18. Tag nach Sommersonnenwende, 6. Mondzyklus,
Jahr 1777
Mein lieber Freund Zoran,
Wie du weißt forsche ich seit längerem
bereits nach Sagen, Legenden und Mythen, in denen sich Hinweise oder Prophezeiungen
auf die Zukunft befinden.
Vor kurzem stieß ich auf eine Sache,
die mir viel zu denken gibt. Als mein Freund sollst du erfahren, aus welchem
Grund ich untergetaucht bin und sämtliche Leute nichts mehr von mir
hören lasse. Ich spüre wie sich ein drohender Schatten am Rande
meines Geistes auftürmt und sich langsam über mich erhebt bis
er sich meiner bemächtigen kann. Tag um Tag quält mich eine tiefe
Angst vor diesem Schatten. Ich will, dass du, wenn du diesen Brief liest,
weißt, was mit mir passiert ist und was meine letzten Gedanken waren,
bevor sie mich veränderten. Aber aus Furcht vor dem was mir
bevorsteht, vergesse ich fast, was ich dir eigentlich erzählen wollte.
Dabei ist meine Zeit nur rar und ich fühle den Schatten mehr denn
je.
Alles begann vor drei Monden, als ich eine
der Bibliotheken von Gargareth nach Forschungsobjekten durchstöberte.
Da geschah folgendes: ich schickte mich gerade an, ein schweres Buch ins
Regal zurückzustellen, doch ich musste es mit zu viel Schwung hinein
geschoben haben, denn es rutschte weiter nach hinten, sodass ich es nicht
mehr sehen konnte. Ich wollte es vorholen, aber als ich meine Hand danach
ausstreckte, griff ich ins Leere; es musste also sehr weit hinten stecken,
obwohl das Regal so breit gar nicht war. Verwirrt spähte ich
in den Schatten der Buchlücke. Es konnte ja nicht verschwunden sein.
Um dem Geheimnis besser auf den Grund kommen zu können, leerte ich
das Regal um den ehemaligen Standort des Buchs herum, bis ich genug Licht
hatte, um weiter nach hinten zu sehen. Erst bemerkte ich weit hinten mehrere
große Spinnennetze und dahinter einen ausgebauten Hohlraum in der
Mauer. Neugierig entfernte ich die Spinnweben mit der Hand – dazu musste
ich ganz schön weit ins Regal hinein kriechen, einem alten Mann wie
mir wohl kaum mehr zumutbar.
Tatsächlich lag das gesuchte Buch in
dieser Nische. Vorsichtig schob ich es an mir vorbei ins Regal. Doch war
es nicht allein gewesen. Ein kleines, mit einer dicken weißen Staubschicht
bedecktes Buch in weinrotem Ledereinband lag noch dort, verdeckt von einem
vergilbten unleserlichen Blatt Papier. Ich nahm das Buch heraus und wischte
mit meinem Ärmel die Staubschicht herunter. Der Titel war in einer
schnörkeligen Schrift darauf gekritzelt, so dass man die einzelnen
Buchstaben nicht erkennen konnte. Das Buch weckte sofort mein Interesse,
denn wo sollten sonst bisher vermeintlich unentdeckte Mythen, Sagen oder
Legenden von der Zukunft geschrieben stehen, wenn nicht in eben solchen
Büchern? Zudem das erste Wort, das mir in die Augen sprang, nachdem
ich das Buch aufgeschlagen hatte, "Mythen" war.
Ich muss sagen, dass mich zu diesem Zeitpunkt
eine solche Neugierde überfiel, wie man es sich bei keinem Buch sonst
vorstellen kann, erst recht nicht, wenn man es nicht kennt. Wie ich nach
kurzem Lesen bereits feststellen konnte, stammte das Buch aus einer Zeit
kurz nach dem "Eisigen Schlaf". Bald fand ich ein Kapitel über eine
Gruppe seltsamer Lebewesen, von denen ich seither noch nichts gehört
hatte. "Untote" heißen sie und ihr Mythos wurzelt tief in der Vergangenheit.
Jene, die den Kampf gegen diese Wesen, die weder den Toten, noch den Lebendigen
angehören, ausgetragen hatten, sind seit mehr als einem Zeitalter
nicht mehr am Leben. Und doch weisen diese uralten Schriften auf die Existenz
dieser unheimlichen Wesen hin.
Diesen Schriften zufolge verschwanden die
Untoten mit dem Erscheinen des ersten Sonnenlichts nach dem Zeitalter des
"Eisigen Schlafs", welcher die Welt in jenen furchtbaren Zeiten mit seinem
Mantel der Kälte und Finsternis übermannt und jahrelang umschlossen
hatte. Niemand zu der Zeit hatte gewusst, aus welchem Grund sie gekommen
waren und wohin sie verschwunden sind. Doch machte mich ein Gedicht aus
den Aufzeichnungen des Magiers Lyr-Van Thai, von dessen Hand das Buch wohl
geschrieben worden war, und das ich nach weiterem Lesen in diesem Buch
entdeckte, stutzig.
Wenn die Mythen zu Leben beginnen...
