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Íja Macár
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Ein Ritt mit Folgen
K60
 von: Andreas Rabenstein

Wargrovs Laune war alles andere als gut. Die ganze Nacht über jagten seine Leute und er hinter dem flüchtigen Dämon und dessen Spießgesellen her, die zu allem Überfluß auch noch Érochs Vater entführt hatten. Insgeheim hatte der Hauptmann zwar überhaupt nichts dagegen, wenn die ganze Bande samt der senilen Nervensäge von Fürstenvater für immer verschwanden; doch durfte er vor Éroch auf keinen Fall diesen Eindruck erwecken. Also trieb er seine ganze Truppe aus den Betten und ließ sie die Wälder um Schloß Wabe durchkämmen, während er mit Cedric an der Seite die ganze Nacht im Sattel saß, um die Suche zu überwachen und immer wieder Anweisungen und Ermahnungen zu erteilen. Die Begeisterung seiner Leute war verständlicherweise nicht sehr groß, da keiner von ihnen Wert darauf legte, den Riesen tatsächlich aufzuspüren. Andererseits war auch keiner von ihnen darauf erpicht, durch zu deutlich zur Schau gestellte Unlust Wargrovs Zorn auf sich zu ziehen. Bis in die frühen Morgenstunden blieb die Suche erfolglos. Irgendjemand aus der Bande degenerierter Landadeliger, die zur Zeit Érochs Hofstaat bildeten, kam dann auf die Idee, sich der "Monsterjagd" anzuschließen. So hatten die Soldaten des Hauptmanns auch noch darauf zu achten, daß sich niemand von diesen gepuderten Lakaien verletzte. Wäre jemand zu Schaden gekommen, hätte das diplomatische Konsequenzen nach sich gezogen. Da Éroch diese auf keinen Fall wünschte, war es in Wargrovs Verantwortung, für die Unversehrtheit der Höflinge zu sorgen. Allein bei dem Gedanken daran spuckte er aus. 

Schließlich hatten die Soldaten Érochs die Flüchtigen in Nordosten von Schloß Wabe aufgespürt. Unglücklicherweise befand sich dort auch gerade eine ganze Horde des Adels. Ebenso unglücklich war, daß Wagrov selbst zu weit entfernt war, um rechtzeitig zur Stelle zu sein. Als er dann erfuhr, was sich zugetragen hatte, platzte ihm der Kragen. Selbst die Höflinge wagten nicht, sich über das Wutgebrüll des Hauptmanns zu erregen, das auch über sie hinweg brandete. Immerhin galt es hauptsächlich ihnen; denn die bunte Jagdgesellschaft hatte auf die Flüchtenden geschossen, obwohl die immer noch den Vater von Èroch als Geisel bei sich hatten. Der Dämon und sein Riese waren von Kani, dieser Diebin und Unruhestifterin, in einen der alten Zwergentunnels gelotst worden. Kurz nachdem sie darin verschwunden waren, stürzte der Eingang ein. Wargrov ließ seine Leute sofort beginnen, den Eingang wieder freizulegen, war doch zu befürchten, daß die Gejagten verschüttet wurden. Nicht, daß er die ganze Bande liebend gern dort hätte verschimmeln lassen. Wargrov wußte jedoch zu gut, daß er Éroch, auch im schlimmsten aller Fälle, zumindest die Leiche seines nichtsnutzigen Vaters zurückbringen mußte. Die Köpfe des Dämons und des Riesen als Dreingabe würden den Fürsten etwas besänftigen. Es stellte sich heraus, daß der Einsturz des Eingangs zu den Zwergenstollen weitreichender war, als es zunächst aussah. Wargrov blieb nichts anderes übrig, als Kasila hier das Kommando zu übergeben. Er selbst mußte sich auf den Weg zum Treffen mit dem Druiden Armáran machen, um Érochs heißbegehrte Tinktur zu beschaffen. 
Der Hauptmann ritt zum Schloß zurück und ließ sich dort ein frisches Pferd und Proviant geben. Dann ritt er eilig los, da er schon recht spät war. 

