Magische
Welt
Íja Macár
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 Fluchthilfe gesucht / K22 (Sylvia)
 

Magier des Wortes
K26
 von: Sylvia

Hragnir betrachtete mit schiefgelegtem Kopf die klaffende Öffnung in Turmmauer und Dach und kratzte sich abwesend die Bartstoppeln am Kinn. 
Eine ganze Weile dachte er nach. Manchmal brauchten seine Gedanken zwar ein wenig lange, bis sie durch alle Hirnwindungen gekrochen waren, denn er war nicht gerade der Hellste, aber er kam doch zu dem Schluß, daß er hindurchpassen könnte, wenn er ein paar Mauersteine herausbrach und zusätzlich vielleicht noch den Bauch einzog.
Vorsichtig lehnte er sich mit dem Oberkörper über die Mauerreste und spähte in die abendliche Dunkelheit hinaus. Von unten drangen Musik und Gelächter und ein verführerischer Duft nach köstlichem Essen zu ihm herauf, was ihm auf der Stelle wieder das Wasser im Mund zusammenlaufen und grollend an seinen dämonischen Gefährten denken ließ.
Das Einzige, was der Riese draußen erkennen konnte, waren die schwankenden Baumkronen weit unter sich, die ihn schlagartig wieder an seine Höhenangst erinnerten.
Bei dem Blick in die bodenlose Tiefe wurde ihm auch tatsächlich ein wenig schwindlig und er hatte den Eindruck, der Turm würde bedrohlich anfangen zu schwanken. Schnell lehnte er sich zurück in die Sicherheit der Kammer - und schon stand der scheinbar kreiselnde Turm wieder artig still. Hragnir seufzte. Hohe Gebäude hatte er noch nie sonderlich gemocht - vor allem nicht von oben. 
Mißmutig begann er damit, lose Steine aus der Wand zu brechen, bis er knöchelhoch in einem Haufen aus Schutt und Mauerresten stand und ihm die Öffnung groß genug erschien. Als er mit seiner Arbeit fertig war, stand ihm der Schweiß auf der Stirn und ihm war in seiner Fellkleidung reichlich heiß geworden. Jetzt würde er wohl hindurchpassen - aber wie sollte er hinunterkommen? Er war nicht gerade ein geschickter Kletterer und eher schwerfällig und langsam - und die Außenwände des Turms erstreckten sich glatt und ohne Mauervorsprünge oder Simse in die Tiefe. Hragnir stand wirklich vor einem Problem.
Angestrengt sah er sich in der Kammer des Hexers um und musterte jeden Gegenstand im Raum. Vielleicht gab es ja doch irgend etwas, das ihm nützlich sein könnte, und das er bis jetzt einfach übersehen hatte. Und tatsächlich, während seiner intensiver Suche blieb sein Blick an etwas hängen, das ihn zum Nachdenken brachte ...

