Magische
Welt
Íja Macár
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 Flucht von Schloß Wabe / K33 (Andreas Rabenstein)
 

Das Geständnis
K34
 von: Sylvia

Hragnir sah aus, als würde er jeden Moment vor Wut platzen wollen. Er machte einen Schritt nach vorne, trat aus dem Schatten der Baumgruppe und stellte sich dem Dämon und seinen Begleitern breitbeinig in den Weg.
"Was heißt 'da bist du ja endlich'?" grollte er. "Du hättest mich hier eiskalt sitzen lassen!"
Kani riss vor Staunen über die riesige, in verfilzte Felle gekleidete Gestalt Mund und Augen auf und sprang vor Schreck beinahe in den Graben, während Chotis ganz beiläufig Hragnirs riesigen Zeigefinger beiseite schob, der ihm anklagend auf die Brust tippte.
"Niemals!" flötete er, "wir wollten dich gerade holen gehen."
"Rein zufällig hättest du dazu aber die andere Richtung wählen müssen", erwiderte der Riese grimmig.
"Aber Hragnir... freust du dich denn gar nicht über das Wiedersehen?"
"Nichts da, aber Hragnir", blaffte er, und mit einem Blick auf das Schankmädchen und den Magier, der über Chotis' Schulter baumelte, sagte er dann:
"Wer sind diese Leute?"
"Ah, das hätte ich beinahe vergessen - das hier ist Kani, und der hier...", Chotis wies grinsend mit dem Kinn auf den Magier über seiner Schulter, "das hier ist unsere Rückreisegarantie. Darf ich vorstellen: Ziranubishath - Magier der Götter!"
"Ein Magier der Götter?" hakte der Riese mißtrauisch nach. "Was soll das denn sein? Habe ich ja noch nie gehört..."
"Ein sehr einflußreicher Magier", versicherte der Dämon. "Er beherrscht gewaltige Zauber und ist des Dimensionsreisens mächtig - ähh, glaube ich zumindest. Er wird uns wieder zurückbringen."
"Hm, bist du dir da sicher? Er sieht mir im Augenblick nicht gerade sehr mächtig aus - eher ohnmächtig. Wo hast du den denn aufgegabelt?"
"Ich habe ihn im Festsaal getroffen, ebenso wie das Mädchen hier - eine glückliche Fügung des Schicksals, würde ich sagen. Nachdem du mir ja sämtliche Wachen auf den Hals hetzen mußtest!"
"Apropos Wachen...", raunte eine eindringliche Stimme und Kani stand plötzlich neben den beiden, "wir sollten schleunigst von hier abhauen, bevor sie unsere Spur verfolgen. Mit dem Hauptmann der Wache ist nicht zu spaßen - notfalls wird er wohl auch eine ganze Armee hinter uns herhetzen!"
"Ach was", winkte Chotis lässig ab, "mit denen werden wir fertig. Außerdem sind wir ohnehin bald wieder von hier verschwunden."
"Ihr solltet Wargrov nicht unterschätzen!"
Ihre Stimme klang, als wüßte sie ganz genau, wovon sie sprach
"Wieso sollte er eine ganze Armee hinter uns herschicken? Wir haben nichts getan - außer daß Hragnir den Turm ein wenig demoliert hat."
Chotis warf dem Mädchen einen abschätzenden Blick zu.
"Na gut, irgendwelche Vorschläge?"
"Zuerst sollten wir wohl diesen Magier wieder auf die Beine bringen, damit wir endlich verschwinden können", grummelte Hragnir. "Schreckliche Gegend hier - es gibt nichts anständiges zu Essen, viel zu viele Soldaten und außerdem ist es zu warm. Wollen wir ihn gleich aufwecken?"
"Wir suchen uns erst einmal ein sicheres Plätzchen - so nahe bei der Straße können wir nicht bleiben", bestimmte Chotis und wandte sich an Kani. "Kennst du dich in der Umgebung aus? Gibt es in der Nähe einen Ort, an dem wir uns eine Weile verstecken könnten?"
"Ja, es gibt einen", antwortete sie zögernd, "gar nicht weit von hier, aber..."
Sie musterte Chotis und den Riesen und schien einen Augenblick über etwas nachzudenken, dann nickte sie.
"Gut, ich werde euch dorthin bringen. Aber danach werde ich verschwinden und wieder meiner eigenen Wege gehen, mit euch zusammen will ich besser nicht gesehen werden. Folgt mir!"

