Nach diesen Wochen des intensiven Trainings
tagsüber, und so mancher kalten Nacht in Decárn´s Burg,
ist das Ende meiner Ausbildung gekommen.
"Nun, Gestaltwandler, ich habe dir alles gelehrt,
was ich über die Macht der körperlichen Veränderung weiß.
Ihr müsst euch jetzt in im Kampfe behaupten
und eurem Schicksal entgegentreten."
Decárn war gerade damit beschäftigt,
seinen zusammengewürfelten Truppen den letzten Schliff in punkto Formationen
zu geben.
An sein Seite steht Victor, kaum noch zu erkennen
in diesem Harnisch den er von Decárn bekam. Er wirkt dadurch erheblich
größer als gewöhnlich.
Der Ritter steigt gerade auf sein Pferd, das
eigentlich nicht sehr kräftig aussieht, und reitet durch die Reihen
seiner Truppen.
"Nun Männer, bald ist die Zeit gekommen
um unseren Feinden Auge in Auge gegenüber zu stehen.
Besucht noch ein letztes mal eure Frauen und
Kinder, um von ihren Abschied zu nehmen." er blickt kurz auf den Boden.
"Ich kann nicht sagen wieviele Krieger im
Kampfe fallen werden, doch man wird sich immer an uns erinnern. Man wird
uns ein Denkmal setzen, für den Kampf des Guten, dafür wird meine
Herrin sorgen."
Sein Pferd in Galopp versetzt, reitet er zu
Ze´kulhans Höhle, um später wiederzukehren.
"Was ich euch bisher verheimlicht habe, werde
ich jetzt enthüllen. Meine Herrin Ze´kul...."
Er wird durch Geschrei und metallischen Geräuschen,
erzeugt von den Schwertern die aus der Scheide gezogen werden, unterbrochen.
Ze´kulhan fliegt auf uns zu.
Die Drachin setzt zur Landung an, als dann
einige seiner berittenen Männer auf sie zustürmen.
Es wird an der Zeit meine Fähigkeiten
einzusetzen, ich schiebe mich schnell vor sie und beginne mich zu konzentrieren.
Alle meine Gedanken drehen sich nur noch um
ein einziges Bild, jenes Bild welches mich danach genauso zeigen soll,
wie ich es mir vorstelle.
Mein ganzer Körper beginnt zu brennen,
so kommt es mir jedenfalls vor, meine Sinne verschwinden und dennoch mußt
ich meine Konzentration aufrechterhalten.
Pferde scheuen, manche richten sich regelrecht
auf und die Reiter werden abgeworfen.
Die Augen der Männer weiten sich, keiner
will so recht glauben, was sich ihnen in den Weg gestellt hat.
Vor ihnen richtet sich eine riesenhafte Schlange
auf, mindestens doppelt so groß wie die Drachin selbst. Decárn
nutzt diese Gelegenheit, um seine Truppen zu beruhigen.
"Habt keine Angst, Männer. Dies sind
nicht unsere Feinde. Nein, sie werden uns im Kampfe beistehen.
Morgen werden wir uns hier für die alles
entscheidene Schlacht sammeln. Geht nun zu Heim und Familie."
Allgemeines raunen hebt sich aus der Menge,
aber sie wenden sich von uns ab.
Ze´kulhans Worte dringen an mein Ohr.
"Die Gefahr ist gebannt, Frank Leed, oder
sollte ich sagen Sir Frank, danke das du mir Schutz gabst.
Aber verwandle dich zurück, spar deine
Kräfte für morgen."
Diesselbe Prozedur, die ich wieder durchmachen
muß als ich mich zurückverwandle, schwächt mich sehr.
"Ja..... morgen...... gut." ist alles was
ich herausbringe.
Am nächsten Tag, die Sonne hat nur eine
kleine Kuppel über den Horizont erscheinen lassen, sammelt sich alles
auf der Fläche vor Decárn´s Festung.
