", sagte er. "Wir kommen wirklich aus Wolkenstadt, aber was dich eher interessieren wird, ist, warum wir euch angegriffen haben. Dazu musst du wissen, dass wir Städter und die Drachen seit ewigen Zeiten in Krieg leben. 
Eine alte Legende sagt, dass der Felsen, auf dem wir unsere Stadt errichtet haben, einstmals der Stammsitz der Vorfahren aller heute noch existierenden Drachen war. Als unsere Ahnen sich dort niederlassen wollten, schlossen sie einen Pakt mit den Flügelechsen. Sie sollten Abgaben in Form von Rindern zahlen, um dafür ungestört auf dem Drachenfelsen leben zu können. Dieses Abkommen wurde lange Zeit eingehalten und Wolkenstadt wuchs und gedieh prächtig, bis eines Tages die Drachen die Stadt ohne Grund und Vorwarnung angriffen. In einer gewaltigen Schlacht, die Wolkenstadt fast bis auf die Grundmauern zerstörte, wurden die Drachen am Ende durch die verwegene Tat unseres ersten Königs vertrieben. Es würde zu lange dauern, diese Geschichte hier zu erzählen, aber seit dieser Zeit versuchen die Drachen, den Fels zurück zu erobern. 
Vor einigen Tagen brachten uns unsere Späher die Kunde, ein neuer Drache sei aufgetaucht und bewege sich auf die Stadt zu. Also sind wir ausgerückt, um den Kampf vor seinem Ausbruch zu beenden."
Jahn fragte sich, wie viel von dieser alten Legende er glauben konnte und wie sich die Geschichte wohl in Wirklichkeit abgespielt haben mochte. Er hielt es jedoch für besser, seine Zweifel für sich zu behalten. 
"Und was habt ihr jetzt mit uns vor?" fragte er statt dessen. 
"Du bist nicht unser Feind, du hast nichts zu befürchten, solange du dich von deinem Drachenfreund fern hältst. Auch die Kleinen da", er deutete mit dem Daumen über die Schulter in Richtung Esmeralda, "ist wohl zu ungefährlich, um sich mit ihr zu befassen. Eigentlich ist sie mir sogar ziemlich sympathisch. Aber der Große da wird wohl sterben müssen."
"Aber warum!?" entgegnete Jahn. "Er ist ein freundlicher Drache und hat noch nie etwas von Wolkenstadt gehört! Wir wollten euch bestimmt nicht angreifen. Lasst uns gehen und ich verspreche euch, dass ihr nie wieder etwas von uns hören werdet"
Pasre schüttelte den Kopf
"Alle Drachen sind böse, und wenn einer freundlich erscheint, ist das nur ein Zeichen seiner Verschlagenheit. Wir werden ihn nicht freilassen!"
Diese Argumentation erinnerte Jahn an die Hexenprozesse des Mittelalters. Abrupt stand er auf und setzte sich zu Esmeralda in die Ecke der Plattform, ohne Pasre eines weiteren Blickes zu würdigen. 
Während der nächsten zwei Tage trieb das Luftschiff immer weiter gen Norden. Hormar schlief noch immer, was hauptsächlich daran lag, dass der Magier regelmäßig seinen Schlafzauber erneuerte, auch wenn Jahn den Eindruck hatte, dass es ihn immer größere Kraft kostete und die Abstände zwischen den einzelnen Beschwörungen immer kleiner wurden. 
Jahn hatte viel Zeit, sich mit Pasre zu unterhalten und langsam entwickelte sich eine Freundschaft zwischen den beiden ungleichen Jungen. Es stellte sich heraus, dass der Krieger kaum älter war als Jahn und dies seine erste große Jagd gewesen war. Er erzählte viel von seiner Heimat, aber trotzdem war Jahn nicht auf den Anblick gefasst, der sich ihm am Abend des zweiten Tages darbot.
Das Luftschiff durchstieß eine tief hängende Wolkendecke und dadurch wurde der Blick auf Wolkenstadt freigegeben. Jahn hatte eine Stadt auf einem Felsen erwartet, vielleicht auch auf einem Berg, aber was er nun sah, verschlug ihm den Atem. 
Eine einzelne, im Grunde lächerlich dünne Felsnadel erhob sich ansatzlos aus einer grasbewachsenen Ebene. Wie der Stamm eines riesigen, versteinerten Baumes ragte sie mindestens tausend Meter in die Höhe. Dort verbreiterte sich die Nadel zu einer Platte, auf der Wolkenstadt thronte. Kein Weg, keine Leiter und keine Treppe führte nach oben, so dass Jahn sich automatisch fragte, wie die Menschen die Stadt wohl betraten oder verließen. Jahn verfolgte diesen Gedanken nicht weiter, zu sehr war er damit beschäftigt, die Stadt unter sich zu bestaunen. 
