Der König der Drachen von V.Geist
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In der Höhle der Drachen

Parta flog hoch über den Wolken. Höher, als Marlin je mit einem Luftschiff war. Unter ihnen durchbrachen die Spitzen von Gebirgen die Wolkendecke. Es war schon spät. Der Mond stand hoch am Himmel. Der Drache stieg noch ein Stück und plötzlich erblickte Marlin vor ihnen einen Felsen. Er schwebte in der Luft. Sie flogen darauf zu und landeten in einer Höhle.
"Wo sind wir hier?"
"Das ist unser Nest."
Es war dunkel in den Tunneln, doch um so weiter sie ins innere gingen, desto heller schien es zu werden. Marlin sah sich nach Lichtquellen um, konnte aber keine finden. Es war schon fast hell wie am Tag. Plötzlich führte der Weg sie in eine Halle. Parta sprang auf einen Felsvorsprung über ihnen, dann sah er sich um. Marlin sah sich alles in dem Raum genau an. Er stand unten in der Mitte der Halle, es war eine Vertiefung, wie ein Krater, und die Mitte war der tiefste Punkt im Raum. Über ihm ragten in Abständen Vorsprünge aus der Wand hervor. Die Decke war hell erleuchtet. Nein sie leuchtete. Das Licht schien aus dem Felsen zu kommen. Marlin blickte zu Parta auf, der immer noch auf dem Vorsprung saß und um sich blickte. Dann sah er zu Marlin hinunter.
"In Ordnung. Du wirst angehört."
Auf den Vorsprüngen über Marlin kamen jetzt mehrere Drachen zum Vorschein. Sie hatten unterschiedliche Farben. Manche waren sogar gemustert. Marlin kannte nur grüne Drachen. Die einzige Ausnahme war Daran, der rote Königsdrache. Doch hier, auf so kleinem Raum, bot sich ihm nun eine Vielfalt, die alles Andere übertraf. 
Einer von ihnen sah streng zu Marlin runter. Er war sehr groß und schien schon alt zu sein.
"Willkommen, Marlin. Ich bin Isaldor, der älteste dieses Stammes."
Marlin sah fragend zu ihm auf. Der Drache fuhr fort.
"Wie ich sehe, hat das Ritual begonnen."
"Was meint ihr damit? Was ist das für ein Ritual?"
"Du weißt es also noch nicht?"
"Nein. Parta wollte es mir nicht erklären. Also habe ich gehofft, dass ihr es mir sagen würdet."
"Gut. Lass es mich dir so erklären. Wenn ein Drache stirbt, dann stirbt nicht alles von ihm, der Körper kann die toten Teile wieder herstellen, solange die Lebensenergie in seinen Knochen noch nicht verflogen ist. Meistens nützt es nichts, weil die Energie zu schnell verschwindet. Aber es gibt Bannsprüche, mit denen die Energie in den Überresten gefangen bleibt. Allerdings kann diese Energie dann die toten Teile um sie herum nicht mehr wiederherstellen. Sie kann nur neue, lebende Teile hinzufügen, um aus ihnen den neuen Körper zu formen. 
Es braucht aber viel lebendes Material, um diesen Vorgang durchzuführen. Tarohn hat genug Material zusammengesucht."
Also war es das. Tarohn hat die Wesen aus Garath geholt, um ihre Lebenskraft zu bekommen. Die Kraft, die in ihrem Blut steckt. Dieses Blut war das Material. Aber er würde doch nicht… doch er würde. Dieser Geisteskranke wollte Daran ins Leben zurückholen.
"Ich weiß, was du denkst. Und du hast recht. Aus dem Blut kann Darans Energie den neuen Körper formen. Doch diesmal wird er größer und mächtiger werden, denn da seine Knochen nicht tot und nicht lebendig waren, sind sie weiter gewachsen. Schneller als wenn sie leben würden. In den zwei Jahren, die vergangen sind, hat er wahrscheinlich das Wachstum von einem Jahrhundert durchlebt, und nun ist Daran kein Kind mehr, so wie du ihn kanntest."
Marlin richtete seinen Blich auf. 
"Warum ich? Wozu braucht Tarohn mich?"
"Im Prinzip gar nicht. Genau so wenig, wie er einen lebenden sprechenden Drachen braucht. Das dient dem Ritual nur als Stärkung und sichert, dass es glückt. Tarohn ist vorsichtig und wollte kein Risiko eingehen."
"Wann wird er beginnen?"
"Ich denke, er weiß, dass du und Parta nicht mehr in seiner Bergfestung seid. Deshalb wird das Ritual schon laufen."
Was? Marlin sah erschrocken in die Runde. Das Ritual läuft?
"Ich verstehe deine Angst. Und ich kann mir denken, was dein Wunsch ist, doch einmal angefangen, lässt sich der Vorgang nicht mehr stoppen."
"Was gedenkt ihr, sollte ich dann tun?"
"Wichtig ist nicht, was du tust, sondern was wir tun. Es ist wichtig, so viele Streitkräfte wie möglich zu mobilisieren. Wir müssen uns auf einen großen Kampf vorbereiten. Ich schlage vor, wir informieren die Könige der umliegenden Länder.
Fangen wir bei den Elfen an."
"Gut. Ich werde nach Orpathia gehen und beim König um eine Audienz bitten."
"Wenn er dich denn anhören wird. Es könnte schwierig sein, ihn zu überzeugen."
"Ich kenne jemanden, der in der Gunst der Elfen sehr geschätzt ist. Sein Name ist Nirgar und er könnte eine große Hilfe sein. Ich muss dann allerdings vorher noch nach Garath, um ihn abzuholen."
"Das würde zu lange dauern. Wir lassen ihm eine Nachricht in deinem Namen zukommen. Du gehst sofort nach Orpathia."
"In Ordnung. Aber wie?"
"Einer unserer Leute wird dich tragen. Er ist ein junger Drache und ein sehr starker Krieger. Im Morgengrauen solltet ihr aufbrechen. Die Nacht kannst du hier verbringen, nutze sie, um dich auszuruhen. Morgen wird es ein langer Tag." 