Als ich den Anfang des Gedichts auf dem vergilbten
Papier zum ersten Mal betrachtete fiel mir das Wort Mythen wieder sofort
auf. Mythen – wie der Mythos der Untoten. Weiter im Text folgte der Satz
Wahrhaftig werden und Dunkelheit breiten.
Dabei trat mir unverwandt der Schweiß
auf die Stirn. Mir stellten sich die Fragen, ob die Untoten etwa wiederkehren
sollten, aber wie sollte ein Volk, das von einem Moment auf den nächsten
spurlos verschwunden gewesen war, plötzlich wiederkehren?
Von diesen Fragen aufgerüttelt, grübelte
ich einige Zeit lang über die seltsamen Wesen. Aber als ich mir ins
Bewusstsein rief, dass das Gedicht nicht unbedingt etwas mit diesen Wesen
zu tun haben musste, legte ich das vergilbte Blatt Papier als Lesezeichen
zwischen die Seiten des Buchs und blätterte weiter.
Doch war meine Neugierde einfach zu groß,
um das Gedicht zu vergessen. So forschte ich weiter in dem Buch, bis ich
ein Kapitel mit dem Titel "Urgeschichte" entdeckte. Eigentlich las ich
das Kapitel nicht meiner Forschung wegen, sondern aus reinem Nebeninteresse.
In diesem Kapitel war eine Geschichte von
sieben Herrschern der Reiche verzeichnet, welche, wie folgt, lautete:
Nach der Erschaffung der Welt und ihrer
Lebewesen, so besagte es der Weise Babytos Hozirom aus Gesedror im zweiten
Jahr nach der Wiederkehr der Sonne auf den "Eisigen Schlaf", waren die
Götter erbost über die Zerstreutheit der Wesen auf ihr, nirgends
bestand Einigkeit und Einheit. So erzählte er weiter, habe die Urgeschichte
der
Welt im tiefsten Inneren der Zeit begonnen, von keinem Lebewesen heutiger
Zeiten erfassbar, als die Landen noch in sieben Reiche geteilt waren, über
denen Herrscher standen, die von den Göttern gesandt worden waren,
um die Landen in Einigkeit und Einheit zu regieren und sie zu beschützen.
Sie waren genannt "Tadonai" - Führer.
Ihrer Herrschaft folgten deren Kinder,
denen in ihrer Reife die Bürde der Tadonai übergeben ward. Früher,
als die Welt noch jung war, lebten solcher sieben Herrscher der Reiche
von Valyar, welche waren der siebten Generation. Noch war das Böse
ihnen fremd. Sie lebten in einem idyllischen Paradies ewigen Friedens und
Sorglosigkeit. Ihnen allen waren Mächte gegeben, mit denen sie experimentierten
und umsprangen, als wären sie nur für den Zeitvertreib.
Doch einer von ihnen, und es war der weiseste
unter den Herrschern, erkannte die Sinnlosigkeit ihres Handelns. Er gebot
über die größte Macht, doch er nutzte sie nicht, sondern
sann über den Sinn des Lebens nach. Evorett war sein Name. Eines Tages,
und es war der, an welchem Evorett zu der falschen Erkenntnis kam, das
Leben habe überhaupt keinen Sinn, hatten der Friede und die Sorglosigkeit
ein jähes Ende, denn er war wie toll und gab sich der Verrücktheit
hin. Er wurde von einem bösen Geist besetzt und missbrauchte seine
Macht zum Foltern seiner Untergebenen.
Als die sechs anderen Herrscher davon erfuhren,
was Evorett tat, sandten sie einen Botschafter aus zu ihm, um eine Erklärung
für sein Tun zu erlangen. Es war Taron Greyhand, ein Dunkelelf vom
Nachtschatten-Clan.
Doch Evorett wurde von einem Goblin vor
dem Botschafter gewarnt. Da nahm er sich den Goblin, holte noch mehr seiner
Art und kreuzte sie mit den Dunkelelfen aus Myrnar. Seiner Zucht gab er
den Namen "Orc", was in der alten einzigen Sprache der Welt des ersten
Zeitalter, welches zu dieser Zeit auch schon der Vergangenheit angehörte,
"Dämon" bedeutet, denn die Wesen besaßen schwarzes Blut und
dunkle raue Haut und wirkten in der Hinsicht auf ihr Aussehen wirklich
dämonisch.
Diese "Orcs" schickte er dem Botschafter
der sechs anderen Herrscher entgegen. Als die Orcs jenen Botschafter erreichten,
trieben sie es schlimm mit ihm, schlugen ihn blutig, verstümmelten
ihn und nahmen ihm die Beine. So brachten sie Taron vor Evorett und sprachen:
"Seht, Herr! Wir bringen Euch den Mann,
der in Euer Reich eingedrungen ist, ohne um Eure Erlaubnis gebeten zu haben."
Evorett freute sich über die Unterwürfigkeit
der Orcs und sann nach mehr. Nachdem er Taron anstatt seiner Beine, solche
einer Spinne gegeben hatte, ließ er ihn von den Orcs aus dem Reich
jagen.
