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Diese Geschichte wurde von den Drachental-Besuchern zur
zweitbesten Fantasy-Fortsetzungs-Story 2005 im Drachental gewählt!

Schatten der Vergangenheit von Rubaan
Prolog

Sein Name, das war alles, und nicht mehr.
Lucres.
Lucres Malthor, das war alles, woran er sich erinnerte. Einsam war er irgendwann, irgendwo in einem Wald aufgewacht. Die aufgehende Sonne riss ihn aus dem Schlaf.
Lucres wusste gar nichts mehr. Die Vergangenheit war aus seinem Gedächtnis vollkommen gelöscht.
Niemand kann sich vorstellen, wie es ist, eines Morgens plötzlich aufzuwachen und nichts mehr zu wissen außer dem eigenen Namen. Lucres ereilte dieses Schicksal, und es war ganz bestimmt kein erfreuliches. Erinnerungen sind das Wertvollste, das ein Mensch besitzt. Sie wiegen mehr als alle weltlichen Güter, denn ohne sie ist man hilflos und allein. Ganz allein. Besonders in einer Welt wie dieser, wo Unruhen herrschen, wo dunkle Magie und blutrünstige Monster an jeder Ecke lauern können. Wo schwache Monarchen über beinahe schon der Anarchie verfallene Länder regieren und sich in ihren Schlössern und Burgen zurückziehen, um nicht mit der wahren, rauen Welt in Kontakt zu kommen. In einer Welt, wo ganze Städte mit einem Streich ausgelöscht werden können, sei es ein allmächtiger Dämon, der die Lande heimsucht, sei es ein Drache, der seinen Schatzhort vergrößern will, oder sei es eine Armee von Plünderern oder auch feindlicher Soldaten, was auch immer.
In so einer Welt... steht man ohne Erinnerungen allein da. Ganz allein.

* * * * * * * *

Verschwitzt richtete Lucres sich auf. Seine ausruckslosen Augen musterten die Umgebung.
Bäume.
Nichts als Bäume, überall. Eichen, Birken, Tannen, Fichten. Eschen... Nichts als Bäume.
Plötzlich fuhr Lucres zusammen. Ein stechender Schmerz stieg ihm in den Kopf und ließ ihn am ganzen Leib erzittern.
"Wo bin ich?" fragte er sich selbst.
"Was ist mit mir los?"
Ächzend richtete Lucres sich auf. Immer noch mit schmerzverzerrtem Gesicht fuhr sein Blick herum. Seufzend machte er ein paar Schritte, stützte sich wieder kurz an eine dicke Birke, und ging schließlich weiter in den Wald hinein.
Nach einer Zeit vernahm er ein Geräusch, es war etwas Anderes als das bloße Rascheln von Ästen, Laubwerk, und Tannennadeln unter seinen Füßen.
Es war ein Plätschern. Schließlich erkannte Lucres etwas zwischen dem endlosen Grün des Waldes. Vor ihm spiegelte sich die Sonne in einem kleinen Bach. Kaum breiter als einen Meter war er, doch herrlich klar und still.
Stöhnend benetzte Lucres sein verschwitztes Gesicht mit dem kühlen Wasser. Dann besah er sein eigenes Spiegelbild und seufzte erneut.
"So fremd", dachte er sich.
Dann stach ihm die Sonne ins Gesicht. Schnell hielt sich Lucres die Hand vor sein Gesicht.
"Ich sollte die nächste Stadt suchen gehen."

* * * * * * * *

"Und du bist dir vollkommen sicher?"
Die Stimme des Wesens klang hohl und ausdruckslos.
"Es ist eindeutig. Saerym wandelt wieder auf dieser Welt."
Die andere Stimme war eher wie ein Krächzen, wie ein wütender Raubvogel schnitt sich ihr Klang ins Gehör.
"Also wird es bald beginnen... Sobald er bei uns ist, können wir unser Werk endlich vollenden. Wie lange wird es dauern?"
Die dritte Stimme klang, als würden mehrere Leute gleichzeitig reden, ein Echo in sich, schallend und überirdisch. Nun meldete sich das Krächzen wieder.
"Das kann ich euch nicht sagen. Ich weiß selbst nicht, wie geschwächt Saeryms Geist ist, und wie schnell er zu uns stoßen kann. Wir können nur warten."
"Du hast Recht. Wir haben schon Jahrzehnte lang gewartet, jetzt fallen ein paar Monate auch nicht mehr ins Gewicht", meldete sich das erste Wesen mit seiner dumpfen Stimme.
"Nun wird es also bald beginnen..."
Die drei Wesen begannen plötzlich zu zerrinnen, sich in Konturen ihrer Selbst aufzulösen, sich zu verteilen und schließlich wie Dunst zu verschwinden. Zurück blieb nur die Dunkelheit...
 

© Rubaan
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