Magische
Welt Íja Macár |
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vorheriges Kapitel:
Hochzeitsglückwünsche und Fersengeld
/ K107 (Uriel Sakarhim)
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von: Uriel
Sakarhim
(Zur EMail-Adresse bitte Hinweis am Ende des Kapitels beachten!) |
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Wie lange der Sturm dauerte, das wussten sie nicht und konnten’s auch später nicht schätzen. Die meiste Zeit verbrachten sie damit, still zu liegen oder zu schlafen, was sowohl von den Geräuschen, als auch vom Hunger ablenkte, der sich bald zu ihnen gesellte. Irgendwann, als Eryk gerade schlief, machte Fryijo sich vorsichtig auf den glatten schwankenden Planken auf die Suche nach dem Leck im Deck, welches der Verursacher der Wasserlache sein musste und ihnen gefährlich werden konnte. Doch es gab keines. Das Wasser stammte aus einem umgekippten Fass, was zumindest eines ihrer vielen Überlebensprobleme löste, nachdem sie es zusammen aufgerichtet und mit Gewürzsäcken stabilisiert hatten. Das Wasser schmeckte, wie es sich gehörte, nur nach frischer Kühle. Das verschaffte Zuversicht, die beiden genug Kraft gab, um ein kurzes Gespräch zu führen. "Sag mal, wer ist diese Tjala eigentlich?", frage Eryk als Fryijo gerade einen Schluck zu sich nahm - und sich dadurch verschluckte. Ein lautes Krachen verkündete, dass der Hauptmast sich dem Wind ergeben hatte. "Hm, was? Woher weißt du von ihr?" Die andauernde Gefahr hatte ihn die Umstände seiner Bewusstlosigkeit zu Beginn der Fahrt vergessen lassen. Eryk lächelte ihn entschuldigend an. "Ich höre halt gut zu." "Sie ist die Tochter von Dhomith, dem reichsten Fischer in Dráau. Wir haben zusammen schwimmen gelernt und wie man Fische ausnimmt. Wir kennen uns praktisch schon seit unserer Geburt, sagt meine Mutter immer, weil sie sie entbunden hat, kurz bevor sie mich bekam. Und ich würde sie gerne heiraten, aber Dhomith wird das nicht zulassen. Nicht, solange - es ist beschämend, meine Familie hat Dráau so gut wie gegründet, aber seine hat die größten Fischgründe, und für uns reicht es gerade so, um durch den Winter zu kommen." Sie schwiegen und ihre Welt bestand für eine weitere lange Zeit nur aus dem Ächzen der Planken, dem Heulen des Windes und gelegentlichem Knacken, das den Fall eines weiteren Mastes oder das Brechen des Ruders verriet. "Der Wind nimmt ab", verkündete Eryk irgendwann, obwohl Fryijo nichts davon bemerkte. Ihm blieb auch nicht viel Zeit, genauer hinzuhören und -fühlen, denn kurz darauf tat es einen gewaltigen Ruck, der Ladung und Passagiere in Bewegung versetzte und eine Wolke gemahlenen Kümmels aufstieben ließ und dann - bewegten sie sich nicht mehr. Alles Geräusch war verstummt. "Wir leben noch!", rief Fryijo freudig aus, kletterte aus dem Durcheinander aus Stoffen heraus und machte sich auf den Weg zum Oberdeck. Warmes, helles Sonnenlicht blendete seine Augen, aber es machte ihm nichts. Er stand einfach nur auf wackeligen Beinen in der Luke und genoss die frische Luft. Bis Eryk ebenfalls an Deck wollte, sodass er ganz hinaus musste. Unterdessen hatten sich Fryijos Augen an die Helligkeit gewöhnt. Er sah sich um und erschaute nach drei Seiten nichts als Meeresoberfläche, ohne den geringsten Hinweis darauf, dass es vor noch nichtmal einer Stunde wie ein wütendes Tier getobt hatte. Zur vierten Seite aber, über der, hoch am Himmel, die Sonne stand, erstreckte sich, etwa eine Viertelmeile entfernt, in niedriger Wölbung und grauer