Wir, Victor, Sir Decárn und ich, kontrollieren
noch ein letztes Mal unsere Truppen.
Durch das frühe Dämmerlicht merke
ich, daß einige fehlen. "Damit hatte ich gerechnet." ist alles was
man vom Ritter hört.
Dennoch führen wir unsere Legion in eine
Gegend, frei von jeglichen Bäumen oder sonstiges Gestrüpp, nur
ein kleiner Bach würde das kommende Geschehen behindern. Wir bilden
eine Formation für die uns bevorstehende Schlacht.
Niemand ist dort zu sehen, alles leer und
verlassen.
"Unmöglich..." Decárn fängt
an mürrisch zu grummeln "... sie müssen hier sein, daß
ist der einzige Weg den sie nehmen können."
Alle blicken sich verwundert und verwirrt
an, manche beginnen zu zweifeln und wollten schon umkehren, als uns die
Sonne die so lebenswichtigen Strahlen verweigert.
Stattdessen wird es dunkler und dunkler, bis
das nur noch Elfenaugen, jene für die die Nacht kein Hindernis darstellt,
etwas erblicken können.
Man hört Geschrei von vorne.... nein,
jetzt von Osten.... plötzlich Westen. Allgemeine Verwirrung macht
sich breit, keiner weiß woher der feindliche Angriff erfolgt.
Ich gerate im Panik "Woher... was geht hier
vor?? Neeeeein, das darf nicht sein."
Meine Moral war am Nullpunkt angelangt, und
ich vergesse meine Fähigkeit mich zu verwandeln.
Ringsum kann man die schmerzerfüllten
Schreie unsere Männer hören, zugleich aber auch ein erstickende
Geräusche, die eines Menschen nicht würdig waren.
Aber kurz darauf formt sich in der in der
Luft ein bleiches Licht, das auf magische Art und Weise alles beleuchtet.
Somit findet sich in unseren Männern
Hoffnung wieder und die Vernunft kehrt wieder zu mir zurück. Alsbald
beschließe ich mich in einen Drachen zu verwandeln, denn in der Luft
ist man geschützt und kann ohne Gegenwehr den Feind bekämpfen.
Mein Blick richtet noch einmal zum Licht,
dessen Beschwörer wohl Ze´kulhan gewesen sein muß.
Nun jetzt aber genug gewartet. Meine
Gedanken weisen mir den Weg.
Viele der gegnerische Armee scheinen wie gelähmt
von meiner Formwandlung zu sein, ihr Fehler, denn diese wurde gnadenlos
überrannt.
Die Schlacht kann man nur noch als pures Gemetzel
bezeichnen. Beide Seiten gehen ohne jegliche Strategie vor.
Ich überfliege das Schlachtfeld, mische
hier und da in den gegnerischen Reihen auf, dann kommt mir der Gedanken
nach Victor zu sehen.
Zu recht, wie sich herausstellt. Victor, schon
leicht verwundet und angeschlagen, wird von zwei Gestalten in Schach gehalten.
Schnurstracks komme ich ihm zu Hilfe, lande,
schnappe ihn mit meiner Klauenhand und stoße mich sogleich wieder
vom Boden ab.
Außer Reichweite getragen, läßt
er sich sichtlich erschöpft ins Gras fallen.
Mein Interesse aber gilt wieder der Schlacht.
Während meines Fluges hinter die feindlichen Linien, erhasche ich
kurz einen Blick auf Sir Decárn.
Belagert von vier Angreifern, komme ich auch
ihm zu Hilfe.
Die Landung eines Drachen kann sehr erschütternd
sein, jedenfalls verlieren zwei der Angreifer ihren Halt.
Welche dann plötzlich davonlaufen....
einfach so.
Auch Sir Decárn lässt es nicht
unbemerkt vorübergehen, während er die Angriffe der beiden anderen
pariert.
"Wie steht es.....ächz..... um den Auserwählten!"
