Magische
Welt
Íja Macár
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 Dämon in Nöten / K31 (Sylvia)
 

Immer Ärger mit dem Personal
K32
 von: Sylvia

"He!" brüllte Hragnir, als er seinen abtrünnigen Reisegenossen in der Menge verschwinden sah. "Wo willst du hin? Chotis!"
Der Dämon arbeitete sich hastig durch ein Meer von Menschen, Tischen und Marmorsäulen, drängelte und schubste, verteilte Ellbogenrempler und barsche "Aus dem Weg"-Kommandos, während die mit der Situation ziemlich überforderten Wachsoldaten noch unschlüssig darüber berieten, was zu tun sei.
Vor allem der randalierende Prólm vor dem Fenster machte ihnen zu schaffen, denn er zeigte sich von ihren gezogenen Waffen völlig unbeeindruckt, zerbrach die auf ihn gerichteten Lanzen wie Streichhölzer und gröhlte in einem fort.
Chotis war das nur recht, daß Hragnir alle Aufmerksamkeit auf sich zog, denn so konnte er unbemerkt in der dichten Menschenmenge verschwinden und sich nach einem Ausweg aus diesem Dilemma umsehen. Über die Köpfe der Gäste hinweg erspähte er im hinteren Teil des Festsaals die Theke und gleich dahinter die Tür zur Küche, durch die die Schankmädchen ein- und auseilten. 
Vielleicht war das die gesuchte Möglichkeit zur Flucht ...
Zielstrebig arbeitete er sich in Richtung Küche voran.
Doch mit einem Mal erhaschte er in dem Gewühl zufällig einen Blick auf etwas, das sogleich seine Aufmerksamkeit erregte: ein Hut. Ein hoher, spitzer Magierhut.
Der Hut kam von rechts und bewegte sich langsam durch die Menge ebenfalls in Richtung Küchentür. Auf halbem Wege dorthin verschwand er hinter einer Säule.
Chotis schlug einen Haken und änderte sofort seine Richtung, und bald hatte er auch die schmächtige Gestalt des Magiers gesichtet. Tatsächlich hatte er sich hinter einer der riesigen Marmorsäulen nicht weit von der Tür entfernt verkrümelt, von wo aus er in aller Seelenruhe das Gedrängel und den tobenden Prólm am Fenster beobachtete.
Ein zufriedenes Grinsen machte sich im Gesicht des Dämons breit. Da war sie, seine Rückreisegarantie - und ein zweites Mal würde er nicht so dumm sein, sie wieder aus den Augen zu lassen.
Chotis boxte sich die letzten Schritte zu Ziranubishath durch und tippte ihm wie beiläufig auf die Schulter.
"Ihr habt noch nicht Auf Wiedersehen gesagt ..."
Der Magier fuhr erschrocken herum. Als er den Dämon erkannte, wurden seine Augen groß wie Untertassen, doch er wurde von seinem Gegenüber so hart am Arm gepackt, daß er nicht einmal auf die Idee kommen konnte, sich davonzumachen.
"Wir hatten eine Abmachung", lächelte Chotis. "Schon vergessen?"
"Wir hatten keine Abmachung!"
"Oh doch, das hatten wir. Und Ihr werdet schön brav mit mir mitkommen, Freundchen!"
"Nein, hatten wir nicht - was soll denn das?"
Der Magier versuchte vergeblich, sich von Chotis loszureißen, doch gegen dessen eisernen Griff konnte er beim besten Willen nichts ausrichten.
"Laßt mich sofort los ... sonst gibt’s ein Unglück!"
"Was für ein Unglück?"
"Ööhm ..."
Ziranubishath fiel so schnell leider kein Passendes ein.
"Laßt mich auf der Stelle los - oder ich schreie nach den Wachen!"
Schon pumpte er sich mit Luft voll, um wieder in sein ohrenbetäubendes Gezeter auszubrechen und Chotis schaffte es gerade noch, ihm mit der freien Hand den Mund zuzuhalten. Er warf wilde Blicke um sich, um sich zu vergewissern, daß sie keine Aufmerksamkeit erregten. Die Schankmädchen hasteten in unmittelbarer Nähe an ihnen vorüber, doch keine von ihnen schien etwas zu bemerken.
Ziranubishath, mit zugehaltenem Mund, brachte nur ein paar gurgelnde, unverständliche Laute hervor. Er hieb dem Dämonen kurzerhand die Zähne in die Finger.
"Aua! Wollt Ihr wohl stillhalten!"
"Ich denk' nicht dran!" keifte der Alte und setzte schon wieder zu einem Hilferuf an.
Chotis in seiner Not verdrehte flehend die Augen zur Decke, murmelte ein "Verzeihung" und verpaßte dem Magier einen sanften Kinnhaken.
Ziranubishath fiel auf der Stelle um wie ein gefällter Baum.
"Oh", machte der Dämon und starrte verwundert die reglose Gestalt zu seinen Füßen an. "Ich hab' doch extra nicht so doll gehauen..."
