Magische
Welt
Íja Macár
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zum zweitbesten Íja Macár-Kapitel 2001 im Drachental gewählt!

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 Éroch und Elgórod / K37 (Sylvia)
 

Verschlungene Pfade
K38
 von: Sylvia

Kurz vor Sonnenaufgang schoben und zerrten sie mit vereinten Kräften den Riesen durch den engen Höhleneingang, der sich, als er endlich wieder unter freiem Himmel stand, reckte und streckte, daß die Knochen knackten.
"Ah, das tut gut", seufzte er genüßlich und machte ein paar Kniebeugen. "Ich verstehe nicht, wie Zwerge das unter Tage und in solchen Höhlen aushalten."
"Die sind ja auch eine Nummer kleiner als du", brummte Chotis und zu Kani gewandt sagte er:
"Du willst wirklich nicht mitkommen?"
Sie schüttelte den Kopf.
"Nein, ich habe hier noch eine Rechnung offen ..."
"Die Götter mögen dir gnädig sein, solltest du diesem Wargrov begegnen. Wenn es stimmt, was der Alte erzählt, bist du für ihn eine wichtige Figur in seinem Spiel - ohne dich hat er kein Mittel mehr, um deinen Vater zu erpressen, also wird er wohl alles daran setzen, dich zu erwischen."
"Ja, das weiß ich", sagte Kani, bemüht ihrer Stimme einen festen Klang zu geben. "Trotzdem muß ich gehen. Ich werde noch kurz Armárans Hütte aufsuchen und dann nach Conogal hinunterziehen, um ihn dort zu finden und aus Érochs Gefangenschaft zu befreien."
Sie runzelte die Stirn, legte den Kopf schief und schien auf etwas in der Ferne zu lauschen.
"Er scheint uns wohl schon auf den Fersen zu sein."
Nun hörte auch Chotis das entfernte Hundegebell, das durch den Morgennebel drang.
"Eilt euch lieber", empfahl sie, dann sah sie hinüber zu Ziranubishath, der sich gerade durch die Felsspalte nach draußen quälte.
"Ihr solltet dem Alten nicht blindlings trauen. Ich kenne ihn - er ist ein schrecklicher Angeber und kaum ein Wort, das er sagt, stimmt. Außerdem glaube ich nicht, daß ihr einen Hexer finden werdet, der euch wirklich nach Hause bringen könnte. An eurer Stelle... hmm, ich würde es bei den Elben im Grauwald versuchen. Für gewöhnlich mögen sie die Menschen nicht sonderlich, machen einen großen Bogen um Fremde und mischen sich nicht in deren Angelegenheiten ein, aber vielleicht würden sie in eurem Fall eine Ausnahme machen." Sie zwinkerte verschwörerisch. "Einige kenne ich sogar recht gut... aber es ist eure Entscheidung. Lebt wohl."
Sie drückte Chotis kurz die Hand und winkte Hragnir zum Abschied zu, dann stahl sie sich durch das dichte Unterholz Richtung Norden davon, ohne sich noch ein einziges Mal umzudrehen. Kurz darauf hatten sie die Nebelschwaden zwischen den Bäumen auch schon verschluckt. Die fahle Morgensonne schickte im Osten gerade ihr erstes, blasses Licht über den Horizont.

Endlich - endlich würde er in die Stadt gelangen, ein Vergnügen, das ihm sein Sohn in den letzten Jahren stets vorenthalten hatte - angeblich aus Rücksicht auf seine angegriffene, schwächliche Konstitution. Lachhaft, dachte Ziranubishath und grinste schadenfroh. Alter Spielverderber. Diesmal wirst du mir keinen Strich durch die Rechnung machen, Éroch! Wren Medír - ich komme!
Sein runzliges Gesicht glühte förmlich vor Erwartung und Vorfreude, als er vor die Höhle trat. "Also, was ist?" fragte er ungeduldig. "Können wir endlich aufbrechen?" 
"Natürlich - wir sind bereit", gab Chotis zurück und sah den Alten erwartungsvoll an. "Dann mal los."
"Ja, dann mal los", wiederholte Ziranubishath, aber er rührte sich keinen Fuß breit von der Stelle.
Hragnir und Chotis starrten ihn an.
"Auf was wartet Ihr denn noch? Geht voran, wir folgen Euch dann schon."
"Ähh, ja... voran."
"Was ist denn?" knurrte Chotis verständnislos. "In welche Richtung müssen wir denn nun?"
Der Alte sah sich unsicher um.
"Hmm, ja... mal überlegen..."
"Überlegen?" Der Dämon schrie fast. "Ich denke, Ihr wißt, wo's lang geht?"
"Jaja", beruhigte ihn Ziranubishath, "natürlich weiß ich das. Südwesten hat das Mädchen gesagt, nicht wahr? Gut, ähh..." Er drehte sich einige Male um die eigene Achse. "Wo war das noch gleich wieder?"
Chotis verschränkte mit säuerlicher Miene die Arme vor der Brust und fixierte ihn aus zusammengekniffenen Augen.
"Ihr wollt uns jetzt aber nicht damit sagen, daß Ihr eigentlich keine Ahnung habt, oder?"
Seine Stimme klang fast ein wenig drohend.
"Nein - natürlich nicht", beeilte sich der Alte zu erwidern, machte ein Gesicht, als würde er die Lage vollkommen überblicken und stapfte los. "Hier entlang. Folgt mir!"
"Hm, Chotis...", Hragnir warf dem Dämon einen irritierten Seitenblick zu und tippte ihm auf die Schulter, "ich dachte, die Stadt liegt südwestlich von hier... wieso marschiert er dann schnurstracks nach Norden?"
"Das frage ich mich auch gerade... he, Alterchen - meint Ihr nicht, wir sollten wenigstens einigermaßen die Richtung treffen, wenn wir schon losmarschieren? Hier geht es nach Südwesten!"