In seiner Verrücktheit praktizierte
er nun finstere Rituale und beschwor so Dämonen aus der Unterwelt
und machte sie zu seinen Dienern. Kaum dass er bemerkte, um wie viel mächtiger
als die Orcs die Dämonen, die in seinem Bann standen, waren, verstieß
er die Orcs von sich und ließ die bösen Geschöpfe unter
die Erde jagen.
Die Orcs verstanden die Missgunst ihres
Herrn nicht, doch sie blieben dort, wohin die Dämonen sie gejagt hatten
– unter der Erde. Erst Jahrhunderte später wagten sich manche wieder
ins Tageslicht zurück, aber das gehört nicht hierher.
Die sechs Herrscher wurden hochrot vor
Zorn, als Taron ihnen erzählte, wie Evorett ihn behandelt hatte. Sie
stellten große Armeen zusammen und zogen mit einem gewaltigen Heer
von Menschen, Elfen und Zwergen gen Süden in das Reich Kardrayn, welches
Evorett regierte.
Doch die Dämonen erspähten die
drohende Gefahr aus der Luft und erstatten Evorett schnellstens Bericht.
Dieser hingegen blieb vollkommen ruhig und beschwor vor ihren Augen das
Tor zur Totenwelt herauf.
"Seht, welch Macht meine ist", sprach er
und trat an die Schwelle jenes Tors. Als er sich selbst in den Sog des
Tors begab geschah etwas Fürchterliches: sein Gesicht verlor an Alter
und Haut, stattdessen sah man nur noch den blanken Knochen, der sich bizarr
verformte. Bei seinem Anblick lief den Dämonen ein eiskalter Schauer
über den Rücken. Evorett gebot sie zur Ruhe, denn er hatte vorausgesehen
wie die Herrscher reagieren würden und hatte alles geplant; deshalb
war er sich auch seines schaudernden Aussehens bewusst.
Die Dämonen erkannten die neue und
stärkere Macht, die dadurch ihrem Herrn gegeben war, und jubelten
ihm zu. Evorett teilte unter den Dämonen zehn ein, die er höher
stellte als die anderen, und er wies sie zehn verschiedenen Elementen zu,
mit deren Macht sie im Kampf ihre Feinde besiegen sollten. Er schloss das
Tor zu den Toten wieder und betrachtete sich die Zehn genau.
"Dagoras, will ich euch nennen." sagte
er.
Zu ihnen gehörten:
Don Diaven mit Feuer,
Kil`Yaeden mit Wasser,
Dragore Duun mit Erde,
Diabolo mit Pflanzen,
Diavolos mit Wind,
Duncan mit Eis,
Kraydotarc mit Fels,
Deymandjos mit Licht,
Dovega mit Nacht
und Kyldova mit Energie.
Dann schickte er die Dämonen in den
Krieg gegen die sechs Herrscher, von den Dagoras geführt. Er selbst
aber blieb sicher hinter den Mauern seiner Burg.
Als die sechs Herrscher die fliegenden
Dämonen am abendroten Himmel bemerkten, war es zu spät für
sie zu fliehen, denn es waren ihrer Zahl so viele und nur wenige aus dem
Heer besaßen Pfeil und Bogen, um dem Angriff aus der Luft Gegenwehr
zu leisten. Der Himmel färbte sich blutrot und untermalte die grauenvolle
Schlacht. Evorett besah sich vom höchsten Turm seiner Burg aus das
Schauspiel und labte sich an den Todesschreien der Feinde.
Doch plötzlich umspann ihn ein eisiger
Hauch der Toten wie mit einer Kette aus Eisen. Er spürte einen dunklen
Schatten sich seiner bemächtigen, doch konnte er nichts tun. Bald
war es ihm, als sei er neu geboren worden, in einen Körper, der kein
Körper mehr war, mit einer Seele, die keine Seele mehr war, und einem
Energiefeld, das alles frostete, mit dem es in Kontakt trat.
Er sah sich nun nicht mehr als einer der
Lebendigen, sondern nannte sich selbst "untot", denn er war gestorben und
doch nicht tot, war lebendig, doch lebte nicht. Schmerzen plagten ihn in
unaushaltbaren Qualen – so war das Los untot zu sein, zu sterben, und immer
weiter zu sterben und zu leiden, den Schmerz aber nicht durch Tod erlöst
zu bekommen. Sondern er war gefangen auf der Schwelle ins Totenreich, allein
sein Wahnsinn half ihm über diesen Frust hinweg. Dreimal konnte ein
Untoter sterben, einmal war er schon gestorben. Der Name Evorett war nicht
mehr der seine. Den einzigen Namen, den er für sich fand, lautete
"Lich" - was in der Sprache der Reiche soviel wie "Leid" bedeutete.
Einer der Dagoras namens Diavolos, der
Gebieter der Luft, erkannte die hohe Überlegenheit Evoretts Heer und
befahl den Dämonen den Kampf zu beenden. Die Dämonen nahmen alle
sechs Herrscher gefangen und verjagten das Heer mit Feuerstößen
aus den flammenden Lungen, unter der Pein brennender Kleider und Rüstungen,
in alle Winde.