Sie war rund um einen riesigen See herum errichtet worden, in dessen Mitte das Wasser in einer Fontäne dutzende Meter hoch empor geworfen wurde. Danach floss es in einem gewundenen Bach zum Rand der Platte hin, um danach in einem beeindruckenden Wasserfall der Ebene entgegen zu stürzen. Lange bevor das Wasser den Boden ereichte, hatte sich der Strom in einen Schleier von Millionen kleiner Tropfen verwandelt, die der Wind über das Land verteilte. 
Das Erstaunlichste war jedoch, dass die ganze Stadt drehsymmetrisch aufgebaut war. An der Westseite erkannte Jahn ein herrliches Schloss mit kühn geschwungenen Bögen und zierlichen Türmen, ein Anblick, der ihn etwas an Märchenschlösser aus alten Disneyfilmen erinnerte. Und genau gegenüber, an der Ostseite, stand genau dasselbe Bauwerk noch einmal. Genauso verhielt es sich mit den Häusern. Stand eines der kleinen, aber schmucken Bauwerke an der Südseite des Sees, so befand sich sein Zwilling an der Nordseite. Was Jahn aber trotz all der mittelalterlich anmutenden Schönheit als erstes ins Auge fiel, war, dass Wolkenstadt keine Stadtmauer besaß. Warum auch? Kein Feind konnte die Felsnadel erklimmen, soviel war sicher. 
Jahn erkundigte sich bei Pasre nach dem Grund für die besondere Bauweise dieser Stadt. 
"Vor vielen Jahren", so antwortete dieser, "bauten die Menschen nur an der Südseite des Sees. Eines Tages erwachten die Einwohner der Stadt durch einen Ruck, der durch ganz Wolkenstadt gegangen war. Die Fachleute dieser Zeit untersuchten den Stamm, wie wir die Felsnadel nennen, und fanden einen dünnen Riss an der Nordseite. Die Stadt war einfach zu schwer geworden und durch die ungleiche Verteilung der Gebäude drohte die Platte nach Süden abzurutschen. Also begannen die Einwohner, zu jedem Haus der Stadt einen Partner auf der gegenüberliegenden Seite zu bauen. Selbst das Schloss wurde in kürzester Zeit dupliziert. Dadurch standen natürlich viele Gebäude leer, aber im Laufe der Zeit, als die Anzahl der Einwohner immer mehr zunahm, besiedelten die Menschen die leer stehenden Häuser. Heute ist es so, dass immer zwei Häuser zugleich gebaut werden müssen, was manchmal zu Problemen führt. Aber letztendlich findet Jeder einen Partner, der mit ihm zwei Häuser bauen will. Diese Leute sind sich dann normalerweise sehr eng verbunden."
Jahn staunte nicht schlecht, als er diese Geschichte hörte, aber ein Blick auf den dünnen Stamm genügte, um sich von der Wahrheit zu überzeugen. Ihm erschien es wie ein Wunder, dass überhaupt eine Stadt auf einem so seltsamen Untergrund gebaut werden konnte. 
Langsam näherten sie sich der Stadt und Jahn konnte immer mehr Einzelheiten erkennen. Alle Häuser, ja sogar alle Bauwerke waren aus dem einzigen Material erbaut, das dort oben zu haben war: Dem Stein der Platte. Das führte dazu, dass alle Häuser irgendwie gleich aussahen, zumal sie sich in ihrer Bauweise kaum unterschieden. Fast alle waren zweistöckig, mit einem spitzen Dach. Jahn fragte sich automatisch, wie die Leute dort ihr Haus von dem des Nachbarn unterscheiden konnten. 
Jahn entdeckte bald auch Händler, Bäcker und die Gebäude aller anderen Geschäftszweige, die in einer Stadt nötig waren. Sogar eine Schule meinte er zu sehen, oder wenigstens ein Gebäude, das seiner Vorstellung einer mittelalterlichen Schule ziemlich nahe kam. 
Trotz der späten Stunde wimmelte es in den Strassen von Menschen, die sich alle in eine bestimmte Richtung bewegten. Bald erkannte Jahn, dass sich die Menge auf dem Platz vor dem Westschloss versammeln würde. Anscheinend war dieser Punkt ihr Ziel und die Menschen versammelten sich, um sie dort zu empfangen. 
Und wirklich senkte sich ihr Gefährt punktgenau auf den leeren Platz zwischen den Menschen. 
Kaum hatte ihr Luftschiff den Boden berührt, öffnete sich das Portal des Schlosses. Wachen in prächtigen Rüstungen und Federn an den Helmen schritten heraus und bildeten eine doppelte Reihe, so dass ein freier Weg entstand. In der Menge breitete sich ein ehrfurchtvolles Schweigen aus. Alle Augen, die bis zu diesem Zeitpunkt voller Hass auf Hormar gestarrt hatten, richteten sich nun auf den Eingang des Schlosses. 
Und dort erschien in diesem Moment der Mann, der wohl über Leben und Tod der beiden Drachen - und vielleicht auch von Jahn - entscheiden würde.
 

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Und weiter geht's im 5. Kapitel: Freund oder Feind?

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