***

Armáran lief immer noch ein Schauer des Unbehagens über den Rücken, als er den bewußtlosen Gréjhem auf einem hastig aus den Stämmen zweier junger Bäumen und etwas Bast gebauten Schlitten hinter sich her zu seiner Hütte zog. Der Fremde war entgegen den Erwartungen des Druiden nicht an dem Verzehr der Frucht des Nachtblaus zugrunde gegangen. Stattdessen faselte er vor sich hin, so als würde er sich mit einer oder mehreren Personen unterhalten, die natürlich nicht da waren. Wenn der Junge mit Geistern gesprochen hätte, hätte der Druide sie ebenfalls sehen können. Als Gréjhem die Augen öffnete, schien er dennoch nicht sehen zu können. Sehr beunruhigend war, daß seine Augen völlig einfarbig tiefblau waren. Als wenn dies noch nicht genügt hätte, hatte der junge Mann seine Hand ausgestreckt und die Wasserflasche des Druiden war direkt hineingeflogen. Nachdem er zunächst nur krächzen konnte, brachte Armáran dann doch die Frage hervor, wie Gréjhem das angestellt habe. Der schien sich jedoch wieder in ein Gespräch mit seinen Halluzinationen zu verstricken. Dann hielt er sich die Ohren zu und rannte los, direkt mit dem Kopf gegen einen tiefhängenden Ast. Der Aufprall entlockte dem Ast einen melodischen Klang, dem der dumpfe Aufschlag von Gréjhems Körper auf den Waldboden folgte. Armárans neuer Bekannter blieb reglos liegen. Erleichtert stellte der Druide fest, daß der Mann noch lebte und bis auf eine rapide wachsende Beule an der Stirn unverletzt schien. Also baute Armáran ein Transportmittel, mit dem er den Bewußtlosen zu seiner Hütte ziehen konnte, um ihn dort besser zu versorgen. Während er mit sicheren Handgriffen arbeitete, dachte der Druide über das nach, dessen er hier Zeuge geworden war. Beinahe hätte er versäumt, den reichen Nachtblau-Bestand zu ernten. Er besaß nun genügend Wurzeln dieser Pflanze, um Éroch für einige Zeit mit dem Elixier zufriedenzustellen. 

Aus Schriften zur Kräuterkunde wußte Armáran , daß in früheren Zeiten die Beeren des Nachtblaus als sehr wirksames Mittel eingesetzt worden waren, um Thronfolgen neu zu gestalten. Schon ein Achtel einer Beere sollte demnach ausreichen, ein ganzes Bankett zu vergiften. Die Opfer, die innerhalb kürzester Zeit starben, hatten schwarze Zungen. Gréjhem jedoch hatte eine ganze Beere allein verköstigt und schien dafür relativ lebendig zu sein. Seine Zunge sah gesund aus - Armáran hatte dem Bewußtlosen in den Mund gesehen, um auszuschließen, daß er an irgendwelchen Resten der Beere erstickte. Wer war dieser seltsame Gast? War er ein Dämon oder gar ein Abkömmling der Götter? Für Armáran sah Gréjhem jedoch trotz allem wie ein ganz gewöhnlicher Mensch aus. Während der Druide auf dem Weg zurück zu seiner Hütte vor sich hin grübelte, überkam ihn eine seltsame Hochstimmung, die ihn selbst zunächst überraschte. Doch dann realisierte er, warum sich seine Laune derart gebessert hatte: durch die zurückliegenden Ereignisse war Hoffnung in ihm aufgekeimt, Hoffnung, nun endlich sich und seine Tochter aus den Fängen Érochs zu befreien. 

***

Der erste Tag seines Rittes zum Treffpunkt mit dem Druiden war die Hölle gewesen. Wargrov, dem ja der Schlaf der vergangenen Nacht völlig fehlte, da er die Jagd nach den Entführern von Érochs Vater zu leiten hatte, wäre ein paar Male vor Müdigkeit beinahe aus dem Sattel gekippt. Er kaute Bóna-Wurzeln, die ihn notdürftig wach hielten, ihm dafür aber Magenschmerzen verursachten. Wiederholt verfluchte er Éroch für seine Besessenheit, alle paar Tage dieses verflixte Elixier zu bekommen. Dadurch, daß der Fürst den Druiden - durch Wargrov, das gestand dieser sich säuerlich ein - unter Druck gesetzt hatte, das Elixier noch schneller zu produzieren, blieb dem Hauptmann natürlich auch weniger Zeit, sich selbst von den Ritten zu erholen. 

Kurz vor Sonnenuntergang gönnte Wargrov sich und seinem Pferd dann endlich die wohlverdiente Ruhe. Der Hauptmann war derart müde, daß er sich nur nachlässig um die Sicherheit seines Nachtlagers kümmerte. Soetwas kam normalerweise nicht vor. Insgeheim war er froh darüber, daß ihn keiner seiner Männer bei derartigen Disziplinlosigkeiten beobachtete. 