***

"Ihr werdet diesen Dämon finden - und vergeßt meine Lieferung nicht!" äffte Wargrov wütend die Stimme seines Fürsten nach. "Wie stellt er sich das denn vor? Kann ich vielleicht hexen?"
Mit zornrotem Kopf und zielstrebigen Schritten eilte der Hauptmann über den nächtlichen Schlosshof und Cedric, der ein ganzes Stück kleiner war als sein hochgewachsener Vorgesetzter, hatte einige Mühe ihm zu folgen.
Wargrovs Miene wirkte so finster und entschlossen, daß der Junge, der eben zwei gesattelte Pferde aus den Stallungen führte, angstvoll vor ihm zurückwich.
"Gib her", zischte der Hauptmann und riß dem Stallburschen die Zügel seines Hengstes aus der Hand. "Ich habe keine Zeit zu vertrödeln."
Er brummte einige unverständliche, nicht sehr freundlich klingende Worte vor sich hin und schwang sich auf‘s Pferd. Cedric tat es ihm nach, wenngleich auch etwas weniger schwungvoll.
Während er umständlich in den Sattel kletterte, informierte er den Hauptmann über eine Tatsache, die Éroch wohlweislich verschwiegen hatte.
"Sie sind inzwischen aus dem Schloss geflohen", berichtete er und nach einigem Zögern fügte er noch hinzu: "Kani ist bei ihnen."
"Auch das noch", stöhnte Wargrov. Das Schankmädchen und vor allem ihre Vergangenheit, die man nicht gerade als legal bezeichnen konnte, waren ihm wohl bekannt - und seit langer Zeit schon ein Dorn im Auge.
Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Nicht genug, daß Éroch ihn damit beauftragt hatte, nach einem flüchtigen Dämon und einem Riesen zu suchen - jetzt mußte er sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch noch mit diesem unverschämten Biest anlegen. Das alles brachte seine ausgeklügelte Zeitplanung nun vollends zum Scheitern. In zwei Tagen sollte das nächste Treffen mit Armáran stattfinden - und auch das durfte er nicht versäumen, wenn er nicht den Zorn des Fürsten auf sich ziehen wollte.
Nur wie er das alles in so kurzer Zeit bewerkstelligen sollte, das blieb ihm vorerst noch ein Rätsel. Vielleicht hatten sie Glück und fanden die Ausreißer gleich - einen Riesen aufzutreiben, konnte ja nicht allzu schwierig sein.
Wargrov wartete ungeduldig, bis auch Cedric sich in den Sattel gehievt hatte, dann gab er seinem Pferd die Sporen und preschte voraus. Das Klappern der eisenbeschlagenen Hufe auf dem Pflaster brach sich als Echo an den Mauern des Schlosses und füllte die Stille des Hofes, als die beiden hintereinander auf das Tor zugaloppierten.