Die Gäste, die in der unmittelbaren Nähe standen, warfen bereits mißtrauische Blicke zu ihm hinüber und begannen zu tuscheln, so daß er schnell in die Knie ging und sich mit besorgter Miene den Magier besah, während er gleichzeitig entschuldigende Blicke in die Runde warf.
"Zu viel getrunken, der Kerl. Verträgt wohl nicht sehr viel ... ich werde ihn mal hinaus an die frische Luft bringen. Komm, Alterchen..."
Er schulterte Ziranubishath, dessen Gewicht er kaum spürte, und erhob sich eilig, ein Auge ständig zur Seite auf die Küchentür geheftet - seinen einzigen Fluchtweg. Nur einige Schritte trennten ihn noch vom Ausgang.
Als er sich umdrehte, prallte er jedoch beinahe gegen eine Gestalt, die sich ihm in den Weg stellte - mit ärgerlichem Gesicht, die Hände in die Hüften gestemmt.
"Er ist gar nicht betrunken - ich habe genau gesehen, daß Ihr ihn niedergeschlagen habt!"
Es war das abgerissene Schankmädchen, das vor kurzer Zeit noch die Theke geschrubbt und sein Lächeln mit bösen Blicken erwidert hatte. Und mit genau diesem Blick starrte sie Chotis herausfordernd an.
Der Dämon musterte sie von oben bis unten.
Sie ging ihm gerade mal bis zur Schulter, wog schätzungsweise nicht viel mehr als der Magier, den er auf der Schulter trug, und wenn er gewollt hätte, hätte er sie locker mit einer Hand aus dem Saal tragen können. 
Er mußte unwillkürlich grinsen. Lächerlich, dieser Floh.
Aber sie stand da, mit wildem, kampfbereitem Gesicht, und er konnte ihr ansehen, daß sie nicht gewillt war, beiseite zu treten oder es ihm nachzusehen, daß er einen vermeintlich Schwächeren zu Boden geschlagen hatte.
"Na, nun geh schon aus dem Weg", forderte er und setzte seinen drohendsten Blick auf, obwohl er innerlich beinahe lachen mußte.
Das Mädchen verzog keine Miene. Offensichtlich war sie nicht leicht zu beeindrucken.
"Nein", erwiderte sie. "Laß erst den Alten runter - er hat dir nichts getan!"
"Ach - hat er nicht?"
Chotis zog amüsiert eine Augenbraue nach oben.
"Geh beiseite, na los. Gibt es aus der Küche einen Weg nach draußen?"
"Pfff", machte sie geringschätzig. "Das werde ich gerade dir erzählen!"
Der Dämon wurde langsam ungeduldig. Er mußte schnellstens hier weg und aus dem Blickfeld der Gäste und vor allem der Wachen - und es war nicht gerade einfach, sich mit einem ohnmächtigen Magier auf der Schulter unauffällig zu benehmen.
"Nun sag schon - ich habe keine Zeit für irgend welche Späße!"
"Kani!" ertönte hinter ihnen plötzlich eine scharfe Stimme. "Steh' hier nicht herum und halte Maulaffen feil! Die Gäste haben Durst!"
Ein baumlanger Kerl, offensichtlich der Schankwirt und Aufseher über das Personal und die Bedienungen, streckte ärgerlich seinen Kopf aus der Küchentür und machte eine wedelnde Handbewegung, um das Mädchen zur Eile anzutreiben. 
Die Angesprochene drehte sich zu ihm herum.
Und in dem Blick, den sie ihm daraufhin zukommen ließ, lag so viel abgrundtiefe Verachtung, daß Chotis sich gehörig wunderte. Das war nicht gerade die Art und Weise, wie ein Angestellter seinen Brötchengeber ansehen sollte.
"Ich habe hier erst etwas zu erledigen", sagte sie ungerührt und wandte sich wieder dem Dämon zu.
"Mach, daß du an deine Arbeit kommst!" rief der Aufseher hinter ihr wütend. "Und zwar sofort!"
Als sie nicht reagierte, schob er seinen massigen Körper, der von einer schmutzstarrenden Schürze bedeckt war, aus der Küchentür und bückte sich nach etwas hinter dem Tresen.
„Ich sag’s nicht zweimal!„ hörte Chotis ihn knurren, dann sah er, wie der Kerl sich wieder aufrichtete. In den Händen hielt er eine Eisenkette, die an einem in der Mauer eingelassenen Ring befestigt war. Chotis' Augen folgten der Kette bis zu ihrem anderen Ende, an dem eine schwere Schelle angebracht war. Und die Schelle umschloß fest den linken Knöchel des Mädchens.