Diavolos und Don Diaven führten die
sechs Herrscher vor Evorett. Als diese den ehemals siebten Herrscher ihres
Bundes erblickten, fuhren sie erschrocken zusammen. Des letzten Mutes beraubt
kauerten sie vor ihm nieder, die Hände flehend empor gehalten. Evorett
öffnete den Mund zum Sprechen und ein eiskalter Atem entwich seinem
Inneren.
"Eure letzte Tat führt euch zum Untergang,
meine Brüder, sie würde den Tod von euch fordern. Doch kein Tod
ist so grausam, dass es für euch genügte. Jedoch mein Schicksal
allein ist von solcher Qual, und euch habe ich deshalb dasselbe zugedacht."
Er beschwor das Tor zum Totenreich vor
ihren Augen herauf, und stieß sie alle auf die Schwelle. Schließlich
gelangten sie zu demselben Aussehen, wie er und bald holte der Schatten
auch sie in seine Fänge. Evorett lachte sie finstern an.
Alle Herrscher,
Veygon von Uzueel,
Katmyn von Koardor,
Dunoca von Dartonnay,
Gesezuu von Myrnar,
Paoliros von Gesedror
und Xaynomes von Gedeon,
erwiderten sein Lachen, aber es war kein
Lachen der Freude, sondern große Furcht vor dem siebenten Herrscher
verbarg sich hinter diesem.
So kam es, dass alle Herrscher der Reiche
zu Lich wurden. Und allen unterstanden die zehn Dagoras mit ihren Dämonen.
Es dauerte keinen Mond und es scharten sich Anhänger um die Lich.
Evorett bedeutete diesen plötzlichen Andrang mit den Worten:
"Macht zieht an." Jene der Anhänger,
denen selbst auch der Schmerz des Untot-Seins aufgezwungen wurde, besaßen
jedoch nicht dieselbe Macht der Lich, sondern nur klägliche Beschwörungen
auf Geister und Schemenwesen.
Manche derer änderten Gestalt auf
der Lich Befehl hin und ihnen entstanden Wesen, wie sie zuvor nie gesehen
worden waren, der Tod folgte ihren Schritten, doch holte er sie nicht ein.
Bald marschierte ein Heer von Untoten gen
Norden – hinauf das Tageslicht zu vernichten. Ihr Führer war Evorett.
Die Menschen und Ewigwährenden Valyars
wurden von der so plötzlich gegen sie aufziehenden Streitmacht überrannt
und fielen in Scharen.
Erst als Yeimor und Jaelas, die beiden
ältesten Söhne Veygons und somit Herrscher des Reichs Uzueel,
die Reihen der verwirrten und verängstigten Bewohner der Reiche ordneten
und zum Kampf aufriefen, stießen die Untoten auf Gegenwehr. Evorett
missfiel jene Schwächung seines Heers und machte sich die Leichen
Gefallener seiner Zwecke gefügig und rief sie als Untote zurück
ins Leben. Jene nannte er Todesritter, Ghuls und Zombies. Sogar Todesgeister
entsprangen seiner finsteren Macht.
So wurden die Untoten mit jedem Schritt
weiter in die Reiche hinein gewaltiger und mächtiger, das Land unter
ihren Füßen wurde verseucht, glich Feldern aus Asche und Tod.
Viele ihrer Gegner flüchteten schon
beim Anblick des untoten Heers in die Berge oder aber jene der Mutigen
kämpften bis sie statt Wasser Blut schwitzten.
Der Untoten erster Zug führte sie
nach Myrnar. Das kleinste unter den Reichen unterwarf sich ihnen schnell,
noch bevor es zum richtigen Gemetzel kam. Danach überwanden die Untoten
das Gebirge Jildallan, das graue spitzbergige Mittelgebirge am Rande der
Ostreiche. Zunächst griffen die Untoten sich das Elfenreich Dartonnay,
das sich an der Ostküste Valyars erstreckte. Die Untoten marschierten
durch die Egelsümpfe und eroberten das nördlichste Reich Valyars:
Uzueel. Im Westen nahmen sie zuerst Koardor und das größte der
Reiche auf dem Lymnesious-Gebirge: Gedeon. Zuletzt unterwarfen sie sich
das Reich Gesedror – Kardrayn, das Südreich, welches von Evorett regiert
worden war, mussten sie nicht erst einnehmen, denn es stand schon im Banne
des mächtigsten Tadonai - Evorett.
Bald hatten die Lich sämtliche Landen
ihrer Herrschaft unterjocht und in ihrem Wahnsinn quälten sie ihre
Gefangenen aus reiner Freude zu Tode. Der Geruch des Todes haftete in jeder
Ecke der Eroberungen. Eiseskälte machte sich in den Landen breit.
Selbst der Himmel verdunkelte sich und ließ keinen Sonnenstrahl die
Erde erreichen. Dunkelheit umwob Valyar Tag um Tag.