***

Einige Meilen wanderten sie am Waldrand entlang und hielten sich parallel zur Straße– immer darauf bedacht, von außen nicht gesehen zu werden und sich möglichst leise fortzubewegen, was mit einem ausgewachsenen Prólm im Schlepptau nicht ganz einfach war.
Ab und zu hörten sie auf der Straße entfernten Hufschlag und Hundegebell, aber im Wald selbst blieb es still – noch.
Kani, die vorauslief und den Wald wie ihre Westentasche zu kennen schien, drehte sich mehrmals zu Hragnir um und konnte jedesmal nur seufzend den Kopf schütteln, wenn er gegen Bäume rannte, geräuschvoll durchs Unterholz brach oder versehentlich über umgestürzte Baumstämme stolperte.
Selbst wenn die Soldaten sie nicht hören konnten – spätestens wenn sie auf die breite Schneise trafen, die der Riese hinterließ, würden sie ihrer Spur problemlos folgen können. Wenigstens hatte Hragnir dem Dämon die Last des Magiers abgenommen und ihn sich kurzerhand unter den Arm geklemmt. Und auch als Ziranubishath wieder zu sich zu kommen schien und sofort zu einem Hilfeschrei ansetzte, hatte der Riese ein klein wenig nachgeholfen, so daß der alte Magier friedlich wieder in seine Ohnmacht zurücksank und keine Möglichkeit hatte, durch sein Gezeter ein ganzes Wachbataillon anzulocken.
Nach einer Weile bogen sie nach Norden ab und bewegten sich auf einem schmalen, von dunklem Efeu überwucherten Pfad immer tiefer in den Wald hinein. Zu ihrer Rechten ragten Felsen in die Höhe und bald wurde das Unterholz so dicht, daß sie nur noch langsam vorankamen.
"Hier ist es", sagte Kani leise und blieb plötzlich stehen. Sie wies mit der ausgestreckten Hand auf das dichte Gestrüpp, das vor der Felswand wucherte.
"Hier?" Hragnir sah sich verdutzt um. "Wo? Ich seh‘ nichts."
Sie bog Äste und Zweige beiseite und dahinter konnten sie im Fels eine dunkle Öffnung erkennen.
"Und? Was soll das sein?"
"Eine Höhle - dort könnt ihr euch eine Weile verstecken."
"Eine Höhle?" wiederholte der Riese verständnislos, "das ist höchstens ein Kaninchenloch!"
"Tja, da wirst du deinen Wanst ganz schön einziehen müssen, um da reinzupassen", grinste Chotis. "Stell dich nicht an, Hragnir. Was hast du denn erwartet - ein Luxushotel?"
"Innen ist die Höhle viel größer", erklärte Kani, "nur der Eingang ist vielleicht etwas schmal - für einen Riesen zumindest."
"Das kann man wohl sagen!"
Doch mit einiger Anstrengung - Chotis zog von vorne und Kani schob von hinten - passte auch Hragnir durch das Loch. Im Inneren der Höhle konnte er sich beinahe aufrichten, so hoch war sie an einigen Stellen. Zumindest für kurze Zeit würden sie hier sicher und ungestört sein.
Kani ging nach draußen und sammelte Feuerholz ein, während Chotis in der Zwischenzeit die vielen Taschen und Beutel des Magiers durchstöberte.
"Nichts als Plunder", grummelte er und betrachtete enttäuscht die magere Ausbeute, die er zu Tage befördert hatte.
"Wie lange soll der eigentlich noch schlafen?" brummte Hragnir. "Meinst du nicht, daß es langsam an der Zeit wäre, ihn aufzuwecken? Ich will endlich nach Hause!"
Er seufzte und tätschelte dem Magier die eingefallenen, runzligen Wangen, woraufhin Ziranubishaths Kopf von einer Seite zur anderen flog.
"Laß mich das lieber machen", bremste Chotis seinen ungeduldigen Freund und schüttelte den Alten vorsichtig ein wenig. "Er sieht nicht gerade stabil aus."
Nach einer Weile, als schon längst ein Feuer in der Höhle flackerte und sie sämtliche Vorräte vertilgt hatten, die Kani im Schloß hatte mitgehen lassen, schlug der Magier tatsächlich die Augen auf.
"Wo bin ich hier?" fragte er irritiert. "Wer seid ihr?"
Doch als sein Blick auf den Dämon fiel, der sich gemütlich am Feuer wärmte, fiel ihm schlagartig alles wieder ein.
"Ihr!" entfuhr es ihm. "Ihr habt mich hierher geschleppt - das hätte ich mir gleich denken können! Was wollt Ihr von mir?"
"Ähh, wir hatten eine Vereinbarung... ", erinnerte ihn Chotis.
Ziranubishath kniff die Augen zusammen.
"Wir hatten keine Vereinbarung! Fangt Ihr schon wieder damit an?"
Aber dann seufzte er tief.
"Es scheint wohl nicht so einfach zu sein, Euch wieder loszuwerden... nun gut, vielleicht sollte ich besser ein Geständnis ablegen, bevor Ihr mich quer durch den halben Kontinent schleppt."
"Ein Geständnis?"
Drei Augenpaare blickten Ziranubishath fragend an.
"Hmm, ja, wie soll ich sagen? Eigentlich bin ich gar kein richtiger Magier... "
"Nicht??"
"Öööhm... nein." Der Alte grinste verlegen. "Ich bin Fürst Érochs Vater."
 


... und so setzt sich das Abenteuer fort:
Pläne aus der Höhle -K36 (Andreas Rabenstein)
...und genau so auch hier:
Ein Ritt mit Folgen -K60 (Andreas Rabenstein)
 

... wenn Ihr aber noch weitere Fortsetzungen kennt, dann mailt mir diese bitte!
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