Färbung, nur mit vereinzelten Bäumen darauf - Land. Fryijo kannte dieses Bild, obwohl er noch nie hier gewesen war, aber in den Geschichten, die im Dorf erzählt wurden, tauchte dieser Ort so oft auf, immer mit einer detaillierten Beschreibung, dass wohl niemand aus Dráau ihn nicht erkannt hätte. Als er versuchte, Eryk mitzuteilen, wo sie waren, verhaspelten sich die neurologischen Befehle in mehreren Nervenbahnen, wodurch nur ein Stammeln heraus kam. "Hepp-hepp-hübbiddu..." Sein Begleiter sah ihn erstaunt an. "Was denn? Hast du nach so kurzer Zeit auf Deck einen Sonnenstich bekommen?" "Rammikudda...Krrrrrrrrrrrrr..." "Hast du eine Fliege verschluckt?" Eryk klopfte ihm hilfsbereit auf den Rücken, woraufhin er fast über Bord ging. "Hebbeddehebbedde - Ranasandana!" Er holte noch einmal aus, aber Fryijo konnte ihm diesmal ausweichen. Und glücklicherweise hatte er seine Sprache wiedergefunden. "Nein! Ich weiß, wo wir sind! Die Insel - Das ist Ranasandana! Sie ist von Riffen umgeben. Deshalb sind wir aufgelaufen. Wir können zu fuß an Land!" Eryk musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. "Du warst nicht schon einmal hier. Sonst hättest du das gesagt. Woher weißt du, dass das Wasser bis zum Strand flach bleibt? Ich möchte mit meinem leeren Magen nicht schwimmen müssen -" Die vertraute Empörung, nicht gegenüber Eryk, mit dem ihn jetzt Schicksalsgemeinschaft verband, sondern gegen den herablassenden Ton des in Schwarz und Silber gekleideten Fremden, stieg wieder in Fryijo auf. "Hör mal, willst du lieber hier bleiben und verdursten?" Er sah sich abschätzend um. "Das Schiff ist hinüber. Wir kriegen es nicht mehr flott, ohne vorher zu sinken, ganz davon zu schweigen, dass ich keine Ahnung habe, wo hier das Werkzeug ist. Und selbst, wenn wir das schaffen würden, ans Festland sind es etwa zwanzig Meilen und wir haben gerade Flaute, sind entkräftet und die Meeresströmung geht nordwärts. Wie willst du da hin kommen?" Er erbrach einmal mehr Galle und
schluckte zugleich Wasser. Eryk hatte Recht gehabt: Sie mussten schwimmen.
Aber es war die einzige Möglichkeit. Ärgerlich über einen
Wadenkrampf schlug er mehrmals kräftig mit der Faust dagegen, während
er mit der anderen Hand versuchte, über Wasser zu bleiben. Aber in
gewisser Weise hatte er in seiner dünnen Kleidung noch Glück.
Eryks Lederzeug hatte das Wasser fast wie ein Schwamm aufgesogen, sodass
der neben dem rebellierenden Körper auch noch mit der Hälfte
seines Körpergewichtes an zusätzlicher Last klarkommen musste.
Fryijo hatte ihn gewarnt, aber er hatte darauf bestanden, es nicht
abzulegen. Nun drohte jede Welle, ihn unter sich zu begraben. Dennoch erreichten
sie den Strand. Abgekämpft, mit messerstichartig schmerzenden Muskeln,
durstig und um Atem ringend, aber vor allem lebendig. Den ganzen Nachmittag
lagen sie einfach auf dem Kieselstrand, atmeten und beglückwünschten
sich hin und wieder gegenseitig zu ihrer eigenen Rettung, auch wenn sie
noch gar nicht wussten, ob sie nicht vielleicht vom Regen in die Traufe
geraten waren. Oder, wie es unter Fischern hieß: Vom Haken ins Boot.
Nach ein paar Dutzend Schritten
konnte Fryijo den Feuerschein sehen. Er kam aus einer Art Hütte. Jemand
sang ein Lied.
© Uriel
Sakarhim
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... und so setzt sich das Abenteuer fort: Die Geschichte des Hexers -K109 (Uriel Sakarhim) ... wenn Ihr aber noch weitere Fortsetzungen kennt, dann
mailt
mir diese bitte!
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