Sie waren noch nicht einmal eine halbe Meile vorangekommen, als das Hundegebell lauter wurde und Hufschläge zu hören waren.
"Psst!" Chotis legte seinen Zeigefinger auf die Lippen. "Seid doch mal still."
Er lauschte und versuchte, die Richtung zu bestimmen, aus der die Geräusche zu ihnen herüberwehten.
"Hmm ... kommt von da drüben", stellte er dann fest und wies in südliche Richtung, "dort scheint die Straße zu sein." Und mit einem Blick auf Hragnir zischte er: "Zieh deinen Kopf ein, bevor sie dich sehen, du Tölpel - du überragst die Wipfel ja noch um Haupteslänge!"
Der Riese duckte sich ein wenig, woraufhin sein schuldbewußtes Gesicht in den Baumkronen verschwand und der Dämon zufrieden nickte.
"In dieser Richtung kommen wir wohl nicht weiter, ohne ihnen direkt in die Arme zu laufen. Wir müßten uns weiter rechts halten..."
Er ließ hastig den Blick durch den dichten Wald schweifen und suchte nach einem geeigneten Weg zu seiner Rechten, doch dort befanden sich nur verfilztes Gestrüpp und schroffe Felsen und für sie war offensichtlich kein Durchkommen möglich. Nach Westen war der Weg also versperrt - und vor ihnen lag die Straße, auf der die Schloßwachen patroullierten. 
"Und? Wo sind denn nun deine geheimen Schleichpfade?" schnauzte er Ziranubishath an, der gerade arglos und mit verträumtem Blick ein paar Beeren von einem Strauch zupfte und bei Chotis‘ Worten erschrocken zusammenfuhr. "Sag schon, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!"
"Ähhh ...", machte der Alte intelligenterweise, aber eine Antwort, die ihnen weiterhelfen würde, hatte er auch nicht parat. Chotis hob resigniert die Augen gen Himmel und bereute in diesem Augenblick bitterlich, im Schloß auch nur einen Blick auf den Alten verschwendet zu haben.
Auf einmal tauchte Hragnirs zerkratztes Gesicht mit ziemlichem Geraschel unterhalb der Baumkronen auf.
"Ich sehe da einen Weg", verkündete er, "sieht aus wie ein Wildwechsel oder ein Trampelpfad - da drüben!" Er wies mit seinem baumstammdicken, behaarten Arm über die Wipfel hinweg. Chotis seufzte ergeben.
"Das ist zwar überhaupt nicht die Richtung, in die wir wollten, aber was bleibt uns anderes übrig... komm, Alterchen - weiter geht’s!"