Als das Leid am größten geworden
war, entsprang einer menschlichen Familie im ehemaligen Reich Gedeon, einst
beherrscht von Xaynomes, dem schwarzhäutigen Dunkelelfen des Schwarzflammen-Clans
mit den flammenden Haaren, ein junger, mutiger Spross, seiner sechzehn,
mit rotgoldenen langen Haaren und Augen wie Asche. Er überragte seine
Altersgenossen alle um einen Kopf und mit seiner Kraft konnte er Felsbrocken
von der Größe zweier Pferde hochstemmen.
Er hieß Ceodon Thundergate und er
wagte es, gegen die Lich zu rebellieren.
Anfangs wehrte er sich nur gegen die Folterungszüge,
die die Lich von Stadt zu Stadt schickten um, wie sie es nannten, Gaben
für ihre tiefsten Bedürfnisse, und solcher waren es die des Zusehens,
wie Menschen oder Elfen Todes- und Schmerzenschreie ausstießen, einzusammeln.
Darunter befanden sich oft Kinder und Greise.
Ceodon aber stellte sich den Untoten "Gabensammlern"
in den Weg und schlachtete sie alleine ab. Die Menschen seiner Heimatstadt
Zjuvieel wurden blass und erschraken über Ceodons Handeln und dachten,
die Untoten werden ihnen zürnen und sie alle auslöschen. Sie
verjagten ihn aus Angst vor dem Tod.
Er aber wanderte von Gedeon nach Gesedror.
Dort scharte Ceodon Elfen, Zwerge, Menschen und gar Greifen um sich. Sie
schlossen sich als Rebellen gegen die Untoten zusammen und nannten sich
Lichtkrieger. Wenn sie kämpften, war es, als schlüge eine Faust
von gleißendem Lichte in die Finsternis ein und brächte die
Landen der Sonne näher. Bald zogen sie durch Valyar, verteidigten
ihre Völker und rotteten die Untoten aus wohin sie kamen.
Es dauerte nicht lange, schon wurden die
Lichtkrieger von den Völkern freudig empfangen und es schlossen sich
ihnen in jeder Stadt mehr Leute an. Die Rebellion wuchs und wuchs und die
Lich fragten sich, ob sie die Lichtkrieger nicht mit den Dämonen oder
den Dagoras auslöschen sollten. Evorett aber gebot sie zur Ruhe und
bat sie, die Sache allein ihm zu überlassen. Er meinte, man müsse
die Rebellen am Schopf packen, und solcher war es ihr Anführer. Die
anderen Lich entschlossen, Evorett gewähren zu lassen, denn sie wussten
keinen guten Rat, außer die Lichtkrieger im offenen Kampf zu vernichten,
was Evorett mit der Begründung, es sei zuviel Aufwand und damit wüssten
sich die anderen Leute bestätigt und würden alle rebellieren,
abgetan hatte.
Doch wusste Evorett, wie er sich ihrer
anders wehren konnte und stellte Ceodon eine Falle.
Alsbald kamen die Rebellen der Lichtkrieger
ins frühere Reich Koardor, in welchem einst Katmyn, der bleiche Mensch
mit den schwärzesten Haaren, die je gesehen worden waren, regiert
hatte, um dort den unterdrückten Menschen zu helfen. Doch in der Stadt
Pedraswhen, die für ihren Reichtum und die Schönheit der Mädchen
legendär gewesen war, begegnete Ceodon am Silberbrunnen inmitten der
Stadt ein bildschönes Mädchen. Sie hatte glänzende kastanienfarbene
Locken, wasserblaue Augen, eine Haut, wie aus Perlen und trug ein seidenes
Gewand, das silbern und weiß schillerte. Ganz von der Schönheit
des Mädchens verzaubert verharrte Ceodon vor ihr und wagte nicht sich
zu rühren.
Das Mädchen aber war von Evorett gesandt
und ein ausgekochtes Hyzophraren-Mädchen, jenes Volkes, das tief in
den Wäldern versteckt lebte und sich in jede beliebige Wesen verwandeln
konnten. Zugehörige dieses Volkes taten für Gold und Silber alles.
So wie eben dieses Mädchen, die Realaha hieß. Realaha bat Ceodon
ihr zu folgen und er kam dem widerspruchslos nach.
Sie führte ihn fort von den Lichtkriegern,
in ein düsteres verfallenes Haus am Rande Pedraswhens. In dem Haus
aber erwarteten ihn bereits die vier Dagoras Diavolos, Gebieter des Windes,
Don Diaven, Gebieter des Feuers, Dragore Duun, Gebieter der Erde, und Kil`Yaeden,
Gebieter des Wassers. Ceodon war ihnen unterlegen, doch hatte er gemerkt,
welch Streich ihm gespielt worden war und was für eine gefährliche
Falle über ihm zugeschnappt war, weshalb er sich nicht kampflos ergab,
sondern in seiner Wut in Blutrausch verfiel und die Dagoras angriff. Diese
reagierten überrascht. Don Diaven forderte seine Aufgabe, doch Ceodon
ließ sich nicht belehren und starb ehrevoll im Kampf gegen seine
Feinde.