Bevor er sich versah, ruckte der Aufseher die Kette so heftig nach hinten, daß es das Mädchen einfach von den Füßen riß. Sie landete auf dem Bauch und ihr Gesicht knallte hart gegen den Steinboden. Und diese Bewegung kam so unerwartet und war so brutal und überflüssig, daß sogar der Dämon, der einiges gewöhnt war, völlig entsetzt war. Verwirrt starrte er den Schankwirt an, sah sich im Saal um, erwartete, daß irgendeiner der Gäste oder der Wachen eingriff - aber nichts dergleichen geschah. Der Ärger zwischen dem Wirt und dem Personal schien nichts Ungewöhnliches zu sein, denn niemand schenkte dem Vorfall sonderlich Beachtung. Stattdessen beobachteten die meisten wie gebannt das Schauspiel, das Hragnir draußen vor dem Fenster abzog.
Der massige Typ begann gerade in aller Seelenruhe damit, das Mädchen an der Kette über den Boden zu schleifen.
"Moooment mal ..."
Chotis setzte den immer noch ohnmächtigen Magier, der über seiner Schulter baumelte, ab und lehnte ihn mit dem Rücken gegen die Säule, damit er nicht umfiel.
"Ihr wartet hier so lange, Alterchen ..."
Dann baute er sich mit finsterer Miene und entschlossenem Gesichtsausdruck vor dem Aufseher zu seiner nicht minder imposanten Größe auf, während er hörte, wie das Schankmädchen stöhnend wieder zu sich kam und sich langsam aufrappelte. Wenigstens war er jetzt nicht mehr von lauter Bewußtlosen umgeben.
Chotis wollte dem Kerl vor ihm eben eine saftige Beleidigung nach echter Dämonenart an den Kopf werfen, doch bevor er überhaupt Luft holen konnte, humpelte das Mädchen heran und trat dem Aufseher mit voller Wucht vors Schienbein. Ihr Gesicht war voller Schrammen, aber ihre dunklen Augen blitzten wie Stahl.
"Du mieses, altes Stinktier ..."
Der Kerl zog auf, offensichtlich um ihr eine Ohrfeige zu geben, aber sie machte einen Satz rückwärts, der Chotis zum Staunen brachte - ihre Füße waren scheinbar noch schneller als ihre Klappe. Sie umkreiste ihn behende und hängte sich an seinen Rücken, versuchte, ihn in den Schwitzkasten zu nehmen und boxte mit den Fäusten auf ihn ein, aber der Aufseher schüttelte sie ab wie eine lästige Fliege.
Der Dämon jedoch nutzte die Gelegenheit und rammte dem so Abgelenkten die Faust in den Magen und gleich anschließend mit voller Wucht unters Kinn, so daß er benommen nach hinten taumelte und gegen die Mauer sackte. Für einen Augenblick war er wohl außer Gefecht gesetzt.
Chotis‘ Blick traf den des Schankmädchens.
"Gibt es einen Weg nach draußen?" zischte er eindringlich, während er hastig den zusammengesunkenen Magier aufsammelte.
"Ja, gibt es."
Sie hielt sich die schmerzende Backe.
"Durch die Küche, die Treppe runter, dann den linken Gang. Ihr kommt in einen Weinkeller, von dort aus die dritte Tür nach links, geradeaus, dann rechts, dann wieder links, dann..."
Mit einem Seufzer sah Chotis hoch.
"Du erwartest aber nicht, daß ich mir das alles merke, oder?"
Mit seinem Orientierungssinn stand es nicht gerade zum Besten.
Sie zuckte mit den Schultern.
"Ich könnt’s dir zeigen ..."
Ihr Blick glitt nach unten zu ihrem Knöchel, der in der schweren Eisenschelle steckte.
Chotis dämmerte, was sie damit sagen wollte. 
Ihm blieb auch gar keine andere Wahl, wenn er hier herauskommen wollte. Alle Ausgänge im Saal besetzt, die Fenster und Türen belagert - und der Ausweg durch die Küche und den Keller des Schlosses schien ein einziges Labyrinth zu sein...
Er ließ den Magier Magier sein und richtete sich auf. 
"Wo ist der Schlüssel?"
"In seiner Tasche."
Chotis näherte sich vorsichtig dem Kerl, der ächzend an der Wand lehnte, und beäugte ihn mißtrauisch. Der Aufseher öffnete benebelt ein Auge - was der Dämon sofort als heimtückischen Angriff auslegte und ihm sicherheitshalber noch einmal einen rechten Haken verabreichte.
Ihm anschließend den Schlüssel aus der Tasche zu stibitzen, war ein Leichtes. Und auch die Fußschellen des Mädchens waren in Windeseile aufgesperrt und beiseite geworfen.
Chotis schulterte Ziranubishath, der eben wieder zu sich zu kommen schien und undeutliches Gebrabbel von sich gab, hob den spitzen Hut auf und fragte nur:
"Wohin?"
Das Mädchen grinste.
"Hier entlang ..."
 

... und so setzt sich das Abenteuer fort:
Flucht von Schloß Wabe -K33 (Andreas Rabenstein)
 

... wenn Ihr aber noch weitere Fortsetzungen kennt, dann mailt mir diese bitte!
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