Lester ging durch die dunklen Gänge des Palastes. Er machte sich Sorgen um seinen Vater. Seit dem letzten Tag schien er verändert zu sein, er redete nicht viel. Sogar für seine Verhältnisse und auch alles in allem schien er sehr bedrückt zu sein. Der Raum war dunkel. Die ersten Sonnenstrahlen der aufgehenden Sonne tauchten ihn in ein warmes, rötliches Licht. In seiner Mitte saß Lesters Vater. Er meditierte und schien sehr in die Meditation versunken zu sein. Die Beine hatte er übereinander geschlagen, die Handgelenke lagen auf den Knien. Seine Handflächen waren geöffnet, als wenn er um etwas bitten würde. Der Kopf war auf die mächtige Brust gesunken und Lester erkannte im Rot des Sonnenaufgangs nur die Glatze auf dem Kopf. Das Gesicht lag im Schatten. Lester trat näher, doch eine unsichtbare Barriere hinderte ihn am Herantreten. Blitze flackerten drohend vor seinen Augen und er wusste, sie würden ihn verletzen, wenn nicht sogar töten. Die Energie in diesem Raum war unfassbar. Lester konnte sie überall um sich herum spüren. Der Kopf des Vaters hob sich etwas.
"Was willst du?"
Die Stimme, die zu ihm sprach, klang warm und ruhig. Lester sah ihn an und blickte dann auf den Boden.
"Ich mache mir Sorgen um dich, Vater."
"Das solltest du nicht."
"Was ist da draußen passiert? Bitte sag es mir."
"Ich habe versagt. Ich habe mich in der Schlacht schlagen lassen. Von Menschen und anderen unwürdigen Wesen."
"Das kann passieren."
"Nicht einem wie mir. Lester, einer von unserem Blut ist unbesiegbar."
Lesters goldene Augen blickten zum Vater rüber. Dieser sah sich seine Hand an.
"Sie haben es sogar geschafft, mich zu verletzen."
"Auch ein Paladin ist nicht unsterblich, Vater. Vergiss das nicht"
"Du verstehst es nicht. Meine Hand ist schon fast komplett nachgewachsen, doch die Narbe in meinem Stolz wird für immer bleiben."
"Es ist nicht dein Stolz, der verletzt ist. Es ist dein Hass. Und solange dein Hass in dir brennt, wirst du nicht aufhören, an Rache zu denken. Du merkst einfach nicht, wie man dich ausnutzt."
"Sei still!"
Die Stimme wurde lauter und aggressiver. Der Paladin blickte auf. Seine goldenen Augen leuchteten wie Fackeln in dem dunklen Raum. Lester zeigte sich nicht beeindruckt, auch wenn die Wut seines Vaters ihn im innersten beängstigte wie sonst nichts auf der Welt.
"Wage es nie wieder, dein Wort gegen das deines Vater zu erheben."
 