Die Lichtkrieger bemerkten das Verschwinden
ihres Anführers erst, als es schon um ihn geschehen war. Sie fanden
seine Leiche und bereiteten ihm eine Feuerbestattung.
Sichtlich durch den Verlust Ceodons geschwächt,
wählten sie Hadoreth Nightfall, eine starke Nachtelfenkriegerin des
Hidden-Clan von Myrnar, die silbernes Haar, violette Haut und bernsteinfarbene
Augen hatte, zur neuen Anführerin. Sie war klug und meinte, dass es
nicht viel brächte, wenn sie ständig nur die "kleinen Fische"
der Untoten bekämpften, sondern wies sie an, die Anführer der
Untoten, und als solche sah sie die Lich, zu vernichten, damit die Untoten
von niemandem mehr befehligt werden konnten.
Hadoreth zog mit den Lichtkriegern gen
Süden, direkt zum Palast der Lich in Evoretts Reich Kardrayn. Sie
durchquerten die dazwischen liegenden Reiche auf Schleichwegen und versteckten
Waldpfaden. So bemerkten die Untoten ihr Anrücken nicht. Doch sobald
sie in unmittelbarer Nähe des Lichpalastes wieder auf die gängigen
Straßen zurückkehrten, stießen sie auf viele Dämonen
und Untote, gaben sich aber als Botschafter der Reiche aus, und die Feinde
ließen sie ungehindert passieren. Jedoch trafen sie auf keine Dagoras,
so mussten die Lich von ihrem Kommen noch nicht erfahren haben. Doch sollte
das Vordringen bis zu den Lich selbst ein schwieriges Unterfangen werden.
Wieder getarnt als Botschafter der sieben Reiche, und als solche gingen
zu sechst
Hadoreth für Myrnar,
Vacen Ravenclaw, ein dunkelhäutiger
Mensch mit rehbraunen Augen und kohlrabenschwarzem, krausem Haar für
Gesedror,
Meweos Sixblades, der schnellste Mensch
im Umgang mit dem Schwert und weißblonden, zu zwei Zöpfen gezwirbelt
Haaren und giftgrünen Augen für Koardor,
Saylin Rain, eine flinke Elfe mit goldblonden
Haaren und eisblauen Augen für Gedeon,
Jaelas, der hellbraunhaarige Sohn Veygons
mit beigen Augen für Uzueel,
Farogath Catcher, ein gelbäugiger
Mensch mit tiefschwarzen Haaren, gegerbter Haut und einer großen
Bogenfertigkeit für Kardrayn
und Graiys Doublespike, ein ehemaliger
Leibwächter Dunocas mit braunem Haar und wasserblauen Augen für
Dartonnay.
So gelangten sie an die Throne Evoretts,
Veygons, Katmyns, Dunocas, Gesezuus, Paoliros` und Xaynomes`. Die Lich
durchbohrten die Lichtkrieger mit finsteren Blicken und forschten nach
dem Grund ihres Kommens. Evorett sprang zornig auf von seinem eisernen
Thron, als er die Lichtkrieger erkannte. Hadoreth machte den anderen Rebellen
ein unauffälliges Zeichen und sprach Evorett furchtlos ins Angesicht:
"Wir sind gekommen euch zu vernichten."
Auf diesen Satz hin zogen die Lichtkrieger ihre Waffen...
(Diese Stelle war sehr unleserlich. Ich konnte
sie bedauerlicherweise nicht entziffern. Deshalb musste ich einen Absatz
überspringen. Weiter ging es folgendermaßen:)
...im Namen des Monds und der Sonne und
allen Elementen!" Mit diesem Angriffsschrei stürzten sich die Rebellen
auf die ehemaligen Tadonai Valyars und begaben sich in einen erbitterten
Kampf gegen das Böse. Doch an den Waffen der Gefolgsleute Hadoreths
zerschellten die magischen Geschosse der Lich und die Klingen ihrer Schwerter
zerbarsten daran zu Staub. Bald stoben die Lich auseinander, doch die Lichtkrieger
ließen nicht von ihren Feinden ab und als dann Hadoreth als Erste
ihre Waffe in den Körper Evoretts rammte und es floss kein Blut, sondern
eisiger Nebel umgab den verletzten Lich, da taten es die anderen der Rebellen
Hadoreth nacheinander gleich.
Die Lich rangen um Atem; bald stockte dieser.
Und alsdann verschwanden die Untoten mit einem Male und die Zeit des Eisigen
Schlafs war abrupt beendet. Das Tageslicht kehrte wieder und die Reiche
waren erlöst. Doch als der Körper Evoretts sich aufgelöst
hatte, hatte dieser geschrieen:
"Wartet nur, Sterbliche! Wir werden wiederkehren,
denn ihr habt uns nicht auf ewig gebannt. Dreimal können wir sterben,
und einmal bleibt uns noch übrig, wenn ihr nicht mehr zugegen seid!
Dann werden wir euch überrumpeln und alles vernichten. Wir werden
uns an den Kindeskindern eurer Kindeskinder rächen, für das,
was ihr getan habt. Ihr habt euch der Herrschaft eurer Tadonai verweigert.