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Chotis lümmelte auf seinem Stuhl, den Ellbogen auf die Tischplatte und das Kinn in die Hand gestützt, während Ziranubishaths Redeschwall unaufhaltsam auf ihn einströmte. Obwohl er sich bemühte, ein interessiertes Gesicht zu machen und den lähmenden Schilderungen des Magiers zu folgen, schweifte seine Konzentration immer wieder ab und sein Blick im Festsaal umher, der ihn wesentlich mehr fesselte als das Geplapper des Alten.
Der Saal wies eine enorme Größe auf und war im hinteren Teil, in dem sich die vornehme Gesellschaft und der Burgherr aufhielten, sehr prunkvoll ausgestattet. Die Wände und Säulen aus rotem, glattpoliertem Marmor schimmerten im Licht von Hunderten von Fackeln und Kerzenleuchtern, und farbenprächtige Gobelins und Stickereien schmückten die Wände. Während in diesem ein wenig abgetrennten Teil des Saales einige Dutzend Edelleute an einer prächtig gedeckten Tafel speisten und von uniformierten Lakaien bedient wurden, ging es in der vorderen Hälfte - dort wo sich das gewöhnliche Volk aufhielt - wesentlich bunter, lauter und lustiger zu. Die ganze Einrichtung und Atmosphäre dort erinnerte eher an ein Wirtshaus als einen Festsaal: laut, lärmend und überfüllt mit Gästen verschiedenster Herkunft - Chotis hatte sich praktisch sofort wie zu Hause gefühlt.
Aus den Augenwinkeln beobachtete er das Treiben der Gäste und gab zu Ziranubishaths Ausführungen nur hin und wieder ein gelangweiltes "jaja" oder "soso" von sich. Den Magier schien das jedoch nicht zu stören - im Gegenteil, er sah es als Aufmunterung, mit seinen Reisebeschreibungen fortzufahren. Gerade hatte er seinen merkwürdigen spitzen Hut abgenommen und begann damit, sich auf der Holzbank häuslich einzurichten, wobei er immer wieder vom Wein kostete. Der Dämon hatte mittlerweile seine Versuche, das Thema auf die geplante Rückreise zu lenken, resigniert aufgegeben, da sein Gegenüber einfach nicht zu stoppen war. Statt dessen beobachtete er das fröhliche Treiben im Saal und machte den Schankmädchen schöne Augen. 
Besonders eine zog ungewollt seine Aufmerksamkeit auf sich - aber nicht, wie man vielleicht hätte glauben können, durch überwältigende Schönheit oder ein strahlendes Lächeln. Von einem Lächeln war in ihrem Gesicht nämlich nicht die leiseste Spur zu sehen - im Gegenteil. Sie stand in einem schmutzigen Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln hinter dem Tresen, füllte ohne Unterlaß die Krüge mit schäumendem Bier, schrubbte mit einem Lappen die Theke und scheuchte grimmigen Blickes ihre Kolleginnen zu den Tischen. Der Dämon beobachtete sie schon eine ganze Weile und fragte sich, was sie wohl in die Burg verschlagen hatte. Sie schien eindeutig nicht hierher zu gehören. 
Das Mädchen war ziemlich dünn, beinahe mager, das lange, dunkle Haar hatte sie zu einem unordentlichen Zopf geflochten, der über ihrer Schulter baumelte. Sie trug abgerissene Männerkleidung und einen Lederwams - und sie paßte so überhaupt nicht zu den anderen drallen Schankmädchen, die ausgelassen mit den Gästen schäkerten.
Ein paar Mal grinste er ihr zu, als sie in seine Richtung sah, aber sie bedachte ihn daraufhin nur mit finsteren Blicken, von denen jeder andere wahrscheinlich auf der Stelle tot umgefallen wäre - nicht so dagegen Chotis. Er grinste sie nur um so frecher an. Doch auch dadurch konnte er ihre scheinbar üble Laune nicht zum Besseren wenden. 
Und der pausenlos vor sich hin plappernde Alte neben ihm begann ihn langsam aber sicher zu nerven. Gerade brüstete er sich mit seinen angeblich unerreichten Zauberkräften und seinem Status als "Magier der Götter", und er erzählte eine Geschichte, die so haarsträubend war, daß Chotis ihm kein Wort davon glaubte.
Dem Dämon reichte es endgültig. Er wollte nun ein für alle Mal auf den Punkt kommen und von Ziranubishath wissen, ob er von ihm Hilfe erwarten konnte. Schließlich wollte er, wenn möglich, noch in diesem Leben in seine Heimat zurückkehren.
"Ähhm", setzte er zaghaft an, aber der Magier beachtete ihn nicht weiter. Er schilderte gerade in leuchtenden Farben, wie er durch seine magischen Kräften einen Drachen niedergestreckt hatte.
Chotis, der ein äußerst höflicher Dämon war, wagte einen zweiten Versuch.
"Das ist ja alles sehr interessant, aber dürfte ich Euch wohl kurz unterbrechen?"
Genausogut hätte er mit der Tischplatte vor sich reden können, die auf seine Ansprache sicherlich ähnlich reagiert hätte wie der Magier - nämlich gar nicht.
Neuerlicher Versuch. Seine Gesichtszüge verfärbten sich bereits leicht ins Rötliche.
"Ähh ... ich hätte da mal eine Frage..."
Ziranubishath unterbrach sich nicht einmal zum Atem holen.
"Wollt Ihr mir jetzt wohl mal zuhören!" donnerte Chotis, packte den Alten mit der Faust am Kragen und zerrte ihn quer über den Tisch.
Und tatsächlich: dem Magier blieben buchstäblich vor Schreck die Worte im Hals stecken. Mit offenem Mund und aufgerissenen Augen starrte er sein zornrotes Gegenüber an, als sähe er es zum ersten Mal.
Chotis nutzte die Gunst des Augenblicks und überschüttete Ziranubishath nun seinerseits mit Fragen, bevor der Alte auch nur daran denken konnte, erneut das Wort zu ergreifen.
"Stimmt das mit Euren Zauberkräften?" bohrte er. "Seid Ihr wirklich und wahrhaftig ein Magier der Götter? Könnt Ihr Dämonen beschwören? Dimensionstore schaffen? Könnt Ihr mich und meinen Gefährten wieder zurückbefördern? Liegt das in Eurer Macht?"
"Ääh ..." Der Magier wollte gerade zu einem erneuten Redeschwall ansetzen, doch Chotis’ Faust schloß sich noch ein wenig fester um den Kragen und er sandte ihm einen drohenden Blick.
"Sagt nur Ja oder Nein - mehr nicht!" warnte er. "Liegt das in Eurer Macht?" 
Ziranubishath nickte und stieß einen krächzenden Laut aus, den der Dämon mit viel gutem Willen als 'Ja' durchgehen lassen konnte. Das Gesicht des Magiers lief dunkelrot an und er sah aus, als würden ihm gleich die Augen aus den Höhlen springen und vor ihm auf den Tisch fallen.
"... nicht so fest...", röchelte er heiser.
Chotis lockerte gnädig seinen Griff, woraufhin sich der Alte keuchend und nach Luft schnappend auf die Bank fallen ließ. 
"Werdet Ihr das auch tun?"
Der Magier massierte mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen dürren Hals und starrte Chotis angewidert an.
"Äääh .... nein!"
"Warum nicht?" grollte der Dämon. "Wir werden Euch dafür entlohnen!"
Er hatte im Moment zwar nicht die leiseste Ahnung, was das gängige Zahlungsmittel in diesem Teil des Kontinents war, noch wußte er, wo er dieses auftreiben sollte, aber notfalls würde er diesem sabbelnden Alten das Blaue vom Himmel versprechen, nur damit er sie aus ihrer mißlichen Lage befreite.
"Danke ... kein Interesse", lehnte Ziranubishath hochnäsig ab. "Ich habe einen Auftrag von dringender Wichtigkeit zu erfüllen! Und außerdem will ich mit Euch nichts zu tun haben, glaube ich..."
 


... und so setzt sich das Abenteuer fort:
Baumelnde Riesen -K30 (Sylvia)
...oder alternativ auch hier:
Allerlei Merkwüriges -K43 (Dragonstarlight)
 

... wenn Ihr aber noch weitere Fortsetzungen kennt, dann mailt mir diese bitte!
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