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Orpathia

Der Morgen war da. Die Sonne schien in die Höhle und die silbernen Schuppen des majestätisch wirkenden Drachens schimmerten in ihrem warmen rötlichen Licht.
Marlin ging auf ihn zu. Parta lief neben ihm. 
"Marlin, das ist Gartala. Er wird dich auf deiner Reise tragen."
Marlin grüßte den Drachen, der ihm freundlich zunickte.
"Beeilt euch. Gartala, du weißt den Weg?"
"Ja."
"Gut. Ich wünsche euch viel Erfolg."
Marlin saß auf und der Drache flog los. Der Weg nach Orpathia, der Hauptstadt des Elfenreiches, war nicht weit. Doch würde man Marlin dort Empfangen?

Nirgar war schon dort als Marlin ankam. Der Drache durfte nicht in die Stadt. Die Vorfälle in den Wochen davor hatten unter der Bevölkerung eine unglaubliche Angst vor Drachen ausgelöst. So setzte Gartala Marlin auf einer der Landeplattformen ab und flog dann in die Wälder unter der fliegenden Stadt. Wenn die Sonne untergeht sollte er wieder oben sein, um Marlin abzuholen.
Die Stadt war faszinierend. Ihre Gründer hatten sie auf einem riesigen Felsen bauen lassen, den sie durch Magie zum schweben gebracht hatten. Seit Jahrtausenden lebten hier schon Elfen. Die Straßen waren eben und mit aller Sorgfalt gelegt, die Arbeiter aufbringen konnten. Die Gebäude und Brücken waren reich verziert. Statuen, die Götter und Drachen darstellten, waren überall aufgestellt. Die Liebe der Elfen zu Pflanzen und Bäumen zeichnete sich überall ab. Die Dächer der Häuser in der Innenstadt waren mit Gras und anderen Pflanzen bewachsen. Sah man von oben drauf, wirkte es, als sei ein Wald auf dem Felsen gewachsen. Der Palast ragte hoch aus diesem Wald heraus. Er stand auf einem Podest, das aus dem schwebenden Felsen gehauen war. Lange Treppen mit breiten Stufen führten zu ihm herauf. Marlin hatte die letzte Stufe erreicht, und schon hörte er die Rufe. Tala war dort. Sie rannte auf ihn zu und sah ihn glücklich an. Cecil und Nirgar kamen auch auf ihn zu. Aber nicht so stürmisch wie das Mädchen. Trotzdem freuten sie sich darüber, dass Marlin unversehrt war. 
"Gut, Marlin."
Nirgar wurde ernster.
"Warum sind wir so schnell wir konnten hier her gekommen."
"Nirgar, du musst mir helfen. Ich brauche unbedingt eine Anhörung bei König Nortan."
"Das wird schwierig. Sie lassen nicht jeden rein, weißt du."
"Passt auf. Ich erkläre euch die Lage."
Marlin berichtete von allem was ihm geschehen ist und von den Drachen. Er erzählte auch von Isaldor und dem Ritual, von dem er sprach. Nirgar sah die Wichtigkeit der Anhörung ein und schritt zu einem der Wachen vor dem Tor des Palastes. Er redete mit ihm und winkte dann Marlin und die anderen zu sich rüber. Der Wächter war in den Palast gegangen. Nach kurzer Zeit kam er wieder raus. 
"Es ist in Ordnung. Ihr dürft rein."

Der Palast war riesig. Eine Wache führte die vier durch die Gänge. Dann blieb sie stehen. Der Gang hatte die Gruppe zu einer großen massiven Tür geführt. Dahinter lag der Thronsaal. Marlin und Nirgar durften eintreten. Cecil und Tala blieben zurück. Nur so viele Leute wie nötig. Die Möglichkeit eines Krieges und die Schlacht in Garath. Das alles hatte sich hier schon herumgesprochen und die Angst vor einem Anschlag auf seine Majestät war groß. So schlossen sich die Tore für die beiden und sie blieben im Vorraum zurück.