Dafür werden eurer Kindeskindern Kindeskinder büßen. Sie
werden leiden für die Verbrechen die ihr gegen eure Herrscher begangen
habt, und nicht nur das. Wir werden sie Schmerzen erleiden lassen, welche
ihr euch gar nicht vorstellen könnt. Auf ewig werden wir die Welt
ins Dunkel tauchen, als Strafe dafür, dass ihr euch den von den Göttern
eingesetzten Herrschern widersetzt und sie ins Exil verbannt habt. Wir
werden wiederkehren!"
Die herrscherlosen Reiche bekamen Truchsesse
zugeteilt, denn die Lichtkrieger wollten es nicht wagen, die Throne zu
besteigen, aber das Königsrecht blieb ihren Familien vorbehalten.
Aber da keiner sich durch Irgendetwas,
was es auch immer sei, an die Lich erinnern wollte, benannten die Herrscher
die Reiche neu.
So wurde aus Kardrayn Ganymed,
aus Uzueel Atom,
aus Koardor Syntax,
aus Dartonnay Votan,
aus Myrnar Randuin,
aus Gesedror wurde Callisto
und letztlich aus Gedeon das Reich Cerberus.
Sodass keiner sich der Zeit der Untoten entsinnen musste.
Aus dieser Geschichte heraus wurde mir erst
klar, welche Gefahr die Untoten für uns darstellen würden, wenn
sie wieder auftauchten. Die nächsten Verse des Gedichts, die ich daraufhin
las, bestätigten meine Erkenntnis und verband das Gedicht mehr und
mehr mit der Geschichte.
Ziehen Sieben, dem Tode auf ewig entwichen,
den Marsch im Banne der Finsternis fort.
Hinaus in die Welt, von jenem Ort,
wo einst die Herrscher der Lich sind verblichen,
und Tageslicht jahrelang von uns gewichen.
In düsteren Grüften, bewacht
von den echten
Höllen gebürtigen Schreckensmächten.
Allein ist der Platz wo Ewigkeit
in dunklen Höllenfeuern brodelt,
gezeichnet von Hass, Zorn, Wut und Leid,
der Ort der das Übel in Körpern
verbirgt.
Als Untote wandeln und Dunkelheit breiten
Die lichlichen Herrscher in endlosen Weiten.
Ziehen Schmerz und Pein gar mit sich her,
locken der Unterwelt furchtbare Fratzen.
Jammernd die Völker setzen zur Wehr,
mit Schwertern, Schildern, Axt und Speer.
Jene der Sterblichen, sind nicht gefreit
den Herrschern das Zepter entreißen
zu können.
Jene der Ewigen, sind nicht bereit,
zu halten der Dunkelheit länger stand.
Den Marsche sie ziehen und bannen das Licht,
frosten und frieren der Helligkeit Glanz.
Wie Klauen das Böse Geschöpfe
erfasst,
solang bis das Gesicht Valyars ganz verblasst.
Die Toten sie küren den Lichenen Kranz,
schreien und klagen, doch wehren sich nicht.
Voll Inbrunst die Herrscher
morden und töten,
erfreuen sich Todesgeschrei und Krieg.
Erwarten mit kindesähnlichen Freuden,
zuletzt doch auch nur den einen Sieg,
jedoch was mag sie daran hindern...
Nur Sieben, von sonderlich anderem Blut
können es wagen,
den Lich zu entsagen.
Zu bannen das Böse in Ewigkeit.
Sie haben die Kraft,
zu brechen die Banden
der schattenen Lich,
zu wenden das Böse ab von den Landen.
Doch jeder weiß, wem Kraft ist gegeben,
hat doch das Los, zu überleben.
Wenn die Mythen zu leben beginnen,
nur sie können Frieden und Licht wiederbringen.
Aber das Ende weiß keiner zu deuten.
Es sei wie es kommt, niemand kann es verhindern.
Die Aussage des Gedichts ist eindeutig. Ich
bin mir sicher, dass du meine Angst jetzt verstehst, nachdem ich dich in
die Ergebnisse meiner Forschung eingeweiht habe.
Doch es ist nicht allein die Bedeutung, oder
die mögliche Bedeutung des Gedichts für unsere Zukunft, sondern
auch noch dieser Schatten in mir.
Als ich die Beschreibung der Mutation Evoretts
in der Urgeschichte gelesen hatte, in der er zum Lich wurde, fiel es mir
plötzlich wie Schuppen von den Augen. Ich selbst werde von der Macht
der Lich gefangen gehalten, bis mich der Schatten in mir zu einem ihrer
untoten Anhänger macht.
Es ist ein schreckliches Gefühl, zu wissen,
möglicherweise bald Mitverantwortlicher für die Toten und das
Leid zu sein, die die Herrschaft der Lich mit sich führen wird. Noch
schlimmer ist es, die ganze Verwandlung Tag für Tag in sich fortschreiten
zu spüren. Mein treuer Freund, all die Jahre, die wir uns nun schon
kennen und schätzen, werden nichts als verlorene Gefühle und
Gedanken sein.