"Es geht ihm gut, er ist jetzt außerhalb
des Schlachtfeldes."
Das Schicksal des Ritters scheint mit ihm zu
sein, denn kurz nach diesem Satz durchbricht einer der Feinde seine Verteidigung,
doch noch bevor ich reagieren kann, stürzt sich ein grauer Schatten
auf den Gegner. Ren ist also auch mit von der Partie, er attackiert nur
aus dem Hintergrund.
Gebrüll, das mir gilt, will versuchen
mir mit Schwertschlägen ernsthafte Verletzungen zuzuführen. Also
wende ich mich diese Störenfried zu und befördere ihn mit einem
Hieb meiner Klauenhand einige Meter weit in die Reihen seiner eigenen Männer.
Völlig unerwartet segeln Pfeile über
unsere Köpfe hinweg.
"Unsere Verstärkung....... wurde auch
Zeit....., daß sie kommen.... ahhhhhh" Mitten im Satz gibt er einen
schmerzverzerrten Laut von sich und gleichzeitig spüre ich einen unvorstellbar
stechenden Schmerz in meinem rechten hinteren Bein.
Besorgt mustere ich mein Hinterbein und merke
eine tiefe Wunde aus der Blut trieft, verursacht durch eine spitze Lanze,
die noch darin stecken blieb.
Aber das grauenvolle ist, ich sehe der Lanze
entlang und merke, daß Sir Decárn von dieser Lanze durchbohrt,
nur noch schlaff daran hängt.
Ein Brüllen entfuhr mir, als der Besitzer
dieser Lanze, sie wieder herauszieht. Die Spitze der Lanze erstrahlt in
reinem Weiß.
In mir flammt ein inneres Verlangen auf, jeden
der mich jetzt schief ansieht, zu Asche werden zu lassen.
Gerade als ich dieser Missbildung die Folgen
meiner Verletzung klarmachen will und auf sie zustürme, werde ich
zu Boden gedrückt.
Irgendetwas drückt mich immer mehr und
mehr auf dem Boden. Die Umgebung untersuchend, kann ich rein gar nichts
entdecken, was es ist.
Also fällt mein Blick wieder auf den
Angreifer. Eine Hand in die Höhe gesteckt, steht er vor mir. Eigenartige
Worten murmelnd, wendet sich sein Blick nicht von mir ab.
Meine Drachennatur kennt diese Worte. Worte
die mehr Macht haben als nur zu beschreiben.
Mist, dieser Bastard wendet Magie an.
Keinen klaren Gedanken kann ich mehr fassen, so benebelt bin ich von Wut
und Rache.
Langsam sehe ich mich von Feinden umzingelt,
immer näher und näher kommen sie.
Mit traurigen Versuchen mich aufzurichten
und nach ihnen zu schnappen, um sie zur Flucht zu veranlassen, welche kläglich
scheitern, gebe ich meine Hoffnung auf Rettung auf.
Ich warte nur noch auf den Todesstoß,
sehe wie einer der feindlichen Truppen seine Lanze schon zum Zustoßen
hochhebt.
Das war es also.... ein Leben unvollendet,
nicht einmal das Alter von 30 Jahren erreicht. Voller Depressionen
schließe ich die Augenlider meines Drachenkörpers.
Zack.... ein unbeschreiblicher Schmerz.....
noch ein Stoß..... ich fühle
wie mein Atem immer leichter wird.... bald würde ich keine Luft mehr
brauchen....
ein weiterer Stoß..... oh bitte,
lasst diese grausame Folter ein Ende finden..... lasst mich sterben....
und wieder....... ein blendender schmerzdurchschossener
Augenblick.... ein letztes mal hebe ich meinen Kopf und schrie meinen Schmerz
hinaus......
mein Sehvermögen, mein Denken, meine
Erinnerung.... alles weg..... nur noch schwarz, dunkel wie die Nacht....
jetzt ist es wohl...... vorbei...
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