Mit schmerzenden Knochen erwachte Wargrov neben den kalten Resten seines Lagerfeuers. Sein Pferd hatte sich von dem Baum, an den er es angebunden hatte losgerissen, graste jedoch friedlich einige Meter entfernt. Das Feuer war schnell wieder in Gang gebracht. Wargrov brühte sich gerade einen starken Tee auf, als ihn das Schnauben seines Pferdes auffahren ließ. Er riß sein Kurzschwert aus der Scheide und sprang auf die Füße. Innerlich verfluchte er sich, daß er sein Kettenhemd noch nicht wieder übergestreift hatte. Im zunehmenden Licht des Morgengrauens lösten sich aus dem Frühnebel zwei Gestalten. Ihr Anblick ließ Wargrov daran zweifeln, daß sie nur das Frühstück mit ihm teilen wollten. Das Knacken eines Astes hinter ihm, wahrscheinlich absichtlich herbeigeführt, teilte ihm mit, daß die beiden Halunken vor ihm nicht alleine waren. 

Die beiden Gestalten sahen wenig vertrauenserweckend aus. Einer war ein Zwerg, der andere ein sehr häßlicher Mensch. Beide trugen bunt zusammengewürfelte Kleidung und verschiedene leichte Rüstungsteile. Der Mensch blieb stehen und stützte sich auf ein schartiges, aber ansonsten gut gepflegtes Zweihänderschwert. Der Zwerg hielt ein klobiges Krummschwert in seiner Rechten, während er mit der Linken einen schmalen Stoßdolch führte. Wargrov kannte diese Typen, ehemalige Söldner oder Deserteure, die sich ein ertragreiches Leben ausmalten, wenn sie ihr Können freischaffend und nur zur eigenen Bereicherung einsetzten. Gefangene machten die nur, wenn sich daraus ein erträgliches Lösegeld gewinnen ließ. Ein schneller Blick über die Schulter bestätigte dem Hauptmann, daß sich in seinem Rücken noch zwei weitere Banditen befanden. Mindestens einer von ihnen hatte einen Bogen in der Hand. 

"Was haben wir denn hier, Khaislík?", sprach der Häßliche seinen zwergischen Mitstreiter an. "Einen einsamen Wanderer, ganz allein mit seinem Pferd. Meinst du nicht, daß das sehr leichtsinnig ist?" Der Wortführer entblößte eine lückenhafte Reihe fleckiger Zähne zu etwas, das wohl ein Grinsen darstellen sollte, bei ihm jedoch aussah, als sei ihm gerade ein Magengeschwür durchgebrochen. Der Zwerg antwortete mit einem stumpfsinnigen "Höhö!" Als der Häßliche jemandem zunickte, der sich hinter Wargrov befand, warf sich dieser auf den Boden. Ein Pfeil zischte sehr dicht an seinem Ohr vorbei. Er rollte sich ab, kam auf die Beine und sprintete zu seinem Pferd. Die Räuber riefen sich Warnungen zu. Wargrov sprang auf den Rücken seines Reittiers und rammte ihm seine Hacken in die Flanken. Natürlich hatte er dem Tier am Abend Sattel und Zaumzeug abgenommen, damit es nicht wund wurde. Zum Glück konnte der Hauptmann auch ohne diese Hilfsmittel reiten; allerdings ließ er den Räubern seine gesamte Ausrüstung und seinen Proviant zurück. Ein scharfer Schmerz ließ ihn aufschreien. Sein Kurzschwert fiel ihm aus der Hand, da diese plötzlich taub und gefühllos geworden war. Eine Pfeilspitze ragte aus seiner rechten Schulter hervor. Trotz dieser Verletzung hielt er sich auf seinem Pferd und entkam so seinen Angreifern. Wargrov trieb sein Pferd mit von Schmerz getrübten Sinnen voran. Später ließ er es einfach aus eigenem Antrieb laufen. Er wußte nicht, wohin er getragen wurde, brachte jedoch nicht die Kraft auf, daran etwas zu ändern. Ab und zu hielt sein Pferd an, um etwas zu grasen oder an einem Bach zu trinken; wenig später setzte es dann seinen Weg fort. Es schien fast, als wisse es genau, wohin es zu gehen hatte. Wargrov dämmerte vor sich. Das Fieber, das allmählich von ihm Besitz ergriff, ließ ihn immer wieder in einen von wirren Träumen durchsetzten Schlaf verfallen, so daß der Hauptmann keine Ahnung mehr hatte, wo er sich befand und wie lange er schon unterwegs war. Wie durch ein Wunder hielt er sich auf dem Rücken seines Pferdes.
 


...und so setzt sich das Abenteuer fort:
Der Beginn einer Freundschaft -K61 (Andreas Rabenstein)
 

... wenn Ihr aber noch weitere Fortsetzungen kennt, dann mailt mir diese bitte!
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