Ich kenne den Grund meiner Befallenheit nicht,
und ich vermute, dass ich die Zeit dazu, es herauszufinden, nicht mehr
habe. Es wäre möglich, dass auf dem Buch, das ich las, ein Fluch
liegt, der alle, die die Geschichte und das Gedicht vor der Wiederkehr
der Untoten warnt, selbst zu einem solchen macht. Natürlich ist es
nur eine Vermutung, aber beruhen nicht viele Teile der Wissenschaft unserer
Zeit auf Vermutungen?
Ich spiele mit dem Gedanken, mir das Leben
zu nehmen, bevor ich es an die Untoten verliere. Noch habe ich mich aber
zu keiner Entscheidung durchgerungen. Ich bitte dich, das Buch zumindest
nicht anzufassen, falls du eines Tages mein Versteck finden solltest, in
dem ich gerade hause. Das ist auch mit ein Grund, weshalb ich es dir in
diesem Brief so ausführlich beschrieben habe.
Ich werde langsam müde. Die Sonne steht
bereits tief am Himmel und Kerzen habe ich nicht mit in mein Versteck genommen.
Mit dem wenigen Licht, das noch auf diesen Brief fällt, schreibe ich
ihn zu Ende.
Zoran, die Zeit der Wiederkunft der Lich steht
an. Ich spüre es am Schreien des Windes, wenn er durch Feld und Flur
rauscht, ich spüre es an der Nacht, die von Tag zu Tag kälter
und finsterer wird, ich spüre es an dem Schweigen der Vögel,
am rotgetünchten Morgenhimmel, an den ständigen Gewittern, die
sich über mir entladen, und an dem düsteren Schatten in mir,
der wächst und wächst.
Es ist entmutigend allein zu sein. Eigentlich
sollte mir egal sein, was mit mir geschieht, wenn ich untot bin. Aber andererseits
bin ich doch mitverantwortlich für mein Handeln, selbst wenn ich
es nicht mehr kontrolliere.
Ich glaube, heute Nacht werde ich mich meiner
entledigen, mein Freund, ich fühle mich insgeheim sogar dazu verpflichtet!
Halte keine Trauer, sondern nutze deine Kräfte
zum Kampf gegen das Böse. Nutze die Zeit, die dir gegeben ist, sinnvoll,
und vergeude sie nicht.
Im Gegensatz zu mir, hattest du das Glück
erfahren dürfen, den Segen zwei Kinder zu erhalten, wenn auch nicht
der von eigenen. Für mich ist das nun zu spät. Aber du lebst,
und es steht nichts an, was dein Leben gefährden könnte, ausgenommen
die kleinen Raubzüge eurer bescheidenen Diebesgilde von Revol Taron.
Denke, mein Lieber, wären deine Kinder
solche der Auserwählten, wie sie im Gedicht beschrieben sind, denn
keiner weiß, woher sie stammen, wenn sie solche sein mögen,
worüber ich gerade nachdenke, wüsste ich nicht, welche Kraft
oder Waffe den Untergang der kommenden Lich gewährt.
Der unleserliche Abschnitt der Urgeschichte
lässt mich schier verrückt werden. Nirgends sonst in dem Buch
fand ich weitere Angaben zum plötzlichen Verschwinden der Lich. Sei
dir bewusst, welch Glück du hast, durch deine Art im Jetzt zu leben
und dich nie fragen zu müssen, was die Zukunft bringt. Sicher ist
das mit auch ein Grund für unser gegenseitiges Verständnis, das
wir all die Jahre füreinander aufgebracht haben.
Ich brauchte diese Verbindung zum Jetzt, und
du die Verbindung zur Zukunft. Doch nun werden wir uns nimmer wieder sehen,
Zoran.
Grüße Riyonn und Imogen, deine
stolzen Sprösse, von mir. Auch Taron richte meinen Abschied von dieser
Welt aus. Er soll wissen, was geschehen ist. Obwohl er wahrscheinlich Bescheid
über vieles, was in dem Brief geschrieben steht, wissen müsste,
schließlich war er doch von Anfang an der Geschichte dabei. Ich hätte
nie geahnt, wie lange er schon unter uns weilt, er verlor nie ein Wort
über die Untoten. Wahrscheinlich verbirgt er das, wie vieles andere
auch, tief in seinem Innersten, damit ja nichts von sich selbst nach außen
dringt. Er hat sein Mutant-Sein nie völlig verkraftet, selbst wie
es dazu kam, hat er mir nie erzählt. Das einzige, was ich vor kurzer
Zeit schon über diesen starrköpfigen, spinnenbeinigen Elfen mit
den geheimnisvollen orangefarbenen Augen und den eisblauen Haaren wusste,
ist, dass er vom Nachtschatten-Clan stammte, sein Zuname Greyhand ist,
und er diese Diebesstadt Revol Taron, mitsamt der Diebesgilde hinter des
Sichelwaldes gegründet hat. Taron Greyhand - es ist lange her, dass
sein ganzer Name über meine Lippen wich.
Gezeichnet: Gerjyho-Zura Finaly
© Itariss
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