Die Audienz hatte Stunden gedauert. Doch schließlich öffneten sich die Tore wieder. Nirgar und ein ziemlich genervt aussehender Marlin schritten aus dem Palast. Cecil und Tala hatten sich die Stadt angesehen und warteten nun draußen auf ihre Freunde. Als sie sie sahen, gingen sie sofort zu ihnen rüber.
"Also wie sieht es aus?"
Nirgar sah sie an.
"Der König ist kein Mann spontaner Entscheidungen."
"Der König ist ein sturer Vollidiot."
Nirgar zuckte mit den Schultern.
"So kann man es auch sagen."
Marlin fuhr fort. 
"Er muss sich erst mit seinen Beratern zusammensetzen, um einen Militäreinsatz zu besprechen. Morgen wird die Entscheidung fallen."
"Aber das ist doch nicht so schlimm. Dann bleiben wir die Nacht über also hier?"
"Ja, Tala. Aber das Problem ist, dass wir nicht genau wissen, wann das Ritual beendet sein wird. Also wissen wir nicht, wann wir die Truppen brauchen. Außerdem müssen wir noch die anderen Länder informieren."
"Die ziehen vielleicht auch so mit."
Marlin schien sehr besorgt. 
"Das Volk der Elfen ist ein sehr angesehenes Volk. Und ich würde sagen, die Menschen stehen sowieso auf unserer Seite. Alle Menschenländer werden sich verbünden, denn sie suchen immer noch den Verantwortlichen für die Katastrophe in Utala. Den können wir ihnen liefern."

Schnell war die Nacht eingebrochen. Der König hatte die vier in einer Festung unterbringen lassen. Sie stand auf einem Hügel am anderen Ende der Stadt. Bevor er schlafen ging war Marlin noch bei Gartala, der am Abend bei der Plattform auf Marlin wartete. Marlin erzählte ihm alles.
"Tu mir einen gefallen, Gartala."
"Was denn?"
"Fliege zurück zu Isaldor und berichte ihm was geschehen ist. Dann frage ihn nach dem Ritual. Ich muss wissen, wie lange so ein Ritual dauert."
"Ja, natürlich."
"In Ordnung. Wir sehen uns morgen."
Nachdem Gartala weg war, drehte Marlin sich um und wollte sich auf den Weg zur Festung machen. Plötzlich sah er eine kleine Gestalt im Schatten stehen. Tala. Sie war ihm wohl gefolgt.
"War das gerade einer der sprechenden Drachen, von denen du erzählt hast?"
"Ja. Das war Gatala. Er hat mich hier her gebracht."
"Wow. Du hättest ihn uns wenigstes vorstellen können."
Marlin lächelte kurz. 
"Keine Angst. Das hol ich schon noch nach." 
Der Himmel über der Stadt war nachtschwarz, doch die Straßen waren hell erleuchtet. Viele Geschäfte und Kneipen hatten auch um diese Zeit noch geöffnet. Viele Betrunkene liefen durch die Gegend. Irgendwie erinnerte das Marlin an sein Leben in Utala und an Radin. Ob der Goblin es überlebt hatte? Auf jeden Fall musste Marlin irgendwann mal nach Utala zurück, das wusste er.
"Woher kanntest du Dilahn?"
Marlins Gedanken lösten sich auf. Er wandte sich dem Mädchen zu.
"Ich bin in Garath groß geworden. In einem der Dörfer, an dem Fuße des Berges, auf dem der Tempel steht. Viele meiner Freunde waren Murahn und lebten im Nachbardorf. Irgendwann schickten ihre Eltern sie in den Tempel. Abends haben wir uns dann oben immer heimlich getroffen und schließlich wurden wir erwischt."
"Hat man dich rausgeworfen?"
"Ja. Aber das hat mich nie wirklich abgehalten. Ich fing an, Gefallen an der Kampftechnik zu finden und einer meiner Freunde brachte sie mir bei. Damals waren wir beiden noch sechs Jahre alt. Du kennst ihn."
"Melda?"
"Ja. Wir haben damals zusammengehalten wie sonst was. Dilahn lernte ich auch schnell kennen. Aber das war damals nicht so erfreulich. Er hat mich jedes Mal rausgeworfen und ich habe Ärger von ihm gekriegt. Mit der Zeit haben wir uns aber angefreundet."
"Ich dachte immer, die Murahn Kampfkunst darf nur von Lehrer zu Schüler weitergegeben werden."
"Es war ja auch gut, dass Dilahn nichts davon wusste."
Tala schüttelte lächelnd den Kopf.
"Melda verstößt gegen Regeln. Unglaublich. Warum bist du gegangen?"
"Die Armee hat mich eingezogen. Ich kam in ein anderes Dorf. Dort gab es einen Zwischenfall mit einem Drachenangriff. Alle aus der Garde starben dabei."
"Das tut mir leid."
"Ist schon gut. Ich bin dann aus Garath weggezogen. Nach Utala."
"Utala wurde doch von Drachen zerstört."
"Ja. Und ich war der Grund dafür."
 