Sie schickten Hragnir voraus, der ihnen allein schon durch seine Größe und Masse eine ausreichend breite Schneise ins Unterholz bahnte, so daß sie recht bequem und rasch vorankamen. Der Wald wurde ein wenig heller und weniger dicht und bald sahen sie durch die Baumstämme das Sonnenlicht blinzeln und freies Feld vor sich liegen. 
Der Riese war heilfroh, endlich aus diesem schier undurchdringlichen Geflecht von Wurzeln und Ästen herauszukommen, das er beinahe so erdrückend wie die Höhle fand. Nein, für enge Felsengänge und struppige Wälder war er beim besten Willen nicht geschaffen - ihm waren weite, offene Ebenen wie die endlosen Eiswüsten in seiner Heimat wesentlich lieber.
Nur noch ein paar Schritte, dann hatten sie auch schon den Waldrand erreicht.
Doch als sie die letzten Baumreihen hinter sich ließen, erlebten sie eine böse Überraschung.
"Was ist das denn?"
Hragnir beschattete mit der Hand seine Augen, um sie gegen die noch tiefstehende Sonne zu schützen, die gerade über den Horizont kroch, und spähte über das Feld.
"Da sind Reiter", stellte er besorgt fest, während Chotis sich an ihm vorbei nach vorne drängelte. "Ziemlich viele!"
"Wo?"
Der Dämon mußte nicht lange suchen, denn die Reiterschar kam schnell näher und geradewegs auf sie zu. Es waren sicher mehrere Dutzend Pferde, die über die Felder herangeprescht kamen.
"Das sind aber keine Soldaten", murmelte Hragnir. "Nein, es sieht eher aus wie eine... wie eine Jagdgesellschaft...?"
Bevor sie noch genau erkennen konnten, wer oder was da auf sie zugaloppierte, hörten sie auch schon die ersten Rufe:
"Da sind sie!" "Dort drüben am Waldrand!" "He, da ist dieser Riese!"
Und plötzlich sahen sie sich einer ganzen Meute vornehm gekleideter und mit Langbögen und Armbrüsten bewaffneter Edelleute gegenüber, die sich scheinbar aus der Suche nach den Flüchtenden ihren Spaß machen und Wargrov zuvorkommen wollten.
"Wo kommen die denn auf einmal alle her?" wunderte sich Hragnir, aber sein Gefährte hatte bereits einen konkreten Verdacht:
"Scheint der ganze Landadel Grúdjas zu sein, der sich gestern im Schloß bei Wein und Met amüsiert hat."
"Ooch, du hast dich doch auch dort amüsiert... bei Wein und Met." Der Riese seufzte und versuchte, seine ausgetrocknete Kehle zu ignorieren. "Und ich mußte mich mit den Schloßwachen herumprügeln!" Sein vorwurfsvoller Blick streifte den Dämon.
"He, ihr beiden, wir haben jetzt keine Zeit zum Streiten - ich glaube, wir sollten uns hier besser verkrümeln!"
Mit diesen Worten und flatternder Robe war Ziranubishath schon wieder im Wald verschwunden. Chotis und Hragnir wechselten einen kurzen Blick und setzten ihm eilig nach.
Sie hasteten eine Weile blind durchs Unterholz, wichen Baumstämmen und Felsbrocken aus und schreckten verschlafenes Wild auf, das verstört das Weite suchte. Mehrmals schlugen sie Haken und wechselten die Richtung, immer verfolgt von den Rufen und vom Gelächter der Adligen, bis sie schließlich völlig die Orientierung verloren und erschöpft keuchend stehen blieben. Ziranubishath beugte sich nach vorne und stützte sich auf seine Knie, sein Atem entwich mit lautem Pfeifen seinen Lungen.
"Ich ... kann ... nicht ... mehr", röchelte er, woraufhin der Dämon ihn mit leichter Besorgnis musterte.
"He, Alterchen ... " Er klopfte ihm aufmunternd den mageren Rücken. "Du wirst uns doch jetzt hier nicht schlapp machen wollen?"
"Sie versuchen, uns zur Straße zu treiben", stellte Hragnir fest.
Chotis nickte. "Wo wir unweigerlich den Soldaten in die Arme laufen würden. Wir müssen schleunigst hier weg, wenn unsere Köpfe nicht aufgespießt dem Fürsten als Dekoration für seinen Festsaal dienen sollen... aber ich kenne die Gegend hier nicht. Wo, bei allen Göttern, müssen wir lang?"
Er schüttelte Ziranubishath vorsichtig ein wenig.
"He, versucht doch wenigstens einmal, Euch an den richtigen Weg zu erinnern - das kann doch nicht so schwierig sein!"
"Ich versuch’s ja", beteuerte der Alte, "glaubt mir. Aber ich fürchte, ich weiß es ganz einfach nicht mehr."
Mühsam richtete er sich auf. "Es ist schon Jahre her, daß ich zum letzten Mal in Wren Medír gewesen bin - und meist benutzten wir auch einfach die Straße. Ich reiste ja schließlich mit Gefolge... immerhin bin ich ein Fürst!" 
"Ja, natürlich, Eure Majestät ... wie konnte ich das nur vergessen!" murmelte der Dämon mit höhnischer Unterwürfigkeit, aber gleich darauf packte er Ziranubishath am Kragen.
"Soll das etwa heißen, wir haben uns hier verirrt?"
Das Hundegebell schien plötzlich ganz aus der Nähe zu kommen.
"Äähh ... vermutlich ja."
Chotis sah aus, als wolle er den Alten über’s Knie legen und ihm eine gehörige Tracht Prügel verabreichen, und nur mit Mühe konnte Hragnir ihn davon abhalten.
"Was tun wir jetzt?" fragte er verwirrt und sah seinen Gefährten hilfesuchend an. Chotis seufzte.
"Wir suchen das Mädchen!"
 


... und so setzt sich das Abenteuer fort:
Gefangen -K39 (Sylvia)
 

... wenn Ihr aber noch weitere Fortsetzungen kennt, dann mailt mir diese bitte!
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