Magische
Welt Íja Macár |
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vorheriges Kapitel:
Hindernisse / K82 (Latsi)
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von: Latsi | ||
Mérdin war ein Stück Holz. Ein unbewegliches Stück Holz in den eisigen Fluten, das nicht denken konnte, nicht atmen, nichts wissen. Er hatte aufgehört, gegen das Wasser zu kämpfen. Holz konnte doch schwimmen. Also konnte er das auch. Er war ein Stück Holz. Und wie ein Stück Holz wurde sein steifer Körper gepackt und über etwas Hartes geschleift. Holz. Kaltes Wasser. Tod. - Atmen! Jemand hatte ihm Atem gegeben, und wie eine Maschine reagierte Mérdins Körper mit einem eigenen Versuch, Sauerstoff in die Lungen zu saugen. Mérdin würgte. Wasser sprudelte aus seinem Mund und seiner Nase, er ächzte - und atmete. Er war kein Holz. Er lebte. Mérdin blinzelte. Eine große, dunkle Gestalt hockte neben ihm. Wieder würgte er Wasser hervor, hustete, dann versuchte er, sich aufzusetzen und zu sprechen. Seine Stimme krächzte wie eine Krähe, und es tat weh. Mehr als ein "Danke" brachte er nicht hervor, bevor der Husten ihn überwältigte. Die Gestalt - sein Retter - klopfte ihm etwas unbeholfen auf den Rücken. Als er aufhörte zu husten, hörte Mérgin, wie sich Schritte näherten. Eine zweite Person kam heran und legte ihm eine Decke über die Schultern. Langsam gehorchten seine Augen wieder seinem Willen, und der Zwerg schaute auf. Zwei Menschen, im Hintergrund ein Pferd. Der neben ihm trug ein Kettenhemd, an seiner Seite schleifte die augenscheinlich leere Scheide eines kurzen Schwertes im Gras, schulterlanges, dunkles Haar umrahmte ein vollbärtiges Gesicht mit eckigen Kinnbacken, einer breiten Nase und graugrünen, von buschigen Augenbrauen überspanntes Augen. Ein Krieger. Mérdin fühlte sich unbehaglich. Anscheinend schuldete er diesem Kerl sein Leben, aber menschliche Soldaten zählten nicht gerade zu den Personen, denen er auf Anhieb vertraute. Sein Blick wanderte zu dem anderen Mann. Seltsame Kleidung, kurze, braune Haare - und tintenblaue Augen ohne erkennbare Iris. Mérdin zuckte zusammen. Der Krieger reagierte sofort. "Er hat irgendwas Seltsames gegessen. Keine Angst, er ist harmloser als ein Regenwurm. Ich bin Wargrov. - Ach ja, er", dabei deutete er mit dem Daumen auf den seltsamen Mann, "heißt Gréjhem." "Mérdin", krächzte der Zwerg und beobachtete beunruhigt, wie Wargrovs Blick immer wieder zu seiner Brust hinunterwanderte. Was gab es da zu sehen? Seine Hand tastete hinab und berührte das silberne Amulett. Wargrov schaute ertappt hoch. "Was ist das?" fragte er, und in seiner Stimme lag eine nur mühsam zurückgehaltene Spannung. Mérdin umfasste das Amulett mit der ganzen Hand. "Warum interessiert Euch das?" fragte er zurück, während alle Alarmglocken schrillten. Verdammt, eigentlich hätte das Schmuckstück unter seinem Wams hängen sollen. Es musste im Wasser herausgerutscht sein. Wargrov zögerte mit der Antwort. Der Blauäugige hatte inzwischen ein Feuer entzündet, und langsam wurde es Mérdin wieder warm. "Darum interessiert es mich", erklärte der Soldat jetzt und zog etwas unter seinem Gürtel hervor. Mérdin schnappte nach Luft, beinahe als wäre er wieder unter Wasser. "Wo hast du das her?" zischte er und griff nach dem Amulett, das dem seinen auf den ersten Blick wie ein Ei dem anderen glich. Wargrov zog es weg. "Habe es einem Räuber abgenommen. Einem menschlichen wohlgemerkt." Räuber? Menschen? "Um Góms Willen, zeigt mir das Amulett!" keuchte Mérdin. Zögernd öffnete Wargrov die Hand, und Mérdins Verdacht bestätigte sich. "Tórgin!" ächzte er. Dann wurde er bewusstlos. *** "Großartig", murmelte Wargrov,
während er Mérdin die Kleider vom Leib zog und begann, ihn
mit der Decke abzureiben. Klüger wäre es natürlich, ihn
einfach liegenzulassen und sich nicht auch noch mit einem ohnmächtigen
Zwerg zu belasten. Der blinde Verrückte reichte eigentlich schon.
Aber ebenso natürlich brachte er das nicht fertig. Er war ein Kämpfer,
aber nicht kaltherzig. Außerdem ließ ihn das Geheimnis, das
sich mit den Amuletten verband, nicht los.
*** Grahams Hintern tat weh. Nun, nicht
nur der, aber sein Steißbein litt eben besonders auf dem harten Sattel.
Und jetzt musste er auch noch diesen Zwerg festhalten, so dass er sich
nicht einmal mit den Händen abstützen konnte. Außerdem
war irgendetwas sehr, sehr seltsam, auch wenn er sich nicht sicher war,
was. Sein Hintern tat auch zu sehr weh, als dass er sich darauf hätte
konzentrieren können.
© Latsi
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... und wie geht's weiter? Das würde ich auch gern erfahren. Mailt mir bitte, wenn ihr es wißt! . |