- 19 -
Die Jagd ist eröffnet

"Der König ist tot!!!!"
Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der Stadt und war der Weckruf für Marlin und seine drei Gefährten. Der Morgen war jung, die Sonne war nicht mal aufgegangen. Die Bürger rannten auf die Straßen und alle waren auf dem Weg zum Palast. Marlin und die anderen drängten sich durch die Menge. Am Palast standen Wachen. Sie ließen niemanden durch. Nirgar konnte mit einer von ihnen reden und so ließ man sie rein. Soldaten rannten hin und her. Auf dem Vorplatz des Palastes standen ganze Gruppen von Wachleuten, die sicherstellen sollten, dass niemand rein oder raus kam. Nirgar und Tala liefen die Stufen zu den Palasttoren hoch, doch man ließ sie nicht rein. Ein Angestellter des Königs kam raus. Marlin fing ihn ab.
"Wer hat das getan?"
"Ein Mann war hier. Ein Dunkelelf. Er... er hat ihn aufgeschlitzt. Er hat den König aufgeschlitzt."
Ein Dunkelelf. Marlin und Cecil sahen sich gegenseitig an, dann sahen sie sich um. Er musste hier noch irgendwo sein. Da war er. Cecil erkannte hinter den Wachen eine düstere Gestalt am Rande des Podestes stehen, auf dem der Palast gebaut war. Er stieß Marlin an und zeigte in die Richtung. Die Gestalt drehte sich um. Er war es. Die Wachen hatten ihn nicht bemerkt. Aber jetzt war er entdeckt. Tarohn lächelte Marlin an. Dann sprang er über den Rand der Erhöhung. Marlin und Cecil rannten ihm sofort nach. Sie sprangen hinterher, rutschten die Anhöhe hinunter und landeten auf der Straße. Vor ihnen waren die Bürger versammelt, die alle wissen wollten, was passiert war. Tarohn war in der Menge untergetaucht. Cecil und Marlin schoben sich durch die Leute. Dann sah Marlin den Dunkelelf, der über eine leere Straße von der Menge weglief. Sofort folgten ihm die beiden. Er war sehr schnell, aber sie blieben ihm auf den Fersen. Bis zu einer Landeplattform verfolgten sie ihn. Dort stieg er in einen Gleiter und war weg. Cecil kam nur eine Sekunde zu spät.
"Scheiße!!"
"Reg dich nicht auf. Wir nehmen den da."
Auf der Plattform neben ihnen stand ein anderer Gleiter. Wem er gehörte, wussten sie nicht, aber sie brauchten ihn jetzt. Cecil setzte sich ans Steuer und Marlin hinten drauf. Der Motor startete. Die Maschinen drehten auf und summten laut. Das Gerät schoß los. Die Geschwindigkeit war enorm. Sie ließen die Stadt hinter sich. Unter ihnen schoß die Landschaft vorbei.
"Marlin."
Gartala flog an sie heran.
"Halt die Maschine ruhig. Schrie Marlin Cecil zu und machte sich fertig. Der Sprung war nicht weit, doch ging er fast schief. Bei dieser Geschwindigkeit wäre das fatal gewesen. Marlin saß nun auf Gartalas Rücken.
"Cecil", rief er zu dem Gleiter rüber, "häng dich an Tarohn!"
Cecil nickte. Der Drache wurde langsamer und der Gleiter zischte davon. Gartala stieg auf. Höher und höher. 
"Was ist passiert?"
"Der König wurde heute morgen tot aufgefunden. Tarohn ist der Mörder. Wir versuchen ihn zu stoppen. Was ist mit dem Ritual?"
"Isaldor sagt, bei einem Drachen in Darans Größe könnte es länger als eine Woche dauern. Wir wissen aber nicht, wie lange es schon läuft."
"Ich dachte es läuft, seit Parta und ich entkommen sind."
"Das ist nicht sicher. Die Elemente, die ihr beiden dargestellt hab, können jeder Zeit eingefügt werden. Es kann also sein, dass das Ritual schon in seinem Endstadium ist. So oder so. Wir müssen uns beeilen."
Gartala hörte auf zu flattern und breitete seine Schwingen aus. Ein Drache im Gleitflug war schneller als jedes Luftschiff und so hatten sie Cecil schnell wieder eingeholt.
 
© V.Geist
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Und schon geht's weiter zum 20. bis 23. Kapitel

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